Wahl des Informatikstudiengangs

Hallo,

ich glaube, ich hab hier vor einigen Monaten schonmal ne aehnliche Frage gestellt, allerdings hat sich seitdem das angestrebte Ziel deutlich veraendert.

Also... ich hab bisher im Rettungsdienst gearbeitet, hab 2009 Abi gemacht, bin mittlerweile 25 Jahre alt und habe eigentlich bisher auf einen Medizinstudienplatz gewartet (den ich eigentlich dieses Jahr bekommen muesste).
Jedoch geht mir die zunehmenden "Kommerzialisierung" der Medizin und der Gesundheit mehr und mehr gegen den Strich und eigentlich habe ich unter diesen Umstaenden auch keine / wenig Lust nach wie vor Medizin zu studieren.

Nur so viel vorweg.

Mein altes Steckenpferd war eigentlich immer die Informatik, wollte das auch frueher schon mal machen und in den letzen Wochen und Monaten ist der Gedanke eigentlich wieder mehr und mehr akut geworden, doch diesen Weg zu gehen.
Nun wird die ganze Sache langsam "heiss", da sich langsam der Bewerbungsschluss fuer Studiengaenge mit bundeseinheitlicher Zulassungsbeschraenkung naehert.

Mein Problem ist einfach, dass es in der Informatik so viele Studiengaenge gibt, dass ich es sehr schwierig finde, sich dort zu orientieren.

Generell wuerde mich spaeter sowas interessieren wie: Malware Analysis (Kaspersky), Cryptoanalyse, Spionageabwehr, Systeme sichern etc.

(Eventuell sowas Richtung "Grey Hat Hacking", auch wenn das m.E. etwas naiv klingt...)

Habe dazu mal den Studiengang "IT Security" gefunden, allerdings finde ich die Informationen diesbezueglich etwas duerftig.
Ein Kumpel von mir studiert aktuell in Potsdam Informatik und empfahl mir, zunaechst einemal "klassische Informatik" bis nach dem Bachelor zu studieren, und mich dann, waehrend des Masters zu spezialisieren.

Eben weil man da vor allem Mathe, das Grundverständnis der Rechnerarchitektur und Modellierungswerkzeuge naeher gebracht bekommt und Nebenher noch "das Programmieren" und Programmier(sprach)konzepte lernt.

Das "Spezialisieren" sagt er, findet dann mithilfe von Fachschaften bzw. Lehrstuehlen statt.

Dieser Gedankengang klingt fuer mich schluessig und logisch.

Was meint ihr so dazu?
Hier sind sicher einige Leute die auch Informatik studiert haben (entweder reine Informatik oder eine besondere Richtung).

Vielen Dank im Voraus!
 
Zuletzt bearbeitet:
Jedoch geht mir die zunehmenden "Kommerzialisierung" der Medizin und der Gesundheit mehr und mehr gegen den Strich und eigentlich habe ich unter diesen Umstaenden auch keine / wenig Lust nach wie vor Medizin zu studieren.

Das musst du ja nicht mitmachen. "Ärzte ohne Grenzen" oder das IRK suchen immer fähige Ärzte. Auch ächzen gerade kleinere Bereiche, die nicht direkt etwas mit der Behandlung zu tun haben, wie z.B. Pathologie, unter dem extremen Fachkräftemangel. Und in der Informatik speziell IT Sicherheit ist das darüber hinaus nicht anders, eher sogar schlimmer, da sich gerade in der Industrie und Wirtschaft für IT Sicherheit praktisch niemand dafür interessiert und es, gerade wenn du in den Ebenen nach oben kletterst, immer darauf ankommen wird, wie gut du IT-Sicherheit bzw. Informationssicherheit als Maßnahme zur Effizienzsteigerung verkaufen kannst. Für Sicherheit oder Datenschutz interessiert sich, gelinde gesagt, keine Sau. Da die Informatik scheinbar auch noch zu unwichtig ist oder zu komplex für die konservativen Wirtschaftsköpfe ist, wird sich da auch nicht so viel ändern, trotz NSA Spionage oder Cyberwar.

Habe dazu mal den Studiengang "IT Security" gefunden, allerdings finde ich die Informationen diesbezueglich etwas duerftig.
IT-Sicherheit gibt es inzwischen an vielen Hochschulen und Universitäten in ganz Deutschland. Die zentrale Frage ist im ersten Schritt vielmehr, ob es dich in die Uni/TU zieht (hauptsächlich theoretische Arbeit, breiter Background im Bachelor, wissenschaftlich fundiert, Ziel ist wissenschaftliche Arbeit an Unis oder an Schnittstellen zur Wissenschaft z.B. Fraunhofer Instituten, Forschungsabteilungen großer Unternehmen, ..), oder lieber an eine FH (praktisch orientiert, weniger Background, dafür tieferes praktisches Wissen in manchen Bereichen am Ende des Bachelors, Ziel ist die Wirtschaft). Letzteres kannst du dann noch aufsplitten in Berufsakademie (Arbeiten & Studium parallel) und normaler Fachhochschule. Dein Ziel sollte aber in jedem Fall der Masterabschluss sein.

Je nach Uni hast du unterschiedliche Möglichkeiten für ein IT Sicherheitsstudium. Üblicherweise studiert man im Bachelor allgemeine Informatik und spezialisiert sich dann im Master, z.B. in Saarbrücken, Karlsruhe, München, Darmstadt oder Bochum. Der Vorteil an einem allgemeinen Informatik-Bachelor ist, dass du die Entscheidung weiter vor dich herschieben und am Ende doch noch auf etwas anderes umsatteln kannst, falls dir etwas anderes besser gefällt. Wenn du dir sicher bist mit IT-Sicherheit, würde ich aber eher einen IT-Sicherheits-Bachelor empfehlen, z.B. im Bochum. Du lernst einfach zielgerichteter und vergeudest nicht deine Zeit mit unnützen Vorlesungen, die dir dann eh keinen Spaß machen werden (grafische Datenverarbeitung.. *würg*). Nachteil ist natürlich, dass du nicht rechts und links gucken kannst, was es noch so schönes in der Informatik gibt. Die Grundlagen sind übrigens meistens gleich, d.h. Analysis, Statistik/Stochastik, Numerik, Formale Sprachen, Mathematische Logik, Java, C, Assembler, oder technische Informatik und Rechnerarchitekturen wirst du in allen Informatik-nahen Studiengängen hören, denn diese Dinge sind einfach grundlegend für die weitere Arbeit und das Verständnis. An FHs hast du davon natürlich weniger, an Unis eher mehr.... Auch kannst du üblicherweise nach einem IT-Sicherheits-Bachelor noch einen normalen Informatik- oder manchmal auch E-Technikmaster draufsatteln. Das kann aber auch mit kleineren Auflagen (zusätzliche Veranstaltungen) verbunden sein, je nach Uni/FH wird das unterschiedlich gehandhabt.

Falls du mehr oder speziellere Fragen hast, frag einfach!

Abschliessend lass dir gesagt sein: Studiere das, was dir Spaß macht und achte nicht darauf, wie es später sein könnte. Du wirst nur zufrieden sein, wenn dir der Stoff gefällt. Am Ende sollte das Ziel auch vielmehr darin liegen, die Dinge zu korrigieren, die deiner Meinung nach falsch laufen. Und das kannst du auch als Chefarzt/Chefärztin ;)
 
Wenn Du bisher in deiner Freizeit nicht an Debuggern hängst und Codereading betreibst, dann brauchst du als "Malware Analyst" etc. gar nicht antreten.

Du meisten "IT Security Experten" sitzen Ende in Systemhäusern herum und verkaufen oder betreuen Standardsoftware für Kunden. Und dafür brauchste echt kein Studium - da tuts auch der Fachinfi in einem guten Laden wo es auch Schulungen/certs gibt.

Aber da du anscheinend ja auch an der Medizin interessiert bist: Wir wäre es denn mit sowas Richtung Bio- oder medizinische Informatik?
 
Du meisten "IT Security Experten" sitzen Ende in Systemhäusern herum und verkaufen oder betreuen Standardsoftware für Kunden.

Das schimpft sich dann übrigens Consulting... Consultants werden dann gerne für viel Geld ins Unternehmen geholt, weil man sie schnell wieder entlassen kann, wenn das Projekt vorbei ist, weswegen gerade Selbstständigkeit und Beratungsunternehmen in unserem Bereich boomen. Für große Unternehmen ist Sicherheit aber eben immernoch ein Zustand, der bei Erreichen festangestellte IT-Security-Mitarbeiter unnütz macht. Das verpackt man dann noch als Fachkräftemangel und lässt es durch Bitkom und eco der Politik verkaufen. Bei genauerem Hinsehen und Hinterfragen merkt man allerdings schnell, wie verlogen die ganze Geschichte doch ist.
 
Hi vlast!
Dein Problem besteht nicht zwischen dir und dem Beruf, sondern zwischen dir und der Gesellschaft. Einen Beruf zu finden, der nicht "kommerzialisiert" ist, sollte sehr schwer sein. Im Zweifel hängt es dann wohl eher von der konkreten Anstellung ab.
Wenn du in die Richtung was verändern willst, wäre es sinnvoller sich politisch zu engagieren.
vlast hat gesagt.:
Also... ich hab bisher im Rettungsdienst gearbeitet, hab 2009 Abi gemacht, bin mittlerweile 25 Jahre alt und habe eigentlich bisher auf einen Medizinstudienplatz gewartet (den ich eigentlich dieses Jahr bekommen muesste).

Ich würde an deiner Stelle Medizin studieren. Wenn es wirklich dein Wunsch ist Menschen zu helfen und den menschlichen Körper zu verstehen, ist es doch genau das richtige für dich.
Klar, Ärzte haben heutzutage viel mit Bürokratie und mangelndem Geld zu kämpfen, aber in anderen Berufszweigen wird das ähnlich sein.

Außerdem solltest du überlegen, inwiefern dich Mathe interessiert. Ich sehe in meinem Studiengang (Elektrotechnik) gerade eine Menge Leute auf die Nase fliegen, weil sie sich das Studium weniger theorielastig vorgestellt haben.
Grüße night
 
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