[TdW 88] Die NSA-Enthüllungen - Liegt in der Krise eine Chance?

Heute beschäftigt sich das TdW einmal mehr mit dem Thema der Überwachung durch die NSA und ihren Komplizen & Konkurrenten in aller Welt - diesmal soll dabei jedoch ein ganz anderer Aspekt beleuchtet werden: Birgt die Krise auch eine Chance?
Eine viel zu wenig beachtete Bedeutung des Wortes Krise ist Wendepunkt - so betrachtet lohnt es sich die Enthüllungen über den unersättlichen Datenhunger von Geheimdiensten, Behörden und anderen High-Tech-Voyeuren als Chance auf einen Neuanfang zu sehen.
Ich denke es ist keine Übertreibung, wenn ich behaupte das für viele Menschen das Vertrauen in digitale Kommunikation, in soziale Netzwerke und sogar in ihre eigenen Mobiltelefone & Smartphones tief erschüttert wurde.
Denke ich an die Enthüllungen bezüglich des Bundestrojaners durch den CCC, kann ich da wirklich ausschließen das genau in diesem Moment - während ich diese Zeilen schreibe- Screenshots angefertigt und an den großen Bruder verschickt werden? Kann ich ausschliessen das ich in diesem Moment durch die WebCam meines Notebook beobachtet werde? Mein Android-Smartphone liegt in Reichweite - kann ich ausschließen das genau in diesem Moment das Mikrofon eingeschaltet ist und alle Geräusche im Raum aufgezeichnet werden? Welche Menschen lesen die E-Mails die ich verschicke? Die SMS und MMS? Welche Algorithmen scanen & analysieren den Datentraffic den ich tagtäglich produziere?
Nicht erst seit den Snowden-Leaks sollte man sich solche Fragen stellen (allein hier im Forum diskutieren wir diese Themen seit Jahren), doch durch die Enthüllungen und die hohe mediale Aufmerksamkeit, haben diese Fragen jetzt auch die breite Öffentlichkeit erreicht (wenn auch längst noch nicht in dem Maße wie es wünschenswert oder angemessen wäre). Und mehr und mehr Menschen spüren den leisen Zweifel ob sie ihren eigenen PCs, Notebooks, Tablets und Smartphone noch trauen können...
Doch auch schon vor den Snowden-Leaks wurde das Vertrauen in die Sicherheit der schönen, neuen Computer-Welt immer wieder in Frage gestellt: Hacker, Cracker, Viren, Trojaner, Bugs und Exploits sind Begriffe, die selbst unbedarfte Offliner irgendwie mit Computern und Cyber-Kriminalität in Verbindung bringen können. Eine ganze Industrie ist entstanden, um die High-Tech-Spielzeuge der Menschen vor unbefugten Zugriff und Manipulationen zu schützen und dabei doch oft nur ein trügerisches Gefühl der Sicherheit zu verkaufen.
Doch was haben von Neugier, Spieltrieb und Wissensdurst getriebene Hacker, kriminelle Cracker, professionelle Wirtschaftsspione und die schnüffelnden Geheimdienste aller Herren Länder gemeinsam? In der Regel nutzen sie Schwachstellen und Sicherheitslücken aus, die praktisch auf jeder Ebene unserer vernetzten Computer-Welt existieren: Angefangen auf der Hardware-Ebene, über die Betriebssysteme bis hin zur Anwendersoftware - überall lassen sich Stellen finden, wo man eine Brechstange ansetzen und sich unbefugt Zugang verschaffen kann. Der Informatiker Sandro Gaycken von der FU Berlin findet dafür eine einfache Erklärung: Bis in die Anfangszeit der Informationstechnologie wurden stets Entscheidungen gegen die Sicherheit getroffen. Wann immer Entwickler vor der Entscheidung zwischen schnellen und billigen oder soliden und sicheren Lösungen standen, hat man sich gegen die Sicherheit entschieden. Seine Lösung ist genauso einfach: Wir sollten den Computer schlichtweg neu erfinden. Darin liege sogar eine große wirtschaftliche Chance, meint Gaycken, denn neuartige Computer und Software ohne die Kinderkrankheiten und die Altlasten jahrzehntelanger Fehlentscheidungen wären vermutlich die reinsten Exportschlager.
Den Computer - oder gleich die ganze Informatik neu zu erfinden - ist aber auch der Traum vieler Informatiker & Ingenieure. Einer von ihnen ist z. B. der Bioingenieur Kwabena Boahen, der Computern etwas mehr "Afrika" verpassen will - womit er meint sie verteilter, sparsamer, flüssiger und weniger starr zu machen. Sein Vorbild ist das Gehirn, das er und sein Team mittels Reverse Engineering nachahmen wollen. Sie setzen dabei auf neuromorphe Chips, die Netze aus natürlichen Neuronen möglichst exakt nachbilden. Das Gehirn ist enorm leistungsfähig und dabei doch bemerkenswert energieeffizient, Boahen und seinesgleichen träumen davon Computer-Chips leistungsfähiger und effizienter zu machen - im Grunde wollen sie den Computer neu erfinden.
Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen und Träume stellt das TdW daher die Frage: Sind die NSA-Enthüllungen mehr als ein politischer Skandal? Liegt in der Krise vielleicht auch eine Chance? Sollten wir Computer ganz neu erfinden?

Mehr zum Thema:
Sandro Gaycken zur IT-Hochsicherheit: Werft eure Computer weg! - Überwachung - FAZ
Neuromorphe Computer: Ein Hirn aus Silizium - Spektrum.de
 
Ich denke nicht, dass der technische Fortschritt uns aus dieser Misere befreien
kann. Im Gegenteil die Möglichkeiten der Überwachung und vor allem die
Analyse von Daten und deren Verknüpfung wird effektiver und schneller
werden.

Es ist auch naiv anzunehmen, da jene welche diese Systeme finanzieren, eben
dieselben sind die unsere Daten auswerten wollen, sich die Möglichkeit auf den
Zugriff verwehren lassen. Schon heute muss die Industrie Schnittstellen zur
Überwachung und Entschlüsselung bereitstellen. Hinzu kommen dann weitere
Möglichkeiten der Überwachung durch autonome Systeme.

Ferner ist es doch heute schon so, dass die Meisten die Technik nicht
verstehen und deshalb eben Sicherheitstechniken nicht verwenden oder schon
gar nicht den Bedarf erkennen, bzw. gar nicht fähig sind sich solche Konzepte
zu erstellen oder zu installieren. Hier sich auf die von Industrie und Regierung
zur Verfügung gestellten Programme zu verlassen dürfte aus oben genannten
Gründen wenig Datensicherheit versprechen.

Datensicherheit muss jeder selbst umsetzen die Leistungsfähigkeit der Technik
ist hier meiner Meinung nach zweitrangig. Sie beginnt allerdings im Kopf und
lässt sich auch schon heute umsetzen.

Gruss
 
Doch was haben von Neugier, Spieltrieb und Wissensdurst getriebene Hacker, kriminelle Cracker, professionelle Wirtschaftsspione und die schnüffelnden Geheimdienste aller Herren Länder gemeinsam? In der Regel nutzen sie Schwachstellen und Sicherheitslücken aus, die praktisch auf jeder Ebene unserer vernetzten Computer-Welt existieren: Angefangen auf der Hardware-Ebene, über die Betriebssysteme bis hin zur Anwendersoftware - überall lassen sich Stellen finden, wo man eine Brechstange ansetzen und sich unbefugt Zugang verschaffen kann.

Was das massenhafte abfischen von Daten angeht, so ist das nicht richtig. Hier wurden langfristig geplante Standards implementiert, mit deren Hilfe Überwachungsgerät spezifiziert werden konnte.
Um dieser Plage Herr zu werden, müsste man das gesamte Netz neu erfinden.

Selbst die klugen Köpfe machen immer wieder diese Fehler, wenn sie dem Irrtum aufsitzen, man könnte die soziale / politische Problematik durch eine technsiche Änderung / Neuerung auflösen.

Die einzige Möglichkeit, so weit es geht dem zu entgehen, ist es, die Dinge NICHT zu benutzen.

Analog zur Energie: Die bessere Lösung zur "Energiekrise" waer, zu SPAREN, bis man etwas nachhaltigeres zur Energiegewinnung etabliert hat..usw.
 
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