Der Pelzig Monolog ist imho eine gelungene Einstimmung auf das Thema dieses Threads. Und Pelzigs Forderung folgend, will ich hier auch keine Antworten posten (würde mir auch gar nicht anmassen die richtigen Antworten zu kennen), sondern vor allem Fragen stellen.
Es ist noch gar nicht lange her, das sich aus der Bankenkrise die weltweite Finanzkrise entwickelte. Wer erinnert sich nicht an die Bilder von zerknirschten Bankern mit Panik in den Augen, die vor laufenden Kameras erklärten warum die Staaten unbedingt verhindern müssten das die Banken pleite gehen. Mit anderen Worten: Diese Banker forderten das Regierungen mit Steuergeldern die Fehler ausbügelten, die durch die maßlose Gier und das unbedingte Profitstreben der Banker (wenn ich hier von Bankern spreche meine ich natürlich die Bosse & Investment-Manager, nicht Bankkaufleute & Angestellte) verursacht wurden. Too big to fail oder systemrelevant waren Begriffe mit denen sowohl die Bänker, als auch die Politiker in dieser Angelegenheit gerne argumentierten. Too big waren aber vor allem die Summen mit denen plötzlich jongliert wurde und die einfach viel zu groß waren um sie sich vorzustellen: Allein in Deutschland wurde praktisch über Nacht der SoFFin gegründet, ein Fonds der ein Volumen von 480 Milliarden Euro hat und der allein der "Finanzmarktstabilisierung" dient. Der Fonds wird zu 65% vom Bund und zu 35% von den Ländern getragen und als Sondervermögen unterliegt er nicht den üblichen Regeln der Haushaltsplanung. Klingt irgendwie gruselig, oder? Und die Summe ist wirklich unvorstellbar groß - dabei handelt es sich nur um eine einzige Maßnahme eines einzigen Staates. Harald Lesch, der beliebte Astro-Physiker der mit Alpha Centauri berühmt wurde, fasste das einmal schön zusammen, als er sagte Astronomen müssten den Bankern dankbar sein, da diese Zahlen von einer Größenordnung alltäglich gemacht hätten, mit der sich früher nur Astronomen beschäftigt hätten...
Doch warum schreibe ich das jetzt? Weil die Zeiten zerknirschter Banker lange vorbei sind! Die Menschen der ganzen Welt haben direkt oder indirekt für die durch Gier ausgelöste Misswirtschaft des Finanzmarktes bezahlt - doch die machen weiter wie gehabt. In der Not haben die Finanzmärkte nach staatlicher Hilfe verlangt, ansonsten verlangen sie nur nach mehr Freiheiten, mehr Deregulierung und mehr Profit. Dank der unglaublichen Milliardenbeträge die sie sich einverleibt haben, haben die Banken es geschafft die selbstausgelöste Krise zu überstehen und auch noch ungeschoren zu bleiben. In den USA mussten einige ihrer Big Bosse vor dem Kongress symbolisch Abbitte leisten - in Deutschland mussten sie nicht einmal das tun. Im Gegenteil! Mitten in der Krise hat Angela Merkel Deutsche Bank Chef Ackermann eine Geburtstagsfeier auf Staatskosten im Kanzleramt spendiert. Und trotz aller unappetitlichen Details über die Geschäftspraktiken der Finanzmärkte, durften die Bänker wieder zum business as usual übergehen.
Mit "unappetitlichen Details" meine ich z. B. Geschäftspraktiken wie die Missachtung der Beratungspflicht um die eigenen Kunden zum eigenen Vorteil abzuzocken - wie es z. B. bei der Deutschen Bank üblich war (und ist?), was letztendlich durch dieses Urteil des Bundesgerichtshofes publik wurde.
Sogar an der Euro-Krise im allgemeinen und der Not Griechenlands im speziellen, verdienen die Banker gutes Geld. In der letzten ARD Monitor Sendung gab es dazu diesen interessanten Beitrag: DasErste.de - Monitor - Griechenland: Wie die Banken den überfälligen Staatsbankrott hinauszögern
Dazu fallen mir auf Anhieb ein paar Fragen ein: Warum können Banken oder der "Finanzmarktsektor" scheinbar nach belieben schalten und walten? Warum lassen wir uns das gefallen? Warum schreiten Exekutive und Legislative nicht endlich ein? Warum werden die Finanzmärkte nicht stärker kontrolliert und reguliert?
Es ist noch gar nicht lange her das Menschen, die nach mehr Regulierung der Märkte verlangt haben, als Kommunisten bezeichnet wurden (meistens von Wirtschaftsbossen und liberal-konservativen Politikern). Menschen die behaupteten der Einfluss der Wirtschafts-Lobby und Finanzmärkte auf die Politik sei beängstigend groß, wurden gleich als Spinner und Verschwörungstheoretiker abgetan. Doch ist das so? Oder ist das einfach die ebenso schlichte, wie erschreckende Wahrheit?
Hier mal ein paar Zitate:
Ex-Finanzminister Peer Steinbrück hat gesagt.:Wir müssen denjenigen Unternehmern, die die Zukunftsfähigkeit ihrer Unternehmen und die Interessen ihrer Arbeitnehmer im Blick haben, helfen gegen die verantwortungslosen Heuschreckenschwärme, die im Vierteljahrestakt Erfolg messen, Substanz absaugen und Unternehmen kaputtgehen lassen, wenn sie sie abgefressen haben.
Charles Moore hat gesagt.:Denn wenn die Banken, die sich um unser Geld kümmern sollen, uns das Geld wegnehmen, es verlieren und aufgrund staatlicher Garantien dafür nicht bestraft werden, passiert etwas Schlimmes. Es zeigt sich – wie die Linke immer behauptet hat –, dass ein System, das angetreten ist, das Vorankommen von vielen zu ermöglichen, sich zu einem System pervertiert hat, das die wenigen bereichert.
Sind das "linke Wirrköpfe" oder VTler? Ich denke nicht! Und mehr und mehr Menschen scheinen diese Meinung zu teilen: In den USA gewinnt gerade die Occupy Wall Street-Bewegung an Fahrt. Ihren Ursprung hat die Bewegung natürlich in New York, wo die Wall Street schliesslich auch beheimatet ist. Und wie reagiert die Wall Street auf die Proteste der New Yorker? Die Bank J. P. Morgan Chase hat z. B. der New Yorker Polizei schnell 4, 6 Millionen Dollar gespendet - zur Erhöhung der "Sicherheit in der Stadt"...Max Otte hat gesagt.:Das wird politisch an der Finanzoligarchie scheitern,sie ist inzwischen so stark, dass sie immer Mittel und Wege finden wird, sich der Aufsicht zu entziehen, um weiter ihren Zockergeschäften zu frönen. Wir schützen die Reichen, die den Staat gekapert haben.
Nur ein Wirrkopf würde hier an Lobbyismus oder Einflussnahme denken! Was bleibt sind die zentralen Fragen: Wie lange lassen wir uns das gefallen? Und, frei nach Pelzig, was ist der Unterschied zwischen einem jugendlichen britischen Plünderer und den Gewinnzielen der Deutschen Bank? Und warum glauben die Banken, die von der Gesellschaft gerettet wurden, keine Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft zu haben?
Zuletzt bearbeitet: