Rly?
Ich will nicht auf das gesamte Video eingehen, denn es zeigt - gelinde gesagt - nur die eine Seite der Mediallie: Die neoliberale Wirtschaftliche, in der es einem kleinen Teil der Menschen gut gehen wird, während der Großteil von Maschinen abhängig sein wird. Der große Teil wird dann von den Menschen gestellt, die sich mennschliche Arbeit schlicht nicht mehr leisten können wird. Anders gesagt: Wenn die Bahnfahrer aufgrund ihres Gehalts von 1500€ nach 17 Arbeitsjahren für mehr Gehalt streiken, dann ersetzen wir sie einfach durch Maschinen, anstatt uns mit ihnen zu solidarisieren. Problem gelöst, he?
Die automatische Kaffeemaschine ist ein gutes Beispiel, an dem man schön eine Verrohung und Entsozialisierung wahrnehmen kann: Der persönliche Service bei Starbucks ist mit verantwortlich für den Erfolg des Unternehmens. Dass dein Vorname auf die Becher geschrieben wird, auch wenn das überhaupt nicht notwendig ist, erzeugt ein Zugehörigkeitsgefühl, dass eine "automatisierte Kaffeeversorgung" schlicht nicht erreichen kann. In anderen Ländern, z.B. in den Niederlanden, gibt es bereits Automaten, an denen du dir Sandwiches, usw. rauslassen kannst. Das sieht nicht nur eklig steril aus, sondern schmeckt auch nicht. Geschmack hat auch viel mit dem außen rum zu tun, mit dem persönlichen Kontakt, mit einem Lachen des Gegenübers, mit dem Namen auf dem Becher. Oder bist du dir überhaupt im Klaren, wie viele Geschäftsabschlüsse in den USA in Starbucks-Läden stattfinden? Dass viele Beziehungen dort ihren Anfang hatten?
Für Unternehmen wird Automatisierung hier auch zu einem großen Nachteil: Automatisierung macht das Unternehmen ersetzbar. Warum sollte ich zu Starbucks gehen, wenn ich dort genauso bedient werde, wie bei McDonalds? Qualität hat ihren Preis, der durch Automatisierung in vielen Fällen nicht gesenkt werden kann, weil mennschliche Arbeit viele Eigenschaften besitzt, die Maschinen nicht übernehmen können. Das werden viele Menschen aber erst merken, wenn sie von Maschinen bedient werden. Ein "Race-to-the-Bottom" durch Effizienz hat nunmal nachweisoch in den wenigsten Fällen positive Auswirkungen (und ist übrigens auch mit dafür verantwortlich, dass unser Internet trotz TLS völlig unsicher ist).
Automatisierung kann allerdings natürlich auch positiv sein. Wenn Autos in einer Produktionsstraße automatisch zusammengebaut werden, dann ist das große Errungenschaft. Wenn Zulieferer automatisch benachricht werden, wenn bestimmte Teile fehlen, dann erhöht das nicht nur die Produktionseffizienz, sondern senkt auch die Lagerkapazitäten (Auch, wenn sich gerade Zulieferer noch wenig um Industrie 4.0 scheren, weil es ihnen dergerzeit nur Nachteile bringt). Wenn Produktionsstraßen standardisiert werden und nicht nur für Wasserflaschen, sondern auch für Säfte, Medikamente oder andere Flüssigkeiten befüllt werden können, je nach Flasche, dann wären Hunger- und Gesundheitskrisen und Co. vielerorts kein Problem mehr, weil die Effizienzsteigerung einen Preisdruck verursachen könnte, der es auch Ärmeren ermöglichen könnte, sich Medikamente oder sauberes Wasser leisten zu können. Dank der neoliberalen Einstellung kommt die Automatisierung aber nicht denen zugute, die sie nötig hätten. Sie füllt nur die Kassen derjenigen, die sich eh bereits alles leisten können, und entsozialisiert diejenigen, die heute schon auf ein funktionierendes Sozialsystem angewiesen sind. Du kannst dir hoffentlich selbst ausmalen, wo diese Entwicklung enden wird.
Die Situation lässt sich übrigens auch auf dein Arbeitsleben beziehen: Was, glaubst du, machen deine Mitarbeiter und Kollegen, wenn du neben ihnen nichts zu tun hast, ihnen aber auch nicht anbietest, ihnen bei ihrer Arbeit zu helfen?