Menschliche Triebe und Manipulation der DNS

Hallo Community, ich würde hier gerne einen neuen Diskussionsthread über ein Thema starten, dass mich schon seit einigen Jahren interessiert. Gerade im Thread über das BGE ist dieser Gedanke erneut in mir aufgestiegen.

Die größten Probleme des Menschen und der Menschheit - zu denen auch die derzeitigen politischen Probleme gehören - ist zurückführbar auf menschliche Triebe, die schon seit tausenden von Jahren bestehen.
Diese Triebe lassen sich grob in 2 Kategorien einordnen: der Trieb zu Überleben und der Trieb sich Fortzupflanzen.
Noch weiter gedacht, kann man alles auf den Trieb "Glücklich sein" reduzieren, wobei Glück in diesem Sinne das Zusammenspiel bestimmter Neuronen im Gehirn meint, sodass einerseits die charakteristische Verhaltensweise von glücklichen Menschen entsteht, aber andererseits auch bestimmte Gefühle (wie z.B. ein wärmendes Gefühl in der Brust und ein kribbelndes in den Gliedmaßen) wahrgenommen werden.

Über mehrere Millionen (wenn nicht gar Milliarden), haben diese Triebe nun das Existieren von Leben auf diesem Planeten gesichert. Zusammen mit diesen Trieben haben sich nun bestimmte Verhaltensweisen bei unterschiedlichen Lebewesen etabliert. Beim sozial äußerst komplexem Menschen folgt aus dem Sexualtrieb z.B. das Streben nach sozialem Status und Respekt, aber auch aggressives Verhalten ist immer noch Teil davon. Bei Frauen eher etwas subtiler als bei Männern.

Aus diesen Trieben erwachsen nun die typischen Probleme des Menschen. Hass, Wut, Angst aber auch Euphorie und Überschätzung inklusive deren Konsequenzen folgen aus diesen biologischen Prämissen.

Ich behaupte nun, dass diese eleganten Grundregeln der Evolution den Menschen daran hindern, zivilisatorisch voranzuschreiten.
Diese grundlegenden Triebe, die zwar auch durch Umweltbedingungen beeinflusst werden, aber im Wesentlichen doch durch die Genetik, führen dazu, dass die Menschheit in ihren Möglichkeiten sich zu organisieren beschränkt ist.

Wäre es nicht sinnvoll - falls es möglich wäre - die DNA der Menschheit zu verändern, sodass man die beiden Haupttriebe stark stutzt?
Überspitzt gesagt, dass man eine Art Vulkanier aus dem Menschen heraus kreiert?
Möglich werden würden dadurch komplexere Organisationsformen und vermutlich daraus folgend auch wiederum mehr technischer Fortschritt.

Auf der anderen Seite stellt sich dann die Frage, was den Menschen dann überhaupt noch antreiben würde. Aus welchem Grund heraus sollte er irgendetwas tun? Welchen Ersatztrieb würde man erfinden müssen? Würde die Menschheit so überhaupt überlebensfähig sein?
 
Also das Hormonsystem genetisch zu beeinflussen halte ich doch noch für sehr
futuristisch, zudem ist es deutlich komplexer als von dir beschrieben. Viele Zusammenhänge
sind hier noch gar nicht ansatzweise erfasst, außerdem haben wir bereits hervorragende
Drogen, welche diese von dir gewünschte Unterdrückung oder freundlicher gesagt Steuerung
von Trieben deutlich effizienter erledigen können. Allerdings werden diese von dir angeprangerten
hormongesteuerten Systeme eben auch für jede Menge positive Eigenschaften genutzt.
Hierfür gleich eine neue Rasse zu klonen halte ich daher für sehr riskant und reichlich überzogen.
Zumal sich hier ja durchaus moralische und technische Probleme bei der Durchführung aufwerfen.
Was machen wir mit den ganzen „Altlasten“?
Wie verhindern wir, dass diese sich weiter natürlich fortpflanzen?
Dann wäre deren Stellung in der neuen Gesellschaft zu klären.
Stehen sie dann unter Artenschutz und bekommen Reservate?
Du merkst ich werde schon ein bisschen sarkastisch, weshalb ich hier diesen Teil lieber beende.

Ich persönlich denke übrigens nicht, dass wir ein biologisches Problem haben. Wir haben ein
ein rein wirtschaftliches Problem durch die ungleiche Verteilung von Ressourcen. Dieses Problem
halte ich wesentlich leichter zu lösen, als den kompletten Austausch der menschlichen Rasse.

Gruß
 
Du vergisst aber auch dass sich Erfindungsreichtum und Kreativität aus ähnlichen Quellen speisen. Gerade Kummer und Schmerz haben so manchen Künstler beflügelt und ebenso hat die Angst und unsere Fähigkeit zum Vor-Urteil zu einer Fülle von Erfindungen geführt. Der Neid und der Hochmut haben zu großartiger Architektur geführt, der Wille eine Lehre zu verbreiten, zur Schrift usw. usf.

Wir wissen eigentlich sehr gut, dass wir eine gefährliche Spezies sind und deswegen umgeben wir uns auch mit Regeln und Gesetzen. Diese selbst auferlegten Regeln sollen andere, die Natur und letztlich auch uns selbst - vor uns selbst schützen. Wir sind einfach sehr komplexe Naturen. Unsere Fähigkeit, gegen unsere eigenen Interessen zu agieren, ist auch nicht wirklich neu und in manchen Kulturen ist man sich der eigenen Unvollkommenheit sehr bewusst.

Das ist alles nicht neu. Neu ist seit dem letzten Jahrhundert allerdings die Tatsache, dass wir nun über Mittel verfügen, die uns selbst den Garaus machen kann. Es gab schon immer Raubbau und Kriege. Aber erst seit "kurzem" können wir das alles in einem Ausmaß betreiben, der uns existentiell bedroht.

Im Grunde haben wir drei Marschrichtungen.

1. Wir werden endlich alle klug, verteilen die Ressourcen gerecht und gestalten unser Aller Leben so, dass es im Einklang mit dem Planeten funktionieren kann. Im Endeffekt bedeutet das für alle Menschen eine massive Einschränkung materieller Güter. Dafür könnte endlich unser Gehirn zum Einsatz kommen und wir werden uns kulturell weiter entwickeln.
Zusätzlichen finden wir neue Technologie, um die global angelagerten Waffen und Gifte irgendwie entsprechend zu lagern oder unschädlich zu machen.

2. Wir werden derart heftige Kriege um verbliebene Ressourcen führen, dass wir den halben Planeten durch Waffen und Gifte unbewohnbar machen und sich die natürliche Regeneration außerhalb für Menschen erfahrbare Zeiträume entwickelt. Nachfolgende Generationen und Kulturen werden keinen (leichten) Zugang mehr zu Ressourcen haben (alles verbraten), die eine erneute technologische Zivilisation unmöglich machen. Also zurück auf Anfang.

3. Wir werden so weitermachen wie bisher und die fundamentalen Probleme wie gewohnt politisch kaschieren. Leute werden sich wie gewohnt für oder gegen irgendwas einsetzen und das wie immer durch irgendwas legitimieren. Nachfolgende Generationen werden immer mehr mit umweltbedingten Widrigkeiten zu tun haben und eine uns bekannte Lebensfreude wird für die meisten Menschen kaum noch erfahrbar sein. Früher oder später werden sich dann die abermillionen Tonnen Gifte, die auf der ganzen Welt verteilt sind, ihre Wege ins Ökosystem bahnen und das war es dann für die meisten Menschen, da man sich überall dort, wo einmal Zivilisation herrschte, einfach nicht mehr aufhalten kann. Technik, Kunst, Geschichte Philosophie werden vergessen, während die Menschen mit dem Überlegen vollends ausgelastet sein werden.


Also Am Ende hast du nur die Wahl zwischen naiver Spinner und Pessimist ;)
 
Das erste woran ich dabei denken musste war Equilibrium

Sowas sollte nicht durch genetische Veränderungen oder "Drogen" erreicht
werden, der Mensch muss diese ebene von selbst erreichen. Was man machen
kann ist den Mensch durch Bildung, Offenheit und Toleranz in diese Richtung zu
bewegen.
 
Schön zu lesen; Chromatin schildert (nachvollziehbar und neben weiteren schönen Ausführungen) die möglichen Prognosen "Rettung der Welt durch Erkenntnis", "Schnelles Ende durch Kriege" und "Langsames Ende durch (Selbst-)Betrug und Egoismus" mit dem Fazit "Am Ende hast du nur die Wahl zwischen naiver Spinner und Pessimist" und es meldet sich -=Draven=- mit schon fast buddhistisch angehauchtem hoffnungsvollem Optimismus (wenn ich das unterstellen darf). :)

Ich hoffe es fühlt sich keiner Angegriffen, beide Postings sind für mich absolut nachvollziehbar.

Die schiere Menge an subjektiven "Fehlern" den die Menschheit begeht, ganz zu schweigen von deren "Qualität", lässt rational nicht viel Spielraum für längerfristig positive Entwicklungen. Gepaart mit einer gewissen individuellen Machtlosigkeit bleiben einem nicht viele optimistischen Haltungen.

Die Akzeptanz, weder sofort noch wohl zu Lebzeiten die Welt zu erretten oder gerettet zu sehen, führt einem (gepaart mit etwas Hoffnung) zur vielleicht einzig sinnvollen Haltung: selbst die Veränderung zu sein, die man sich für die Welt wünscht. (Frei nach Buddha, glaube ich, wenn nicht, möge man mir den Fehler verzeihen, aber: "All Quotes on the internet are true" - Abraham Lincoln, 1860)

Eine meiner Meinung nach wichtige Komponente der Überlegung, ob großangelegte künstliche Veränderungen des menschlichen Wesens (welcher Art auch immer) ethisch vertretbar sind, ist die Dringlichkeit. Man stelle sich den unmittelbar notwendigsten Zeitpunkt vor, den letzten, an dem ein solcher manipulativer Einsatz überhaupt noch einen Effekt hätte. Gäbe es dann überhaupt einen Weg, ethisch vertretbar auf diese Art einzugreifen? Ev. auf Basis der Freiwilligkeit und / oder verpflichtend für "die mächtige Obrigkeit" (ev. noch rechtzeitig genug um freiwillig durch Berufswahl zu erfolgen)?
Könnte ein solches Szenario vielleicht als "Plan B" frühzeitig erarbeitet und ausgiebig getestet eine vertretbare Option sein?

Die Tatsache, dass es die Menschheit bisher geschafft hat, eher unverantwortlich oder mindestens nicht allgemeindienlich mit fast jeglichem Fortschritt umzugehen, lässt mich zumindest für absehbare Zeit daran zweifeln.
Aber wer weiß, man darf auch das Auge vor den positiven Entwicklungen nicht verschließen.

Fakt ist, dass Destrudo und Libido (so war das glaube ich bei Freud, habe aber im Kopf, er nahm irgendwann irgendwie nur einen "Grundtrieb" an) eine in unseren Augen hochentwickelte Rasse (in dem Kontext wohl polit-biologisch korrekt) geformt haben. Das Gleichgewicht ist wohl nicht ewig durch "Trial & Error" haltbar. Aber ebenso wie jeder Primat irgendwann aus Erfahrungen Prognosen ableitet und damit Unfug vermeidet, wird es vielleicht der "Makro-Intelligenz" der Weltgesellschaft einmal gelingen. Das ist zumindest meine optimistische Hoffnung.

So, genug prokrastiniert.
 
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