[TdW 164] Welche Folgen hat der Brexit?

Ok, diesmal war die Pause wirklich lang, aber ich hatte beruflich & privat eine Menge um die Ohren und keine Zeit für das Habo übrig - doch heute habe ich sie mir einfach mal genommen!

Es kann derzeit ja gar kein anderes Thema als den Brexit geben, denn dieses Thema scheint momentan in aller Munde zu sein. Was vor der Abstimmung noch irgendwie abstrakt war, ist plötzlich nicht nur sehr real geworden - es beginnt sich auch bereits auf das Leben von Menschen auszuwirken. Ich habe z. B. einen Arbeitskollegen der Engländer ist und seit gut zehn Jahren in DE lebt (die letzten Jahre zusammen mit seiner deutschen Lebensgefährtin) - der macht sich neuerdings Sorgen über Sachen wie Aufenhalts- & Arbeitserlaubnis.

Die Befürworter des Brexits hatten in ihrer Kampagne ja den Eindruck erweckt ein Austritt aus der EU sei das beste was dem UK und seinen Bürgern passieren könnte, ganz geglaubt haben sie das scheinbar aber selbst nicht - oder wie erklärt es sich sonst das Boris Johnson nach seinem "Sieg" erst abgetaucht ist, dann in Interviews sinngemäß sagte UK könnte auch in Zukunft alle Privilegien genießen (was in Brüssel eher bezweifelt wurde) und mittlerweile praktisch von der politischen Bühne abgetreten ist (wobei da natürlich auch noch der politische Meuchelmord seines Parteifreundes Gove eine Rolle spielt)?

Auch der zweite starke Mann der Brexit-Kampagne, Nigel Farange, hat keine Zeit verschwendet: Direkt am Tag nach der Abstimmung distanzierte er sich von einem zentralen Versprechen der Brexit-Befürworter (das angeblich eingesparte Geld direkt in das britische Gesundheitssystem fließen zu lassen) und bezeichnete dieses Versprechen als "Fehler". Mittlerweile hat allerdings auch Farage schon seinen Rücktritt erklärt - was mich irgendwie an den Spruch von den Ratten und dem sinkenden Schiff erinnert...:rolleyes:

Das TdW stellt also heute die Frage: Welche Folgen hat der Brexit?
 
Man könnte es einfach mal so sagen:
Scheiße gelaufen für die Ausstiegsbefürworter. Da wollte man sich eigentlich nur
in eine starke Verhandlungsposition gegenüber der EU bringen und ein bisschen populistisch
die zukünftigen Wahlergebnisse pushen und dann kommt das dumme Volk und stimmt
für einen Ausstieg, den eigentlich keiner wollte. Plötzlich hat man nicht die EU in
Schwierigkeiten gebracht, sondern das eigene Land so sehr gespalten, dass dort wieder
Abspaltungswünsche wach werden.

Der EU hätte eigentlich nichts besseres passieren können. Mitgemacht haben die Briten
ja eigentlich noch nie. Wo man schaut haben sie sich Sonderbehandlung ausgehandelt,
weil sie mit dem Ausstieg drohen konnten. Jetzt bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass die EU
nicht wieder das Cherrypicking zulässt, den sonst dürfte es wirklich das Ende der EU einläuten.
Für die EU selbst sollte es Anlass sein endlich darüber zu Reden wohin der Weg politisch gehen soll
und wer diesen Weg mitgehen will und welche Strukturen geschaffen werden müssen, um auch
die Völker mitzunehmen. Ich denke es ist wirklich an der Zeit sich von denen zu trennen,
welche das bisherige britische EU-Modell praktizieren möchten.

Gruß
 
Ich denke die Briten werden Jahre brauchen um die wichtigsten Handelsverträge außerhalb der der Mitgliedschaft aufzusetzen. Dazu neue Einreisebestimmungen usw. Jede Menge Papierkram und Juristerei.. Ein paar Ausländische Unternehmen werden sich ebenso zurückziehen und sich woanders ansiedeln (außer die cayman islands sind noch attraktiv genug :p )

Die lautesten Argumente gegen den Brexit sind finanzieller Natur. Ob das langfristig wirklich ein so erheblicher Schaden ist, bleibt abzuwarten.

Wessen ich mir aber ganz sicher bin ist, dass die führenden Eurostaaten es gerne sehen dass die UK damit scheitert. Erholt sich die UK schnell und präsentiert neue Handelsverträge und Modelle - kann und wird das ein Vorbild für andere EU Zweifler sein. Die "Europäer" haben die nationalen Bedürfnisse leider zu lange ignoriert..
 
Brexit

Hallo


Ich weiß nicht, was die ganzen Brexit-Befürworter in GB geraucht haben, mehr klares Überdenken der Folgen waren jedenfalls nicht erwünscht. Wobei hier wirklich eine Lügenkampagne gefahren wurde, die mich sprachlos macht. Die Briten werden wirtschaftlich abruschen und zwar rasch und tief, eine billiges Pfund kann dies überhaupt nciht wettmachen. Die Eu kann GB nur max. den Status von Norwegen zugestehen, alles andere wäre den übrigen Regierungen und Bürgern nicht vermittelbar und dann würden nat. die Schmeiz und Norwegen, sowie andere an die Türe klopfen, warum die GB und nicht auch wir. Da die Brexit-boys ja gearde den Norwegen-Status wegen Freizügigkeit zum wiederholten Male abgekehnt haben, bleibt der gemeinsame Markt Gb verschlossen, das ist für mcih so klar, wie das Amen in der Kirche, außer Gb findet noch eine Dreh den Brexit nicht zu vollziehen (man muß den Brief ja nie abschicken, unken schon einige Beobachter), oder das Parlement, nach Neuwahlen, spricht sich gegen das Votum aus (ist beides eigentlich nicht realistisch (fair-play = die Abgeordenten entsprechen dem Bürgerwillen).
Wenn der Brexit statfindet, was ich zu 99% annehmen, dann passiert folgendes. Alle großen Unternehmen mit Europasitz London, wander zum überwiegnden teil ab, da ein EU-hauptquatier in einem Nicht-EUland keinen Sinn ergibt, erst Recht nciht, wenn es keine Teilhabe am germeinsamen Markt hat. Damit sinken die Investitionen in GB durch Unternehmen. Der Finazplatz London verliert dadurch an Bedeutung. Eine Fusion London-Frankfurt mit Hauptsitz und jurist. Sitz in Gb ist dann auch nciht merh vorstellbar. Da Londons finnazten viel zu stark von baksektor abhängen, die Industrie ist vernachlässigt worden, düprfte das empfindliche Löcher in den haushalt reißen, wenn der Finanzplatz London an Atraktivität verliert. Hinzukommt, das London 50% seines handels mit der EU abwickelt, wenn man Ausland ist, dürfte der auch zurückgehen und damit weitere Einnahmen wegbrechen. Was aber auch noch gar nciht absehbar ist, sind die pol. Folgen, Schottland will in der Eubleiben, Nordirland auch, was diese dynamik angeht, kann es passieren, das wir in 4-10 Jahren von Smallbritain reden müssen. Da Londons schrumpft und es sparen muß, kann es nat. auch nicht die diversen Fördermittel der EU für Strukturförderung, etc. (Schottland, Cornwall, die engl. Wissenschaft) übernehmen, was wiederum zu Umut mit London und auch Jobs kosten wird.
Das Ganze, also die Brexitkampagne, hat auch weniger, eher gar nichts, mit Brüssel, als mit Versäumnisen Londons zu tun (immer auf Brüssel schimpfen, keine Strukturförderung, keine sozialer Ausgleich zwischen lowe- und upperclass , siehe das Bildungssystem mit seinen Privatschulen und hohen Studiengebühren.
Ich sehe es ähnlich, wie sich in einer dt. Talkrunde, der ehemal. englische Botschafter in der BRD äußerte, ein "Brexit zerstört die Zukunft meiner Kinder und Enkel". Der Mann hat leider vollkommen Recht.X(

mfg
schwedenmann


P.S.
Das Abwandern hat im Grunde schon begonnen: Vodafone denkt öffentlich darüber nach, im Falle des Brexit, die Europazentrale aufzugeben. RyanAIR will in GB nicht mehr investieren und die nächsten 50 Jets nicht mehr in GB registrieren lassen und das ist erst der Anfang.
 
Das Problem bei dem Referendum war ja nicht die hohe Zahl der Zustimmung sondern die geringe Zahl der Brexit-Gegner, die sich an der Wahl beteiligt haben. Vor allem die jungen Leute sind nicht zur Abstimmung gegangen. Absurderweise sind es aber auch die jungen Leute, die am lautesten nach mehr Demokratie schreien, sich dann aber nicht an der Demokratie beteiligen. Aber jetzt gehen sie auf die Straße und protestieren für einen Verbleib in der EU. Ich finde das einfach nur lächerlich. Der Brexit hat gezeigt, dass die Gesellschaft Europas noch nicht bereit für direkte Demokratie ist. Die Leute werden erst wach, wenn es zu spät ist. Leider werden die Politiker genau diese Schlussfolgerung auch ziehen und dieses zu späte Aufwachen auszunutzen wissen.

Ich glaube aber kaum, dass sich für UK so grossartig was ändern wird. Die Gelder, die jetzt an der Börse verbrannt wurden und über die unsere Medien so fleissig berichten, entstammen bei genauerer Betrachtung zu grossen Teilen aus Wetten auf den Brexit, an den die Spekulanten einfach nicht glauben wollten. Mit der Faulheit der Spass-Generation haben sie wohl nicht gerechnet. Ein wirklicher Schaden ist für die Wirtschaft bisher aber nicht entstanden. Wie denn auch? Schliesslich sind die Briten noch in der EU und entsprechend gelten weiterhin noch die gleichen Regeln für die Wirtschaft wie vor dem Referendum. Ein Schaden kann somit logischerweise erst dann entstehen, wenn die Briten die EU tatsächlich verlassen. Aber bis dahin wird es entsprechende Verträge zwischen der EU und UK geben.

Ich finde die aktuelle Situation ist vergleichbar mit dem Versterben eines Papstes. Da hängt halt erstmal einiges in der Luft und keiner weiss so recht was nun mit der Glaubensgrundlage (im Falle des Brexit also der Gott namens "die Märkte") passiert. Wird sich jemand finden, der die Lage wieder stabilisiert (d.h. der schnell entsprechende Freihandelsverträge aushandelt) oder wird es einen Umsturz geben und es findet tatsächlich eine wirtschaftliche Abkapselung von der EU statt? Letzteres ist aber kaum zu vermuten, da die Briten auf Im- und Export aus und nach EU-Ländern angewiesen sind. Die grossteils auf der Schattenwirtschaft des Finanzsystems aufgebaute Wirtschaft der Briten ist gar nicht in der Lage ohne die EU zu überleben. Knapp 80% des britischen BIP basiert auf Dienstleistungen. Landwirtschaft und Industrie machen nicht mal 20% der Wirtschaftsleistung aus. Der Brexit hat daher auch recht gut aufgezeit, dass unser Finanzsystem primär auf Glauben basiert, der mittlerweile fast schon religiöse Züge angenommen hat. Man darf "Die Märkte" nicht beunruhigen... "Die Märkte" sind unruhig geworden... Klingt für mich alles ein wenig nach: "Nehmt euch vor dem Teufel in Acht! Weckt ihn bloss nicht auf!" Mit dem Brexit wurde Mammon nun aufgeschreckt. Warten wir ab, ob seine Priester aka Börsianer ihn nun zu bändigen wissen.

Für die EU allerdings wird sich einiges ändern, weswegen die Angst vor dem Brexit ja auch so gross war. Denn ein ziemlicher Batzen Geld ist jetzt weniger im EU-Topf. Schliesslich waren die Briten der drittgrösste Netto-Zahler in der EU. Für die ganzen in die EU gezwängten Länder, die wirtschaftlich noch nicht dazu bereit waren, heisst dies vermutlich nun Verzicht auf diverse Subventionen und auch Hilfsgelder für Länder wie Griechenland werden nun sicherlich noch spärlicher fliessen. Für uns Bürger wird es mittelfristig darauf hinauslaufen, dass wir mehr zahlen müssen. Denn man will keineswegs die finanzielle Bilanz der EU um jenen Anteil fallen sehen, den die Briten bisher geleistet haben. Der Brexit wird daher eine gute Möglichkeit sein das Wahlvieh weiter zu schröpfen, ohne dass die Masse mitbekommt wohin ihr Geld verschwindet. Die Gelder, die an die EU fliessen, bleiben halt einfach gleich oder werden nur geringfühig weniger. Und kaum jemand wird daran denken, dass sie um knapp 6 Milliarden weniger ausfallen müssten. Schliesslich weiss das Wahlvieh ja zumeist nicht mal wie viel Geld aus den einzelnen Ländern an die EU fliesst.

Allerdings wäre es für die EU auch eine Chance, denn mit UK sind jetzt jene aus der EU raus, die ständig eine Extra-Wurst wollten. Das kann die EU durchaus zusammenschmieden, wenn man es denn richtig angeht. Das traue ich allerdings Leuten wie Schäuble & Co, die nur auf die finanzielle Bilanz bedacht sind, nicht zu. Daher wäre ein Wechsel an der EU-Spitze durchaus wünschenswert. Und damit meine ich nicht die Marionetten, die ständig in den vorderen Reihen vor die Presse treten, sondern vor allem jene, die im Hintergrund tatsächlich was zu sagen haben und die zumeist schon Jahrzehnte an ihre Stühle in Brüssel geklebt sind. Nutzt man die Chancen des Brexit und räumt mal gründlich auf, könnte aus der EU noch was anständiges werden. Die Presseberichte der letzten Tage geben da allerdings wenig Hoffnung. Denn die Ursache für die Ablehnung der EU sucht man nicht in deren Regierungs/Bevormundungsstil sondern in der dummen Bevölkerung, die ja keine Ahnung hat. Anstatt die eigenen Fehler im EU-Führungsstil zu überdenken, sucht man nach anderen Schuldigen ausserhalb der Führungsriege. Das sind natürlich die bösen Nationalisten. Dass die allerdings ihre Argumente von der EU-Führung quasi auf dem Silbertablett serviert bekommen, wird nicht in Betracht gezogen. Und genau da liegt eines der grössten Probleme in Europa. Schuld sind immer nur die anderen. Dass eventuell was im Inneren der EU kaputt sein könnte, will man einfach nicht wahrhaben. Und auch wenn das Wahlvieh vielleicht nicht direkt weiss, was gerade verkerht läuft, so spürt es doch, dass die Nationalisten in manchen Punkten gar nicht so unrecht haben. Dementsprechend laufen sie ihnen in die Arme. Populismus funktioniert nämlich auch nur dann, wenn ein Körnchen Wahrheit darin verborgen wird.
 
@schwede

Ich sehe es ähnlich, wie sich in einer dt. Talkrunde, der ehemal. englische Botschafter in der BRD äußerte, ein "Brexit zerstört die Zukunft meiner Kinder und Enkel". Der Mann hat leider vollkommen Recht.

Das wird unseren Nachkommen die finanziellen Lasten einer Eurokrise aufbürden ist auch nicht besonders Zukunftsweisend. Auch Verträge wie TTIP verstrickt die Nationalstaaten in erheblichen Maße in Abhängigkeiten, wodurch der Staat (also wir) haftbar gegenüber der privatwirtschaft werden. Das ist eine Folgenumkehr ohne gleichen.

Aktuell können wir die Folgen nicht ansatzweise abschätzen.
Wir dürfen aber nicht vergessen, das Staaten auch schon vor der EU Handel getrieben haben und dass sich die EU Lobhudelei bisher auch noch nicht auf Reallöhne ausgewirkt hat... insofern kommt das "mehr" an Geld ohnehin nicht in der (breiten) Gesellschaft an.

Stay tuned..heisst die Devise..
 
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