[TdW 168] Echokammern, Filterblasen, Postfaktisch - Ist der Realität noch zu trauen?

Ich habe vor geraumer Zeit ja schonmal einen Artikel geschrieben wie man solche Probleme auf einem alternativen Weg lösen kann: http://bitlife.subnetworx.de/2015/09/11/siedler-anstatt-fluechtlinge/ Damit beantworte ich dann auch gleich deine Frage, wie in meinen Augen die Alternative aussehen würde.
Also deine Lösung hört sich theoretisch gut an, bietet allerdings auch eine Menge sozialen Sprengstoff.
Ich denke so eine Lösung hätten sich viele ehemalige DDR-Bürger im Nachhinein für die Wiedervereinigung
gewünscht, aber sie wollten ja gleich "Bananen". Selbst mancher Hartz4ler im Westen würde sich nach solch einer
Starthilfe die Finger lecken. Von den notwendigen finanziellen Mitteln, um diese Grundstücke und Gebäude anzukaufen/-pachten
und den Instandsetzungskosten, möchte ich mal nicht reden. Doch schon die ganzen arbeits-, versicherungs- und baurechtlichen
Probleme dürften jeden politischen Rahmen sprengen.
Ansonsten sind wir vermutlich grundsätzlich gar nicht so weit von einander entfernt.

Zitat von chrom
Ich schiebe das nicht der Situation in die Schuhe. Ich weise nur darauf hin, wie die Situation nunmal ist ...
:D und ich weise nur darauf hin, wie es zu dieser Situation gekommen ist und dass die AfD keinerlei Alternativen bietet,
welche diese Situation ändern würde.

Ansonsten sehe ich dies so:
Ihr pickt euch den "Worst Case" heraus und behauptet alles ist so schlimm und werft den Anderen vor, dass sie behaupten
die Meisten sind von eurem Szenario weder betroffen noch bedroht. Selbst in Berlin reicht es schon ein bis zwei Ortsteile
weiterzuziehen (wenn man es sich leisten kann :wink: ) und man kann die Probleme prima verdrängen. Genau dies ist das
eigentliche Problem.
Ja, ihr habt Recht. Die Polizei, die Schulen und die Ämter sind in diesen Bezirken personell unterbesetzt und schlecht ausgestattet
und nicht nur dort. Das mag aber durchaus auch darin begründet sein, dass in anderen Bezirken die Finanzämter unterbesetzt
sind und sich Kommunalpolitiker lieber ein teures Denkmal setzen, als vorhandene Gelder sinnvoll einzusetzen.

@ chrom
Deine Vorstellung von gegenseitigem Respekt deckt sich (kulturell bedingt) überhaupt nicht mit den Vorstellungen von Respekt vieler Neuankömmlinge.
Die eher traditionell verstandenen Modelle von Ehre, Schande, Respekt etc. beziehen sich vornehmlich auf eigene Clanstrukturen oder generell auf das familiaere Umfeld.

Du bist doch derjenige, welcher hier ständig damit ankommst "Erst ich, dann meine Familie, dann die direkte Umgebung .......meine Kultur...",
da habt ihr doch etwas (:pkulturell bedingt? :p) gemeinsam und müsstet euch prima verstehen.

So ich spüre mal wieder den Sarkasmus aufsteigen. Bin mal weg.

Gruß
 
Von den notwendigen finanziellen Mitteln, um diese Grundstücke und Gebäude anzukaufen/-pachten
und den Instandsetzungskosten, möchte ich mal nicht reden. Doch schon die ganzen arbeits-, versicherungs- und baurechtlichen
Probleme dürften jeden politischen Rahmen sprengen.
Ansonsten sind wir vermutlich grundsätzlich gar nicht so weit von einander entfernt.

Wir geben sowieso jedes Jahr ca. 20 Milliarden für Flüchtlinge aus, wenn man den Medien und Analysten glauben darf. Ich denke, dass die aufgezeigte Lösung mittelfristig preiswerter wird. Für die rechtlichen Probleme kann und sollte die Politik entsprechende Rahmenbedingungen schaffen.

Selbst in Berlin reicht es schon ein bis zwei Ortsteile
weiterzuziehen (wenn man es sich leisten kann :wink: ) und man kann die Probleme prima verdrängen. Genau dies ist das
eigentliche Problem.

Nein, reicht es nicht. Man ist dann vielleicht nicht mehr direkt von den Problemen betroffen aber indirekt. Siehe z.B. der Fall mit der Beschulung von Autisten. Dabei ging es um eine Schule in Köpenick, also ziemlich am Stadtrand und keineswegs in einem Bezirk, wo primär Ausländer leben. Auch in jenen Stadtteilen, wo man zuvor kaum Ausländer hatte, hat deren Anteil mittlerweile spürbar zugenommen.

Ja, ihr habt Recht. Die Polizei, die Schulen und die Ämter sind in diesen Bezirken personell unterbesetzt und schlecht ausgestattet
und nicht nur dort. Das mag aber durchaus auch darin begründet sein, dass in anderen Bezirken die Finanzämter unterbesetzt
sind und sich Kommunalpolitiker lieber ein teures Denkmal setzen, als vorhandene Gelder sinnvoll einzusetzen.

Gerade bei der Bildung sehe ich das Problem eher in der allgemeinen Bildungspolitik und in unserem Schulsystem. Wir haben noch immer, wie schon Precht richtig feststellte, eine Schulsystem aus dem 19. Jahrhundert, das nach den Prinzipien des preussischen Militärs funktioniert und weder den Anforderungen der heutigen Zeit noch denen der Zukunft gerecht wird. Würde sein Vorschlag der projektbasierten Beschulungsformen umgesetzt und bekämen die Schulen dadurch mehr Freiraum bei der Unterrichtsgestaltung, wären Flüchtlingskinder und auch Kinder mit Migrationshintergrund leichter zu integrieren und entsprechend ihren Bedürfnissen zu fördern.

Die Ämter sind hingegen in allen Bezirken unterbesetzt und wenn irgendwo Mehrbedarf entsteht, geht das zulasten aller Bezirke, weil die Beamten von überall abgezogen werden müssen.
 
bitmuncher hat gesagt.:
Irgendwann, wenn du mal aus deiner Wissenschaftsfilterblase herausgehst und mal unter Menschen in die soziale Filterblase gehst, z.B. in sozialen Brennpunkten soziale Arbeit leistest, mit Bürgern über ihre Sorgen sprichst oder in einem Flüchtlingsheim Essen austeilst oder einfach mit Leuten sprichst, die sowas täglich tun, dann wirst du dir ziemlich sicher auch mal die Frage stellen, warum so viele Statistiken nicht das reflektieren, was du dabei erleben wirst.
Was denkst Du denn wo die Daten für die statistischen Analysen herkommen? Das Soziologen, Politologen, Anthropologen, Psychologen und Philosophen (alle diese Wissenschaften beschäftigen sich mit der Thematik) im Elfenbeinturm sitzen und die Zahlen aus dem Internet kopieren? Solche Studien entstehen in dem Forscher und Studenten die Ärmel hochkrempeln und mit den Menschen reden. Bei sozialen Studien, wie z. B. auch denen zur Kontakthypothese, werden auch Menschen vor Ort aktiv eingebunden - also Sozialarbeiter, Streetworker, Mitarbeiter von kirchlichen Gemeinden, ehrenamtliche Helfer, aber auch offizielle Stellen wie Jugendämter, Polizei und andere relevante Behörden. In eine solche Studie fliessen Informationen und Daten aus den verschiedensten Quellen, die akribisch zusammengeführt und ausgewertet werden - das so entstehende Gesamtbild ist ungleich komplexer und differenzierter als eine Einzelperson (egal wieviel Essen sie in einem Flüchtlingsheim austeilt) es aus ihrem Alltag ableiten könnte.
Aber da Du es schon ansprichst: Während meines Erststudiums habe ich viele Jahre in einem sozialen Brennpunkt gelebt (Dortmunder Nordstadt) und mich dort eigentlich sehr wohl gefühlt. Für ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingshilfe fehlt mir leider die Zeit, da FReizeit für mich momentan eher ein Fremdwort ist - aber meine Nichten sind da in ihrer Gemeinde sehr aktiv und die haben mir bisher keine negativen Erfahrungen berichtet (abgesehen von der Not mit der sie immer wieder konfrontiert werden natürlich).

bitmuncher hat gesagt.:
Du wirst eventuell dann darauf kommen, dass es gerade bei Statistiken zu sozialen Belangen sehr oft auf die Art der Fragestellung, die Auftraggeber, die bewusste oder auch unbewusste Zielsetzungen der Beteiligten, die Art und die Orte der Datenerhebung und vieles mehr ankommt, die erstaunlichen Einfluss auf diese Statistiken haben. Eventuell wirst du dann von den Leuten, mit denen du Umgang hast, sogar Sätze hören wie: "Ich würde gegenüber einer offiziellen Stelle niemals meine wahre Meinung äußern, weil mich das meinen Job kosten könnte." (Der Grund, warum keine Statistik den Sieg Trumps vorherberechnet hat oder die tatsächlichen Zahlen der AfD-Wähler so viele erschreckt haben.) Vielleicht stellst du dann fest, dass auch deine heilige Wissenschaft nichts anderes ist als eine Religion (zumindest wenn es um Dinge geht, die nicht den Naturgesetzen unterliegen), die für die Realität genau so blind macht wie jede andere Religion, wenn man sich ihr zu sehr hingibt. Denn du wirst dann erfahren, dass Ausländerkriminalität, die in den Flüchtlingsheimen stattfindet nur sehr selten in den Statistiken auftaucht, weil sie schlicht in den meisten Fällen gar nicht angezeigt wird. Denn die Leute, die in diesen Heimen untergebracht sind, haben sowohl in ihrer Heimat als auch auf ihrer Flucht mit Polizei eher schlechte Erfahrungen gemacht und wenden sich daher nicht an diese. Du wirst auch erfahren, dass Menschen, die in sozialen Brennpunkten eine Zeit lang lebten, dort aber nicht aufgewachsen sind, die Zustände dort wesentlich drastischer wahrnehmen als jene, die da quasi hineingewachsen sind. Du wirst erfahren, dass Menschen ihre Meinungen hierzulande oft nicht öffentlich äußern, wenn sie befürchten, dass diese als rechts interpretiert werden könnte. Und so wirst du viele Faktoren kennenlernen, die Statistiken zu solchen Themen verfälschen.
Tatsächlich stellt vieles von dem was Du ansprichst ein Problem in der empirischen Sozialforschung dar, allerdings sind sich die Forscher dessen durchaus bewusst und haben eine Vielzahl von Methoden entwickelt um solche Verzerrungen zu eliminieren wo es geht und zu minimieren wo es sich nicht eliminieren lässt. Das fängt bei so simplen Sachen wie anonymen Befragungen an und geht, z. B. in der Psychologie, bis hin zu komplizierten Täuschungen, wo die Versuchspersonen gar nicht wissen was überhaupt der Gegenstand der Untersuchung ist. In hundert Jahren empirischer Forschung in den Human- und Sozialwissenschaften haben sich eine Menge sehr kluger Leute, viele sehr kluge Dinge einfallen lassen, um die Ergebnisse so vailde wie möglich zu machen. Mit Sicherheit ist das System nicht perfekt, aber ebenso so sicher ist es bedeutend besser als alles was eine Einzelperson eruieren kann. Gerade die Sozialwissenschaften sind ja entstanden um subjektive Überzeugungen mit wissenschaftlichen Methoden objektiv zu überprüfen und valide, reliable Erkenntnisse zu gewinnen. Der Grund warum z. B. die Kontakthypothese als gesichert gilt, ist das sie sich immer wieder in unabhängigen Studien und Experimenten bestätigt hat. Denn im Gegensatz zu einer Religion ist die Wissenschaft überaus selbstkritisch und wann immer ein Forscherteam seine Ergebnisse publiziert, führen sie nicht nur genau an mit welcher Methodik sie vorgegangen sind, sie bieten auch Alternativerklärungen an und listen mögliche Fehlerquellen und Störeinflüsse auf - damit die wissenschaftliche Gemeinde das alles diskutieren, kritisieren, überprüfen und ggf verbessern oder verwerfen kann. Gerade in der Psychologie fallen ja gerade einige Studien in sich zusammen, weil sie sich eben nicht reproduzieren lassen und somit den wissenschaftlichen Standards nicht genügen. Die Kontakthypothese gehört allerdings nicht dazu, den die hat sich seit Jahrzehnten immer wieder bewährt.
Diese Erkenntnisse zu leugnen, weil sie der eigenen subjektiven Wahrnehmung widersprechen, ist kurzsichtig, engstirnig und arrogant.
 
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Du bist doch derjenige, welcher hier ständig damit ankommst "Erst ich, dann meine Familie, dann die direkte Umgebung .......meine Kultur...",
da habt ihr doch etwas (:pkulturell bedingt? :p) gemeinsam und müsstet euch prima verstehen.

Da hast du was nicht verstanden ;)
 
@bit
Wie gesagt, ich höre schon die Reichsbürger und andere Gruppierungen aus der rechten und
linken Szene schreien, bei deiner Idee. Im Endeffekt würdest du nämlich eine Enklave innerhalb
Deutschlands schaffen, auch wenn diese nicht selbst verwaltet wäre.
Btw. Wen interessieren mittelfristige Lösungen, wenn nächstes Jahr Wahlen sind

Tja, Schule ist Ländersache.
Komm doch nach Baden-Württemberg hier wurden 60 Stellen für Lehrer speziell für Inklusion
geschaffen. Du musst allerdings die Lehrer mitbringen 40 Stellen können wegen fehlender
Fachkräfte nicht besetzt werden. Als die Kultusministerin dann auf die Idee kam prüfen zu
lassen, ob man mit diesen Mitteln Lehrer für Informatik an Gesamtschulen finanzieren könnte,
bekam sie eine Absage, die Mittel sind an Inklusion gebunden.
Ansonsten gebe ich dir Recht. Das Schulsystem ist antiquiert, aber dass es so schlecht ist
liegt zum einen an fehlenden Lehrerstellen und daran dass der Beruf unattraktiv gemacht wurde.
@AfD-Sympathiesanten
Allerdings möchte gerade die AfD daran festhalten, aber die sind auch prinzipiell gegen Inklusion.

Gruß
 
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