[TdW 169] Erleben wir den Beginn einer neuen Weltordnung?

In dieser Woche kann es im Grunde nur ein Thema für das TdW geben: In zwei Tagen wird The Donald als Präsident der USA vereidigt. Soweit ich weiß hat kein Präsident der USA die Menschen schon vor Beginn seiner ersten Amtszeit so stark polarisiert wie Trump. Die Hauptstadt Washington bereitet sich jedenfalls regelrecht auf einen Ausnahmezustand vor, denn man rechnet mit mindestens 200.000 Menschen die gegen Trump demonstrieren wollen und dann auf etwa 800.000 Menschen treffen werden die ihn feiern wollen (zum Vergleich: Zu Obamas erster Einführung kamen etwa zwei Millionen Unterstützer, nennenswerte Proteste hat es afaik damals nicht gegeben). Ich denke es ist keine Übertreibung wenn man die USA derzeit als gespalten, verunsichert und unberechenbar charakterisiert. Spätestens seit dem Wahlkampf haben sich tiefe Gräben aufgetan, die die verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Lager trennen. Die USA sind sensationslüsterne, schmutzige Wahlkämpfe schon fast traditionell gewohnt, doch dieser war bislang beispiellos - nicht zuletzt weil sich schon im Vorwahlkampf die Kandidaten der Republikaner gegenseitig zerfleischten und führende Demokraten, wie durch Leaks wohl dokumentiert wurde, hinter den Kulissen für Clinton und gegen Sanders Partei ergriffen. Und nachdem sich der Rauch dieser GRabenkämpfe verzogen hatte und die Kandidaten gekürt wurden, gab es auf Seiten der Demokraten Sanders-Anhänger, die von den Enthüllungen über die eigene Parteispitze so enttäuscht waren das sie Hillary jede Unterstützung versagten und auf Seiten der Republikaner prominente Mitglieder die Trump nicht nur ihre Unterstützung verweigerten, sondern offen dazu aufriefen Hillary zu wählen. Der Rest ist Geschichte: Obwohl Hillary eine knappe Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen konnte, gewann Trump die Mehrheit der Wahlmänner und wurde so, nicht zuletzt aufgrund der Besonderheiten des us-amerikanischen Wahlrechts, Präsident der USA. Hier könnte die Geschichte eigentlich zu Ende sein, Freitag könnte Trump sein Amt antreten und dann, nach einer angemessenen Frist (üblicherweise 100 Tage) könnte man ein erstes Fazit seiner Regierung ziehen - doch diesmal ist irgendwie alles anders, denn Trump ist nun einmal Trump.
Im Wahlkampf hatte Trump mit verbalen Ausfällen (z. B. sexistischer und rassistischer Natur), großen Versprechen (z. B. der Mauerbau und natürlich sein ureigener Slogan Amerika wieder groß zu machen) und teils abstrusen Thesen (z. B. das der Klimawandel eine chinesische Erfindung ist) für mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Nach der Wahl blieb er sich treu, setzte weiterhin lieber auf Twitter als auf Pressekonferenzen und füttert die Medien auch weiterhin mit einer Mischung aus mal interessanten, mal überraschenden und manchmal auch erschreckenden Äußerungen. Ich glaube nicht das ein Präsident jemals schon vor seiner Vereidigung soviel Staub aufgewirbelt hat - jedenfalls hat er es geschafft mit seinen Äußerungen und dem Umgang mit Taiwan die zweite globale Supermacht China zu provozieren, mit seiner Ankündigung die amerikanische Botschaft in Israel nach Jerusalem zu verlegen hat er Öl in eine ohnehin heftig lodernden Konfliktregion gegossen, mit seinen Sympathiebekundungen für Putin verunsichert er führende Politiker und Militärs der USA, mit den eigenen Geheimdiensten steht er fast genauso auf Kriegsfuß wie mit den Medien und mit seinen Äußerungen zur Nato verunsichert er amerikanische Verbündete in der ganzen Welt. Ein Schriftsteller hätte sich das alles wohl nicht ausdenken können oder es sofort als zu unglaubwürdig verworfen (tatsächlich hat z. B. William Gibson zwischendurch die Arbeit an seinem neuen Buch eingestellt, weil er verstört feststellte das die eigentlich dystopisch angelegte Wirklichkeit seines Romanes und die Realität sich immer ähnlicher wurden). Man könnte das alles fast unterhaltsam finden, wenn politische Abenteuer nicht spürbare Konsequenzen für reale Menschen hätten. Und wenn die USA nicht eine Supermacht wäre, deren Befindlichkeiten und Handlungen - mehr als die jedes andere Staates auf der Welt - globale Auswirkungen haben.
Im Titel schrieb von einer neuen Weltordnung und das ist nicht nur überspitzt zu verstehen - denn tatsächlich scheint sich derzeit etwas grundlegend zu verändern. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich eine Weltordnung etabliert, die zunächst von der Rivalität zweier unterschiedlicher Ideologien gepägt war - mit dem Westblock und dem Ostblock standen sich der Kapitalismus und der Kommunismus unversöhnlich gegenüber. Die USA waren die unangefochtene Führungsmacht des Westens, nicht nur militärisch, politisch und wirtschaftlich, sondern gerade auch kulturell. Nach dem Zerfall der UDSSR, als einzige verbliebende Supermacht (abgesehen vom nur langsam erwachenden chinesischen Drachen) drückten die USA der ganzen Welt ihren Stempel auf. Ich würde darauf wetten das man am Nordpol Cola Dosen finden kann und das es vermutlich kein Land auf der Welt gibt (zumindest keines das über Elektrizität verfügt) in dem amerikanische Kinofilme nicht bekannt sind (mindestens die Klassiker) und wo es nicht zumindest ein paar Menschen gibt, die vom American Way of Life träumen. Seit 1945 stehen die USA im Grunde für militärische, wirtschaftliche & kulturelle Dominanz und für wissenschaftlichen & technischen Fortschritt. Ihre politische Macht beruht nicht zuletzt auf ihrer militärischen Stärke, denn allein mir ihrer Seestreitkraft (manifestiert in ihren Flugzeugträgern) können sie Sicherheit für den globalen Seehandel garantieren - oder ihn eben auch unterbinden, sollten sie das je für wünschenswert halten (und der Seehandel ist gleichsam das Herzblut der Weltwirtschaft). Lange Zeit waren das Gewissheiten: Die USA schützen die Handelswege im allgemeinen und die Staatengemeinschaft des Westens im besonderen mit ihrer militärischen Stärke (die sie natürlich auch nutzen um ihren Bedarf an Ressourcen zu sichern), mit ihrer politischen und wirtschaftlichen Stärke setzen sie den freien Handel durch (auch in Staaten die das nicht immer begrüßt haben) und unter dem Deckmantel der Demokratie exportieren sie den Kapitalismus in alle Welt. Im Grunde stehen die USA seit mehr als einem halben Jahrhundert für Kapitalismus, Freihandel und Globalisierung.
Doch mit Trump könnte damit Schluss sein: Trump wettert gegen den Freihandel und die Globalisierung, droht mit Protektionismus, Strafzöllen und Handelskriegen. Sollte er seine diversen Ankündigungen wahrmachen, stünden wir tatsächlich am Beginn einer neuen Weltordnung - zumindest aber würde der alten Weltordnung das Fundament entzogen. Das TdW stellt daher heute die Frage: Erleben wir den Beginn einer neuen Weltordnung oder nur den Zerfall der alten? Oder ist das alles nur heiße Luft und alles bleibt wie es ist?

Quellen & mehr zum Thema:
US-Medien: Kasperletheater im Weissen Haus | ZEIT ONLINE
Donald Trump: Massenproteste gegen Vereidigung des US-Prasidenten - SPIEGEL ONLINE
Vor dem Parteitag der Demokraten: Wikileaks stellt Hillary Clinton bloss - Politik - Tagesspiegel
Donald Trump: US-Presse schickt Kampfansage - SPIEGEL ONLINE
William Gibson: "Ich bin nur ein Archaologe der Gegenwart" | ZEITmagazin
http://www.spiegel.de/wirtschaft/so...itz-kritisiert-abkehr-von-eugh-a-1130477.html
 
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Ich glaube nicht das ein Präsident jemals schon vor seiner Vereidigung soviel Staub aufgewirbelt hat - jedenfalls hat er es geschafft mit seinen Äußerungen und dem Umgang mit Taiwan die zweite globale Supermacht China zu provozieren, mit seiner Ankündigung die amerikanische Botschaft in Israel nach Jerusalem zu verlegen hat er Öl in eine ohnehin heftig lodernden Konfliktregion gegossen, mit seinen Sympathiebekundungen für Putin verunsichert er führende Politiker und Militärs der USA, mit den eigenen Geheimdiensten steht er fast genauso auf Kriegsfuß wie mit den Medien und mit seinen Äußerungen zur Nato verunsichert er amerikanische Verbündete in der ganzen Welt.

Seine Äußerungen über die EU, Merkel, die Nato und die Situation in Taiwan sind völlig richtig. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Mann kein Politiker ist und deswegen in mancher Weise sehr viel amerikanischer als seine Vorgänger.
Sein Anspruch Amerika wirtschaftlich wieder groß zu machen ist ebenso völlig berechtigt (und mehr als nötig, aus seiner Sicht).

Er ist mir inhaltlich mit den meisten Sachen nicht gewogen. Aber ich schätze seine unbeholfene plumpe Art, mit der er den etablierten Eliten über den Mund fährt und sich bisher noch der Speichelleckerei verwehrt.
Ich bin sehr gespannt, wie sich sein politisches Handwerk entwickelt. Und wir dürfen nicht vergessen dass es auch noch einen Kongress gibt.

Was er über die EU sagt, wird sich als richtig erweisen. Die UK wird Europa verlassen, ein paar Player werden durchgeschüttelt und dann wird es der UK genau so gut gehen wie immer und es wird sich zeigen, dass man für wirtschaftlichen Erfolg die EU nicht braucht. Im Gegenteil. Und die halbwegs potenten Wackelkandidaten werden es ihnen gleichtun und damit ist das wirtschaftliche Europa in seiner jetzigen Form erledigt.
 
Es wird nichts so heiss gegessen, wie es gekocht wird. Ich denke nicht, dass wegen Trump sich gleich die Weltordnung verändert. Die Weiterentwicklung des bisherigen Wegs wird eventuell etwas herausgezögert, aber sicherlich nicht nachhaltig zerstört, so lange der Rest der Welt nicht wieder in Aktionismus verfällt.

Eine Annäherung zwischen den USA und Russland hatten wir von einigen Jahrzehnten erst, als die Amis angefangen haben unter Jelzins Regierung massiv in Russland Ressourcen und Unternehmen aufzukaufen. Erst mit Putin wurde diese Entwicklung gestoppt und teilweise rückgängig gemacht. Als Putin an die Macht kam hat auch niemand von einer neuen Weltordnung gesprochen, obwohl seine Wahl bezüglich der Wahlversprechen und globalpolitischen Auswirkungen ähnlich war wie die von Trump. Da ging es halt weniger um den Westen als vielmehr um Afrika, Teile Südamerikas und Asien, wo Russland eine ähnliche Rolle einnimmt wie die USA für den Westen. Von daher hatte es uns nicht direkt betroffen.

Von daher zeigt die Reaktion des Westens für mich eher, wie verunsichert die Länder sind, wenn ihre vermeintliche Schutzmacht mal aus der Reihe tanzt.

Einige Ziele von Trump sind für mich jedenfalls nachvollziehbar und ökonomisch aus US-Sicht ziemlich sinnvoll. Die USA sind das am höchsten verschuldete Land der Welt, wenn man von der Gesamtsumme und nicht nur der Quote ausgeht. Gäbe es den Petrodollar nicht und würde nicht der globale Handel in Dollar abgewickelt, wäre das Land bereits lange pleite. Somit sind die USA weltweit das einzige Land, dessen Finanzleistung nicht aus sich selbst heraus, d.h. aus seiner Wirtschaftsleistung, entsteht sondern maßgeblich vom Rest der Welt abhängt. Angesichts der Instabilitäten der Wirtschaft in Europa und Afrika, ist das für die USA relativ gefährlich. Hinzu kommt, dass im Osten bereits Pläne geschmiedet werden sich vom Petrodollar abzukoppeln und den Handel dort auf einer anderen Währung aufzubauen. Die BRICS-Staaten haben einfach keine Lust mehr von der Willkür der USA abhängig zu sein. Warten die USA weiterhin, bis diese Pläne reif sind, können sie dies nur noch durch einen Krieg verhindern (z.B. indem sie Russland überfallen). Trump ist also gar nicht so doof, wenn er dieser Entwicklung zuvorkommen und die amerikanische Wirtschaft wieder produktiv machen will. Bereits zu lange haben die Amis ihre Produktion nach China ausgelagert und sind daher wirtschaftlich mittlerweile ziemlich abhängig von diesem Land. Zum einen halten die Chinesen ziemlich viele Dollars, zum anderen ist der Wohlstand der USA mittlerweile maßgeblich von der chinesischen Produktion abhängig. Wir sehen aber aktuell, dass die Wirtschaft Chinas ziemlich instabil ist. Täglich werden Milliarden aus dem Land geschafft (z.B. durch Investitionen in europäische Unternehmen oder Aufkauf selbiger), weil man dort einem erneuten Finanzcrash entgegen steuert. Wer ein wenig die Geldflüsse an den Börsen verfolgt, kann sich davon sehr gut ein Bild machen. Will man also die amerikanische Wirtschaft wieder stabilisieren, muss zwingend dafür gesorgt werden, dass wieder mehr Produktion im eigenen Land erfolgt, auch auf die Gefahr hin, dass so manche Luxusgüter (Technik, Fahrzeuge etc.) dadurch sehr verteuert werden.

Auch eine Annäherung an Russland macht ökonomisch durchaus Sinn, denn wenn man nicht gerade einen Weltkrieg riskieren will, ist dies die einzige Möglichkeit an die Bodenschätze Russlands zu kommen. Erst wenn die USA es schaffen eine stabile und gute Beziehung zu Russland zu entwickeln, werden die Russen bereit sein auch wieder US-Unternehmen in's Land zu lassen und Lizenzen für Bodenschätze an diese zu verkaufen. Putin hat ja die Lizenzen für Ölförderung damals den US-Unternehmen nicht entzogen, weil er der Meinung war, dass russische Bodenschätze dem russischen Volk gehören. Dazu ist er selbst viel zu sehr Kapitalist. Vielmehr war (und ist) die Beziehung zu den USA von tiefem Mißtrauen geprägt und die geopolitischen Ziele der USA waren bereits damals klar antirussisch ausgerichtet, was diese ja auch offiziell bekannten. Mit den Unternehmen wollte man mehr oder weniger die russische Wirtschaft übernehmen und damit die Macht in diesem Land unter die eigene Kontrolle bringen. Das hat Putin verhindert, damit seine Clique den Großteil des Kuchens selbst abgreifen und er seine Macht festigen konnte (was übrigens auch ziemlich schlau war). Wenn Trump nun also erste Schritte zur Annäherung an Russland macht, dann hat er zumindest die Chance wieder kleine Teile des russischen Wirtschaftskuchens abzugreifen und damit mittelfristig neue Einnahmen für die USA zu generieren.

Somit sind die von Trump angekündigten Schritte ökonomisch für die USA durchaus sinnvoll. Betrachtet man dieses Land mal als Unternehmen, so wie er es tut, dann sieht man ein Unternehmen, das kaum noch etwas produziert, eigentlich bereits seit Jahrzehnten Insolvenzverschleppung betreibt und unter den Mitarbeitern (d.h. den Einwohner) brodelt es auch bereits deutlich. Denn auch wenn offiziell die Arbeitslosenzahlen bei 4,9% liegen, sind diese Zahlen lediglich durch ein paar Tricks durch Obama geschönt worden. Denn es gibt zusätzliche 4-5%, die man mittlerweile einfach als erwerbsunfähig deklariert hat und die Gelder aus der Invalidenrente beziehen. Obama hat schlicht die Grenzen um Invalidenrente zu beziehen nach unten gesetzt, wodurch viele nun als erwerbsunfähig gelten, die zuvor noch in der Arbeitslosenstatistik auftauchten. Die Zeit hatte dazu Ende letzten Jahres einen sehr guten Artikel geschrieben. Will Trump das Unternehmen USA wieder zum Laufen bekommen, wird ihm nichts anderes übrig bleiben als drastische Schritte zu unternehmen. Jeder Insolvenzverwalter muss das auch tun und als solcher agiert er jetzt. Der US-Wirtschaft zuliebe kann man also eigentlich nur hoffen, dass er seine Amtszeit bis zum Ende ausführen kann und zumindest einige seiner Ziele in Gesetze meisselt.

Dennoch glaube ich nicht, dass sich dadurch gleich die Weltordnung ändern wird. Die US-Wirtschaft ist nämlich gleichermaßen vom Militär abhängig. Hätte der Friedensnobelpreisträger Obama nicht jedes Jahr 25.000 Bomben auf der Welt abwerfen lassen, stünde es um die Wirtschaft dort noch drastisch schlechter. Und auch Trump wird sicherlich feststellen, dass er eine Insolvenz seines Landes zumindest kurzfristig nur verhindern kann, wenn er diesen Schnitt weiter hält. Man darf gespannt sein, welche neuen Feindbilder er dafür aus der Tasche zaubert. Dafür wird er dann auch auf die Geheimdienste angewiesen sein, die ihm entsprechende Gründe für neue Bombenteppiche liefern müssen. Denn ohne solche Gründe würden sich die USA politisch von Europa isolieren. Ausserdem muss er wohl selbst erstmal tiefer in die politischen Bereiche der Wirtschaft eintauchen, die ihm bisher noch ziemlich fremd sind. Wenn er erstmal sieht, wie massiv die USA Einfluss auf Europa nehmen und dadurch ihren Fuss in der Tür der europäischen Wirtschaft behalten, wird er auch einsehen, dass es keine gute Idee ist sich mit der EU anzulegen, wenn er die US-Wirtschaft weiter ankurbeln will. Wenn er schlau ist, legt er auch noch Programme auf, mit denen er Fachkräfte vor allem aus Südeuropa in die USA holt. Das würde die EU weiter schwächen und würde diversen noch einigermaßen gut funktionierenden Teilen der US-Wirtschaft (IT, Pharma, Medizintechnik, Ingenieurswesen etc.) massiv helfen. Nur durch eine Schwächung der europäischen Wirtschaft, also der EU, kann er die amerikanische Wirtschaft auch nachhaltig verbessern. Damit das funktioniert, wird er sein Verhältnis zu den Geheimdiensten sicherlich verbessern, auch wenn er ggf. deren Fokus neu ausrichtet, weg vom Militär hin zur Wirtschaft, so wie es in den 20er bis 40er Jahren ja bereits der Fall war. Dass dies dem militärisch-industriellen Komplex nicht in den Kram passt, kann man durchaus verstehen. Vielleicht sehen aber auch diese Ewig-Gestrigen irgendwann ein, dass dies der sinnvollere Weg für ihr Land ist um für die Zukunft gewappnet zu sein.

Für den Rest der Welt würde das bedeuten, dass der nächste Kalte Krieg ein Wirtschaftskrieg wird, und das sollte uns eigentlich ganz recht sein. Zumindest wir in Deutschland hätten dann ziemlich gute Karten, auch wenn wir uns dann auf neue Herausforderungen einstellen müssen.
 
Ich habe mir gerade große Teile der Rede von Trump angehört und ich muss sagen mir ist es kalt den Rücken runter gelaufen...8o Eigentlich bin ich ein Mensch, der von Natur aus - und auch bestärkt durch die eigene Lebenerfahrung - eher zu Optimismus neigt, aber ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, das der heutige Tag eine Zäsur für die Welt bedeuten könnte. Natürlich ist Trump nur ein Symptom und nicht die Ursache, aber auch Symptome können verheerend sein. Ich finde es wirklich erschreckend das ein Mann zum Präsidenten der USA ernannt wurde (ein Posten den man im Westen bislang auch gerne als Anführer der freien Welt beschrieb), der keinerlei Skrupel hat mit rassistischen und sexistischen Sprüchen Stimmung zu machen, um die Zustimmung der Enttäuschten, der Wütenden und der Hassenden zu bekommen. Der unverfroren lügt und doch jeden Kritiker selbst als Lügner tituliert. Man mag von dem "Westen" und den "westlichen Werten" halten was man will, es ist unbestreitbar das diese Politik dem Westen Jahrzehnte voller Frieden, Wohlstand und Fortschritt sicherte. Unter dem militärischen Schutz der USA und der NATO (was ja fast das selbe ist) konnten sich die Staaten des Westens ohne ernsthafte äußere Bedrohung ganz auf sich selbst konzentrieren. (West)Europa erlebte z. B. eine bislang beispiellose Zeit des Friedens, geprägt von wirtschaftlicher und politischer Kooperation und dem bemühen um gut-nachbarschaftlichen Beziehungen (auch zwischen Staaten die sich eigentlich als Erbfeinde betrachteten). Die vielbeschworenen "westlichen Werte" hatten daran wesentlichen Anteil, denn es waren die Eckpfeiler nach denen eigentlich alle westlichen Regierungen seit 1945 ihre Politik ausrichteten (oder es zumindest versuchten). Bürgerrechte, Pressefreiheit, Redefreiheit, Versammlungsfreiheit, Wahlrecht, Gleichberechtigung - nie zuvor kamen so viele Menschen in den Genuss so vieler Privilegien. Natürlich war es nie perfekt, es gab immer wieder und in eigentliche allen beteiligten Staaten Rückschläge, Stolpersteine und Schandflecke - aber es ist eben auch nicht leicht einem Ideal gerecht zu werden.
Das in den letzten Jahren, spätestens seit der Finanzkrise (aber vermutlich schon vorher), der Motor des Westens zu stottern begann, hat imho viel mit wirtschaftlichen und politischen Fehlentwicklungen zu tun. Das der Westen so erfolgreich war lag auch und vor allem an seiner wirtschaftlichen Stärke (der Kalte Krieg endete z. B. weil die UDSSR in dem erfolglosen Versuch wirtschaftlich mitzuhalten wortwörtlich auseinanderbrach), aber das führte eben auch dazu das die Wirtschaft immer mächtiger wurde. Heute können Konzerne, Banken und Finanziers über Lobbyisten enormen Einfluss auf die Politik nehmen - einen Einfluss der nicht demokratisch legitimiert ist und tatsächlich eher dazu beiträgt die Demokratie auszuhöhlen, denn der Ausgang von Wahlen wird trivial wenn die Politik so oder so von Wirtschaftslobbyisten manipuliert wird. Das ist mein persönlicher Eindruck, obwohl ich zugeben muss das meine wirtschaftliche Expertise eher unzureichend ist und ich mir daher nie ganz sicher war (bzw. bin) ob ich nicht vielleicht durch Vorurteile und populistische Vereinfachungen beeinflusst werde. Allerdings kann man ähnliche Aussagen auch immer öfters von Vertretern der wirtschaftlichen und wirtschaftswissenschaftlichen Elite hören - also von Menschen die eigentlich die nötige Expertise haben sollten. Ganz aktuell gab es z. B. viele kritische Stimmen auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos, wie z. B. den Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz, der schon seit Jahren davor warnt das die Globalisierung nur noch den Interessen der Konzerne dient und ohne Regulierungen immer mehr Menschen in den Industriestaaten zu Verlierern der Entwicklung werden. Diese Entwicklung wird auch durch eine zunehmende Kluft zwischen reich und arm verkörpert - laut Oxfam (einem internationalen Verbund von Hilfs- und Entwicklungsorganisationen) besitzen die 8 reichsten Menschen der Welt mehr Geld als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Auch in Deutschland ist Vermögen extrem ungleich verteilt, so sollen die reichsten 10% der Bürger im Jahr 2013 etwas 52% des Gesamtvermögens besessen haben. Solche Zahlen können einen schwindelig und nachdenklich machen. Es ist wohl kein Zufall das seit der Finanzkrise, die viele westliche Staaten hart getroffen hat, Populisten enormen Zulauf haben. Wenn Menschen das Gefühl haben - ganz egal ob zurecht oder zu unrecht - das die Politik nur den Reichen und Mächtigen dient, wenden sich die Menschen eben denen zu, die lautstark verkünden alles anders und besser machen zu wollen. Populisten sind, nach meiner Definition, Politiker die vorgeben für "den kleinen Mann" zu sein - seine Sprache zu sprechen, seine Probleme zu kennen, Lösungen zu haben und nur eine Gelegenheit brauchen diese umzusetzen. Und, meiner Definition nach, sind Populisten Menschen die bewusst auf Emotionen zielen und nicht auf den Verstand. Eigentlich sollten Politiker im Wahlkampf meiner Meinung nach diskutieren, gerne auch streiten - aber es sollte um Analysen und Argumente gehen, so das die Wähler abwägen, bewerten und anschliessend wählen können. Populisten haben jedoch in der Regel keine oder nur wenige Argumente, dafür appellieren sie an Emotionen, Gefühle und Instinkte. Angst und Wut sind sehr starke Gefühle, wenn diese geweckt und geschürrt werden, bleiben Rationalität und Kritikfähigkeit schnell auf der Strecke - das ist der Effekt auf den Populisten meiner Meinung nach abzielen. Ich halte Populisten für einen besonderen Menschen- bzw. Politikerschlag, der von Egoismus, Ehrgeiz und Machthunger getrieben nicht davor zurückschreckt Menschen über ihre Emotionen zu manipulieren, ohne sich um die möglichen Folgen zu scheren. Das ist ein gefährliches Spiel mit dem Feuer und die Geschichte ist voller Beispiele (z. B. Pogrome und Völkermorde) wie so etwas schlimmstenfalls enden kann. Denn wann immer Populisten an die Macht kommen, müssen sie liefern und wenn sie das nicht können, nutzen sie ihre manipulativen Fähigkeiten eben dazu den Zorn ihrer Anhänger von sich abzulenken...
Derzeit erleben wir wie überall in Europa Populisten erstarken und bereits jetzt agieren manche Regierungen in Osteuropa zunehmend autoritär. In Russland hat Putin ein autoritäres Regime geschaffen, das tief in den blutigen Konflikt in der Ukraine verstrickt ist. In der Türkei ist Erdogans AKP dabei die letzten Reste von Demokratie & Rechtsstaat zu beerdigen und ebenfalls einen autoritären Präsidialstaat zu erschaffen. Anders gesagt: In und um Europa herum wird der Wind zunehmend rauer. Mitten in dieser beunruhigende Lage haben die Briten sich auch noch für den Brexit entschieden, der zweifellos noch Schockwellen durch die europäische Wirtschaft jagen wird. Und in den USA, bislang die unangefochtene Führungsmacht des Westens, wird ein Populist zum Präsidenten, der auf Protektionismus und Nationalismus setzt. Der die NATO für obsolet und die EU für wirtschaftliche Konkurrenz hält. Der eine Mauer bauen will, massenhafte Deportationen versprochen hat, keine Gelegenheit auslässt China zu provozieren, den islamistischen Terror auslöschen will und gleichzeitg Öl in den Nahost-Konflikt giesst, indem er die US-Botschaft nach Jerusalem verlegen will. Selten habe ich jemanden erlebt der meiner Definition eines Populisten so sehr entspricht wie Trump. Und seine Rede heute lässt keinen Zweifel das er sich nicht als Anführer der freien Welt, nicht einmal als Anführer des Westens versteht, er begreift sich höchstens als Anführer der Amerikaner - wie er diesen Begriff definiert (ob er also alle Amerikaner meint) kann nur seine Politik zeigen, doch wenn man die Leute betrachtet mit denen er sich umgibt, scheint er vor allem die reiche, weiße Elite zu meinen. Wenn man einmal ein Gedankenexperiment wagt und sich vorstellt das die NATO sich auflöst und die USA sich nicht mehr um Verbündete scheren - oder nur um solche die bereit sind für Schutz zu zahlen - kann man sich leicht vorstellen wie sich das Gleichgewicht der Macht in der Welt verschieben wird. Und die großen Gewinner wären keine Staaten in denen man Menschrechte und Rechtsstaatlichkeit groß schreibt.
Ich denke wir leben in einer Zeit die uns vor große globale Herausforderungen stellt: wirtschaftliche Fehlentwicklungen in den reichen Industrieländern, schwindende Ressourcen, Verteilungkriege und die dadurch entstehenden Flüchtlingsströme, Klimawandel (der häufig die ärmsten Regionen besonders heftig und früh betrifft und ebenfalls Flüchtlingsströme generiert und generieren wird) - all das bedarf internationaler Anstrengungen. Und genau in dieser Zeit scheint das reichste und mächtigste Bündnis aller Zeiten zu zerfallen - ich fürchte wirklich der heutige Tag markiert eine Zäsur...:(

Aber ich hoffe das ich mich irre und ein wenig Hoffnung macht mir der Umstand das der Begriff Krise ursprünglich einen Wendepunkt beschreibt. Vielleicht muss es erst schlechter werden, bevor alles besser wird.
 
Manchmal wünsche ich mir ja, ich könnte in deiner Filterblase leben. Die Welt muss unglaublich toll sein, wenn man weiss: Wir im Westen sind die Guten und die anderen die Bösen. ;)

Der unverfroren lügt und doch jeden Kritiker selbst als Lügner tituliert.
Fast alle Angriffskriege, die die USA in den letzen Jahrzehnten gestartet haben, basierten auf Lügen der jeweilig amtierenden Präsidenten. Von den Lügen über den Zustand der USA mal ganz zu schweigen, die wohl eher ausschlaggebend für Trumps Wahl waren.

Man mag von dem "Westen" und den "westlichen Werten" halten was man will, es ist unbestreitbar das diese Politik dem Westen Jahrzehnte voller Frieden, Wohlstand und Fortschritt sicherte. Unter dem militärischen Schutz der USA und der NATO (was ja fast das selbe ist) konnten sich die Staaten des Westens ohne ernsthafte äußere Bedrohung ganz auf sich selbst konzentrieren. (West)Europa erlebte z. B. eine bislang beispiellose Zeit des Friedens, geprägt von wirtschaftlicher und politischer Kooperation und dem bemühen um gut-nachbarschaftlichen Beziehungen (auch zwischen Staaten die sich eigentlich als Erbfeinde betrachteten). Die vielbeschworenen "westlichen Werte" hatten daran wesentlichen Anteil, denn es waren die Eckpfeiler nach denen eigentlich alle westlichen Regierungen seit 1945 ihre Politik ausrichteten (oder es zumindest versuchten).
Dumm nur, dass der Wohlstand des Westens zulasten des Nahen Ostens und Afrikas geht. Und jetzt sind wir in der "wunderbaren" Situation, dass die ihre Krieg zu uns tragen und wir einen neuen Kalten Krieg mit Russland haben. Alles dank der ach so tollen US-Präsidenten der letzten Jahrzehnte, die Anfangs ihre Marionetten in Ländern wie dem Irak, Syrien, Libyen, Afghanistan etc. einsetzten und später die Kontrolle darüber verloren. Die meisten Kriege, die wir heutzutage auf der Welt haben, wurden durch die USA direkt oder indirekt angezettelt und begünstigt.

Bürgerrechte, Pressefreiheit, Redefreiheit, Versammlungsfreiheit, Wahlrecht, Gleichberechtigung - nie zuvor kamen so viele Menschen in den Genuss so vieler Privilegien. Natürlich war es nie perfekt, es gab immer wieder und in eigentliche allen beteiligten Staaten Rückschläge, Stolpersteine und Schandflecke - aber es ist eben auch nicht leicht einem Ideal gerecht zu werden.
In Zeiten, in denen man Zensur-Infrastukturen aufbaut (Stichwort: Fakenews), redest du von Pressefreiheit?
In Zeiten, in denen jemandem, der seine Sorgen bezüglich der Flüchtlingspolitik äußert, gleich AfD-Nähe oder schlimmeres unterstellt wird, redest du von Redefreiheit?
In Zeiten, in denen unliebsamen Protesten (Blockupy, Stuttgart21) mit Polizeigewalt begegnet wird, sprichst du von Versammlungsfreiheit?
In Zeiten, in denen gegen Parteien mit verschobenen Ansichten Verbotsverfahren angehängt werden anstatt sie mit richtigen Argumenten in die Auflösung zu treiben, redest du von Wahlfreiheit?
In Zeiten, in denen Frauen weniger verdienen als Männer, in denen nicht gegen Kinderehen vorgegangen wird, in denen Behinderte kein Vermögen aufbauen können etc, redest du von Gleichberechtigung?
Und das nennst du dann ein paar Stolpersteine? Ich nenne das Versagen in allen von dir genannten Bereichen. Aktuell machen wir in den meisten Bereichen eher Rückschritte als Fortschritte.

Das in den letzten Jahren, spätestens seit der Finanzkrise (aber vermutlich schon vorher), der Motor des Westens zu stottern begann, hat imho viel mit wirtschaftlichen und politischen Fehlentwicklungen zu tun. Das der Westen so erfolgreich war lag auch und vor allem an seiner wirtschaftlichen Stärke (der Kalte Krieg endete z. B. weil die UDSSR in dem erfolglosen Versuch wirtschaftlich mitzuhalten wortwörtlich auseinanderbrach), aber das führte eben auch dazu das die Wirtschaft immer mächtiger wurde.
Es lag vielmehr daran, dass gegen den Warschauer Pakt ein Wirtschaftskrieg geführt wurde. So sehr sich die Länder des WP auch bemühten, sie wurden nicht am internationalen Handel zugelassen. Warum ist wohl die Banane zum Symbol der vermeintlichen Mangelwirtschaft des Ostens geworden? Weil bis auf Nicaragua alle Länder, in denen diese wachsen, unter der Kontrolle des Westens waren und ihnen ein Handel mit WP-Staaten untersagt war.

Heute können Konzerne, Banken und Finanziers über Lobbyisten enormen Einfluss auf die Politik nehmen - einen Einfluss der nicht demokratisch legitimiert ist und tatsächlich eher dazu beiträgt die Demokratie auszuhöhlen, denn der Ausgang von Wahlen wird trivial wenn die Politik so oder so von Wirtschaftslobbyisten manipuliert wird. Das ist mein persönlicher Eindruck, obwohl ich zugeben muss das meine wirtschaftliche Expertise eher unzureichend ist und ich mir daher nie ganz sicher war (bzw. bin) ob ich nicht vielleicht durch Vorurteile und populistische Vereinfachungen beeinflusst werde. Allerdings kann man ähnliche Aussagen auch immer öfters von Vertretern der wirtschaftlichen und wirtschaftswissenschaftlichen Elite hören - also von Menschen die eigentlich die nötige Expertise haben sollten. Ganz aktuell gab es z. B. viele kritische Stimmen auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos, wie z. B. den Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz, der schon seit Jahren davor warnt das die Globalisierung nur noch den Interessen der Konzerne dient und ohne Regulierungen immer mehr Menschen in den Industriestaaten zu Verlierern der Entwicklung werden.
Und genau das ist der Grund, warum Trump gewonnen hat. Die "workforce participation" der USA, die einen wesentlich besseren Überblick über die Arbeitslosigkeit gibt, ist von 1963 bis 1989 kontinuierlich gestiegen, war dann bis 2002 relativ stabil und fällt seitdem drastisch. Bereits im nächsten Jahr wird sie auf dem Wert liegen, der Mitte bis Ende der 70er erreicht war. Und was war damals der Effekt? Die Leute wählten einen Präsidenten, der nicht mehr auf dem alten Kurs weitergefahren ist, der den Vietnamkrieg beendete, der erste Annäherungsschritte an Moskau wagte usw.. Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Klingt ganz nach Trump, der sich auch wieder Russland annähern will und der keine Lust mehr hat die Sicherheitspolizei der Welt zu spielen. Geschichte wiederholt sich.

Diese Entwicklung wird auch durch eine zunehmende Kluft zwischen reich und arm verkörpert - laut Oxfam (einem internationalen Verbund von Hilfs- und Entwicklungsorganisationen) besitzen die 8 reichsten Menschen der Welt mehr Geld als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Auch in Deutschland ist Vermögen extrem ungleich verteilt, so sollen die reichsten 10% der Bürger im Jahr 2013 etwas 52% des Gesamtvermögens besessen haben. Solche Zahlen können einen schwindelig und nachdenklich machen. Es ist wohl kein Zufall das seit der Finanzkrise, die viele westliche Staaten hart getroffen hat, Populisten enormen Zulauf haben.
Auch wenn die aktuelle Oxfam-Studie mathematisch wohl ziemlicher Unsinn ist, wenn man denen glauben darf, die mal nachgerechnet haben, gebe ich dir in diesem Punkt total Recht. Dass die Populisten so viel Zulauf haben, hängt aber meiner Meinung nach mit 2 Faktoren zusammen. 1. Es gibt keine echte politische Alternative, die bereit ist den bisherigen Weg zu verlassen. Dies wird aktuell nur von populistischen Parteien wie der AfD und der Linken vertreten. 2. Politische Bildung und selbstständiges Denken kommt in unserem Bildungssystem viel zu kurz. Wenn ein paar Abiturienten, die als Gegendemonstranten bei einer AfD-Veranstaltung auftreten, nicht einmal das Parteiprogramm der Partei kennen, gegen die sie demonstrieren, und daher von einer Fr. Petry bloßgestellt werden, dann ist das ein Armutszeugnis für die Bildung, die man diesen Jugendlichen angedeihen liess. Selbige Jugendlichen zeigten, dass dies allerdings nicht nur die politische Bildung betrifft sondern selbst Allgemeinbildung. Denn da behauptete ein Mädchen, das vorgab sie hätte ihr Abitur in Chemie geschrieben, dass die Ursache für Smog in China CO2 sei und dass CO2 die Menschen dort krank mache. WTF?!

Wenn Menschen das Gefühl haben - ganz egal ob zurecht oder zu unrecht - das die Politik nur den Reichen und Mächtigen dient, wenden sich die Menschen eben denen zu, die lautstark verkünden alles anders und besser machen zu wollen. Populisten sind, nach meiner Definition, Politiker die vorgeben für "den kleinen Mann" zu sein - seine Sprache zu sprechen, seine Probleme zu kennen, Lösungen zu haben und nur eine Gelegenheit brauchen diese umzusetzen. Und, meiner Definition nach, sind Populisten Menschen die bewusst auf Emotionen zielen und nicht auf den Verstand.

Die Menschen wenden sich denen zu, die bereit sind die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Und wenn das nur von Populisten geboten wird, dann lassen sie sich halt von denen mitreissen. Ich frage mich allerdings immer wieder, ob es auch so einen Aufschrei geben würde, wenn sich die Menschen der Linken zugewendet hätten anstatt der AfD.

Ich halte Populisten für einen besonderen Menschen- bzw. Politikerschlag, der von Egoismus, Ehrgeiz und Machthunger getrieben nicht davor zurückschreckt Menschen über ihre Emotionen zu manipulieren, ohne sich um die möglichen Folgen zu scheren.
Egoismus, Ehrgeiz und Machthunger sind nicht nur bei Populisten vertreten sondern bei der gesamten politischen Kaste der westlichen Welt. Der einzige Unterschied besteht darin, dass jene, die wir nicht als Populisten sehen, wenigstens nicht so tun, als würden sie sich um's Volk scheren. Die tun es einfach nicht und reflektieren diese Haltung tagtäglich durch ihr Handeln.

Derzeit erleben wir wie überall in Europa Populisten erstarken und bereits jetzt agieren manche Regierungen in Osteuropa zunehmend autoritär. In Russland hat Putin ein autoritäres Regime geschaffen, das tief in den blutigen Konflikt in der Ukraine verstrickt ist. In der Türkei ist Erdogans AKP dabei die letzten Reste von Demokratie & Rechtsstaat zu beerdigen und ebenfalls einen autoritären Präsidialstaat zu erschaffen. Anders gesagt: In und um Europa herum wird der Wind zunehmend rauer.
In den Konflikt in der Ukraine sind die USA genau so tief verstrickt wie Russland. Und da sie die zunehmend radikalen Tendenzen in der muslimischen Welt durchaus auch mitverantwortet haben, sind sie nicht ganz unschuldig an der Entwicklung in der Türkei. Dass der Westen weiterhin mit Erdogan paktiert nur um der Flüchtlinge Herr zu werden, fördert gleichermaßen seine Macht. Der Typ kann doch machen, was er will, ohne irgendwelche politischen Konsequenzen zu erleben.

Mitten in dieser beunruhigende Lage haben die Briten sich auch noch für den Brexit entschieden, der zweifellos noch Schockwellen durch die europäische Wirtschaft jagen wird.
Achja, die viel beschworen Schockwellen. Erst kürzlich wollten uns die Zeitungen klarmachen, dass wegen des Brexit die Inflationsrate in GB im Dezember 2016 massiv gestiegen ist: auf 1,6%. Nur gut, dass sie nicht erwähnten, dass im gleichen Zeitraum die Inflationsrate in Deutschland bei 1,7% lag. Sonst hätte man ihnen womöglich nicht geglaubt.

Und in den USA, bislang die unangefochtene Führungsmacht des Westens, wird ein Populist zum Präsidenten, der auf Protektionismus und Nationalismus setzt. Der die NATO für obsolet und die EU für wirtschaftliche Konkurrenz hält.
Die USA haben die EU immer schon für eine wirtschaftliche Konkurrenz gehalten. Die Präsidenten haben es nur nicht so freimütig geäußert. Warum wohl wollen sie TTIP haben und damit ihren Einfluss in der EU ausbauen? Warum haben sie die EU zu Sanktionen gegen Russland gedrängt, die die USA nicht betrafen? Stattdessen bauten sie ihren Handel mit Russland sogar noch weiter aus. Warum werden erfolgreiche europäische IT-Unternehmen fast immer von US-Konzernen aufgekauft? Und wo sitzen jene Unternehmen, von denen bekannt ist, dass sie 80% der Weltwirtschaft unter sich haben? Glaubst du, das passiert alles zufällig?

Und seine Rede heute lässt keinen Zweifel das er sich nicht als Anführer der freien Welt, nicht einmal als Anführer des Westens versteht, er begreift sich höchstens als Anführer der Amerikaner - wie er diesen Begriff definiert (ob er also alle Amerikaner meint) kann nur seine Politik zeigen, doch wenn man die Leute betrachtet mit denen er sich umgibt, scheint er vor allem die reiche, weiße Elite zu meinen. Wenn man einmal ein Gedankenexperiment wagt und sich vorstellt das die NATO sich auflöst und die USA sich nicht mehr um Verbündete scheren - oder nur um solche die bereit sind für Schutz zu zahlen - kann man sich leicht vorstellen wie sich das Gleichgewicht der Macht in der Welt verschieben wird. Und die großen Gewinner wären keine Staaten in denen man Menschrechte und Rechtsstaatlichkeit groß schreibt.
"An ihren Taten sollt ihr sie erkennen." Warten wir einfach mal ab, was er davon wirklich umsetzt. Es gab noch keinen US-Präsidenten, der seine Wahlversprechen gehalten hat. Warum denken alle, dass es bei Trump anders sein wird? Hat Obama Guantanamo geschlossen oder irgendwas für die Abrüstung der Atomwaffen getan, wofür er ja sogar im Voraus einen Friedensnobelpreis erhielt? Guantanamo ist noch immer ein Foltergefängnis und die Atomwaffen der USA wurden modernisiert. Hat Bush eine große Steuerreform durchgeführt, die Sozialkassen gestärkt oder die "Friedenseinsätze" reduziert? Vielmehr wurden unter seiner Führung neue Großkonflikte vom Zaun gebrochen und das Sozialsystem weiter abgebaut. Steuervorteile schaffte er fast ausschliesslich für die Reichen. Hat Clinton eine Gesundheitsreform durchgeführt? Und so könnte man die Liste Präsident für Präsident fortsetzen. Ihre Wahlversprechen waren genau so leere Worthülsen wie hierzulande. "Mit mir wird es keine Maut geben." ... "Die Renten sind sicher" ... ...

Viel schädlicher als Trumps Politik wird sein, wie sich die europäischen Politiker ihm gegenüber derzeit verhalten. Die Arroganz, mit der sie ihm begegnen, ist beängstigend, vor allem angesichts dessen wie sehr Europa in den letzten Jahrzehnten von den USA abhängig gemacht wurde.
 
In Zeiten, in denen man Zensur-Infrastukturen aufbaut (Stichwort: Fakenews), redest du von Pressefreiheit?

Man möchte Populistische Inhalte unterbinden, gleichzeitig aber seine Meinungsdiktatur durchsetzen. Das begann auf EU Ebene schon viel früher:

EU to set up euro-election 'troll patrol' to tackle Eurosceptic surge - Telegraph

Wahrscheinlich hat das Traumbild für den Umbau in einen EU-Superstaat nach chinesischem Vorbild kurzzeitig herbe Risse erlitten durch die Wahl von Donald Trump und dem Brexit, so das man jetzt nach und nach den Gürtel strammer zieht ...

Frauen weniger verdienen als Männer

Was aber nicht am Geschlecht liegt, sondern daran, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten oder in Branchen, die allgemein schlechter bezahlen (z. B. Erziehung). Das wurde erst vor kurzem wieder statistisch belegt. Der folgende Artikel führt an, dass genau dies die Tatsache sei, warum der Politik ein Grund für das Lohngerechtigkeitsgesetz fehlt:

Studie zeigt, warum Frauen weniger verdienen als Manner

Die mediale Aussage das Frauen per se weniger verdienen, weil sie Frauen sind, ist in meinen Augen reine Propaganda eines bestimmten politischen Klientel. Es gibt keine einzige Statistik, die das breit angelegt unter Berücksichtigung sämtlicher bekannter Faktoren belegen kann. Das wird einfach wie ein Mantra medial wiederholt bis es jeder glaubt. Diese Strategie wurde wie in Gustav Le Bon's "Psychologie der Massen" beschrieben in Perfektion umgesetzt.

Und sein wir mal ehrlich. Das Frauen generell weniger verdienen ist auch irgendwie unlogisch. Es gibt so viele BWLer Absolventen und ausgebildete Leute im Wirtschaftsbereich, die händedringend einen Job suchen, dann könnte ich ja einfach ein Import/Export Unternehmen gründen und allein dadurch Millionen scheffeln, weil ich nur Frauen einstelle. Abseits der IT Branche gibt es nämlich genug Frauen die man einstellen kann ...
 
Zuletzt bearbeitet:
@bitmuncher:
Gut und Böse sind eigentlich keine Kategorien, die in meiner Gedankenwelt eine allzugroße Rolle spielen - schon gar nicht wenn es um politische Bewertungen geht. Allerdings gebe ich gerne zu das ich die westlichen Staaten im allgemeinen und Deutschland im besonderen für lebenswerter halte, als den größten Teil der restlichen Welt. Mit dieser Bewertung stehe ich aber wohl auch nicht ganz alleine da, denn solange ich das politische Weltgeschehen bewusst verfolge, immerhin schon seit mehr als 30 Jahren, war der Westen ein Magnet für Menschen aus allen Teilen der Welt und viele Menschen haben Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um in den Westen zu gelangen! Menschen aus armen Regionen kamen auf der Suche nach Wohlstand, Menschen aus kriegsgeplagten Regionen auf der Suche nach Schutz und Frieden und Menschen aus Diktaturen und Regimen auf der Suche nach Rechtsstaatlichkeit und einem Leben ohne staatliche Repression. Das beste Beispiel ist doch unsere ehemalige innerdeutsche Grenze: Selbst Mauer, Todesstreifen und Schießbefehl konnten DDR Bürger nicht davon abhalten ihr Leben zu riskieren und zu versuchen in den "goldenen Westen" zu fliehen. Wenn Menschen aus den verschiedensten Teilen der Welt, aus den verschiedensten Kulturkreisen und aus den verschiedensten Gründen bereit waren Heimat, Familie und Freunde zurückzulassen, nur um in den Westen zu gelangen, muss da ja irgendwas richtig oder zumindest besser gelaufen sein als anderswo, oder?
Ich persönlich würde vermuten es ist die Kombination aus einer Vielzahl verschiedener Faktoren, wie z. B. Demokratie, Rechtsstaatslichkeit, vergleichsweise wirtschaftliche & politische Stabililität, Wohlstand und Errungenschaften wie Bürgerrechte, Pressefreiheit, Redefreiheit, Versammlungsfreiheit, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Gleichberechtigung, Chancengleichheit, Schutz von Minderheiten und Gewaltenteilung. Vieles davon findet man auch in anderen Teilen der Welt, aber hohe Scores auf all diesen Punkten dürften vor allem westliche Staaten erzielen. Ich denke das ist der Grund warum Menschen der unterschiedlichsten Herkunft, Kulturen, und Religionen seit Jahrzehnten bereit waren Leib und Leben zu riskieren, nur um im Westen ihr Glück zu machen. Aber auch für Menschen die nicht vor existenziellen Nöten fliehen, ist der Westen ein Magnet - westliche Staaten beherbergen die besten Schulen, Universitäten, Krankenhäuser und die bedeutendsten Konzerne. Einen besonderen Platz im Westen nehmen dabei die USA ein, denn von hier gingen seit dem zweiten Weltkrieg zahlreiche wirtschaftliche, wissenschaftliche, technologische und kulturelle Innovationen aus. Der Hauptgrund dafür ist, meiner Meinung nach, das die USA klug genug waren die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen: Gute Universitäten, die einer hervorragende Ausbildung ermöglichen und kluge Köpfe aus aller Welt anziehen und Budgets für Forschung und Entwicklung, von denen die meisten Länder nur träumen können. Wenn ein Präsident Trump jetzt Forscher in den USA derart verunsichert, das diese vorsichtshalber ihre Forschungsergebnisse auf Datenbanken im Ausland sichern, zeigt das imho wie gestört das Verhältnis zwischen der neuen Regierung und der traditionellen Quelle für Fortschritt und Wohlstand geworden ist. Tatsächlich machen mich die Trumps, lePens, Wilders und Höckes des Westens nervös, weil ich denke diese Schreihälse und Vereinfacher - die meiner Meinung nach für eine anachronistische, rückwärtsgewandte Politik stehen - gefährden die Grundlagen für den Erfolg des westllichen Projekts.

@Ark:
Habe ich etwas verpasst? Seit wann ist China das Vorbild des "europäischen Superstaats"? Taugen die USA unter Trump plötzlich nicht mehr als "abschreckendes" Beispiel? :p
 
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Nur, weil wir etwas besser machen als andere, bedeutet es nicht, dass wir etwas richtig machen. Klar, gibt es irgendwo immer jemanden, der schlimmer ist, und auf den man mit dem Finger zeigen kann. Selbst wenn wir einen Bürgerkrieg im Land hätten, könnte ich immer noch auf andere Krisengebiete zeigen und sagen: Dort ist es aber noch schlimmer. Damit macht man es sich aber zu einfach. Besser sein, bedeutet noch lange nicht gut sein. Wir brauchen keine Rechtspopulisten um die Errungenschaften der Nachkriegszeit wieder über den Jordan zu schicken. Das geschieht seit Jahren auch ohne Rechtspopulisten im Bundestag.

Schau dir einfach mal an, wie es um Überwachungsbefugnisse der Geheimdienste, Versammlungsfreiheit oder Pressefreiheit wirklich bestellt ist.

Die staatliche Überwachung wird unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung in kleinen Schritten immer weiter ausgebaut. Schon jetzt haben die Geheimdienste ähnliche Rechte wie das MfS in der DDR. Ein Ende dieser Entwicklung ist derzeit nicht abzusehen. Immer neue Plätze im öffentlichen Raum werden mit Kameras überwacht. Die Geheimdienste werden immer mehr vernetzt, damit ihre Daten in Bezug zueinander gesetzt werden können. Es werden immer mehr Daten von den Bürgern erhoben. Und was bringt es? Haben wir jetzt weniger Terrorismus als in den letzten 20 Jahren? Oder eine höhere Aufklärungsquote bei Verbrechen?

Wie sieht es mit der Pressefreiheit wirklich aus: Es gibt keine große Zeitung und keinen großen Radio- oder TV-Sender, der nicht einen hauseigenen Kodex hat, der eine kritische Berichterstattung zu bestimmten Themen quasi unterbindet. Ein paar wenige bestens mit der Politik vernetzte Chefredakteure geben vor, was veröffentlicht werden darf und was nicht. Selbst bei den öffentlich-rechtlichen Medien haben die Parteien ihren Fuss in der Tür. Institutionen wie die BPK oder die RPK sind eine Farce. Wenn die Politiker nicht wollen, dass es an die Öffentlichkeit kommt, dann wird das halt "unter 3" mitgeteilt. Wer sich daran nicht hält, weil er z.B. der Meinung ist, dass die Bevölkerung ein Recht darauf hat das zu erfahren, wird sicher in Zukunft an diesen Pressekonferenzen nicht mehr teilnehmen dürfen. Und das nennt sich dann freie Presse.

Versammlungsfreiheit wird auch nur dann gewährt, wenn die Politik davon ausgeht, dass die Medien diese Versammlungen in's rechte Licht rücken werden. Ist zu befürchten, dass Demonstrationen ein schlechtes Licht auf Politik und Wirtschaft werfen, oder auch nur ein unliebsames Licht auf bestimmte Themen, werden entweder fadenscheinige Gründe gefunden um die Versammlungen zu verbieten oder sie werden mit Hilfe von eingeschleusten Provokateuren in Gewaltexzesse verwandelt. Stuttgart 21 war ein sehr gutes Beispiel für dieses Vorgehen und ist im Vergleich zu anderen Demos dieser Art bestens dokumentiert.

Man sieht also, dass wir keine Rechtspopulisten brauchen um Rückschritte in der freiheitlichen Entwicklung zu machen. Wir machen sie bereits seit Jahren gänzlich ohne deren Mitwirken. Die Rechtspopulisten sind einfach nur zu dumm ihre Ziele in kleine Untereinheiten zu verpacken, die von der Bevölkerung nicht so sehr wahrgenommen werden. Mir sind die Populisten daher lieber, denn sie sind zumindest für einen Großteil der Bevölkerung leichter zu durchschauen. Sie werfen den Frosch gleich in's heisse Wasser, anstatt das Wasser langsam immer weiter zu erhitzen bis er tot ist. Wir können von Glück reden, dass ihnen politische Schläue fehlt. Sollten sie irgendwann tatsächlich mal an die Macht kommen, müssen sie ihre hochtrabenden Ziele liefern. Und wenn sie das nicht tun, verschwinden sie schnell wieder in der Versenkung. Von den etablierten Parteien erwartet niemand, dass sie irgendwas liefern.
 
@Ark:
Habe ich etwas verpasst? Seit wann ist China das Vorbild des "europäischen Superstaats"?

Man hört über China in Deutschland natürlich (bewusst) hauptsächlich nur negatives vor allen in Bezug auf Umweltverschmutzung und Menschenrechte. Man braucht ja irgendwo ein Feindbild. Wenn man aber mal den Nebel der Medien verlässt und sich mit dem chinesischen Staatssystem beschäftigt, dann wird man feststellen, dass der Umbau in den "Europäischen Superstaat" bereits zwar in kleinen aber durchaus feststellbaren Etappen vollzogen wird und sich die Maßnahmen kaum von China unterscheiden. Und ich sehe darin jetzt keine Verschwörung die bewusst von einer kleinen Elite vollzogen wird, viel mehr passiert das ganz unbewusst da man versucht Probleme auf Europäischer Ebene zu lösen bzw zu verlagern und da sehen die Lösungsansätze natürlich kaum mehr anders aus als in einem Land mit vergleichbarer Größe z. B.China, wo teilweise Städte so groß wie Österreich sind und die Provinzen so groß wie die Länder Europas.

Im Prinzip ist ein Staatenverbund wie Europa bereits die Vorstufe eines zweiten Chinas. Der Einzige Unterschied ist der, dass man in einem Staatenverbund wie Europa noch nationale Gerichtsbarkeiten hat und nationale Verfassungen, welche die nationalen Interessen vertreten. Schau dir aber mal in den Diskussionsrunden im TV an, wie oft darüber gesprochen wird wir müssten die "nationalen Grenzen überwinden", damit wir das nationalistische Denken überwinden. Das ist beispielsweise so ein Punkt den ich meine, wo etwas mit einer ganz anderen Intention verlangt wird aber letztendlich zu einem Superstaat beiträgt. Ein "vollkommenes Europa ohne nationale Grenzen" wäre eben nicht der Sieg über den Nationalismus, es würde den Nationalismus lediglich auf eine andere Ebene verlagern. Dann sind es nämlich nicht "wir Deutschen" sondern "wir Europäer" zur Abgrenzung zu anderen Ländern wie den USA, China, Russland. Am Nationalismus der als Argument für "Mehr Europa" herangezogen wird hat sich dann nichts aber auch gar nichts geändert.

Es gab seit je her die Versuche, eine europäische Verfassung zu etablieren mit einer Zentralregierung in Brüssel die übrigens in diversen Vorschlägen (schon wieder etwas her) von Nationalen Gerichten nicht verklagt werden können sollte. Dazu kommt die Bildung einer europäischen Armee (European Gendarmerie Force), die Netz Propaganda-Agenten der EU (EU Troll Patrol), Forschungsprojekte für eine Europaweite Totalüberwachung (z. B. INDECT) und vieles mehr. Klingt wie das große Aufrüsten zur Etablierung eines neuen Staatensystems - oder?

Selbst die Arbeitnehmerfreizügigkeit ist ein Schritt der zum europäischen Superstaat beiträgt. Man könnte eine Zentralregierung in Brüssel durchaus mit einer KPCH vergleichen, selbst wenn es unterschiedliche Parteien geben würde, wäre das durch die Arbeitnehmerfreizügigkeit mehr oder minder relativiert da die Menschen nur noch da wohnen, wo es große Wirtschaftsstandorte und dadurch eben gerade Arbeit gibt. Das wäre vergleichbar mit den Wanderarbeitern bzw. mit den zentralen Technologie Standorten die von einer Regierung gepusht werden (in China z. B. Shenzhen, Shanghai, etc.). Wenn du nämlich nur noch wandernes Volk hast, dann werden unterschiedliche Parteien mehr oder weniger überflüssig da diese im Grunde genommen nur Interessen eines begrenzten Gebietes vertreten (siehe z. B. eine CSU). Wenn aber Heimat nur noch darüber definiert wird, wo du gerade arbeitest, dann hast du logischerweise kaum mehr eine differenzierte politische Orientierung da die meisten ohnehin keine Zeit haben, sich mit den ganz großen Fragen zu beschäftigen. Genau das siehst du auch in China. Während uns hier nämlich in den Medien gezeigt wird, wie ach so schlimm die politische Verfolgung in China sei, ist die Realität in Wirklichkeit, dass sich da kaum einer für Politik interessiert sondern für seine Familie, seinen Job und seine Hobbys - so wie hier eben auch. Deshalb machen hier durch die Bank weg fast alle Parteien die gleiche Politik. Da sich aber das Bild einer "bösen Diktatur" so bei uns verankert hat, verdreht man die Bemühung von "mehr Europa" zu "mehr Demokratie" obwohl eine Zentralisierung der Regierung und die Auslöschung von Diversität (Es gibt keine Deutschen, Franzosen, etc mehr - das sind maximal Volksgruppen - sondern nur noch Europäer. Ganz im Sinne von Frau Roth "Deutschland verrecke") eben genau das Gegenteil ist.

Die bereits u.a aufgezählten Maßnahmen deuten auch auf nichts anderes hin. Das "Mehr Europa" = "Mehr Freiheit" = "Mehr Demokratie" bedeuten würde, ist einfach unlogisch.

Ich glaube auch das dies ein Punkt ist warum die AfD in Wirklichkeit gefürchtet und medial zerfetzt wird. Wenn man mal auf die Vergangenheit schaut, dann sieht man das die AfD schon als Rechtsextrem bezeichnet wurde, als ihre einzigen politischen Punkte das infrage stellen eines großen Euro-Währungsverbundes gewesen ist und ob man diesen nicht zugunsten kleinerer Währungsverbünde auflösen könnte, damit die Währung flexibler wird. In Deutschland ist jeder Rechts, der gegen den Strom schwimmt. Und wohin der Strom schwimmt, lässt sich beim aufmerksamen beobachten der vielen Puzzlestücke doch relativ leicht absehen.

Soviel zum Thema, wir haben aus der Geschichte nichts gelernt. Oder um es mit den Worten der Senatorin aus Starwars Episode 3 zu sagen: "Und so geht die Freiheit zugrunde - mit donnerndem Applaus."
 
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Wenn man aber mal den Nebel der Medien verlässt und sich mit dem chinesischen Staatssystem beschäftigt, dann wird man feststellen, dass der Umbau in den "Europäischen Superstaat" bereits zwar in kleinen aber durchaus feststellbaren Etappen vollzogen wird und sich die Maßnahmen kaum von China unterscheiden.

Kurze Frage: Hast du vergleichende Politikwissensschaft oder wenigstens VWL studiert, bist in diesem Bereich tätig oder wie genau kommst du da drauf? Kannst du Beispiele für Gemeinsamkeiten oder ähnliche Entwicklungen nennen? Mich wundert es nämlich etwas, wie du ein kulturell, wirtschaftlich, juristisch und auch rein politisch völlig anderes System als unseres in so wenigen Worten mit einem föderalen, maßgeblich auf Veträgen beruhenden und aus wirtschaftlichen Gründen aufgebautes System wie der EU zu vergleichen versuchst.

Versteh mich nicht falsch. Ich stimme dir durchaus in manchen Punkten zu, z.B. dass kleine lokale Parteien an Gewicht verlieren, wenn die EU mehr Kompetenzen bekommt, oder dass die Arbeitnehmerfreizügigkeit insbesondere dazu dient, die EU und ihre Wirtschaft langfristig zu stärken. Die Schlussfolgerung, man fördere dadurch einzelne Wirtschaftsstandorte, wodurch der Heimatsbegriff sich wandeln und Politik aufgrund der fehlenden "Orientierung" in den Hintergrund geraten würde - eine Ansicht, die übrigens im rechten Milieu nicht gerade selten anzutreffen ist... auch wenn ich dich deswegen nicht in die rechte Ecke stellen will, so ist es doch bemerkenswert, wie sich gerade deren Thesen und Theorien immer wieder in den Vordergrund drängen -, teile ich nicht. Im Gegenteil: Der Heimatsbegriff ist in den meisten von uns ziemlich tief verankert, was auch per se nichts schlechtes ist. Allein durch Wegzug ändert er sich für den einzelnen meist jedoch nicht. Auswirkungen hat er höchstens auf die Folgegenerationen. Der Punkt ist nun, dass uns durch die Arbeitnehmerfreizügigkeit deutlich mehr politische Entscheidungen betreffen, nämlich die des Ziellandes, als auch die deines Herkunftslandes. Eine Lethargie kann ich hier nicht erkennen. Vielmehr entsteht durch die Fülle an Entscheidungen und Nachrichten eine Situation der Überforderung, aus der möglicherweise eine gewisse Handlungsunfähigkeit ergeben könnte, die als Lethargie wahrgenommen werden könnte.

Die Arbeitnehmerfreizügigkeit ist, um zurück zum eigentlichen Punkt zu kommen, nur schwer mit China vergleichbar, denn es handelt sich um eine politische Maßnahme zur Erreichung lange vorher gesetzter Ziele. So wurde die Arbeitnehmerfreizügigkeit mit dem Gedanken eingeführt, den "Bedarf der Wirtschaft der Mitgliedstaaten" zu befriedigen und die "Beschäftigungspolitik auf Ebene der Gemeinschaft" zu regeln. Das machte damals durchaus Sinn: Die EU befand sich in den 60ern im Wirtschaftswachstum. Deutschland hatte zu dieser Zeit eine Arbeitslosenquote von unter 1%! Man brauchte Arbeitskräfte und die Freizügigkeit ermöglichte es durch Öffnung der Arbeitsmärkte den Arbeitnehmern, sich den am besten bezahlten Job in Europa auszusuchen. Am Ende profitierten davon also alle: Die Wirtschaft wuchsen zusammen, die Lebensbedingungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeinehmer verbesserten sich. Darüber hinaus erreichte man ein soziales Zusammenwachsen, in dem auch Schwächeren langfristig geholfen werden konnte und kann - eines der heutigen Ziele der EU (siehe Wirtschaftlicher, sozialer und territorialer Zusammenhalt | EU-Kurzdarstellungen | Europaisches Parlament). Anders gesagt: Dein heutiger Lebensstil entstand als Folge dieser und anderer Entscheidungen.

In China liegt eine ganz andere Situation vor: Die Wanderarbeiter, wie du sie bezeichnest, sind größtenteils junge Menschen, die ihre Zukunft nicht (mehr) in der Landwirtschaft der Eltern und Großeltern sehen, sondern im aufstrebenden Technologiemarkt, in dem in China Menschen gesucht werden. Es ist also vielmehr ein Ereignis, das der wirtschaftlichen Entwicklung geschuldet ist und das in der gleichen Form in vielen Entwicklungsländern und Emerging Marktes auftritt und in der Vergangenheit auch hier auftrat. Man denke nur an die industrielle Revolution und die damit verbundene Landflucht.
im Hinblick auf das politische Interesse stehen auch andere Dinge im Vordergrund. Man darf nicht vergessen, dass China kommunistisch ist und daher eine ganz andere politische Kultur vorherrscht, z.B. das Meinungsäußerungen nicht gewünscht sind. Ein anschauliches Beispiel ist der Drei-Schluchten-Damm. Ein Vergleich mit der Überforderung in der EU ist hier meiner Ansicht nach wenig aussagekräftig. Aber du darfst mich gerne vom Gegenteil überzeugen, China ist ein hochinteressantes Land und hat eine hoch interessante Entwicklung in den letzten 5-10 Jahren hinter sich, da kann ich auch etwas übersehen haben ;)

BTW: Mich wundert es immer etwas, wenn man wüste Beschimpfungen für Statistiken zu lesen bekommt und dann erstmal in einer Grundsatzdiskussion landet, aber gleichzeitig mit fragwürdigen Statistiken, wie die des IW Köln zum Gender Pay Gap, die sowohl fachlich - d.h. Im Hinblick auf Methodik und Datengrundlage - wie auch gesellschaftlich - Ursachenforschung und Grundannahmen - als unzureichend und irreführend kritisiert wurde, argumentiert wird. Es scheint, als würde hier vielmehr mit zweierlei Maß gemessen werden. Mit Objektivität und "Hinterfragen" hat das allerdings nicht viel zu tun.
 
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Um zum Thema zurückzukehren .. kommt mir ein neues Bild in den Sinn (und das fernab jeglicher Statistik).

Globalisierung ist ein Wort für für Großkonzerne vorteilhafte Beschaffenheit von Vertragsrecht über Ländergrenzen hinweg.
Das betrifft dann alles mögliche aber im wesentlichen geht es dabei um die Regulierung von Einfuhren/Ausfuhren und Zölle.
Und im wesentlichen bedeutet Globalisierung eine neue Stufe eines Kapitalismus, der um seine Beschränkung durch Gesetze von Nationen erleichtert ist.
Verkauft wird dieses Update durch die Reisefreiheit und Einheitswährung (Unerwähnt bleibt, dass sich Nationen auch ohne den kapitalistischen Überbau auf Reisefreiheit verständigen könnten).

Der Kompromiss der Politik (überall auf der Welt) war zunächst der Versuch staatliche Interessen mit der Wirtschaft in Einklang zu bringen.
Wirtschaft meint in diesem Fall eine recht kleine Gruppe von Menschen, die die Geschicke der Wirtschaft lenkt.

Jetzt, Anfang 2017, verstehen viele Leute nicht mehr so ganz, wo dieser Kompromiss den eigentlichen Nutzen für den Staat stärkt.
Diejenigen, die es nicht verstehen, werden von den Intellektuellen in der Gruppe zusammengefasst, die man gemeinhin als die-die-sich-abgehängt-fühlen bezeichnet.

Ich gehöre zu eben solchen, die das zwar nicht verstehen, sich aber gleichwohl aber gar nicht abgehängt fühlen.
Ich gehöre zu der Gruppe, die es nicht verstehen, weil es da nichts weiter zu verstehen gibt - weil sich mir die Mär der Globalisierung entblättert hat und ihr wahres Gesicht als gut geschnürtes Aktienpaket zeigt.
Und es ist ebenso leicht zu erkennen, dass unsere Politik gewaltige Summen (Staatsgeld - unser Geld) in wirtschaftliche Rettungsprogramme investiert um durch Banken große Kapitalmengen umzuverteilen. Weniger Verständlich ist dagegen, warum man solche Summen nicht in Produktions- oder Handelsgrundlagen afrikanischer Länder investiert. Etwa um solche riesigen Migrationswellen zu verhindern.

Ich verstehe es nicht mehr, weil ich mir einen Dschungel durch das Dickicht der Analysen, Versteher, Wirtschafts*sonstwas* und allen möglichen Experten geschlagen habe und auf der Lichtung mitten in diesem Dschungel nichts weiter ist als Geld.

Nun werdet ihr sagen, dass ist ja toll, dass der Typ das auch schon erkannt hat.
Aber ich glaube der Unterschied liegt weniger in dem Wissen oder dem Erkennen, sondern in dem Verinnerlichen.
Das bedeutet, dass man diese Erkenntnis nicht als bloßes Faktum wahrnimmt, sondern als lebendige Komponente in sein Weltbild integriert.

Diese Sicht allein macht die Welt erst mal nicht besser, aber sie entspannt ungemein und man lässt sich sehr viel weniger ins Bockshorn jagen.

Es gibt kein Gesetz und keine Verpflichtung, dass wir hier in ständiger Mehrung des Reichtums anderer leben und wirken müssen. Die deutsche Innovationskraft und die Qualität deutscher Ingenieursarbeit wird nicht leiden, wenn wir Zölle zahlen müssen. Möglicherweise verdienen ein paar Leute etwas weniger - so what?
Es gibt keinen wirklichen Grund, sich in großen Wirtschaftsverbindungen zusammenzudrängen und gegen irgendwelche "Feinde" in Asien oder den USA zu agieren.
Es mag so scheinen, dass sich nur so bestehen lässt. Das kann aber auch daran liegen, dass man uns dieses Weltbild und diese Struktur als gegeben vorsetzt.

Also ist das der Beginn einer neuen Weltordnung?
Ich denke es ist eher eine Rück-Besinnung zu einem sehr viel gesünderen Modell was wir erleben.
Trumps Weg ist ohne Frage zweifelhaft. Aber ohne Zweifel kann es den Beginn einer Wende bedeuten, die allerhöchste Zeit wird.
 
Also
ist das der Beginn einer neuen Weltordnung?

Ich denke es ist eher eine Rück-Besinnung zu einem sehr viel gesünderen Modell
was wir erleben.

Trumps Weg ist ohne Frage zweifelhaft. Aber ohne Zweifel kann es den Beginn
einer Wende bedeuten, die allerhöchste Zeit wird.

Habe ich etwas verpasst?

Welche bessere Zeit hatten wir den?

Welches gesündere Modell gab es den?



Trump ist mit Sicherheit kein Beginn einer neuen Weltordnung, die hat mit dem
Internet und der modernen Telekommunikation begonnen. Trump ist höchstens der
Anfang vom Chaos. Mit "America first" werden mit Sicherheit keine
globalen Probleme gelöst.

Wie wäre es wenn ihr mal von eurem virtuellen, rosa Einhorn absteigt, das Tor
von eurem Lillifeeschloss aufmacht und euch die echten Probleme der Welt
anschaut und damit meine ich nicht, dass das neue I-Phone nicht die Erwartungen
erfüllt und aus Taiwan kommt.

Mir ist ja durchaus klar, dass der Mensch dazu neigt die Vergangenheit zu
verklären, doch zu glauben man könnte die Vorteile unserer globalen Welt mit
nationaler Kleingeisterei behalten ist echt naiv.

Man löst das Flüchtlingsproblem nicht in dem man die eigenen Grenzen schließt.
Im besten Fall gewinnt man etwas Zeit um bessere Voraussetzungen zu schaffen,
im Normalfall schafft man den Nährboden für Extremismus.

Auch die verantwortlichen Konflikte lösen sich nicht durch pochen auf
staatliche Autonomie und Pseudodemokratie.

Das globalisierte Wirtschafts- und Finanzsystem lässt sich mit Sicherheit auch
nicht mit nationalen Regulierungen in soziale Bahnen leiten.

Genauso wenig werden wir Überfischung, Vernichtung von Ressourcen, Wasser- und
Luftverschmutzung und Klimaänderungen auf nationaler Ebene aufhalten.





Trump, ist verlorene Zeit, welche die Menschheit nicht hat und mit
Sicherheit kein Schritt in die richtige Richtung. Es wird Jahre dauern bis
das ganze diplomatische Porzellan, welches er gerade zerschlägt wieder
gekittet ist. Wer glaubt einen Staat wie ein Unternehmen führen zu können
irrt sich. Man kann ein Volk nicht feuern und auch nicht unwirtschaftliche
Teile abstossen.



Gruß
 
Welches gesündere Modell gab es den?
Ich meinte damit explizit Modelle der Wirtschaft und Finanzen.

Mir ist ja durchaus klar, dass der Mensch dazu neigt die Vergangenheit zu
verklären, doch zu glauben man könnte die Vorteile unserer globalen Welt mit
nationaler Kleingeisterei behalten ist echt naiv.

Nochmal - "Globalisierung" ist eine Worthülse, die in erster Linie Handelsverträge umfasst.


 
Und?
Welche passen davon in unsere Zeit?
Und nein, Globalisierung bedeutet, dass dort produziert wird, wo die Bedingungen
am Günstigsten sind und die Produktion im eigenen Land wird durch Strafzölle nicht
günstiger, die Waren werden nur teurer.

Gruß
 
Und nein, Globalisierung bedeutet, dass dort produziert wird, wo die Bedingungen
am Günstigsten sind und die Produktion im eigenen Land wird durch Strafzölle nicht
günstiger, die Waren werden nur teurer.

Das wurde schon immer so gemacht. Es sind nur manche Gegenden mittlerweile besser "Erschlossen":
Bildung, Infrastruktur (Telko, Strom, Wasser, Transportwesen...)


Welche passen davon in unsere Zeit?
Die Aussage impliziert, dass "diese Zeit" unverhandelbare Konstanten vorgibt.
Diese Annahme ist falsch.
 
Was möchtest du jetzt von mir?
Du schriebst etwas von einer "Rückbesinnung auf ein gesünderes Modell".
Mir ist allerdings keines "aus besseren Zeiten" bekannt, welches den Anforderungen
unserer Zeit gewachsen wäre.
Ja, ich denke unsere Zeit kommt ohne internationale Zusammenarbeit nicht mehr aus,
wenn wir unseren Lebensstandard und unsere Kultur einigermaßen erhalten wollen.
Wirtschaftskriege um Ressourcen und Absatzmärkte sind da nicht hilfreich. Deshalb
brauchen wir nichts aus der Vergangenheit, sondern benötigen Modelle für die Zukunft,
denn in der beabsichtige ich zu Leben.

Gruß
 
Da das zu einer hire & fire Frage führt, antworte ich entsprechend..

Ja, ich denke unsere Zeit kommt ohne internationale Zusammenarbeit nicht mehr aus,
wenn wir unseren Lebensstandard und unsere Kultur einigermaßen erhalten wollen.
Internationale Zusammenarbeit hat doch mit DER Globalisierung nicht zu tun.
DIE Globalisierung, von der "unsere" Politiker sprechen, ist ein Handelsbegriff.
Für alles andere, z.B. den interkulturellen Austausch u.s.w. brauchst du keine Politiker, die uns auf Gipfeltreffen einen Vorhampeln.
In "deren" Globalisierung geht es NUR ums Geschäft. Wenn es nicht so wäre, dann wäre die Gästeliste auf den großen Events auch etwas differenzierter :p

Du unterliegst einem Irrtum, wenn du glaubst dass "wir" unseren Lebensstandard halten können und gleichzeitig anderen Völkern dabei helfen zu "unserem" Standard aufzuschließen.
Wir können uns unseren Wohlstand nur "leisten", weil andere Menschen für ihre Leistung kaum was bekommen. Das geht bei der Ressourcenförderung für die Metall oder Chemieindustrie los und geht bis hin zu Kleidungen und Lebensmittel.

Willst du anderen Menschen in deiner globalisierten Traumwelt zu einem ähnlichen Wohlstand verhelfen, müsstest du sicherstellen, das alle Menschen in der Wertschöpfungskette eines Guts (Güter)
auf einem gleichen Niveau von Verhältnissen entlohnt werden. Um es richtig zu machen, müsste man auch bessere Umwelt- und Gesundheitsstandards mit einkalkulieren, Kranken- und Rentenversicherungen etc.pp.
Damit würde deine Kleidung, dein Kaffee, dein Smartphone oder sonstige Gadgets, Werkzeuge, Elektrogeräte und Lebensmittel ein vielfaches des aktuellen Preises kosten - Du kannst dir nur deswegen für ein paar Cent Südfrüchte im Discounter kaufen, weil auf dem Weg dahin an Mensch und Umwelt gespart wird und der ohnehin kleine Gewinn in den Taschen einiger weniger Menschen verschwindet. Und diese Gelder fließen garantiert nicht wieder in einen lokalen Wirtschaftskreislauf, sondern stets dahin, wo schon Geld ist.

Der Punkt, bei dem du auf diesen Globalisierungschwachsinn hereingefallen bist, ist die Suggestion, dass man beides haben kann: Mehr Gerechtigkeit und günstigere Waren.

Wenn du also eine gerechtere Verteilung des Wohlstandes wünschst, dann ist das "gesündere Modell", dass die Menschen innerhalb der Wertschöpfungsketten dort mehr Geld bekommen, wo sie aktuell zu wenig bekommen.

Dafür musst du aber:
1) die Rahmenbedingungen ändern, die so gestaltet sind, dass sie eigentlich nur von Multis erfüllt werden. Beispiele sind zb unser Agrarwesen und die Regulierung von Saatgut. Oder die Gesetze zum Inverkehrbringen von Elektroartikeln. Vielleicht fragst du dich ja mal warum es leichter ist Billigzeugs aus China zu importieren als hier als Startup was auf den Markt zu bringen. Die Politik muss hier Regeln schaffen und zwar auf nationaler Ebene. Aktuell schafft die Politik Regeln für Transnationale Profitbestrebungen.

2) akzeptieren, dass Güter für Endverbraucher teurer werden

3) der "Markt" ein Problem kriegt, da die Gewinne (und damit Aktiengewinne) schrumpfen.

Das gehört aber alles definitiv nicht zum Globalisierungsprogramm der Typen die dir aktuell ihre Globalisierung verkaufen.



Wirtschaftskriege um Ressourcen und Absatzmärkte sind da nicht hilfreich.

Was sind denn TTIP und CETA anderes als Kriegslisten?
Damit werden höhere Chancen der Transnationalen auf Profit zementiert.
Ein weiterer Schritt nationale Märkte aufzubrechen und in die globale Preisspirale zu werfen, die, wie auch dir bekannt sein dürfte, nur von den Transnationalen überlebt werden kann.

Deshalb
brauchen wir nichts aus der Vergangenheit, sondern benötigen Modelle für die Zukunft,
denn in der beabsichtige ich zu Leben.
Auch hier unterliegst du dem Irrglauben dass bereits gelebte Prozesse/Verfahren schlechter sind, als das was wir morgen haben könnten.
Aber wenn du so der Zukunftshörigkeit verfallen bist so lass mir dir dies Voraussagen: Keiner der Freunde der "Globalisierung" werden die Welt
einen Funken besser machen. Es geht nur ums Geld und solange es Leute gibt, die diesen scheisz glauben, machen die auch genau so weiter.

Ach ja - und du kannst weiterhin von deinem sehr hohen Ross über Wohlstand anderer lamentieren ohne dich selbst verantwortlich zu fühlen.
 
@SchwarzeBeere,

Du hast einige Punkte, über die ich nachdenken muss.
Das macht aber verschiedene Meinungen und Ansichten so interessant, viele Sachen die du beschreibst, habe ich bislang aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet.

Zu deiner initial Frage, ob ich Politik studiert hätte, muss ich diese aber verneinen. Ich bin Laie auf diesem Gebiet und würde mich maximal als überdurchschnittlich interessiert bezeichnen. Die Parallelen, die ich zu China ziehe, rühren vor allem aus meiner subjektiven Sicht auf dieses Land. Da ich sehr oft in China bin (ca. 2-3 pro Jahr) und dort auch meine Schwiegerfamilie lebt, macht man das wohl automatisch irgendwann :) ...

Versteh mich nicht falsch. Ich stimme dir durchaus in manchen Punkten zu, z.B. dass kleine lokale Parteien an Gewicht verlieren, wenn die EU mehr Kompetenzen bekommt, oder dass die Arbeitnehmerfreizügigkeit insbesondere dazu dient, die EU und ihre Wirtschaft langfristig zu stärken. Die Schlussfolgerung, man fördere dadurch einzelne Wirtschaftsstandorte, wodurch der Heimatsbegriff sich wandeln und Politik aufgrund der fehlenden "Orientierung" in den Hintergrund geraten würde - eine Ansicht, die übrigens im rechten Milieu nicht gerade selten anzutreffen ist... auch wenn ich dich deswegen nicht in die rechte Ecke stellen will, so ist es doch bemerkenswert, wie sich gerade deren Thesen und Theorien immer wieder in den Vordergrund drängen -, teile ich nicht.

Ich muss zugeben, ich bin über die "Standard Ansichten" des rechten Milieus nicht im Bilde. Ich kann nur soviel sagen, dass auch unterschiedliche politische Gesinnungen auf die gleichen Schlüsse kommen können. Ein Einwanderungsgesetz nach kanadischem Vorbild wurde beispielsweise nicht nur von der AfD vorgeschlagen, sondern 2015 auch von der SPD und seinerzeit auch von den Grünen. Nur um mal ein Beispiel zu nennen.

Das Thema hatte ich heute zufällig auch mit meinen Kollegen.
Laut dem Test von politicalcompass.org bin ich politisch recht ausgeglichen mit leichten eher linken Tendenzen, was vor allem wohl aus meiner Ansicht herrührt, dass in Zukunft nicht jeder mehr arbeiten können wird und die Leistungsgesellschaft ein Auslaufmodel ist :D ...

Hier die Verordnung bekannter Persönlichkeiten:
Anhang anzeigen 4299

So schneide ich in dem Test ab:

Anhang anzeigen 4300

Interessanterweise habe ich mal in einem Artikel gelesen, dass die meisten Deutschen bei dem Test eher Autoritär (also weiter oben) abschneiden. Was mich zumindest indirekt nicht wundert, wenn ich mir die Offenheit gegenüber einer Europäischen Zentralregierung anschaue. Ganz so extrem wie China ist es hier nicht, aber die Tendenzen sind schon da. So offen und frei (und demokratisch) wie wir uns selber sehen sind "wir Deutschen" zumindest in meinen Augen nicht. Zumindest passt meiner Meinung nach der öffentliche Umgang mit anderen Ansichten hier zu nicht (das beziehe ich jetzt nicht auf HABO, sondern auf den allgemeinen politischen Diskurs rund um Brexit, Trump, AfD, uvm.).
 
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Omfg.. ich bin kommunistischer Anarchist!
Anfänger.

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