Geomagnetischer Sturm droht

Auf der Sonne hat sich in der vergangenen Nacht ein weiterer heftiger Röntgenstrahlungsausbruch ereignet. Das Ausbruchsgebiet liegt in der Fleckengruppe 10808, die sich zurzeit sehr zentral auf der Sonnenscheibe befindet. Der Röntgenstrahlungsausbruch der Klasse X1,5 fiel im Vergleich zum Superflare in der vergangenen Woche zwar deutlich schwächer aus, der zugehörige Plasmaausbruch ist diesmal durch die Position des Ausbruchsgebietes auf dem Zentralmeridian der Sonne jedoch recht genau auf die Erde gerichtet und wird diese höchstwahrscheinlich in der kommenden Nacht treffen.

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Die Fleckengruppe 10808 auf dem Zentralmeridian.

Der Röntgenstrahlungsausbruch war von außergewöhnlich langer Dauer und ließ im pazifischen Raum den Kurzwellenfunkverkehr über die Raumwelle, also über Reflexionen an der Ionosphäre in 100 bis 400 Kilometern Höhe, mehr als eine Stunde lang fast komplett zusammenbrechen. In den drauffolgenden Stunden stieg die in der geostationären Bahn von Satelliten gemessene Protonendichte deutlich an. Nimmt die Intensität weiter zu, könnte das zu Störungen an Bildsensoren oder Solarpanels von Satelliten führen. Mit dem Ausbruch verbunden waren auch starke Radio Bursts, die auf der Tagseite der Erde zu Störungen beim Empfang von Mobilfunknetzen oder der GPS-Satelliten führen. Der transpolare Kurzwellenverkehr kommt bei starken Protonenereignissen vollständig zum Erliegen, was insbesondere für den Luftverkehr ein gewisses Risiko darstellt.

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Der Massenausbruch im Bild des Koronagraphen.

Der Massenausbruch im Bild des Koronagraphen. (Klicken zum Vergrößern)
Das Space Environment Center (SEC) warnte bereits vor einem heftigen Magnetsturm und setzte die Wahrscheinlichkeit dafür mit 70 Prozent an. Wie schwer er tatsächlich ausfällt. hängt von der Dichte der Plasmawolke sowie ihrer magnetischen Ausrichtung ab. Ein solcher Sturm beeinträchtigt insbesondere satellitengestützte Dienste wie die Satellitentelefonie oder Positionierungssysteme. Satelliten in niedrigem Orbit werden bei solchen Ereignissen stärker als gewöhnlich abgebremst, sodass zusätzliche Lagekorrekturen erforderlich sind. Sehr schwere Stürme können zum Zusammenbruch von Stromnetzen führen -- das geschah zuletzt im Oktober 2003 im schwedischen Malmö sowie in ländlichen Gebieten Schottlands. Eine genaue Vorhersage solcher Ereignisse ist nicht möglich, da die erdgerichtete Komponente des Ausbruchs von der Sonne überstrahlt wird und daher von der Erdumlaufbahn aus nicht sichtbar ist.

Bei heftigen Magnetstürmen sind Nordlichter auch in mittleren Breiten zu beobachten. Davon könnte diesmal Mitteleuropa profitieren; das Eintreffen der Plasmawolke findet in der kommenden Nacht statt und könnte für ein außergewöhnliches Himmelsschauspiel sorgen. Im Internet lässt sich die Aktivität live verfolgen. Die Fleckengruppe 10808 ist sehr aktiv; die Wahrscheinlichkeit für weitere Ausbrüche in den kommenden Tagen ist hoch.

Quelle: heise.de
 
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