[PF] 10 - Was ist Zeit?

Ich habe endlich mal wieder etwas Zeit, mich unserer philosphischen Reihe zu widmen. Und passend zum Kontex und aus gegebenen Anlass (TechBlog, CERN) "stiftete" uns Tarantoga diese interessante Frage:

Was ist Zeit?
 
... nach der landläufigen stumpfen meinung ist zeit vorallem geld...
ich bin jedoch eher der meinung das zeit - vorallem *derzeit* - nen Gut ist, was nicht ansatzweise gut genutzt wird, einfach verschenkt und weggeworfen.

wieviele leute ich letzten auf nem jahrgangstreffen gesprochen habe, die abi -> ausbildung/studium -> 40 stunden woche hinter sich haben und nichts anderes gesehen und gemacht haben. einfach nur ihren bildungsweg durchgeschruppt haben, ohne anspruch an ne persönliche entwicklung.... da könnte man nur weinen wenn mans hört.

aber hauptsache, die fahren nen dickes auto und freue sichen, wenn der motor heult.... die nächste tage heulen sie dann selbst, weil das auto ja so teuer war, und man sich für den job ja so krumm machen muss.... und die sprittpreise erst....

dabei könnt mans so einfach haben ;) würde man sich die zeit nehmen!
 
Zeit ist ein vom Menschen definiertes Werkzeug zur Erzeugung von Stress und vergleichbarer surrealer Wahrnehmung.
 
Zeit ist eine komische Sache.
Man kann sie nicht besitzen, weshalb man auch nie welche hat,
aber man kann sie sich nehmen, soviel man will und wann man will,
wenn man den Mut dazu hat.
Sparen macht keinen Sinn, den wie gesagt Besitz ist nicht möglich,
doch vergeuden sollte man sie nicht, den keiner weiss wieviel ihm noch bleibt.

Gruss
 
Zeit ist auf jeden Fall ein vielschichtiges Thema! Der Volksmund kennt z. B. die verschiedensten Sprichwörter & Weisheiten zum Thema Zeit - von denen einige hier ja auch bereits genannt wurden. Weitere sind z. B. "Zeit ist relativ", "Kommt Zeit, kommt Rat", "Zeit heilt alle Wunden", "Zaudern ist der Dieb der Zeit" und "Zeit verwandelt einen Baum in einen Sarg".
Allein an der Vielzahl der Sprichwörter, Redewendungen und Weisheiten kann man sehen, dass Zeit etwas ist das Menschen seit jeher beschäftigt hat. Zeit ist ein Mysterium, eine Herausforderung für Philosophen und ein Phänomen das jeder Mensch am eigenen Leib erfahren kann und muss.
Gleichzeitig hat Zeit aber noch eine Eigenschaft, die bisher in diesem Thread kaum erwähnt wurde: Zeit ist messbar und ein unabdingbarer Bestandteil von exakten Wissenschaften wie z. B. der Physik. Innerhalb der Physik wird der Zeit sogar, im Rahmen der Raumzeit, der Status einer Dimension zuerkannt. Aber auch andere exakte Wissenschaften wie z. B. die Chemie kommen ohne die Zeit nicht aus - wie sollte ohne Zeit eine Reaktion auf die Vermischung diverser Chemikalien erfolgen?
Zeit ist also mysteriös, aber auch messbar - gleichzeitig ist Zeit aber auch beobachtbar: Menschen altern, Berge erodieren und die Gestirne wandeln über das Firmament. Sind der Herzschlag eines Menschen oder zerfallende Isotope nicht eine Art natürlicher Taktgeber / Zeitmesser? Sind ein rotierendes Sonnensystem oder eine rotierende Galaxie nicht im Grunde gigantische Uhren?

Das bringt mich letztendlich auf eine interessante Frage: Was ist Zeit?
 
Eine sehr interessante Abhandlung zum Thema Was ist Zeit? findet sich derzeit im Spektrum der Wissenschaft: Kosmische Zyklen: Was ist Zeit? - Spektrum.de
Das Essay ist wirklich lesenswert und wird in einem zweiten Teil fortgesetzt werden.

Bemerkenswert ist aber auch die Tatsache, wie sehr das renomierte Wissenschaftsmagazin dem HaBo bei der Erörterung großer Themen hinterherhinkt. Tja, wieder einmal erweist sich das HaBo als Speerspitze der Wissenschaft...:D
 
Mich interessieren vor allem Paradoxe, die mit Zeit zu tun haben. Man ist sich einig, dass Zeit in einer Richtung verläuft. Zumindest wir scheinen uns nur in einer Richtung auf dieser Dimension bewegen zu können. Würden wir es merken, wenn die Zeit rückwärts läuft? Dafür bräuchte man doch einen Bezugspunkt. Oder man müsste "außerhalb" der Zeit sein. Was war vor dem Urknall, wenn die Zeit erst währenddessen entstand? Usw.

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Die Frage "Was war vor dem Urknall?" macht definitionsgemäß keinen Sinn - das wäre so als würde man fragen: "Was liegt nördlich von Nordpol?"

Bezüglich Zeit, in Stephen Hawkings "A Brief History of Time" gibt es eine wirkungsvolle Passage dazu - welche Raum-Zeit eine ähnliche Äquivalenz zuordnet wie Elektro-Magnetismus (wie es meines Wissens auch dem aktuellen Wissenstandes der Physik schon seit ner Weile entspricht) Lesenswert.

Zeit ist somit keine "zusätzliche" Dimension, wie es oft vereinfacht angenommen wird, sondern viel eher eine Abbildung des Raumes. Das wiederum setzt voraus dass Zeit für jedes Objekt im Raum anders verlaufen kann - und genau das ist es auch was experimentell erwiesen wurde (für schnelle objekte vergeht zeit langsamer)

Dadurch werden auch für das Alltagsverständnis von Zeit unerklärliche Phänomene wie konstante Lichtgeschwindigkeit erklärbar - die Konstante ist nunmal nicht die Zeit sondern die Lichtgeschwindigkeit, auch das wird in Hawkings Buch erläutert.

Im Philosophischen Kontext hängt das Verständnis von Zeit davon ab in welcher Debatte man sich bewegt. In der Regel genügt jedoch das Alltagsverständnis einer stetig konstant verlaufenden Zeit, wobei an der Grenze zwischen Philosophie und Physik natürlich genauere Definitionen erfordert werden (bei Diskussion wie z.B. den Big Rip und was "danach" passiert)

Zeit eine vielschichtigere Bedeutung zuzuweisen halte ich für verkehrt (Zeit ist Geld usw.). Damit projezieren wir lediglich die indirekten Effekte der Zeit auf deren Begriff.
 
Mir fällt bei diesem Thema ein Spruch ein, den ich, glaube ich, hier im Habo in der Signatur eines Users gelesen habe. Ich kann mich jedoch nicht mehr daran erinnern, wer es war:
Heute ist das morgige gestern, vom gestrigen morgen sind wir jedoch noch weit entfernt.
 
justj hat gesagt.:
Mir fällt bei diesem Thema ein Spruch ein, den ich, glaube ich, hier im Habo in der Signatur eines Users gelesen habe. Ich kann mich jedoch nicht mehr daran erinnern, wer es war
Das dürfte aus der Signatur von unserem guten Brabax sein, wenn ich nicht irre...;)
 
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