[PF] 14 - Autonome Drohnen, endlich die Befreiung von allen moralischen Lasten?

Hmm. Eine Rechtfertigungsargumentation wird aber in der Regel von Atheisten initiiert, die (religiös) Gläubigen Irrationalität oder Ähnliches vorwerfen.

Ich wüsste nicht, wie man einen Glauben rechtfertigen könnte. Zumindest nicht mit Mitteln, die nicht aus dem Glauben selbst heraus entstehen.
Dein ganzer Ansatz den Glauben rational, pragamatisch, philosophisch erklären oder gar rechtfertigen zu lassen ist doch arg Problematisch. Glauben und Religion ist keine Wissenschaft, ist in erster Linie nicht das, was du unter rational verstehst und ist, nach meiner festen Überzeugung, nicht durch nachdenken entstanden.
Ich wüsste auch nicht, warum man Glauben überhaupt begründen müsste, es sei denn zu Missionszwecken.

Du sprichst von der Fundierung christlicher Werte. Nennst es ignorant. Wahrscheinlich meinst du eher irrational. Ein Christ nach meinem Verständnis fundiert seine Werte auf seinem Glauben an seinen liebenden Schöpfer. Das hat nichts mit Ignoranz zu tun.

Du wirfst Christen Ignoranz gegenüber, und nicht-Anwendung vor, philosophischer Anschauung vor. Und zumindest bei mir hast du da auch durchaus Recht. Aber das ist doch nur zu Selbstverständlich, wenn du bedenkst, dass ethische und metaphysische Philosophie eher Gegenkonzepte zur Religion sind.

Das Grundlegende Problem bei solchen Diskussionen sind die Prämissen beider Seiten. Meine Prämisse lautet: Es gibt einen liebenden Gott und er hat mir bestimmte Regeln für ein gutes Leben gegeben.
Deine Prämisse ist vermutlich: Vernunft ist alles. Und alles abseits der Vernunft hat sich dieser unterzuordnen.
Genauso, wie meine Prämisse dir lächerlich, kindisch, naiv vorkommen mag, genauso kann ich mir nicht anmaßen, dass ich meine Vernunft über Fragen des Glaubens stellen kann. Ein Glaubenssystem kann nicht rational sein, sonst wäre es kein GLAUBENSsystem mehr.

Ich persönlich bin bisher immer kläglich darin gescheitert den ständigen Streit zwischen Wissenschaft und Religion und verstehen. Genauso scheitere ich grad daran zu begreifen, warum du deine philosophischen Konzepte auf meinen Glauben anwenden willst. Für mich schlossen sich Wissenschaft und Religion niemals aus, sondern gehörten schlicht unterschiedlichen Bereichen des Lebens an, die sich gegenseitig nicht tangierten. Die moderne Beweihräucherung der Vernunft erscheint mir persönlich immer als arrogante, maßlose Selbstüberschätzung.


Was den Nihilismus-Begriff angeht: Stimmt. Leider muss ich eingestehen, dass ich ihn, aus Gewohnheit, falsch verstanden habe. Was ich meinte, war die von Nietzsche propagierte Loslösung aller Ethik und Moral vom Christentum und eine neufundierung selbiger auf säkulare Wissenschaft/Philosophie. Wenn ich mich hier nicht wieder täusche sollte das zunächst über einen ethischen Nihilismus laufen. Tut mir leid. Grober Fehler meinerseits. :)

aber musst du deinen glauben nicht zumindest dir selbst gegenüber rechtfertigen?
du musst doch zumindest subjektiv einen grund haben der eben nicht ein zirkelschluss (oder sonstiges scheinargument) sein kann?

und das deiner ansicht gemäß ethische philosophie ein gegenkonzept zur religion darstellt halte ich für gleichermaßen traurig wie alamierend. ethik ist keinesfalls ein gegenkonzept sondern viel eher ein gesamtkonzept. das religion sich aus diesem konzept herauszuwinden versucht ist ein zeichen dafür, dass sich die religion auskapselt, scheuklappen aufzieht und pragmatische abbrüche sucht.

wissenschaft ung glauben dürfen doch nicht von einander losgerissen werden. sie als völlig verschiedene bereiche zu sehen tut beiden unrecht. allerdings ist der glaubensbegriff viel zu belastet mit religion und ähnlichem, viel eher sollte er in seiner elementaren form beibehalten werden.

und glauben kann durchaus rational wie auch irrational sein. lass mich dir ein beispiel geben von einer glaubenskomponente meines eigenen systems:

grundlage ist die alte "cogito ergo sum" aussage (ich denke also bin ich) - wodurch meine eigene existenz irgendeine grundlage (muss nichtmal physisch sein) in irgendeiner welt (und das muss auch nichtmal "unsere welt" sein) besitzen muss. das ist auch gleichzeitig so ziemlich die einzige metaphysische annahme die ich subjektiv mit völliger sicherheit treffen kann. alles darüber hinausgehende sind annahmen. (ich empfehle hier putnam's "brain in the vat" gedankenexperiment)
wahrheit verstehe ich als eine "korrespondenztheorie der wahrheit" - wenn ich also in meiner eigenen subjektiven erlebniswelt einen sonnenaufgang sehe, so ist es für diese welt wahr das ich diesen sehe (wobei noch lange nicht wahr sein muss das dies auch tatsächlich der fall sein muss - ich könnte ja auch haluzinieren o.ä.) - allerdings führen mich diverse vernunftgeleitete prinzipien dazu davon auszugehen das der sonnenaufgaufgang auch tatsächlich in unserer weitestgehend übereinstimmenden erlebniswelt ("unserer welt") stattfindet. diese ableitung von subjektiven erlebniswelten auf eine inter-subjektive welt muss natürlich relativierungen der betrachter, aufmerksamkeitsfokusdifferenzen und eine ganze reihe weiterer aspekte lösen. am schluss jedoch 'glaube' ich dass der sonnenaufgang auch tatsächlich stattfindet. würde mich ein solipsist diesbezüglich wiederlegen wollen und meine gründe dafür hören wollen, so kann ich lediglich plausibilitätsgründe für diesen glauben vortragen (nämlich meine ontologische auffassung über erkentnisstheorie sowie wahrheitstheorie) - es ihm aber nicht wirklich beweisen und muss mich schlussendlich auf rationalen glauben berufen.

glaube und rationalität sind keine gegensätzlichen extreme einer skala, sie liegen nichtmal auf der selben skala.
 
und das deiner ansicht gemäß ethische philosophie ein gegenkonzept zur religion darstellt halte ich für gleichermaßen traurig wie alamierend. ethik ist keinesfalls ein gegenkonzept sondern viel eher ein gesamtkonzept. das religion sich aus diesem konzept herauszuwinden versucht ist ein zeichen dafür, dass sich die religion auskapselt, scheuklappen aufzieht und pragmatische abbrüche sucht.
Entweder willst du mich nicht verstehen oder ich drücke mich tatsächlich so ungeschickt aus.
Wie bereits erwähnt, habe ich so gut, wie keine Ahnung von Philosophie und bemühe mich mich mit mir bekannten Begriffen ausdrücken. Offenbar scheint es aber immer einen anderen Bedeutungskonsens zu geben, als ich es erwarte.
Mit "ethischer Philosophie" meine ich den Versuch Ethik von Religion, deren Monopol sie lange Zeit war, abzukoppeln. Also im Prinzip all das was du die ganze Zeit treibst. ICh begründe meine Ethik, meine Werte, meine Moral auf meine Religion und nur auf diese. Du lehnst genau das ab und willst DEINE entsprechenden Prinzipien durch die religionsfreie Philosophie begründen.


Was das übrige angeht: Wir drehen uns im Kreis. Ich gebs auf. Wir treffen uns mal auf ein Bier und rollen die Diskussion dann von vorne auf! :)
 
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