Ich gebe zu, ich hatte erst 1-2 Mio stehen, allerdings kann man die Zahl nicht 1:1 von Wahlen ableiten. Bundestagswahl 2013 1,3% = 1,04 Mio, dazu kommen noch andere rechte Parteien, die zT nur auf Landes/Kommunenebene vertreten sind und solche ,die mit den Nazis sympathisieren, sie aber nicht direkt wählen (weils nicht schick ist?), dazu zählen wohl auch leider kleine Minderheiten der CDU/CSU. Und es gibt noch solche die zB rechte Straftaten sehen und dann nur mit der Schulter zucken...
Du redetest von Nazis. Nicht jeder Rechte ist ein Anhänger des Nationalsozialismus. Selbige werden in Deutschland nämlich unter dem Begriff "rechtsextrem" statistisch erfasst und das sind nunmal "nur" 22.400. Wir sind also von 1-2 Mio. Nazis weit entfernt. Rechts ist nicht gleich Nazi. Dass alle Rechten Nazis sind ist ein typisch linksextremes Gedankengut.
Btw.: Dass die rechtsextremen Parteien einen solchen Zulauf haben, liegt nicht zuletzt daran, dass es keine rechtsliberale Partei mehr in Deutschland gibt. FDP und CDU/CSU sind mittlerweile so weit nach links gerückt, dass sich ein Rechtsliberaler darin nicht mehr vertreten sieht. Er wird dadurch aber keine linken Parteien wählen sondern sich jene suchen, in denen er sich wenigstens noch einigermaßen vertreten sieht. Und da bleiben ihm hierzulande nur noch die rechtsextremen Parteien. In einer Parteien-Demokratie hat man nunmal immer nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Du kannst also getrost davon ausgehen, dass nicht jeder NPD-Wähler ein Rechtsextremer ist. Es ist ja auch nicht jeder Die-Linke-Wähler ein Linksextremer obwohl die Verbindungen dieser Partei zur linksautonomen Szene nicht zu übersehen sind.
Ich bin mir nicht sicher ob man Neuköln als Modell für gesamt Deutschland heranziehen sollte...
Es ist ein gutes Modell für Subkulturen in unserem Land in denen extremistisches Gedankengut sehr gut reifen kann. Ausserdem kenne ich auch das "rechte Gegenstück" Marzahn-Hellersdorf. Die in Marzahn verübten Gewaltdelikte unterscheiden sich in ihrer Anzahl nur unwesentlich von denen im Wedding (1513 in Marzahn vs. 1679 im Wedding, Stand: August 2012).
Ich denke jedenfalls es ist gefährlich irgendeine extremistische Strömung zu verharmlosen. Es ist aber genau so gefährlich eine andere Meinung sofort in eine extremistische Ecke zu stellen.
Dieser Thread wäre wesentlich konstruktiver verlaufen, wenn man mal darauf hingewiesen hätte, dass die Frage "Sollten sich die demokratischen Nationen gegen die islamischen Unterwanderungsversuche zur Wehr setzen?" bereits mehrere Implikationen enthält, die in ihrer Grundlage verkehrt sind. 1. Es wird angenommen, dass es eine solche Unterwanderung gibt. 2. Es wird impliziert, dass der gesamte Islam dieses Ziel hat. 3. Es wird eine Notwendigkeit für das zur Wehr setzen angenommen. Gleichermaßen sieht es auch bei der zweiten Frage "Selbst wenn jede politische Institution zerschlagen wird, wie soll man den Drang des Islams zur Unterwanderung in Zukunft verhindern (Demografischer Wandel: alte Deutsche, junge Türken)?" aus. Sie impliziert 1. wieder dass der Islam einen Drang zur Unterwanderung hat und 2. dass es einen demografischen Wandel gibt, durch den immer mehr Türken in Deutschland leben.
Das zeigt eine gewisse Voreingenommenheit zum Thema, aber die kann man ja sachlich widerlegen. Denn die blanken Fakten bei einer sachlichen Betrachtung sprechen nämlich gegen diese Implikationen. Der Islam in seiner Gesamtheit versucht überwiegend friedlich mit Andersdenkenden umzugehen. Bei den Protesten in Ägypten haben Muslime Ketten um Kirchen gebildet, damit dort ungestört das sonntägliche Hochamt abgehalten werden konnte. So etwas tut "der Islam" nicht, wenn seine Anhänger krampfhaft missionieren wollten, was ein "Drang zur Unterwanderung" ja wäre. Wir sehen also: Es geht hier nicht um den Islam sondern um eine kleine Gruppe, die evtl. ihre Religion politisiert. Aber auch nur eventuell, doch dazu gleich mehr. Solche religiösen Gruppen findest du überall und in jeder Religion. Man nehme die Evangelikalen in den USA, die Kirchen in Deutschland, die Buddhisten in Japan usw..
Auch eine Vergrösserung der Anzahl türkischstämmiger Bürger ist in Deutschland nicht wirklich zu verzeichnen. Zumindest nicht in einem Maß, das man in einer Prozentzahl ohne mehrere Nullen vor und nach dem Komma ausdrücken könnte, wenn man es auf die Gesamtbevölkerung Deutschlands bezieht. Viel eher ist seit 2005 eine erhöhte Rückwanderung und eine geringere Zuwanderung zu verzeichnen. Den vermeintlichen demografischen Wandel bezüglich türkischstämmiger Jugendlicher gibt es also nicht.
Nehmen wir die Implikationen der Fragen raus, bleibt eigentlich zuerst die Frage. Was will diese Gülen-Bewegung erreichen? Sachlich betrachtet handelt es sich um ein Wirtschaftsunternehmen bzw. mehrere Wirtschaftsunternehmen, die unter der gleichen Schirmherrschaft geführt werden. Das ist in unserer Wirtschaft keineswegs ein neues Modell. Man nennt es Lobby-Verband. Es ist auch nicht neu, dass man Lobbyarbeit betreiben muss, wenn man maximale Vorteile für seine Unternehmen in einem Land erreichen will. Betrachten wir diese Bewegung also mal unabhängig von der Religion, stellen wir fest, dass sie sich wie eine ganz normale Lobby-Gruppe verhält... wichtige Positionen in der Politik besetzen, eigene Schulen zur Ausbildung des Führungsnachwuchses, Firmen gründen und weltweit ansiedeln. Dieses Vorgehen ist also bereits Teil unserer Gesellschaft bzw. unseres wirtschaftspolitischen Systems, weswegen man die Gefahr einer Unterwanderung durch den Islam wohl eher nicht sehen kann, nur weil sich eine muslimische Gruppe von Geschäftsleuten unserem Wirtschaftssystem anpasst.
Etwas anders wird das Bild natürlich, wenn man sich anschaut wie sehr der Islam bei dieser Gruppe im Mittelpunkt steht. Das muss aber nicht unbedingt negativ sein, denn es könnte ja tatsächlich der Hintergrund sein, dass die Gülen-Bewegung Wege finden möchte, wie der Islam auch in nicht muslimisch geprägten Ländern gelebt werden kann. Dazu gehört nunmal auch die Teilnahme am politischen Leben. Christliches Gedankengut wird doch in unserer Politik auch immer wieder eingebracht. Warum nicht auch mal muslimisches um andere Blickwinkel zu erhalten? Das wäre vermutlich eher eine Bereicherung als eine Gefahr.
Tatsache ist also, dass eine Unterwanderung durch den Islam nicht automatisch gegeben ist nur weil sich muslimische Gruppen in unsere Politik einbringen. Nur ein winziger Teil der Muslime sind Islamisten, die die Scharia als Gesetzbuch in allen Ländern der Welt sehen wollen. Das politische System eines ganzen Landes zu unterwandern schaffen die ganz sicher nicht. Schliesslich müssten deren Politiker ja auch noch gewählt werden. Und man kann recht sicher sein, dass schon beim Wort "Islam" die meisten Deutschen eh skeptisch werden. Wenn dann auch noch "Scharia" gesagt wird, schrillen die Alarmglocken in den meisten. So lange Muslime nicht den Grossteil der Bevölkerung in Deutschland ausmachen, und das werden sie zu unseren Lebzeiten und der unserer Kinder ganz sicher nicht, wird es für sie schwierig aus Deutschland ein muslimisch geprägtes Land zu machen. Noch schwieriger ist es für sie, weil sie aktuell überall als Feindbild hingestellt werden. Mit dieser Ausgangsposition ist eine Unterwanderung im Prinzip unmöglich, weil jeder Moslem in der Öffentlichkeit äußerst kritisch betrachtet wird. Das sind doch alles Terroristen.
Und ausserdem haben wir Christen ja auch noch ein Wort mitzureden. 5% Muslime vs. 29% Katholiken + 28% Protestanten. Ich seh da nicht wirklich eine Chance für die verirrten Schäfchen, die auf ihre 77 Jungfrauen hoffen.