Roger Kusch - Sterbehilfe-"Skandal"

Hier ein Link dazu.
Ich finde die öffentliche Entrüstung darüber einfach nur noch traurig. Ein selbstbestimmtes Leben scheint unerwünscht. Ich frage mich immer dabei immer, woher der Staat das Recht nehmen will, Menschen, die sterben wollen und nicht mehr selbst dafür sorgen können oder die einfach eine humanere Art des Selbstmords vorziehen, diese Freiheit zu verwehren. Das Recht auf Leben scheint sich dabei wohl in "Pflicht zu leben" verkehrt zu haben, von einem selbstbestimmten Leben kann bei einer weitgehenden Verdammung und Verbot der Sterbehilfe, wie es die meisten Politiker(u.a. Merkel, aber definitv nicht nur von der CDU) tun, wohl keine Rede sein.

Ich sehe in einem Verbot der Sterbehilfe eine völlig ungerechtfertigte Einschränkung der Freiheit. Mit einem Selbstmord "schadet" man erstmal nur sich selbst, warum geht es also den Staat etwas an? Es kann zwar indirekte Konsequenzen haben, doch das gilt für alle Handlungen und wenn man anfängt deswegen Verbote einzuführen, hat man bald keine Freiheiten mehr übrig.

Man mag jetzt von Roger Kusch halten was man will, sein Rechtspopulismus ist mir auch zutiefst zuwider, doch in diesem Fall hat er eindeutig in einem Punkt recht: Verbot von aktiver Sterbehilfe ist ein Problem.
(Er behauptet übrigens in diesem Fall für seine Dienstleistung kein Geld von der betroffenen Frau genommen zu haben).
 
Du hast natürlich recht das man einer Person nicht das leben aufzwängen sollte. In bestimmten Situationen ist es auch einfach nur sinnlos einen Menschen noch am leben zu halten - wenn klar ist dass er ohne maschinelle Beatmung oder etwas dergleichen nie wieder richtig leben wird zum Beispiel. Trotzdem verschiebt sich die Grenze des erduldbaren durch so etwas immer weiter nach unten.
Also ich sehe in der aktiven Sterbehilfe vor allem ein Problem. Wenn man das erlaubt wird es natürlich stark publiziert. Es wird zum standard. Und es wird standard das man sich um alte und oder kranke nicht mehr zu kümmern braucht. Dies führt wieder dazu, dass jemand der alt und oder krank ist und trotzdem noch leben will sich diesen weg erkämpfen muss, um das leben kämpfen muss. Natürlich wird dieser person niemand sagen: "Alle wollen sterben - und wir wollen dich auch nicht mehr auf unsere Kosten erdulden" aber dieses Gefühl kann vermittelt werden. Die Menschen die noch leben wollen werden dann als verrückt abgestempelt werden. Vielleich nicht in der härte aber man wird sich stark über sie wundern. Bis dahin gehend dass man vielleicht sagt, dass eine Person in dem und dem alter nur noch so und so viel Leistungen vom Staat erhält und den rest eben selber tragen muss <- wenn sie damit unzufrieden ist hindert sie ja keiner daran eine wichtige Behandlung eben nicht machen zu lassen oder eben zu sterben. "Der Person stehen doch Türe und Toore frei - warum tut sie sich das nur an o_O (und uns)"...
 
Hm, ich denke aber trotz der Bedenken von oben, dass man mindestens etwas lockerer werden sollte damit. Zum Standart sollte es nicht werden - mal ehrlich, wie viele ältere Menschen denken, sie seien krank, und wie viele davon sind es wirklich? Wenn ich an den 80. Geburtstag meiner Oma denke, wo alle älteren Menschen sich erst gegenseitig erzählen mussten, wer wann wie gestorben ist, und danach schon wieder ihre Krankheiten aufgezählt haben, die sie ja haben (das seit gefühlten 20 Jahren), nur weil sie irgendwann mal in einer Zeitschrift gelesen haben, dass das Risiko XX% hoch ist, das zu haben, daran zu sterben oder sonst etwas. Entschuldigt diese Ausführung, aber es ist so.
Die Sterbehilfe ließe sich doch einfach per Patientenverfügung regeln. Ich werde an meinem 18. Geburtstag auch eine Patientenverfügung bei unserem Arzt lassen, weil ich mein Leben haben will, entweder ganz oder eben gar nicht. Das Problem bei diesen Verfügungen ist aber, dass oft nicht nachgesehen wird, was darin steht, oder sie irgendwie verschütt gehen. Und ist man nicht am Ort, wo die Patientenverfügung liegt, siehts mit der Kommunikation auch recht mager aus. Ob es eine Pflicht gibt, diese einzuhalten, weiß ich nicht, ich weiß nur, dass das leider selten geschieht (laut Presse, wie wahr das ist, weiß ich nicht, hat jemand Erfahrung damit? Würd mich interessieren (s.o.)).
 
Es ist generell so dass kranke (oder eben nicht kranke) Menschen schlecht einschätzen können _wie_ krank sie wirklich sind. Das gibt da wirklich extreme in beide Richtungen.
^^ich hab da zufällig viel Anschauungsmaterial...
Deinen Vorschlag mit Patientenverfügung ist durchaus eine gute Idee. Allerdings hab ich auch schon erlebt dass jemand älteres eine Patientenverfügung an seine Tochter ausgestellt hat und diese Tochter dann absolut keine Behandlung zugelassen hat...
Jegliche Bemühungen unsrerseits wahren leider zwecklos. Ist dann auch bald darauf gestorben...
-> ist also auch nicht _die_ Lösung...
Ich finde das ist ein Thema bei dem man einfach aus der Situation heraus entscheiden dürfen müsste - aber unser Gesetz lässt das dummerweise nicht zu :(

q9fx7
 
Ich bin zwar auch für eine Selbstbestimmung, auch in dem Fall, wenn sich ein Mensch den Tod wünscht (natürlich nur, wenn er bei vollem geistigen Bewusstsein ist, aber in der Position des Advocatus Diaboli (ich liebe diesen Begriff :) ) bringe ich mal dieses Argument hier bei: http://de.wikipedia.org/wiki/Suizid#Christentum

Sollte sich der Staat nicht nach den 'uns auferlegten' Regeln verhalten?
 
Diese uns auferlegten Regeln gelten aber nur für jene, die daran glauben.

Mit einem Selbstmord "schadet" man erstmal nur sich selbst,
Das stimmt nicht wirklich, da alle deine Taten auch deine Umgebung beeinflussen. Und du könntest erheblichen seelischen Schmerz in Verwandten oder Bekannten hervorrufen. Man sollte demnach nie vergessen, dass fast jede unserer Handlungen auch andere beeinflussen.
 
Eden das meinte ich, mit der Patientenverfügung: die Tochter hat es nicht zugelassen, und was passiert mit ihr? Nichts. Wenn es eine Pflicht gäbe, die Patientenverfügung einzuhalten, hätte die Tochter handeln müssen - weil sie sich sonst strafbar macht. So meinte ich das ;)
 
Original von benediktibk
Diese uns auferlegten Regeln gelten aber nur für jene, die daran glauben.

Mit einem Selbstmord "schadet" man erstmal nur sich selbst,
Das stimmt nicht wirklich, da alle deine Taten auch deine Umgebung beeinflussen. Und du könntest erheblichen seelischen Schmerz in Verwandten oder Bekannten hervorrufen. Man sollte demnach nie vergessen, dass fast jede unserer Handlungen auch andere beeinflussen.
*jede* unserer taten hat einfluss auf unsere umwelt.

ich bin ja auch nicht so abgeneigt gegenueber sterbehilfe und selbstmord, etc.
es sollte jedem selbst ueberlassen sein ob er leben oder sterben will, da hat ihm nunmal niemand anderes reinzureden, geht schlieszlich niemanden was an.
 
Original von Heinzelotto
Ich bin zwar auch für eine Selbstbestimmung, auch in dem Fall, wenn sich ein Mensch den Tod wünscht (natürlich nur, wenn er bei vollem geistigen Bewusstsein ist, aber in der Position des Advocatus Diaboli (ich liebe diesen Begriff :) ) bringe ich mal dieses Argument hier bei: http://de.wikipedia.org/wiki/Suizid#Christentum

Sollte sich der Staat nicht nach den 'uns auferlegten' Regeln verhalten?

Ich verstehe nicht was irgendwelcher religiöser Unsinn bei staatlicher Gesetzgebung verloren hat. Nur weil einige Menschen antike Märchenbücher als absolute Wahrheit sehen, heißt das nicht dass sie aufgrund dessen anderen Menschen Vorschriften machen (können) sollten.
Wir leben schließlich nicht in einer Theokratie und die Trennung von Staat und Kirche(auch wenn bei uns nicht sehr vollständig) ist für einen modernen Staat m.E. notwendig da sonst die wie die Glaubensfreiheit stark beeinträchtigt werden. Ich würde mir jedoch nicht meine Rechte von der Meinung von Theologen abhängig machen wollen.

Das mit dem geistigen Bewusstsein ist klar, einem jugendlichen mit Depressionen würde ich nun auch nicht sofort beim Suizid helfen, aber es kann durchaus plausible, nicht durch eine Depression hervorgerufene Gründe für den Selbstmord geben, auch bei Menschen, die nicht todkrank sind.

Original von benediktibk
Das stimmt nicht wirklich, da alle deine Taten auch deine Umgebung beeinflussen. Und du könntest erheblichen seelischen Schmerz in Verwandten oder Bekannten hervorrufen. Man sollte demnach nie vergessen, dass fast jede unserer Handlungen auch andere beeinflussen.

Das meinte ich mit indirekten Konsequenzen: Würdest du auch die Scheidung verbieten, weil sie erheblichen seelischen Schmerz beim ehemaligen Ehepartner hervorruft? Aufgrund der Meinung anderer über die eigenen Handlung sollte man nicht die Freiheit des einzelnen einschränken.
 
Original von Lesco
Original von Heinzelotto
Ich bin zwar auch für eine Selbstbestimmung, auch in dem Fall, wenn sich ein Mensch den Tod wünscht (natürlich nur, wenn er bei vollem geistigen Bewusstsein ist, aber in der Position des Advocatus Diaboli (ich liebe diesen Begriff :) ) bringe ich mal dieses Argument hier bei: http://de.wikipedia.org/wiki/Suizid#Christentum

Sollte sich der Staat nicht nach den 'uns auferlegten' Regeln verhalten?

Ich verstehe nicht was irgendwelcher religiöser Unsinn bei staatlicher Gesetzgebung verloren hat. Nur weil einige Menschen antike Märchenbücher als absolute Wahrheit sehen, heißt das nicht dass sie aufgrund dessen anderen Menschen Vorschriften machen (können) sollten.

das glauben diese menschen aber ;)
aber darueber dass das totaler unsinn ist muessen wir jetzt nicht diskutieren, das ist ein anderes thema.

ich denke ich sehe das ziemlich genauso wie lesco und kann auch nicht wirklich nachvollziehen warum jemand so etwas verbieten will (vielleicht falsche moralvorstellungen?)
 
vielleicht falsche moralvorstellungen?
Ob falsch oder richtig... dieses Thema war mindestens bereits 300 v. Chr. aktuell. Es wird von dem Philosophen Hegesias gesagt, dass sich einige Menschen nach seinen Vorträgen sogar das Leben nahmen.

So haben anscheinend bereits damals einige aus der Obrigkeit das für störend befunden, wenn die Menschen angeregt werden, über Leben und Leiden nachzudenken, Normen, Werte, Moral,... in Frage zu stellen. Das wird auch heute noch so sein.

Ich bin mir nicht sicher, welche Motive dem Bemühen, alte Menschen zu ihrem Leben zwingen zu wollen, das sie selbst schon gar nicht mehr führen wollen, zugrundeliegen. Vielleicht ist es nur die Moralvorstellung, die in unserer heutigen Zeit in dieser Gesellschaftsform gepflegt wird, vielleicht ist es aber auch eine Lobby, die durch einen Ausbau der palliativmedizinischen Versorgung und der ambulanten palliativen Angebote einen Vorteil sieht,... ich denke es spielen viele Faktoren dabei mit hinein.

Wenn man die Pflegeheime so betrachtet, dann wird der alte Mensch auf jeden Fall zu einer Art "Kuh" die melkbar ist, bis zu ihrem Tode... ich kann einen jeden "Mörder" verstehen, der dem Wunsch seines Angehörigen, wie des Großvaters z.B. nachgeht und ihn sterben lässt aus welchem Grund auch immer, ihm dabei zusieht, vielleicht sogar unterstützt und ihn begleitet. Es gibt Gründe sterben zu wollen und es ist nicht mein Recht demjenigen vorzuschreiben, was er über seinen Tod zu denken hat. Und sie ist nicht wirklich leicht, die Sterbebegleitung, mit den kommenden Sanktionen, mit denen man heutzutage zu rechnen hat, wird sie noch schwieriger.

Die Gesetzte helfen meines Erachtens nicht gegen das Verhalten, das q9fx7 anspricht:

Also ich sehe in der aktiven Sterbehilfe vor allem ein Problem. Wenn man das erlaubt wird es natürlich stark publiziert. Es wird zum standard. Und es wird standard das man sich um alte und oder kranke nicht mehr zu kümmern braucht.
Und Du meinst, dass jetzt gerade alle so freundlich sind und ihre lieben Großeltern und Eltern zu Hause haben oder lassen, sich um sie kümmern und ihnen ein möglichst angenehmes Lebensende ermöglichen? Ich weiß ja nicht... Die meisten die ich kenne geben die Alten einfach in ein Heim und die wenigsten wollen da hin und fühlen sich dort auch nur annähernd wohl. Aber das hat viel mit Geld zu tun. Die wenigsten die ich kenne, können es sich leisten ein wirklich schönes Heim zu bezahlen...
 
In bestimmten Situationen ist es auch einfach nur sinnlos einen Menschen noch am leben zu halten - wenn klar ist dass er ohne maschinelle Beatmung oder etwas dergleichen nie wieder richtig leben wird zum Beispiel.
So klar kann man das leider nur in sehr seltenen Fällen sagen. Ein Mensch, der seit 3 Jahren im Wachkoma liegt, wird vielleicht nie wieder aufwachen... vielleicht aber auch nächste Woche. Mein Vater berichtete jüngst von einem Fall, dass einem ehemaligen Lehrer von ihm irgendwann in den 70ern Knochenkrebs diagnostiziert wurde und die Ärzte dem vielleicht noch ein paar Monate gegeben haben. Besagter Lehrer war erst letztes Jahr wieder beim Klassentreffen. Sicherlich ist das nicht die Regel, aber wenn es um Entscheidungen zwischen Leben und Tod geht, sollte man die Ausnahmen von der Regel nicht einfach unter den Teppich kehren.

Pauschal kann man also leider keine Aussage treffen, ob sich ein Mensch wieder erholen kann oder nicht. Genau solche Pauschalität verlangt aber eigentlich der Gesetzgeber, objektive Maßstäbe an denen man eine Entscheidung festmachen kann.

Gleiches gilt für die Begründung des Sterbewillens einer Person. Auch wenn Roger Kusch beispielsweise meinte, ihm seien die Gründe der alten Frau (Angst vor Einsamkeit und Pflegeheim) durchaus plausibel und nachvollziehbar erschienen, so kann das anders aussehen, wenn man jemand anderen fragt. Wo soll man denn die (gesetzliche) Grenze ziehen zwischen dem sich gerade in einer Depression befindlichen Menschen, der sich umbringen möchte, und demjenigen, der "echte Gründe" dafür hat?
 
Original von LX
In bestimmten Situationen ist es auch einfach nur sinnlos einen Menschen noch am leben zu halten - wenn klar ist dass er ohne maschinelle Beatmung oder etwas dergleichen nie wieder richtig leben wird zum Beispiel.
So klar kann man das leider nur in sehr seltenen Fällen sagen. Ein Mensch, der seit 3 Jahren im Wachkoma liegt, wird vielleicht nie wieder aufwachen... vielleicht aber auch nächste Woche. Mein Vater berichtete jüngst von einem Fall, dass einem ehemaligen Lehrer von ihm irgendwann in den 70ern Knochenkrebs diagnostiziert wurde und die Ärzte dem vielleicht noch ein paar Monate gegeben haben. Besagter Lehrer war erst letztes Jahr wieder beim Klassentreffen. Sicherlich ist das nicht die Regel, aber wenn es um Entscheidungen zwischen Leben und Tod geht, sollte man die Ausnahmen von der Regel nicht einfach unter den Teppich kehren.

Also Sterbehilfe ohne expliziten Wunsch des betroffenen würde ich auf jeden Fall erstmal ablehnen. Wenn jedoch eine Patientenverfügung zu diesem Thema besteht, die etwa besagt, dass er nach der Zeit t, die er künstlich am Leben erhalten wurde, will das die Maschinen abgeschaltet werden, oder falls er derartige Maßnahmen generell ablehnt, sollte man diesem Wunsch m.E. auch nachkommen.

Gleiches gilt für die Begründung des Sterbewillens einer Person. Auch wenn Roger Kusch beispielsweise meinte, ihm seien die Gründe der alten Frau (Angst vor Einsamkeit und Pflegeheim) durchaus plausibel und nachvollziehbar erschienen, so kann das anders aussehen, wenn man jemand anderen fragt. Wo soll man denn die (gesetzliche) Grenze ziehen zwischen dem sich gerade in einer Depression befindlichen Menschen, der sich umbringen möchte, und demjenigen, der "echte Gründe" dafür hat?

Ich würde sagen die beste Alternative wäre vor der Sterbehilfe eine psychische Behandlung von n Sitzungen verpflichtend zu machen, die letztliche Entscheidung jedoch der Person selbst überlassen. Damit bliebe man konsistent, würde keine willkürlichen Unterscheidungen machen, temporäre Depressionen zumindest in manchen Fällen ausschließen/behandeln und dennoch die Entscheidungsfreiheit des Individuums wahren.

Desweiteren denke ich, dass die wenigsten Depressiven bei ihrem eventuellen Suizid an Sterbehilfe denken würden, sondern sich selbst das Leben nehmen würden und die Sache hier ohnehin eher zweitrangig ist.
 
Original von Lesco
Ich würde sagen die beste Alternative wäre vor der Sterbehilfe eine psychische Behandlung von n Sitzungen verpflichtend zu machen, die letztliche Entscheidung jedoch der Person selbst überlassen. Damit bliebe man konsistent, würde keine willkürlichen Unterscheidungen machen, temporäre Depressionen zumindest in manchen Fällen ausschließen/behandeln und dennoch die Entscheidungsfreiheit des Individuums wahren.
Dieser Weg würde die Sterbegegleitung aus meiner Sicht nur zwanghafter machen. Erst die Psychotherapie, vielleicht sogar mit Polizeigewalt, wenn es sich um ein verpflichtendes Gesetz handelt, dem Therapeuten obliegt, ob ein Sterbehelfer zugelassen wird und dann in die Praxis oder Klinik, weil es dem Privatmenschen per Strafandrohung verboten ist jemandem ein Sterbebegleiter zu sein. Hierbei wird einem noch stärker aberkannt das eigene persönliche Befinden zu beurteilen und über den eigene Tod zu entscheiden... da bleibt einem ja nur noch der alleinige Suizid ;)

Mir geht dabei der individuelle Wille, die Selbstbestimmung des Einzelnen zu sehr verloren. Ich denke nicht, dass ein Gesetz wirklich auf den Einzelnen eingehen kann. Mir erscheint die Vorstellung grotesk, ein Verbot sich für eine Begleitung beim Sterben zu entscheiden, ebenso wie eine pauschale Verpflichtung einer Psychotherpie um einen Sterbehelfer zu bekommen...

Für mich hat hier der Staat nichts verloren. Mein psychisches Befinden und mein Tod, ebenso wie die eines jeden anderen, sollte aus meiner Sicht nicht der Entscheidungsgewalt einer Amtsperson unterliegen.
 
Original von LX
In bestimmten Situationen ist es auch einfach nur sinnlos einen Menschen noch am leben zu halten - wenn klar ist dass er ohne maschinelle Beatmung oder etwas dergleichen nie wieder richtig leben wird zum Beispiel.
So klar kann man das leider nur in sehr seltenen Fällen sagen.

Damit meine ich fälle wo es wirklich klar ist... <- dazu zählt auf _keinen_ Fall ein Koma
Im Fall eines Komas ist es nicht eindeutig vorhersehbar und außerdem können diese menschen schlecht einen freien willen äußern ;)
Mein Vater ist Krankenpfleger und hat damals auch Beatmungspatienten gehabt - unter anderem Menschen die selber nicht atmen können weil sie dafür schon zu schwach etc.
Und wenn diese Patienten sterben wollen seh ich keinen grund es ihnen zu verbieten. Aber wie ich schon sagte - nur wenn es _absolut_ keine Alternative zum letztendlichen Tod gibt. Die Personen müssen es dann selbst mit ihrer Religion ausmachen

sry - vergessen:
@landra: Ich wohne selbst im Altersheim und weiß sehr wohl wie es dort zugeht ;)
Aber das bestätigt eigentlich nur meine Aussage - das die alten durch dieses Verhalten der "pflegenden" eher demotiviert werden zu leben. Und jetzt stell dir mal vor man würde es erlauben. Die "pflegenden" finden es bestimmt nicht schöner wenn sie da mit jemanden besonders probleme haben und dieser person einfach nicht sterben will, obwohl sie könnte (<- empöhrend o_O). Hier werden Menschen auch manchmal behandelt nach dem Motto "Sie erinnert sich ja so wie so nicht drann" oder dergleichen.
Nach außen hin ist man natürlich das nette personal das wirklich alles tut, sich aufopfert um die lieben Omamas und Opapas am leben zu erhalten...
 
Original von Landra
Original von Lesco
Ich würde sagen die beste Alternative wäre vor der Sterbehilfe eine psychische Behandlung von n Sitzungen verpflichtend zu machen, die letztliche Entscheidung jedoch der Person selbst überlassen. Damit bliebe man konsistent, würde keine willkürlichen Unterscheidungen machen, temporäre Depressionen zumindest in manchen Fällen ausschließen/behandeln und dennoch die Entscheidungsfreiheit des Individuums wahren.
Dieser Weg würde die Sterbegegleitung aus meiner Sicht nur zwanghafter machen. Erst die Psychotherapie, vielleicht sogar mit Polizeigewalt, wenn es sich um ein verpflichtendes Gesetz handelt, dem Therapeuten obliegt, ob ein Sterbehelfer zugelassen wird und dann in die Praxis oder Klinik, weil es dem Privatmenschen per Strafandrohung verboten ist jemandem ein Sterbebegleiter zu sein. Hierbei wird einem noch stärker aberkannt das eigene persönliche Befinden zu beurteilen und über den eigene Tod zu entscheiden... da bleibt einem ja nur noch der alleinige Suizid ;)

Mir geht dabei der individuelle Wille, die Selbstbestimmung des Einzelnen zu sehr verloren. Ich denke nicht, dass ein Gesetz wirklich auf den Einzelnen eingehen kann. Mir erscheint die Vorstellung grotesk, ein Verbot sich für eine Begleitung beim Sterben zu entscheiden, ebenso wie eine pauschale Verpflichtung einer Psychotherpie um einen Sterbehelfer zu bekommen...

Für mich hat hier der Staat nichts verloren. Mein psychisches Befinden und mein Tod, ebenso wie die eines jeden anderen, sollte aus meiner Sicht nicht der Entscheidungsgewalt einer Amtsperson unterliegen.

Dann ließ nochmal genau was ich geschrieben habe: Die letztliche Entscheidung bleibt bei dem Betroffenen, der Psychologe kann sagen was er will. Diese Maßnahme wäre jedoch vielleicht sinnvoll Menschen mit Depressionen dazu zu bringen nocheinmal darüber nachzudenken. Ich hatte dabei auch eher so an 1-3 Gespräche mit einem Psychologen gedacht und nicht an eine längere Behandlung und das Ergebnis völlig unverbindlich ist, sehe ich auch keine zu starke Einschränkung der pers. Freiheit, bei gleichzeitiger Minimierung der Kollateralschäden(Depressionsselbstsmörder, die es hinterher vielleicht bereut hätten). Natürlich ist diese Lösung auch nicht optimal, doch irgendwo muss man einen Kompromiss akzeptieren
 
Original von Lesco
Dann ließ nochmal genau was ich geschrieben habe: Die letztliche Entscheidung bleibt bei dem Betroffenen, der Psychologe kann sagen was er will.
Habe ich, doch ich komme immer noch nicht dahin, wie die letztliche Entscheidung beim Betroffenen bleiben soll, wenn eine Verpflichtung besteht zum Therapeuten zu gehen, bevor man einen Sterbehelfer bekommt. Die Situation bleibt aus meinen Augen jene, dich ich vorhin versucht habe zu beschreiben.

Der Kompomiss lautet aus meiner Sicht: Kannst ja versuchen jemanden zu finden, der für Dich ins Gefängnis geht, wenn man nicht zum Therapeuten möchte und zu keiner offiziellen Stelle, dem Sterbehelfer, der einem dann das Leben nimmt, wenn der Wunsch besteht nicht alleine den selbst gewählten Weg zum Tode zu beschreiten.

Drei Gespräche sind nicht ausreichend, um auch nur feststellen zu können, ob der Therpeut jener ist, mit dem man sich vorstellen kann, auch nur irgendein Thema in Angriff zu nehmen. Allein um die Entscheidung zu treffen, ob man eine Therapie überhaupt beginnt, werden 5 Sitzungen vorweg vereinbart. Eine Therapie bei Todessehsucht ist meist Stationär oder es handlt sich um ca. 50 Sitzungen, was noch lange nicht heißt, dass diese überhaupt den gewünschten Effekt erzielt.

Mir erscheint diese Idee einfach nur sinnfrei und zwanghaft, aber jedem seine Meinung :)
 
Original von Landra

Mir erscheint diese Idee einfach nur sinnfrei und zwanghaft, aber jedem seine Meinung :)

Was ist dein Vorschlag?
Sterbehilfe frei für jeden ohne voherige Gespräche jeglicher Art? Da sehe ich wirklich Probleme, dass Menschen mit Depressionen eventuell zu vorschnell handeln könnten und eine sehr temporäre Krankheit ihnen zum Verhängnis wird(Die Hemmschwelle bei einer schmerzfreien Sterbehilfe dürfte weit geringer sein als beim selbstständigen Suizid).
Diese Art von "Kollateralschäden" bei einer Legalisierung der Sterbehilfe ließen sich bei meinem Vorschlag zwar nicht völlig verhindern, aber ich denke dass zumindest ein paar dieser Menschen ihren Entschluss noch einmal überdenken würden und dies ohne zu stark das Recht der anderen einzuschränken. Wenn man nun die Beurteilung des Psychologen verpflichtend machen würde, wäre man der Willkür der Therapeuten ausgesetzt.
Wobei ich zugeben muss, dass man hierfür vielleicht entsprechende Studien durchführen sollte und dies bei zu geringer "Effektivität" vielleicht ändern sollte(in Richtung keine verpflichtende Beratung, wenn sie ohnehin nichts bringt, eine Verlängerung erscheint mir dabei zu sehr in Richtung Zwang zu gehen) und letztlich handelt es sich bei meiner Einschätzung, dass dies einige vom Selbstmord abbringen könnte, nur um eine Spekulation, wenn dies widerlegt sein sollte, werde ich sie auch nicht aufrechterhalten.
 
Original von Lesco
Was ist dein Vorschlag?
Sterbehilfe frei für jeden ohne voherige Gespräche jeglicher Art?
Das, was mir an dieser Diskussion ein wenig Sorge bereitet ist, ein Strafmaß festzulegen, wenn ich jemandem Sterbebegleitung biete, indem ich Anwesend bin, wenn sich jemand umbringt. Das war die Ausgangssituation die aus dem Artikel hervorgeht.

Zumindest, dass man es nicht noch strenger macht, als es eh schon ist wäre mir wichtig. Keine zusätzlichen verpflichtenden Gespräche, keinen Verbot jemandem beim Suizid beizustehen mit der eigenen Anwesenheit.

Mir reicht bereits das Strafmaß, das festgelegt ist, wenn man die Geräte abschaltet, auf Wunsch desjenigen, zuhause, oder eine unterlassene Hilfeleistung, wenn sich ein Mitbewohner wie der Großvater z.B. dazu entscheidet nichts mehr zu essen oder die Tabletten nicht mehr zu nehmen und somit zu sterben.

Da sehe ich wirklich Probleme, dass Menschen mit Depressionen eventuell zu vorschnell handeln könnten und eine sehr temporäre Krankheit ihnen zum Verhängnis wird(Die Hemmschwelle bei einer schmerzfreien Sterbehilfe dürfte weit geringer sein als beim selbstständigen Suizid).
Ich dachte nicht an die Eröffnung einer Art Amt zum Einschläfern von Menschen durch Sterbehelfer.

Ich dachte eher daran, dass man jemanden begleiten darf, beim Sterben, auch im Suizid ohne mit Sanktionen rechnen zu müssen. Deswegen sprach ich von Sterbebegleitung und nicht einer offiziellen Stelle der Sterbehilfe. Es soll gerade die Sterbegegleitung strafbar gemacht werden, das ist was mir schwer mißfällt.
 
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