Am Montag beginnt der Prozeß gegen Uli Hoeneß und dann wird nicht nur ganz Fußball-Deutschland den Atem anhalten: Denn mit Hoeneß sitzt nicht nur der Präsident des erfolgreichsten deutschen Fußballclubs auf der Anklagebank, es geht auch um den Umgang des Staates und der Justiz mit Steuerhinterziehern. Entsprechend groß ist das mediale Interesse an dem Prozess, auf die 49 für die Presse reservierten Plätze haben sich 450 Journalisten beworben - nach nicht einmal 30 Sekunden sollen alle Plätze vergeben gewesen sein.
Das Interesse ist natürlich zum Teil der Tatsache geschuldet, dass Hoeneß einer der prominentesten Gestalten des deutschen Fußballs ist, ein Mann der auf und neben dem Platz sehr erfolgreich war und der den FC Bayern zu dem gemacht hat was er heute ist: Einen europäischen Spitzenclub. Aber er ist eben auch ein Mann der polarisiert, der gerne mit der rhetorischen Keule um sich schlägt wenn es für den Verein einmal nicht so läuft und der in der Vergangenheit auch schon Privatdetektive angeheuert hat, um das Privatleben eines ihm unliebsamen Trainers ausspähen zu lassen. An der Person des Uli Hoeneß scheiden sich die Geister der deutschen Fußballfans: Für die einen (vornehmlich diejenigen die dem FCB wohlgesonnen sind) ist er eine hehre Lichtgestalt, ein grantiges Original, der trotz aller Ecken und Kanten das Herz am rechten Fleck hat. Für die anderen (vor allem jene, die angesichts der spielerischen & finanziellen Dominanz des FCB resignieren) ist er ein rücksichtsloser Polterer, jemand der Worte und Geld wie Waffen einzusetzen weiß.
Doch das erklärt das enorme mediale (auch internationale) Interesse an diesem Prozeß nur zum Teil, denn in DE war Hoeneß vom erfolgreichen Fußball-Manager und Unternehmer, zu so etwas wie einer moralischen Instanz mutiert. So wurde er z. B. in zahlreiche Talkshows eingeladen, wo er mit Politikern & Wirtschaftsgrößen diskutierte und gegen Gier und Zockermentalität wettere - Positionen die nach der Bankenkrise beim Volk gut ankamen. In einem Interview mit der Bild sagte er 2005: „Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern.“ Eine Lüge wie aus heutiger Sicht bekannt ist, denn tatsächlich hatte Hoeneß zu dieser Zeit bereits ein Konto in der Schweiz das er - nach eigener Aussage - dafür benutzte um an der Börse zu zocken und von diesen Gewinnen versteuerte er nicht einen Cent.
Später, als immer wieder prominente Steuerhinterzieher enttarnt wurden, wurde er nervös und hoffte auf das von schwarz-gelb ausgehandelte Steuerabkommen, welches ihm erlaubt hätte gegen einen einmaligen Betrag sein unversteuertes Geld zu waschen, anonym zu bleiben und weiter in der Öffentlichkeit gegen Steuerhinterzieher, Gier & Zockermentalität zu wettern. Doch es kam anders: Das Abkommen, im Bundesrat abgeschmettert, kam nicht zustande und seine Schweizer Bank informierte ihn, dass Reporter des Sterns für eine Story über einen deutschen Steuerhinterzieher-Fußballpromi recherchierten. Daraufhin ließ Hoeneß quasi über Nacht eine Selbstanzeige zusammenbasteln und trat somit die Flucht nach vorn an.
Mittels einer vollständigen Selbstanzeige können Steuerhinterzieher straffrei bleiben und mit einer entsprechenden Zahlung ans zuständige Finanzamt die Affäre aus der Welt schaffen. Bei Hoeneß klappte das nicht: Zum einen stuft die Staatsanwaltschaft die Selbstanzeige als unwirksam ein, zum anderen wurde die Selbstanzeige publik. Verstöße gegen das Steuergeheimnis sind eine ernste Sache, daher wäre es schon interessant zu sehen wer die Medien mit genauen Informationen über den Fall Hoeneß versorgt hat. Ging es nur um Geld? Oder kam die Information von jemanden, der verhindern wollte das die Affäre hinter den Kulissen beigelegt wird?
Denn klar ist das sich in den letzten Jahren in der öffentlichen Wahrnehmung des Tatbestands der Steuerhinterziehung einiges getan hat. Lange galt es als ein Kavaliersdelikt - kein Verbrechen, höchstens eine lässliche Sünde. Doch mittlerweile wettern immer mehr Menschen gegen den verharmlosenden Begriff Steuersünder und verweisen darauf das Steuerhinterzieher den Staat und damit das Volk um Geld betrügen. Trotzdem ist Steuerhinterziehung, meines Wissens nach, die einzige Strafttat bei der man die Möglichkeit hat Straffreiheit zu erlangen. Ein Dieb der 50€ aus einer Supermarktkasse stiehlt kann sich seiner Strafe im Zweifelsfall nicht entziehen - wer der Gesellschaft Millionen stiehlt, kann sich mit einer formal korrekten Selbstanzeige anonym Straffreiheit verschaffen, wenn es ihm opportun zu sein scheint. Ist das gerecht?
Ich denke daher ist der Fall Hoeneß mehr als ein weiterer Fall in einer langen Reihe von Prominenten, die sich der Steuerhinterziehung schuldig gemacht haben. Schon als seine Selbstanzeige bekannt wurde, hatte das Auswirkungen, denn im Zuge des "Hoeneß-Effekts" stieg die Zahl der Selbstanzeigen von nervösen Steuerhinterziehern dramatisch an. Auch der Ausgang des Prozesses, wie auch immer der aussehen mag, wird Auswirkungen haben, denn ganz sicher werden Banker, Finanzbeamte und Steuerhinterzieher diesen Prozeß sehr aufmerksam verfolgen. Vielleicht werden ab Montang in München für den zukünftigen Umgang mit Steuerhinterziehern die Weichen gestellt.
Grund genug für das TdW zu fragen: Sind Steuerhinterzieher nur kleine Sünder oder ganz gewöhnliche Diebe?
Quellen & mehr zum Thema:
Zitate von Uli Hoeneß: "Ich zahle volle Steuern" - Bildergalerien - Mediacenter - Tagesspiegel
Prozess gegen Uli Hoeneß: Ehrentribüne gegen Anklagebank - Menschen & Wirtschaft - FAZ
Prozessbeginn für Uli Hoeneß - Endspiel im Gerichtssaal - Sport - Süddeutsche.de
Das Interesse ist natürlich zum Teil der Tatsache geschuldet, dass Hoeneß einer der prominentesten Gestalten des deutschen Fußballs ist, ein Mann der auf und neben dem Platz sehr erfolgreich war und der den FC Bayern zu dem gemacht hat was er heute ist: Einen europäischen Spitzenclub. Aber er ist eben auch ein Mann der polarisiert, der gerne mit der rhetorischen Keule um sich schlägt wenn es für den Verein einmal nicht so läuft und der in der Vergangenheit auch schon Privatdetektive angeheuert hat, um das Privatleben eines ihm unliebsamen Trainers ausspähen zu lassen. An der Person des Uli Hoeneß scheiden sich die Geister der deutschen Fußballfans: Für die einen (vornehmlich diejenigen die dem FCB wohlgesonnen sind) ist er eine hehre Lichtgestalt, ein grantiges Original, der trotz aller Ecken und Kanten das Herz am rechten Fleck hat. Für die anderen (vor allem jene, die angesichts der spielerischen & finanziellen Dominanz des FCB resignieren) ist er ein rücksichtsloser Polterer, jemand der Worte und Geld wie Waffen einzusetzen weiß.
Doch das erklärt das enorme mediale (auch internationale) Interesse an diesem Prozeß nur zum Teil, denn in DE war Hoeneß vom erfolgreichen Fußball-Manager und Unternehmer, zu so etwas wie einer moralischen Instanz mutiert. So wurde er z. B. in zahlreiche Talkshows eingeladen, wo er mit Politikern & Wirtschaftsgrößen diskutierte und gegen Gier und Zockermentalität wettere - Positionen die nach der Bankenkrise beim Volk gut ankamen. In einem Interview mit der Bild sagte er 2005: „Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern.“ Eine Lüge wie aus heutiger Sicht bekannt ist, denn tatsächlich hatte Hoeneß zu dieser Zeit bereits ein Konto in der Schweiz das er - nach eigener Aussage - dafür benutzte um an der Börse zu zocken und von diesen Gewinnen versteuerte er nicht einen Cent.
Später, als immer wieder prominente Steuerhinterzieher enttarnt wurden, wurde er nervös und hoffte auf das von schwarz-gelb ausgehandelte Steuerabkommen, welches ihm erlaubt hätte gegen einen einmaligen Betrag sein unversteuertes Geld zu waschen, anonym zu bleiben und weiter in der Öffentlichkeit gegen Steuerhinterzieher, Gier & Zockermentalität zu wettern. Doch es kam anders: Das Abkommen, im Bundesrat abgeschmettert, kam nicht zustande und seine Schweizer Bank informierte ihn, dass Reporter des Sterns für eine Story über einen deutschen Steuerhinterzieher-Fußballpromi recherchierten. Daraufhin ließ Hoeneß quasi über Nacht eine Selbstanzeige zusammenbasteln und trat somit die Flucht nach vorn an.
Mittels einer vollständigen Selbstanzeige können Steuerhinterzieher straffrei bleiben und mit einer entsprechenden Zahlung ans zuständige Finanzamt die Affäre aus der Welt schaffen. Bei Hoeneß klappte das nicht: Zum einen stuft die Staatsanwaltschaft die Selbstanzeige als unwirksam ein, zum anderen wurde die Selbstanzeige publik. Verstöße gegen das Steuergeheimnis sind eine ernste Sache, daher wäre es schon interessant zu sehen wer die Medien mit genauen Informationen über den Fall Hoeneß versorgt hat. Ging es nur um Geld? Oder kam die Information von jemanden, der verhindern wollte das die Affäre hinter den Kulissen beigelegt wird?
Denn klar ist das sich in den letzten Jahren in der öffentlichen Wahrnehmung des Tatbestands der Steuerhinterziehung einiges getan hat. Lange galt es als ein Kavaliersdelikt - kein Verbrechen, höchstens eine lässliche Sünde. Doch mittlerweile wettern immer mehr Menschen gegen den verharmlosenden Begriff Steuersünder und verweisen darauf das Steuerhinterzieher den Staat und damit das Volk um Geld betrügen. Trotzdem ist Steuerhinterziehung, meines Wissens nach, die einzige Strafttat bei der man die Möglichkeit hat Straffreiheit zu erlangen. Ein Dieb der 50€ aus einer Supermarktkasse stiehlt kann sich seiner Strafe im Zweifelsfall nicht entziehen - wer der Gesellschaft Millionen stiehlt, kann sich mit einer formal korrekten Selbstanzeige anonym Straffreiheit verschaffen, wenn es ihm opportun zu sein scheint. Ist das gerecht?
Ich denke daher ist der Fall Hoeneß mehr als ein weiterer Fall in einer langen Reihe von Prominenten, die sich der Steuerhinterziehung schuldig gemacht haben. Schon als seine Selbstanzeige bekannt wurde, hatte das Auswirkungen, denn im Zuge des "Hoeneß-Effekts" stieg die Zahl der Selbstanzeigen von nervösen Steuerhinterziehern dramatisch an. Auch der Ausgang des Prozesses, wie auch immer der aussehen mag, wird Auswirkungen haben, denn ganz sicher werden Banker, Finanzbeamte und Steuerhinterzieher diesen Prozeß sehr aufmerksam verfolgen. Vielleicht werden ab Montang in München für den zukünftigen Umgang mit Steuerhinterziehern die Weichen gestellt.
Grund genug für das TdW zu fragen: Sind Steuerhinterzieher nur kleine Sünder oder ganz gewöhnliche Diebe?
Quellen & mehr zum Thema:
Zitate von Uli Hoeneß: "Ich zahle volle Steuern" - Bildergalerien - Mediacenter - Tagesspiegel
Prozess gegen Uli Hoeneß: Ehrentribüne gegen Anklagebank - Menschen & Wirtschaft - FAZ
Prozessbeginn für Uli Hoeneß - Endspiel im Gerichtssaal - Sport - Süddeutsche.de