Wirtschaftsminister will Programmieren als Fremdsprache

Informatik in der Schule ist eine Lachnummer - "Fremdsprache" oder nicht
 
Abgesehen davon, dass es fast keine ausgebildeten Informatiklehrer gibt, zeigt sich nur, dass Gabriel offensichtlich nicht die geringste Ahnung hat wovon er redet. Programmiersprachen mit Fremdsprachen gleichzusetzen macht sich gut für das politische Profil, aber nicht für die echte Welt.


Wenn er eine Fremdsprache durch Programmierung ersetzt werden das zudem viele als Ausweichfach benutzen, weil Sprachen schwer sind und ein Fach mit Computereinsatz als angenehm empfunden wird. Dadurch bekäme man eine Schülergeneration mit noch weniger Sprachkompetenz. Ob die Schulinformatik eine Sprache vom pädagogischen Aspekt her ersetzen kann, wage ich zu bezweifeln (Lehrersituation).



Informatikunterricht an Schulen ist definitiv wichtig und es sollte ein solches Pflichtfach geben. Aber dafür eine Sprache wegfallen zu lassen halte ich für falsch, da diese Fächer später tatsächlich wertvoll sind. Man sollte besser andere Fächer mit weniger Erfolg ins Visier nehmen: Religionsunterricht wäre ein Anfang. Kunst und Musik sorgen zwar laut Plan für Allgemeinbildung, waren aber bei mir zumindest Malen und Singen ohne relevante Ergebnisse.


Das ist zwar wieder der klassische Grabenkampf um die Fächer, aber eine Entmüllung der Lehrpläne (die zur Abwechslung mal nicht Naturwissenschaften beschädigt) wäre langsam angebracht.
 
Religionsunterricht wäre ein Anfang. Kunst und Musik sorgen zwar laut Plan für Allgemeinbildung, waren aber bei mir zumindest Malen und Singen ohne relevante Ergebnisse.

Im Grossen und Ganzen stimme ich deinem Beitrag zu, allerdings in diesem Punkt ganz und gar nicht. Neben der logischen Bildung muss es auch eine künstlerische/kreative Bildung geben. Musik und Kunst sind unabdingbar um fremde Kulturen zu verstehen und solange der Religionsunterricht nicht konfessionsgebunden ist, dieser in heutiger Zeit fast schon noch mehr. Ich empfand in der Schule Kunst und Musik zwar auch immer als überflüssig, aber dennoch wurden mir grundlegende Fähigkeiten vermittelt, die mir später halfen viele geschichtliche Dinge zu verstehen. Ohne das Verständnis für Kunst und Kultur ist auch kein Verständnis des Altertums möglich, wo diese Dinge den Alltag massgeblich prägten.
Man wird die Höhlenmalereien oder Beethovens Musik jedenfalls nicht mittels einer Programmiersprache verstehen können. Um sich ihrer Kreativität bewusst zu werden, muss man diese selbst erlebt haben. Von daher sind diese Fächer vielleicht vom Lerninhalt nicht sonderlich optimal aufgebaut, aber sie vermitteln zumindest Grundlagen, auf denen man im weiteren Leben aufbauen kann.
 
Full Ack,

Ohne das, sagen wir mal musische, sind wir nichts weiter als Affen mit einer komplizierteren Axt und das Leben ist um einiges trostloser.
 
Ich dachte, die Schule soll Bildung vermitteln? Vielleicht ist es an der Zeit sich mal _vor_ einer Diskussion darüber klarzumachen, was unter Bildung (eigentlich) verstanden wird. Das gilt scheinbar auch insbesondere für unsere Politiker.

Bildung dient erstmal dem einzelnen Menschen in seiner Entwicklung. Hier mal ein Wiki Zitat:

Ein Zeichen der Bildung, das nahezu allen Bildungstheorien gemein ist, lässt sich umschreiben als das reflektierte Verhältnis zu sich, zu anderen und zur Welt.

Kurzum das Bilden über Künste, Religionen, Geschichte, Kultur, über Wissenschaft und Biologie (usw) soll dem Heranwachsenden (und natürlich auch den er- und entwachsenen) helfen sich ein "Bild" zu machen. Von der Welt in der er lebt, von seiner Herkunft, seiner kulturellen Identität usw. Er soll einen "Überblick" bekommen, damit er sich darin zurechtfindet und das nötige Rüstzeug hat, die Umwelt auch zu begreifen. Hierfür ist es wichtiger und sinnvoller sich die Geschichte des "Atoms" (von Demokrit bis Einstein) anzusehen, anstatt irgendwelche Formeln zu lernen. Oder die Entstehung, Bedeutung und Verbreitung von Musik, anstatt Dinge wie Sekundreibung, reine und unreine Intervalle zu lernen.

Der Schüler soll heute nicht gebildet werden. Er soll sich nicht zurechtfinden und er soll nicht über sich und schon gar nicht über die Welt reflektieren können, außer es passt in eine WWF Werbeaktion.

Der Schüler soll heute idealerweise mit speziellem Fachwissen von der Schule gehen, damit er möglichst schnell (Bachlor) sein Studium absolviert damit er möglichst schnell arbeiten kann. Politik und Medien machen da nicht einmal mehr einen Hehl daraus: Bildungsinhalte passen sich dem Markt an.


Wer die Naturwissenschaften in der SCHULE(!) über die allgemeine Bildung setzt, die die Menschen nötiger brauchen denn je, hat so wenig Bildung abbekommen, dass er eben das nicht mehr erkennen kann und diese Dressur als Wissen oder gar Bildung empfindet.

Auch wenns schwer zu verstehen ist, aber die Erlösung der Menschheit liegt nicht in unerschöpflichen Energiequellen oder multiresistenten Sojapflanzen...

really *scnr*
 
Moral, Ethik und "Bildung" sind Luxusartikel, die erst durch einen durch Technologie geschaffenen Wohlstand der breiten Masse (zu mind in den westlichen Ländern) zugänglich gemacht wurden. Zugänglich" heißt natürlich, dass das eine nicht aus dem anderen folgt. Sieh dich um wie es um deine "Moral und Ethik" in Ländern bestellt ist, die nicht so reich sind wie der "Westen" (frag dich einfach wie Kriminalität mit Wohlstand korreliert). Der Mensch ist nun mal so geschaffen, dass wenn es um Überleben gilt, das Überleben zählt und sämtlich Moral, Ethik oder Ideale, die dem im Wege stehen ziemlich egal sind.

Huch? Ich habe in vielen, deutlich weniger technisierten, meist sehr armen Ländern ausgesprochen viele freundliche, zuvorkommende, hilfsbereite Menschen erlebt. Teils sogar deutlich mehr, als in unserer hoch technisierten, egozentrischen Ellenbogen-Gesellschaft. Moral, Ethik oder Bildung sind meiner Ansicht nach mitnichten "Artikel", die man sich aus Wohlstand leisten, sprich kaufen kann. Es sind vielmehr Werte, die in einem gesellschaftlichn Miteinander entstehen. Wohlstand dagegen befördert eher den Verfall von ethischen und moralischen Werten, denn man ist nicht mehr auf die Gesellschaft angewiesen, kann sich alleine versorgen. Die Gesellschaft, die sich in Kultur und Religion geäussert hat, zerfällt immer mehr in seine nun egozentrischen Einheiten, die Werte gehen verloren.

Das sieht man auch schön am kulturellen Leben hier in Deutschland: Welche Kommune nimmt Kürzungen nicht zuerst an der kulturellen Unterstützung vor? Und das, obwohl gerade kulturelle Einrichtungen den Menschen, die nichts haben, Halt in einer Gesellschaft geben? Ein Ausbleiben der kulturellen Unterstützung hat damit eine noch stärkeres Ellenbogenverhalten zu Folge, denn, wie du schon sagtest, "Der Mensch ist nun mal so geschaffen, dass wenn es um Überleben gilt, das Überleben zählt und sämtlich Moral, Ethik oder Ideale, die dem im Wege stehen ziemlich egal sind.". Und ohne Gesellschaft gibt es für den Menschen nunmal kein Überleben.

Ist das wirklich erstrebenswert, dass ein Mensch seine Identität auf seine Herkunft und die Leistungen anderer aufbaut? Warum sollte sich das Individuum nicht durch individuelle Fähigkeiten, Leistungen und Ideale identifizieren? Bin ich überhaupt ein Individuum, wenn meine Identität nur aus "ich bin Deutscher und ich lese Goethe" besteht?
Sieh es als Analogie zur Politik: Ohne die Kenntnis und Verständnis geschichtlicher Hintergründe wirst du dich nie weiterentwickeln und immer auf deinen, möglicherweise alten Werten beruhen. Ich habe meine Schulzeit auch ohne Goethe geschafft, womit ich ehrlich gesagt auch kein Problem habe, da mich Goethe nie wirklich interessiert hat. Identität hat auch mitnichten etwas damit zu tun, was du gelesen hast oder nicht. Identität entsteht erst aus Gesellschaft (siehe z.B. George Herbert Mead) und Gesellschaft entsteht durch Kultur und Religion.

Musik ist ein sehr gutes Beispiel, denn es ist Mittel zum Zweck für eine Gesellschaft. Musik macht man nicht für sich, sondern viel mehr für die Gesellschaft. Man spielt zusammen mit anderen in einer Band, man spielt vor einem Publikum. Man tauscht sich mit anderen aus, über Instrumente, Spieltechniken oder andere KünstlerInnen. Das ist Gesellschaft. Und dazu braucht man weder Technik, noch Wohlstand. Man sollte nur einmal den Wert erkennen, den die Musik für uns darstellt. Dafür ist die Schule da, denn das ist Bildung.
 
Ich habe es dir schon 1000 Mal gesagt: Das ist einfach zu kurz gedacht. Moral, Ethik und "Bildung" sind Luxusartikel, die erst durch einen durch Technologie geschaffenen Wohlstand der breiten Masse (zu mind in den westlichen Ländern) zugänglich gemacht wurden.

Und VOR dem Zeitalter der Technologie waren die Leute also hoffnungslos ungebildet und ohne jegliche Moral oder Ethik? :rolleyes:

Ich denke wir reden hier ein bisschen aneinander vorbei. Ich beziehe mich hier schon ein Stück weit auf das, was unter den Bildungstheorien Konsens ist und solange er nicht neu definiert worden ist. Fachwissen, welches zudem noch eine sehr geringe Haltbarkeit hat, hat wenig mit Bildung zu tun. Deswegen haben Computer- und Programmierkurse eben auch nichts mit irgendeiner einer Bildung zu tun. Orientierung, Praktikum, AGs etc. alles wunderbar und wichtig. Aber das dient eben NUR zur Orientierung, nicht zum vertiefen. Dafür gibt es Unis, Fachhochschulen und Lehrberufe, wo dann Leute in verschiedenen Bereichen ausgebildet werden.

Man mag einwenden dass man immer mehr lernen muss und da stimmt auch. Trotzdem haben sich Bildungswege verkürzt: Turboabi und Bachelor (mal googlen nach Bakkalaureus), duales Studium etc.. Eine seltsame Entwicklung in einer Zeit die eigentlich sehr viel mehr Zeit für Wissen benötigen sollte, findest Du nicht?


Ist das wirklich erstrebenswert, dass ein Mensch seine Identität auf seine Herkunft und die Leistungen anderer aufbaut? Warum sollte sich das Individuum nicht durch individuelle Fähigkeiten, Leistungen und Ideale identifizieren?


Der Mensch baut immer und alles auf dem Wirken derer auf, die vor ihm waren. Was ist daran verkehrt? Und wo schließt das eine das andere aus? Oder willst du jedes mal einen Nobelpreis an jemanden vergeben, dem es gelingt Feuer zu machen? Schau dir Kunst an: Alles Kunst ist ein immer wieder neu herausdestillieren einzelner Aspekte menschlicher Kultur. Oder Musik: Jede klassische Musik entstammt irgend einer Folklore. Da der Tonraum begrenzt ist, gibt es nichts an Tonfolgen oder Akkorden, die man "neu" erfinden könnte.
Heute ist Elektro, Pop, Dub, etc. alles eine Verarbeitung von dem was andere vor uns gemacht haben und es vermischt sich sogar mit Videokunst etc.
Und auch als Programmierer wird man wohl kaum diskreditiert weil man seine CPU nicht selbst erfunden hat...
Und auch in technischen Entwicklungen ist es nicht anders. Wir haben heute nicht so viel neue Erkenntnisse, weil die Leute schlauer sind, sondern weil immer mehr Menschen auf immer mehr Wissen aufbauen und immer "bessere" Methoden haben (deren Entwicklung auch dieser Logik folgt).


Nun - lies Eccles, Hominidenevolution. Insbesondere bei der Hirnentwicklung, scheint es wohl so zu sein dass unser Gehirn einen recht großzügigen Teil seiner Ressourcen der kulturellen Entwicklung (siehe auch Popper, Welt1, Welt2 etc.) gewidmet hat. Sprache, dann Kunst emotionale Welten usw. Streng genommen gilt für Kultur und Identität das gleiche wie für unsere DNA: Es ist alles in uns. Also egal wo du dich drehst und wendest, du bist untrennbar in dem Netz menschlicher Kultur verwoben.

Bin ich überhaupt ein Individuum, wenn meine Identität nur aus "ich bin Deutscher und ich lese Goethe" besteht?
Also wenn diese Überlegung zum Ich-Werden und Kultur das Ergebnis eines deutschen Abiturs ist und wenn das deutsch-sein sich darin dann erschöpft würde ich mir schnell mal das Schulgeld wieder zurück holen.....
 
Der kulturelle Exkurs in dieser Frage mag recht interessant sein. Was sich aber implizit hinter dieser Forderung verbirgt, ist, dass damit eine bisher zu wählende Fremdsprache im Abitur durch eine Programmiersprache ersetzt werden kann?! Ich kann dann also Deutsch, Englisch und C# wählen, oder wie ist das zu verstehen? ^^.

Wenn man mal bedenkt, dass es sich bei einer Programmiersprache um nichts anderes handelt, als die Umsetzung von Handlungsanweisungen in eine Sprache, die von einer Maschine "verstanden" werden kann, dann halte ich die ganze Sache doch für etwas dünne ;).

Eine Programmiersprache zu lernen, kann ohne zweifel eine Bereicherung sein. Damit aber eine richtige Sprache ersetzen zu wollen (wie beispielsweise Latein, Russisch, Französisch, Spanisch etc ..), halte ich für einen Witz ;). So etwas gehört doch eher in ein Freiwilligenangebot, dass sich jeder selbst aussuchen soll, wenn er das mag.

So etwas für jeden zwingend aufzuerlegen, halte ich für einen vollkommenen Schwachsinn. Ich glaube, da möchte sich ein gewisser Herr nur mal wieder mit in den Vordergrund spielen: "Wir sind ja eine Wissensgesellschaft und das hat ja auch viel mit Informatik zu tun und da ist es ganz hipp, eine Programmiersprache verbindlich an den Schulen einführen zu wollen".
 
Fassen wir Musik, Religion und Kunst doch einfach im Fach "Allgemeinbildung" zusammen (vllt. auch noch andere Meta-Fächer), erzählen den Schülern in diesem Fach zusätzlich wie man in DE klar kommt (z. B. wie man eine Steuererklärung macht), nutzen 2/3 der Zeit die für die Originalfächer gedacht waren und haben wieder Platz für Informatik oder Interessengesteuerte Fächer.

Man braucht jetzt nur noch Lehrer, die wissen, was sie erzählen.
 
Eine Programmiersprache zu lernen, kann ohne zweifel eine Bereicherung sein. Damit aber eine richtige Sprache ersetzen zu wollen (wie beispielsweise Latein, Russisch, Französisch, Spanisch etc ..), halte ich für einen Witz ;). So etwas gehört doch eher in ein Freiwilligenangebot, dass sich jeder selbst aussuchen soll, wenn er das mag. ".


In meiner Schule gibt es Wahlpflichtfächer.
 
Mein Senf dazu wäre eine Totalreform des Schulwesens:

  • Profilbereich + Pflichtbereich + Wahlpflichtbereich
  • Profilbereich wären Profile für Schüler (z.B. Fremdsprachen, Naturwissenschaften, usw.) mit von der Schule frei wählbarem Spezialisations- bzw. Univerlisationsgrad. Das gibt den Schulen die Möglichkeit sich zu unterscheiden (z.B. kann eine Schule ein Physik/Ingineur Profil haben und eine andere ein Wirtschafts-profil oder sowas) und den Schülern die Möglichkeit je nach Schule auch etwas zu machen was sie wirklich wollen.
  • Pflichtbereich wäre Grundkurs-ebenen Wissen über Facher, welche nicht im eigenen Profil liegen. Dazu gehören jedoch nur Dinge die entweder allgemeinbildungs-relevant sind oder irgendwie direkt für das (Über-)leben in der modernen Gesellschaft tauglich sind. Also sowas wie Sport, Mathe, Politik (durchaus mit Fokus auf Steuern und Wirtschaft) oder English. Ferner auch Geschichte und Deutsch, bzw. eine Art "Kulturfach" - aber halt eher auf Grundlagenniveau.
  • Wahlpflicht wären schließlich Kurse die zusätzlichem persönlichem Interesse entsprechen. z.B. Kunst / Musik / weitere Fremdsprachen / Informatik

Mir ist völlig klar dass die Aufgabe der Schule ist ihre Schüler mit einer "allgemeinen (Hochschul-)Reife" auszurüsten - aber zu sehr auf Universalismus zu pochen ist in der heutigen, sehr auf Arbeitsteilung getrimmten modernen Gesellschaft ein wenig kritisch.
Sicher muss eine gewisse Grundlage an (Allgemein-)Wissen da sein - aber das wäre dann Aufgabe des Pflichtbereiches

(Ich weiß, ein wenig off-topic, aber wollte ich mal los werden ... :rolleyes: )
 
[...] Neben der logischen Bildung muss es auch eine künstlerische/kreative Bildung geben. [...]
Da stimme ich zu, nur: Die Fächer in ihrer aktuellen Form erreichen das nicht. Kunst und Musik war an den Schulen die ich besucht habe immer eine Freistunde die nicht ernstgenommen wurde. Deswegen ist es kein grpoer Verlust diese Fächer zu ersetzen, jedoch wäre eine Verbesserung der Fächer wäre auch wünschenswert (Dann wird die Frage wo man Zeit für Informatik findet schwieriger).
 
[...] aber zu sehr auf Universalismus zu pochen ist in der heutigen, sehr auf Arbeitsteilung getrimmten modernen Gesellschaft ein wenig kritisch.

Es geht in unserer Gesellschaft nicht um Arbeitsteilung, sondern um Arbeit allgemein. Der Mensch definiert sich inzwischen durch die Arbeit, die er oder sie ausübt. Viel wichtiger ist gerade dann, dem ein Gegenpol gegenüberzustellen und nicht schon bei der Erziehung unserer Kinder ökonimische, zeitweilig richtige, von Herrschenden bestimmte Aspekte in den Vordergrund zu stellen. Ansonsten geht es hier nicht mehr um die Existenz- und Identitätsfindung der Kinder und Jugendlichen, sondern nur noch um ökonomische Erziehung hin zu Arbeitssklaven.

Sicher muss eine gewisse Grundlage an (Allgemein-)Wissen da sein - aber das wäre dann Aufgabe des Pflichtbereiches

Bildung ist nicht Wissen! Bildung hat nichts, aber auch garnichts mit ökonomischen Aspekten zu tun! Ein schönes Zitat dazu findet sich z.B. vom Kommunikationswissenschafler und Pädagogen Bernward Hoffmann auf Wikipedia:
„[...]Das Wort Bildung ist heruntergekommen zur Bezeichnung bloßen Formalwissens. Bildung ist dann nicht weit von Einbildung entfernt oder bezeichnet nur das, was gesellschaftliches Nützlichkeitsdenken der Herrschenden gerade für wichtig erachtet.“
 
Ist das so? Dann werfe ich mal Kinderarbeit/soldaten, Umweltverschmutzung, sehr hohe Kriminalität und korrupte Regierungen in den Ring.

Drei ausgesprochen gute Punkte (bis auf den letzten, dessen Sinn ich nicht ganz verstehe...)!

1. Kinderarbeit/-soldaten: Bei Kindern ist Moral bekanntlich schwer zu beschreiben, da Kinder nur auf einen eingeschränkten Erfahrungsschatz zurückgreifen können und einen dementsprechend geringen geistigen Horizont besitzen. Dass sie in solchen Verhältnissen auch nie moralisches Verhalten, d.h. das "richtige" Verhalten in einer Gesellschaft, gelernt haben, verstärkt die Problematik zusätzlich.
Interessant sind allerdings die Therapie-Ansätze bei solchen Menschen. Das Ziel besteht meistens in der (Wieder-)Eingliederung in die Gesellschaft. Man geht hier allerdings weniger mit Medikamenten o.ä. an die Sache, sondern sehr viel mit Kunst und Kultur. Tanzen, Lesen oder Singen sind weit verbreitete Ansätze, gerade in afrikanischen Ländern wie Uganda. Das Kind lernt durch spielerische Ansätze wieder Vertrauen und Beziehungen aufzubauen und sich damit in der Gesellschaft zurecht zu finden. Auch Sport kann ein wichtiger Baustein sein, wie man am Beispiel Südsudan sehr eindrucksvoll sehen kann.

2. Umweltverschmutzung: Das ist schon ein etwas schwierigeres Thema. Ich denke, das die Auswirkungen der Zertstörung heute von vielen Menschen noch nicht wahrgenommen werden können, was eine moralische Bewertung erschwert, wenn nicht sogar unmöglich macht. Gleichzeitig findet Umweltverschmutzung in allen Ländern statt, es ist also kein Problem, das durch Armut oder "Untechnisiertheit" entsteht. Vielmehr hat die Technisierung das Problem der Umweltverschmutzung erst erschaffen, wenn wir uns mal den ganzen Elektromüll anschauen, den wir weder recyclen, noch anderweitig verbrauchen können.
Aber ja, praktischer Umweltschutz ist ein Thema, das heutzutage noch viel zu kurz kommt und das in der Schule stärker betrachtet werden müsste.

3. Sehr hohe Kriminalität: Laut Eurostat hatte Deutschland im EU-Vergleich 2010 die höchste Kriminalitätsrate mit 5.933.278 Verbrechen. Danach folgt England und Wales mit 4.150.916. Rumänien folgt sehr weit hinten, mit 292.682 registrierten Fällen, das ehemalige Jugoslawien sogar nur mit 28.489. Guckt man sich die Tötungsdelikte in den Hauptstädten an, beginnt die Liste mit Ankara (135) und London (132). Ärmere Städte folgen mit deutlich weniger Tötungsdelikten, beispielsweise Zagreb mit 12 Delikten. Im Internationalen Vergleich mit anderen Städten führt übrigens New York, mit 471 (2009). Im Vergleich mit afrikanischen Ländern, der z.B. vom UN Office on Drugs and Crime herausgegeben wird und das die Rate pro 100.000 Bürgerinnen und Bürger berechnet, schneidet Europa auch nicht besonders gut ab. Allesamt sprechen die Zahlen also nicht wirklich für deine These, dass sich Kriminalität antiproportional zum Technisierungsgrad verhält.

4. Korrupte Regierungen: Öhm.. Wohlstand führt zu Korruptheit, da.. ähm.. sich die Leute aus der Gesellschaft ausgliedern können, da sie nicht mehr von ihr abhängig ist? Korrupte Regierungen sind ein gutes Beispiel für meine Behauptung, dass Wohlstand zu unmoralischem Verhalten und unethischen Bewertungen führt. Wie du damit das Gegenteil zeigen willst, das musst du mir nochmal genauer erklären...
 
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Zitat:
Zitat von Chromatin Beitrag anzeigen
Und VOR dem Zeitalter der Technologie waren die Leute also hoffnungslos ungebildet und ohne jegliche Moral oder Ethik?
Natürlich nicht, aber die meisten deiner geliebten Philosophen, Dichter und Denker hatten reiche Sponsoren, die dafür gesorgt haben, dass diese Personen Vermächtnisse für die Nachwelt schaffen, anstatt auf dem Acker Getreide zu ernten.

Den Brückenschlag zu den Philosophen musste jetzt mal erklaeren :D

2) Technisierung hat nicht das Problem der Umweltverschmutzung/zerstörung erschaffen, nur verschärft. Das habe ich unserem Oppa auch schon einmal in der Spambox erklärt. Gäbe man nicht-hochtechnisierten Menschen die Möglichkeit ihre Umwelt zu verschmutzen, würden sie es tun.

Und der Oppa ist mit dir einer Meinung. Der Unterschied ist nur dass Du Technologie wertfrei betrachtest (was kann die Kettensäge denn dafür?) während ich die Existenz und Entstehungsprozesse der Technologie (Kettensäge) selbst kritisiere. Wäre der Mensch ausreichend Vernünftig, dann wäre deine Sicht der Dinge "ausreichend". Ist der Mensch es nicht, muss er sich und seinesgleichen zügeln.

Da wir massivste Zerstörungen der Umwelt betreiben, OBWOHL wir um die Gefahren wissen und mancherorts schon spüren, liegt der Schluss nahe, dass wir eben diese Vernunft, die Du anscheinend als gegeben voraussetzt, nicht haben. Einzelne sicher. Aber Vernunft ist offenbar nicht Systemimmanent. Weder in der Wirtschaft, noch in Dingen wie Völkerrecht.

Also brauchen wir Züchtigung und strenge Regeln, die uns mäßigen.
Diese Züchtigung müssen wir uns aber selbst auferlegen und genau an dieser Stelle plädiert der Oppa für eine wissenschaftliche Ethik und umfassende Bildung, wo solche Betrachtungen und Überlegungen wichtiger sind, als die Ausbildung zu Hampelmännern, die lediglich ihre Konsumentenrolle wahrnehmen.

Und zwar alles nicht aus irgendeinem Luxus heraus, sondern aus der puren Notwendigkeit: Wir könnten uns vermutlich aussuchen, ob wir der neuen Zeit strategisch und planvoll entgegen gehen oder uns das "Umdenken" von (z.B.) den in kürze zu erwartenden "Wasserkriegen" aufgezwungen wird.
 
Überlege dir doch einfach einmal warum und wann Menschen nicht nach hohen moralischen Idealen handeln.

Wenn es um's Geld geht, wie Wissenschaftler nachgewiesen haben. Geld verdirbt die Moral. Siehe dazu z.B. die Sendung "Quarks & Co" zum Thema "Geld regiert die Welt". Da werden ein paar interessante Experimente gezeigt.

Tatsache ist, dass die Kriminalität mit dem Fehlen von Geld und materiellem Reichtum fast vollständig verschwindet. Man schaue sich dazu einfach die Naturvölker an, die noch heute isoliert von den "westlichen Werten" leben.
 
Genau. Denke noch ein Schritt weiter, dann siehst du, dass Geld auch nur ein Synonym für Besitz und Macht ist. Ist Wohlstand und Bildung ausreichend vorhanden, wirkt sich das positiv auf Handlungen aus.
Und genau das bezweifeln die Wissenschaftler. Beispiel: Jemand der ein Bild mit Blumen betrachtet ist danach eher dazu bereit Gruppenaktivitäten zu machen als jemand, der ein Bild mit Geld sieht. Geld an sich sorgt also für ein eher egoistischen Denken.

Die Beobachtung ist durchaus richtig, nur die Schlussfolgerung ist falsch. Es gibt mehrere Faktoren für bei diesen Naturvölkern, der wichtigste ist, dass sie von der Außenwelt weitestgehend isoliert sind. Dabei geht es nicht darum von den "westlichen Werten" isoliert zu sein, sondern, dass die Gesellschaft klein genug ist (ähnliches kannst du auch für x-beliebige andere Gruppen beobachten). Abgesehen von der Kriminalität, kann ich aber bei Naturvölkern keine höhere Moral feststellen, wenn ich über gewisse Bräuche/Rituale lese.

Das liegt daran, dass du deine Moral als Maßstab für die Moral anderer ansetzt. Insgesamt betrachtet sind aber selbst die religiösen (aus unserer Sicht amoralischen) Handlungen bei Naturvölkern prinzipiell zum Wohl der Gruppe. Das Wohl der Gesellschaft/Gruppe wird also über das Wohl des Einzelnen gestellt. Das ist aus unserer Sicht schwer zu verstehen, weil wir uns ja so sehr als Individuen betrachten, aber insgesamt ist ein solches Handeln wesentlich moralischer als das, was in unserer Gesellschaft abläuft, wo sich jeder selbst der Nächste ist.

Im Übrigen kann man das nicht bei jeder beliebigen Gruppe nachvollziehen. Sobald in die Gruppe der Gedanke von Besitz als Statussymbol eingebracht wird, steigt die Kriminalität wegen des aufkommenden Neides.
 
Meine Meinung: Programmiersprachen gibt es ja unterschliedliche mit mit unterschiedlichen Syntaxen, was wären dann C++ und Visual Basic? Dialekte?
 
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