Hm, Terminal/Thinclient/Virtualisierungs-Konzept neu aufgegossen?
Ein "Web-basierendes OS" ist imho nix anderes als eine schöne Wortzusammenstellung
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Wir haben auch in diesem Fall eine VM (Browser) mit vordefinierten Schnittstellen (für Anwendungsentwickler) und einer zum Betrieb notwendigen Anbindung an ein "Mainframe".
Die Vor und Nachteile bleiben die gleichen:
+ Leistung bei Bedarf => Enegrieeffizienz
+ keine teure Hardware nötig
+ immer und überall gleiche Umgebung, einfacher Betrieb
- keine Kontrolle über eigene Daten
- permanente I-Net Verbindung nötig
- nur vordefinierte Anwendungen, grafikintensive Apps problematisch
Entwickelt ihr lieber fürs Web, bzw mit HTML, CSS & Co., oder doch für Stand-alone PC-Applikationen in traditionallen Sprachen?
Ändert sich da wirklich was? Statt Qt/GTK/wxWidgets & Co hat man dann HTML/CSS mit dem Browser. Das Backend wird man trotzdem in irgendeiner Sprache (Python & Co) entwickeln müssen. Und Portierung bestehender Anwendungen nach JS stelle ich mir doch etwas mühselig vor
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Wobei: auch das ist an sich nix neues - früher (zumindest als ich mir solche Sachen noch gekauft habe - Ende 90ger, Anfang 2000) war es bei Spiel/ZeitschriftenCDs durchaus üblich, den Inhalt mittels eine Anwendung zu präsentieren, die auf HTML, VBS/JScript und InternetExplorer aufsetzte.
Wird die Qualität der (Web-)Apps besser
Hm, warum? Bei HTML&Co muss man für GUIs ziemlich "weit unten" ansetzen, um ein Desktop-Feeling hinzubekommen (Bsp: Drag/Drop, Editfelderverhalten oder gar Eingabevorschläge/vervollständigung).
Aktuell haben wir im Web ziemlich viele Seiten, die "Desktopguis" nachbilden - und zwar so, wie es der jeweilige Entwickler für richtig hält (und meist dem User aufzwingt)
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GUI-Richtlinien könnten da eine Abhilfe sein. Allerdings mögen es die Poweruser trotzdem, ihre GUIs/Fenstermanager anzupassen (manch einer schwört auf tiling, der andere möchte "focus follows mouse" oder C&P mit der mittleren Maustaste haben usw.). Diese User bilden dann die 1-3% der Gesamtnutzerschaft und werden wohl eher ignoriert.
Gut, das sind keine unüberwindlichen Hürden und können mit einem anständigen Framework gelöst werden.
Es bleiben aber einige Fragen:
Wer kontrolliert meine Daten?
Wie finanziert sich das ganze? Und was passiert mit meinen Daten, wenn der Hersteller nach ein paar Jahren keine Lust mehr hat?
Wie schaut es mit der Sicherheit aus? Bei einer Lücke können dann quasi die gesamten Daten abgegriffen werden - wer haftet dann?
"Qualitäts/Spyware" Kontrolle der Apps?
Und nicht zuletzt:
So ein "Web-OS" entmündigt den User komplett - man hat ein Gerät, auf dem man nur das machen kann, was der Hersteller erlaubt (gut, das hat man bereits mit Smartphones/Tablets, aber möchte man das auch auf dem Desktop haben?).
Während man bei einem "normalen" Desktop (i.d.R) OS, Browser/Software, Internetzugangsanbieter und jeweilige Webdienste selbst bestimmen (und getrennt voneinander halten) kann, ist man bei einem "Web-OS" auf einen Anbieter (und seine Gutwilligkeit) angewiesen. SSH/VPN &Co lassen sich wunderbar aushebeln - entweder von dem Anbieter selbst oder von einer "bösartigen" App. "Bösartiges" Verhalten wird man auch nicht feststellen können - dafür hat man schlicht keinerlei Möglichkeit. Passwörter und private Schlüssel - alles liegt "irgendwo in der Wolke".
Das weckt Begehrlichkeiten - und das führt früher oder später dazu, dass diesen nachgegeben wird.