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Guest
Der eine Papst tot, der neue Papst aus Deutschland: Die Medien quollen über
von Hofberichterstattung. Gerade atmete der genervte, nichtkatholische
Vernunftsmensch ein wenig durch und hoffte: Jetzt wird es doch mal ein
wenig Schluss sein mit dem religiösen Rummel. Pause beim Papaklamauk.
Doch Pech gehabt. Besonders als Kölner. Schon kommt das nächste ?Mega-
Event? auf uns zu: der ?Weltjugendtag?.
Natürlich ist der alles andere als ein wirklicher Weltjugendtag: es geht gar
nicht um die Jugend, sondern nur um jene, die bereits streng katholisch ist
oder die es irgendwann einmal werden soll. Kurzum: Es geht um
Einschwörung und Missionierung. Und da dies in ?Reinform? nicht gar so gut
ankommt, gibt es eine Verpackung: Gruppen wie ?Klezmatics? oder ?Bläck
Föös? geben das ?unkatholische? Rahmenprogramm ab. Damit die
Missionierung nicht ganz so auffällt.
Nun gut. Man ist ja - als Kölner - tolerant und liberal. Lasst sie doch einfach
feiern, die Jugendlichen, katholisch oder nicht, und wenn sie wieder weg sind,
wird es doch hoffentlich - endlich, endlich - etwas stiller um Ratzi & Co und
man kann sich ernsthafteren und spaßigeren Dingen zuwenden (beides ist
der ?Weltjugendtag? nämlich nicht!).
Abgesehen davon, darf man aber doch wohl davon ausgehen, dass die
Katholiken ihre Missionierungsparty selbst bezahlen? Den allgemeinen
Steuerzahler wird das doch wohl nichts kosten, oder? Nun gut:
Bundesgrenzschutz, Polizei & Co sind ohnehin im Dauereinsatz. Das ist halt
so bei ?hohen Gästen?. (Und wenn der FC Kölle spielt, kostet das den
Steuerzahler ja auch etwas.) Aber: Wenn jemand eine Party gibt, wird der, der
zur Party einlädt doch das meiste bezahlen, oder? Fragen wir uns also: Wer
ist denn Gastgeber der ?Weltjugendtags-Party?? Eine in hoher Auflage an die
Kölner Haushalte verbreitete Informationsschrift ?Sommerzeit - Zeitung für
das Erzbistum Köln?, gibt Auskunft: ?Papst Benedikt XVI. lädt alle
Jugendlichen der Welt ein, ...?
Der Papst zahlt also die Zeche?
Oh nein! Ein Journalist des Westdeutschen Rundfunks (WDR) fragte nach
und konnte danach nur melden: ?Ob sich der Vatikan, der zu dem Event
einlädt, an den Gesamtkosten beteiligt, sagt Matthias Kopp [Pressesprecher
des WJT] nicht.?
Das darf wohl so übersetzt werden: Der Gastgeber der Party zahlt nix, keinen
Cent! Merkwürdig aber vielleicht springen ja die deutschen Stellvertreter des
Stellvertreters in die Bresche. Wie steht es denn mit der katholischen Kirche
Deutschlands? Wäre das nicht diejenige Institution, die die Sache finanzieren
sollte? Es geht doch immerhin um Missionierung für diese
Religionsgemeinschaft?
Dazu die Informationsschrift ?Sommerzeit?: ?Der Zuschuss, den die deutschen
Bistümer aus Kirchensteuermitteln beitragen, beträgt 26 Millionen Euro.? Das
klingt nach einem ordentlichen Batzen. Aber reicht das? ?Sommerzeit? gibt
Auskunft: ?Die Kosten des Weltjugendtages liegen unter 100 Millionen Euro.
Die Einnahmen speisen sich aus folgenden Quellen:
- 40 Prozent Pilgerbeiträge der Teilnehmer
- 30 Prozent kirchliche Mittel
- 15 Prozent öffentliche Gelder
- 15 Prozent sonstige Einnahmen, insbesondere Sponsoring, Spenden und
WJT-Lotterie?
Moment mal: Öffentliche Gelder für die Missionierungszwecke einer einzelnen
religiösen Gemeinschaft? In einem Staat, der - so das
Bundesverfassungsgericht - zur ?religiös-weltanschaulichen Neutralität?
verpflichtet ist? (Falls es nicht um rein missionarische Zwecke gehen sollte:
Seit wann muss ein ?Bläck Föss?-Konzert in Köln öffentlich subventioniert
werden? Geht das nicht auch ohne?)
Niemand scheint an dem Ganzen irgendwie Anstoß zu nehmen, weder in
NRW, noch im Bund und ebenso wenig in der Europäischen Union: ?Laut
Kopp sind 7,5 Millionen Euro vom Bund, 3 Millionen Euro vom Land NRW und
1,2 Millionen Euro von der Europäischen Union zugesagt.?
Was könnte man in Köln mit dieser Summe - immerhin 11.7 Millionen ? -
anfangen? Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma am 22. Mai 2003 in der
Fernsehsendung Monitor: ?Wir müssen gemeinsam jetzt sehen, wie wir diese
schlimme Situation bewerkstelligen. Das heißt für uns konkret, jedes Jahr 55
Millionen strukturell wegsparen. Das bringt Härten, bietet aber auch die
Chance, sich zu konzentrieren und manches, was vielleicht bisher als Ballast
mitgeschleppt worden ist, zu eliminieren.?
Ein Beispiel, wo Schramma offensichtlich den Ballast sieht: ?Die
Haushaltsdebatten im Sommer hatten deutlich gemacht, dass es auch in der
Jugendarbeit zu drastischen Kürzungen kommen wird. Nun liegen die Zahlen
auf dem Tisch: Im Jahr 2004 wird die Jugendarbeit mit 480.000 Euro weniger,
und ab 2005 werden es jährlich 750.000 Euro weniger sein, die weniger zur
Verfügung stehen. Dies entspricht inklusive der Kürzungen der Landesmittel
einer linearen Kürzung aller Jugendeinrichtungen von 5,3 % bis knapp 6 %.
Grundsätzlich fallen die Kürzungen linear aus, es sei denn, Einrichtungen
werden geschlossen.?
Frage: Wäre es nicht vernünftiger, die Mittel, die für den Weltjugendtag
verpulvert werden, für diese und ähnliche Zwecke zu verwenden? Wieso ist
regelmäßige Jugendarbeit ?Ballast?, während der Weltjugendtag mit
?Halleluja? begrüßt wird?
Nun ja, könnte man meinen, vielleicht gibt es letztlich doch noch ein Happy
End für die Jugendarbeiter: Möglicherweise wird der Weltjugendtag ja ein
größerer Erfolg, als es das ?Heidenspaßkomitee? und viele andere Kölner
hoffen. Vielleicht schafft es die als Veranstalter fungierende ?Weltjugendtags
gGmbH? ja, einen Überschuss zu erzielen, so dass die Subventionen
teilweise in die Staatskasse zurückfließen könnten?
Wiederum weit gefehlt! Hierzu die WDR-Recherche: ?Die Deutsche
Bischofskonferenz habe ein Darlehen in Höhe von 26 Millionen Euro bewilligt,
das von den 27 Diözesen getragen wird.? Das heißt: Gelingt die
Veranstaltung, bekommt die katholische Kirche ihr ?Darlehen? zurück, das
Geld des Steuerzahlers ist aber ein für alle mal weg!
Wieso aber, so muss man sich doch fragen, sollen ausgerechnet diejenigen
ihr Geld zurück erhalten, die ohnehin den ?Missionierungsprofit? für ihre
Religionsgemeinschaft erzielen?! Warum nicht die Allgemeinheit? Warum
nicht die freien Jugendeinrichtungen, die im Gegensatz zu den reichen
deutschen Kirchen ohnehin mit dem Geld knapsen müssen? Mit dem
Kölschen Klüngel alleine lässt sich eines solche Absurdität nicht erklären. Viel
eher mit der immer noch schrecklich hinkenden Trennung von Staat und
Kirche in Deutschland?
Notker Bakker (Regionalbeauftrager des IBKA)
für das Heidenspaß-Komitee Köln, Juli 2005
Internetquellen:
Zur Finanzierung des WJT:
http://www.wdr.de/themen/kultur/religion/weltjugendtag_2005/hintergrund/finanzen/finanzen_
b_050512.jhtml?rubrikenstyle=weltjugendtag_2005
Zu Kürzungen im Jugendbereich in Köln:
http://www.go2koeln.de/artikel/hsk/0311_jugendarbeti.shtml
Allgemein zu Kürzungen in Köln:
http://www.go2koeln.de/artikel/hsk/index.shtml
Zur Subventionierung der Kirchen in Deutschland:
siehe das Buch von Carsten Frerk ?Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland?:
http://web4.h6945.serverkompetenz.net/catalog/product_info.php?cPath=67_89&products_id
=238
http://www.religionsfreie-zone.de/finanzwjt.pdf
also, liebe schäfchen, setzt zeichen der hoffnung, jubelt herrn ratzinger zu und vereinbart diesen kostenaufwand mit eurem nächstenliebenden gewissen damit, dass mittlerweile nicht mal mehr am anderen ende der welt millionen menschen verhungen und abgeschlachtet werden *kotz*.
von Hofberichterstattung. Gerade atmete der genervte, nichtkatholische
Vernunftsmensch ein wenig durch und hoffte: Jetzt wird es doch mal ein
wenig Schluss sein mit dem religiösen Rummel. Pause beim Papaklamauk.
Doch Pech gehabt. Besonders als Kölner. Schon kommt das nächste ?Mega-
Event? auf uns zu: der ?Weltjugendtag?.
Natürlich ist der alles andere als ein wirklicher Weltjugendtag: es geht gar
nicht um die Jugend, sondern nur um jene, die bereits streng katholisch ist
oder die es irgendwann einmal werden soll. Kurzum: Es geht um
Einschwörung und Missionierung. Und da dies in ?Reinform? nicht gar so gut
ankommt, gibt es eine Verpackung: Gruppen wie ?Klezmatics? oder ?Bläck
Föös? geben das ?unkatholische? Rahmenprogramm ab. Damit die
Missionierung nicht ganz so auffällt.
Nun gut. Man ist ja - als Kölner - tolerant und liberal. Lasst sie doch einfach
feiern, die Jugendlichen, katholisch oder nicht, und wenn sie wieder weg sind,
wird es doch hoffentlich - endlich, endlich - etwas stiller um Ratzi & Co und
man kann sich ernsthafteren und spaßigeren Dingen zuwenden (beides ist
der ?Weltjugendtag? nämlich nicht!).
Abgesehen davon, darf man aber doch wohl davon ausgehen, dass die
Katholiken ihre Missionierungsparty selbst bezahlen? Den allgemeinen
Steuerzahler wird das doch wohl nichts kosten, oder? Nun gut:
Bundesgrenzschutz, Polizei & Co sind ohnehin im Dauereinsatz. Das ist halt
so bei ?hohen Gästen?. (Und wenn der FC Kölle spielt, kostet das den
Steuerzahler ja auch etwas.) Aber: Wenn jemand eine Party gibt, wird der, der
zur Party einlädt doch das meiste bezahlen, oder? Fragen wir uns also: Wer
ist denn Gastgeber der ?Weltjugendtags-Party?? Eine in hoher Auflage an die
Kölner Haushalte verbreitete Informationsschrift ?Sommerzeit - Zeitung für
das Erzbistum Köln?, gibt Auskunft: ?Papst Benedikt XVI. lädt alle
Jugendlichen der Welt ein, ...?
Der Papst zahlt also die Zeche?
Oh nein! Ein Journalist des Westdeutschen Rundfunks (WDR) fragte nach
und konnte danach nur melden: ?Ob sich der Vatikan, der zu dem Event
einlädt, an den Gesamtkosten beteiligt, sagt Matthias Kopp [Pressesprecher
des WJT] nicht.?
Das darf wohl so übersetzt werden: Der Gastgeber der Party zahlt nix, keinen
Cent! Merkwürdig aber vielleicht springen ja die deutschen Stellvertreter des
Stellvertreters in die Bresche. Wie steht es denn mit der katholischen Kirche
Deutschlands? Wäre das nicht diejenige Institution, die die Sache finanzieren
sollte? Es geht doch immerhin um Missionierung für diese
Religionsgemeinschaft?
Dazu die Informationsschrift ?Sommerzeit?: ?Der Zuschuss, den die deutschen
Bistümer aus Kirchensteuermitteln beitragen, beträgt 26 Millionen Euro.? Das
klingt nach einem ordentlichen Batzen. Aber reicht das? ?Sommerzeit? gibt
Auskunft: ?Die Kosten des Weltjugendtages liegen unter 100 Millionen Euro.
Die Einnahmen speisen sich aus folgenden Quellen:
- 40 Prozent Pilgerbeiträge der Teilnehmer
- 30 Prozent kirchliche Mittel
- 15 Prozent öffentliche Gelder
- 15 Prozent sonstige Einnahmen, insbesondere Sponsoring, Spenden und
WJT-Lotterie?
Moment mal: Öffentliche Gelder für die Missionierungszwecke einer einzelnen
religiösen Gemeinschaft? In einem Staat, der - so das
Bundesverfassungsgericht - zur ?religiös-weltanschaulichen Neutralität?
verpflichtet ist? (Falls es nicht um rein missionarische Zwecke gehen sollte:
Seit wann muss ein ?Bläck Föss?-Konzert in Köln öffentlich subventioniert
werden? Geht das nicht auch ohne?)
Niemand scheint an dem Ganzen irgendwie Anstoß zu nehmen, weder in
NRW, noch im Bund und ebenso wenig in der Europäischen Union: ?Laut
Kopp sind 7,5 Millionen Euro vom Bund, 3 Millionen Euro vom Land NRW und
1,2 Millionen Euro von der Europäischen Union zugesagt.?
Was könnte man in Köln mit dieser Summe - immerhin 11.7 Millionen ? -
anfangen? Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma am 22. Mai 2003 in der
Fernsehsendung Monitor: ?Wir müssen gemeinsam jetzt sehen, wie wir diese
schlimme Situation bewerkstelligen. Das heißt für uns konkret, jedes Jahr 55
Millionen strukturell wegsparen. Das bringt Härten, bietet aber auch die
Chance, sich zu konzentrieren und manches, was vielleicht bisher als Ballast
mitgeschleppt worden ist, zu eliminieren.?
Ein Beispiel, wo Schramma offensichtlich den Ballast sieht: ?Die
Haushaltsdebatten im Sommer hatten deutlich gemacht, dass es auch in der
Jugendarbeit zu drastischen Kürzungen kommen wird. Nun liegen die Zahlen
auf dem Tisch: Im Jahr 2004 wird die Jugendarbeit mit 480.000 Euro weniger,
und ab 2005 werden es jährlich 750.000 Euro weniger sein, die weniger zur
Verfügung stehen. Dies entspricht inklusive der Kürzungen der Landesmittel
einer linearen Kürzung aller Jugendeinrichtungen von 5,3 % bis knapp 6 %.
Grundsätzlich fallen die Kürzungen linear aus, es sei denn, Einrichtungen
werden geschlossen.?
Frage: Wäre es nicht vernünftiger, die Mittel, die für den Weltjugendtag
verpulvert werden, für diese und ähnliche Zwecke zu verwenden? Wieso ist
regelmäßige Jugendarbeit ?Ballast?, während der Weltjugendtag mit
?Halleluja? begrüßt wird?
Nun ja, könnte man meinen, vielleicht gibt es letztlich doch noch ein Happy
End für die Jugendarbeiter: Möglicherweise wird der Weltjugendtag ja ein
größerer Erfolg, als es das ?Heidenspaßkomitee? und viele andere Kölner
hoffen. Vielleicht schafft es die als Veranstalter fungierende ?Weltjugendtags
gGmbH? ja, einen Überschuss zu erzielen, so dass die Subventionen
teilweise in die Staatskasse zurückfließen könnten?
Wiederum weit gefehlt! Hierzu die WDR-Recherche: ?Die Deutsche
Bischofskonferenz habe ein Darlehen in Höhe von 26 Millionen Euro bewilligt,
das von den 27 Diözesen getragen wird.? Das heißt: Gelingt die
Veranstaltung, bekommt die katholische Kirche ihr ?Darlehen? zurück, das
Geld des Steuerzahlers ist aber ein für alle mal weg!
Wieso aber, so muss man sich doch fragen, sollen ausgerechnet diejenigen
ihr Geld zurück erhalten, die ohnehin den ?Missionierungsprofit? für ihre
Religionsgemeinschaft erzielen?! Warum nicht die Allgemeinheit? Warum
nicht die freien Jugendeinrichtungen, die im Gegensatz zu den reichen
deutschen Kirchen ohnehin mit dem Geld knapsen müssen? Mit dem
Kölschen Klüngel alleine lässt sich eines solche Absurdität nicht erklären. Viel
eher mit der immer noch schrecklich hinkenden Trennung von Staat und
Kirche in Deutschland?
Notker Bakker (Regionalbeauftrager des IBKA)
für das Heidenspaß-Komitee Köln, Juli 2005
Internetquellen:
Zur Finanzierung des WJT:
http://www.wdr.de/themen/kultur/religion/weltjugendtag_2005/hintergrund/finanzen/finanzen_
b_050512.jhtml?rubrikenstyle=weltjugendtag_2005
Zu Kürzungen im Jugendbereich in Köln:
http://www.go2koeln.de/artikel/hsk/0311_jugendarbeti.shtml
Allgemein zu Kürzungen in Köln:
http://www.go2koeln.de/artikel/hsk/index.shtml
Zur Subventionierung der Kirchen in Deutschland:
siehe das Buch von Carsten Frerk ?Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland?:
http://web4.h6945.serverkompetenz.net/catalog/product_info.php?cPath=67_89&products_id
=238
http://www.religionsfreie-zone.de/finanzwjt.pdf
also, liebe schäfchen, setzt zeichen der hoffnung, jubelt herrn ratzinger zu und vereinbart diesen kostenaufwand mit eurem nächstenliebenden gewissen damit, dass mittlerweile nicht mal mehr am anderen ende der welt millionen menschen verhungen und abgeschlachtet werden *kotz*.