Entstehung von mobilen Instant-Messengern und Sozialen Netzwerken.

Guten Tag Liebe Community
Da ich mich über Internet und Technick sehr interessiere, wollte ich euch mal über das Thema mal was fragen.
Es geht um die Entstehung von mobilen Instant-Messengern wie Whatsapp und Soziale Netzwerke wie Facebook.

Meine Fragen:
1. Wie hoch ist das Startkapital ( da man ja Rechenzentren braucht und so.
2. Wie viele Rechenzentren braucht man und wie hoch sind die Kosten
3. Benutzen die eigene Rechenzentren oder mieten sich Hoster oder wie die heißen im Internet.
 
1. Wie hoch ist das Startkapital ( da man ja Rechenzentren braucht und so.
Das ist unterschiedlich und hängt davon ab wie viele Mitarbeiter (IT, Marketing, Support, Management) benötigt werden und wie hoch die technischen Anforderungen der Anwendung sind.

2. Wie viele Rechenzentren braucht man und wie hoch sind die Kosten
Am Anfang reicht immer eines. Ab einer bestimmten Grösse werden dann Caching-Layer wie Akamai genutzt, die gleichzeitig eine globale Skalierung ermöglichen. Und Firmen, die ganz sicher gehen wollen, nutzen ein 2. Rechenzentrum für den Fall, dass das erste mal komplett ausfällt (Stromausfall oder sonst eine Havarie).

3. Benutzen die eigene Rechenzentren oder mieten sich Hoster oder wie die heißen im Internet.

Auch hier gibt es unterschiedliche Ansätze. Die meisten künstlich hochgezogenen Startups nutzen Managed Server, die ihnen von ihrem Geldgeber/Inkubator bereitgestellt werden (typisches Beispiel dafür sind Unternehmen der Rocket-Internet-Gruppe). Oft beginnt es aber mit 1-2 Rootservern, die am Anfang verwendet und später dann in eine sogenannte Colocation übertragen werden. Es gibt aber durchaus auch Unternehmen, die gleich von Anfang an eine Colocation nutzen, wo sie die volle Kontrolle über ihre Server haben und selbst auch vor Ort den Serverschrank einrichten können. Und nicht zu vergessen sind Unternehmen, die sich einfach eigene Hardware an irgendwelche Standleitungen ihres Büros hängen und damit das Hosting machen.

Mittlerweile gibt es aber auch viele Unternehmen, die Cloud-Instanzen (z.B. Amazon EC2 bzw AWS) nutzen um ihre Webapps zu hosten. Das sind im Prinzip virtuelle Maschinen, die man nach Bedarf selbst einrichten kann.
 
Ein Hoster ist im Prinzip ein Rechenzentrumbetreiber, der seine Kapazitäten weiterverkauft oder weitervermietet (ähnlich einer Lagervermietung). Ich arbeite bspw. in so einem RZ und wie das nun genau abläuft hängt vom Kunden ab.

Will der Kunde z.B. eigene Hardware haben, kauft er die entweder selbst oder kauft sie über uns und stellt sie dann bei uns im Rechenzentrum unter. Dafür bezahlt der Kunde dann einen monatlichen Beitrag für Anbindung, Klima, Strom und sonstige Unkosten (dieses Modell nennt man Colocation).

Will er keine einmaligen Investitionskosten, kann er die Server auch über uns in gewünschter Konfiguration beziehen und zahlt dann dafür einen monatlichen Mietpreis (+ Anbindung, Klima, Strom, etc.) über eine gewisse Laufzeit.

Dann betreiben wir auch noch eine (bzw. mehrere) eigene Cloud(s) und bieten verschiedene "Cloud Services" an. Diese Cloud-Dienstleistungen lassen sich grob unterteilen, in Infrastructure-as-a-Service (IaaS), Platform-as-a-Service (PaaS) und Software-as-a-Software (SaaS).

Ich geb dir mal jeweils ein Beispiel, damit du dir eher etwas darunter vorstellen kannst:
- Stellen wir einen Teil unserer Cloud ausschließlich einem Kunden zur Verfügung und er kann seine virtuellen Maschinen selbst verwalten und seine virtuellen Netzwerke konfigurieren, etc. nennt man dies Infrastructure-as-a-Service.
- Stellen wir dem Kunden eine oder mehrere vorkonfigurierte VM(s) zur Verfügung, z.B. mit einem Datenbanksystem und er kann nur dieses Datenbank-Backend nutzen, aber nicht auf die darunterliegende virtuelle Maschine zugreifen, spricht man von Platform-as-a-Service.
- Stellen wir dem Kunden nur ein Forum zur Verfügung und er hat nur Zugriff auf das Adminpanel, würde dies unter Software-as-a-Service fallen.

Kommen wir nun zu dem Rechenzentrum. Ein eigenes Rechenzentrum ist normalerweise eine teure Angelegenheit, sowohl einmalig, als auch der laufende Betrieb. Wobei nun allerdings der Begriff "Rechenzentrum" nicht wirklich eindeutig definiert ist.
Mittelständige Firmen stellen 1-2-3 Serverschränke in eine leergeräumte Abstellkammer, lassen von 1-2 Firmen ein Klimagerät einbauen und ein paar Strom- und Netzwerkkabel ziehen, machen ein neues Schloß an die Tür und bezeichnen das als ihr Rechenzentrum.

Im professionellen Bereich versteht man unter einem Rechenzentrum jedoch im allgemeinen einen abgeschotteten Gebäudebereich oder gleich ein eigenes Gebäude, mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen (Kameraüberwachung, keine frei zugänglichen Räume, mehrstufige Sicherheitsschleusen und Checks, evtl. eigenes Sicherheitspersonal, usw). Die Serverräume sind klimatisiert, es gibt automatische Löschsysteme, Notstromversorgung, Starkstrom, dicke Netzwerkanbindung (kein DSL oder CompanyConnect oder sowas) und das alles mehrfach redundant ausgelegt, damit der Ausfall einer Komponente nicht alles lahmlegt.
Es ist in dem Gebäude halt alles darauf ausgelegt, die Server 7x24 am Laufen zu halten, selbst wenn ein Erdbeben kommt, das Gebäude brennt oder eine Horde Terroristen in das Rechenzentrum eindringen will. :p

Die reinen Bau-Kosten für solch ein RZ kann daher je nach Größe schnell in den Millionenbereich gehen. Dazu kommt dann noch die ganze Hardware. Man braucht Router, Switches, Firewalls und ein paar Server bis man überhaupt damit anfangen kann richtige Server ans Netz zu bringen.
Auch da geht es wieder bei einigen Hundert Euro los und kann bis in den 7-stelligen Bereich gehen. Gerade im Rechenzentrum-Bereich trifft man nicht selten mal nen Switch, der 40.000 Euro kostet oder ein Proxy oder Firewall für 100.000 Euro.

Ich hab nun viele Details und "kleinere" Kosten außer Acht gelassen. Aber ich behaupte du bekommst kein ordentliches RZ für weniger als 5.000 Euro zum Laufen und nach oben hin ist die Grenze fast offen.

Für viele Firmen ist es also durchaus attraktiv ihre Server in solch ein professionelles Rechenzentrum zu stellen, anstatt in der umgebauten Abstellkammer.
Jedoch rechnet es auch ab einer gewissen Größe der Umgebung nicht mehr, die Infrastruktur an einen Dienstleister auszulagern, da man mehr bezahlen würde als es selbst zu betreiben.

Um es kurz zu machen:
Will man selbst irgendeine Plattform o.ä. im Internet anbieten, ist man mit wenigen Euro im Monat dabei und nach oben hin gibt es je nach Anforderungsfall sehr viele Standardlösungen für wenige Hundert Euro im Monat, maßgeschneiderte Lösungen für wenige Tausend Euro im Monat und ein eigenes Rechenzentrum lohnt nur in Fällen wo man sicher weiß, dass man ein Rechenzentrum braucht und nicht erst in einem Forum fragen muss. ;)
 
Wenn Rechenzentren schon so ausführlich angesprochen werden, sollte man auch die Möglichkeit der "Käfige"/Cages nicht unerwähnt lassen, die als Colocation weitervermietet werden. (Ich gehe einfach mal davon aus, dass wir bei Rechenzentren von Hochverfügbarkeit und so reden, also echte Rechenzentren meinen und nicht nur Serverräume.) Das ist gerade für mehr als 1-3 Serverschränke für viele Firmen eine interessante Option. Diese wird auch häufig von Anbietern genutzt, die Cages mieten und darin dann Racks weiter vermieten oder Mietserver-Netzwerke betreiben.
 
Zurück
Oben