Anonym gegen die Regierung?

Hallo Community,

da mich seit einiger Zeit der Fall Edward Snowden mehr beschäftigt haben sich mir dazu ein paar Fragen aufgetan.
Er hat ja bekanntlich seine Informationen über verschlüsselte Emails mit dem Absender "Citizenfour" verschickt um Verabredungen zu organisieren.

Da das ganze das Web durchläuft und die USA (Wie man mit den Unterlagen klar erkennen kann) alles überwacht frage ich mich wie er es geschafft hat so Anonym zu bleiben - Zumindest bis zu dem Punkt wo er sich öffentlich dazu bekannt hat.

Auch danach als er in HongKong untergetaucht war hat er es offenbar geschafft den Amerikanern das Leben schwer zu machen und seinen Aufenthaltsort etc. zu verbergen.

Habe neulich den Thread hier durchgelesen:
https://www.hackerboard.de/-in-secu...wischen-irrglaube-sicherheit-und-der-nsa.html

Wie man schon zusammensammelt kann man ja eigentlich nicht 100% Anonym sein. Schon gar nicht als "Staatsfeind #1" wie er ja in dieser Zeit von der USA betitelt wurde.

Wäre gespannt auf eure Meinung.

//coax
 
Du musst zwischen der Überwachung einer großen Masse und der Überwachung eines einzelnen Menschen unterscheiden. Ersteres zielt nicht darauf ab, die Nadel im Heuhaufen zu finden, sondern mittels Korrellation und Statistik/Stochastik Vorgänge vorherzusagen, Verhaltensmuster zu finden und Auffälligkeiten (d.h. starke Abweichungen dieser Muster) zu entdecken. Letzteres zielt dagegen darauf ab, eine Person und deren Umfeld auszuforschen. Das sind nochmal ganz andere Methoden, die dazu auch deutlich teurer sind, während ersteres größenteils automatisiert werden kann und dadurch recht günstig ist.

Das große Problem liegt darin, dass Selektoren auch automatisch gefunden werden. Wenn also das "System" die Gemeinsamkeit "trägt Bart und Brille und surft über TOR" findet und diesen Filter auf die Menge an gesammelten Datenmenge anwendet, dann werden zwar die meisten Angreifer mit islamistischem Hintergrund eindeutig identifiziert, die auch vorher schon bekannt waren (Positivtest), genauso aber auch der zurückgezogenen Nerd, der an Verfolgungswahn leidet (d.h. der Negativtest schlägt fehl). Mit etwas Pech - und da kannst du nur sehr wenig dagegen machen - gerätst du durch die Automatisierung der Überwachung in die Mühlen der Geheimdienste, die üblicherweise nicht daran interessiert sind, deine Unschuld festzustellen, sondern vielmehr deine Schuld zu beweisen, weil nur das ihre Existenz überhaupt rechtfertigt (und damit ihr Budget bestimmt).

Inzwischen bin ich der Meinung, dass Anonymität hier der falsche Begriff ist. Primär geht es nicht um die Identifizierung und Benennenung der Individuen. Die Verletzung der Privatsphäre trifft es hier besser, d.h eine Missachtung des Rechts "in Ruhe gelassen zu werden". Gerätst du dann zufälligerweise in die oben genannten Mühlen, dann geht es wirklich um Anonymität gegen einen übermächtigen Gegner. Die Frage ist, ob man seine Anonymität nicht zum Friede aller einfach aufgeben möchte, um z.B. Anschuldigungen durch die Maschinen zu widerlegen. Anonymität ist also in gewisser Hinsicht ein zweischeidiges Schwert, ebenso wie die Datensammelwut an sich. Man muss nur bedenken, dass mit steigender Datenmenge und Verbesserung der Analysemethoden auch die Ergebnisse immer mehr verfeinert werden können.

Wenn es dir um den Schutz deiner Privatsphäre geht, dann verhalte dich so generisch wie möglich. Je mehr Leute den TOR-Browser über ein Universitätsnetzwerk oder ein gemeinsam genutztes WLAN nutzen, umso generischer wird seine Signatur und umso mehr gehst du in der Masse unter. In diesem Sinne ist ein offenes Internet auch wichtig: Je mehr Nutzer es gibt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du aufällst, wenn du nicht gerade täglich auf den Websiten deines Lieblingsterrornetzwerks surfst. Die Überwachung werden wir nicht verhindern oder stoppen können, wir können nur daran arbeiten, dass nicht Unschuldige in ihre Mühlen geraten. Und das funktioniert nunmal nur mit einem offenen und freien Internet.
 
Auch wenn es in der Diskussion immer untergegangen ist, so kann man doch davon ausgehen, dass er Unterstützung hatte. Und es gibt auch Berichte, woraus ersichtlich ist, dass der Mann intern durchaus schon aufgefallen war.

Ausserdem versteht sich Snowden nicht als Akteuer _gegen_ sein Land, sondern als Hilfe ;)
 
Danke @SchwarzeBeere für die Informationen zu den Einzelnen Such/ bzw. Analysemethoden. Darüber habe ich selbst noch nicht wirklich nachgedacht ist aber im Umkehrschluss völlig sinnvoll.
Ich gebe dir auch Recht das Anonymität nicht der richtige Begriff ist. Nur wie können wir (Ohne Uninetz und meist offene Netze) das bestmöglichste tun um unsere Privatsphäre zu schützen?
Viele Sachen habe ich über Tor, VPN's und all andere Methoden gelesen. Das Frage ist wie sicher das ganze ist wenn die US Regierung sehr viele Knotenpunkte des Netzwerkes kontrolliert. Klar sind diese aneinander gereiht und somit nicht immer ersichtlich wer den eigentlichen "Startping" gesendet hat. Jedoch habe ich meine Zweifel. Berechtigt wie ich finde.

Da die Frage offenbar etwas untergegangen ist, wie hat es Snowden dann geschafft so lange anonym zu bleiben? (Gerade weil er wie @Chromatin sagte schon aufgefallen ist)
Die Mails, bzw der Datenverkehr hätten doch irgendwie auffallen müssen.

Hilfe hatte er bestimmt, keine Frage. Nur durch seinen Beruf und die Überwachungsmaßnahmen der NSA wusste er vermutlich bestmöglichst bescheidt wie er sich schützen könnte. Die Frage ist wie er das geschafft hat.

//coax
 
Da die Frage offenbar etwas untergegangen ist, wie hat es Snowden dann geschafft so lange anonym zu bleiben?

Du benutzt das Wort falsch, deswegen kommst du nicht weiter...

IdR. setzt man bei etwas anonymen voraus, dass die Handlung - oder der Effekt - bekannt ist. Zb. Anonyme Kontaktanzeigen, anonyme Alkoholiker etc.. Hier haben wir "öffentliche" Handlungen durch unbekannte Personen (siehe auch das Anonymous Kollektiv).

Snowden war nicht als Person unbekannt, sondern es war nicht völlig klar, was er TUT. Warum er das unbehelligt tun konnte ist darin begründet wie IT Netzwerke nun mal gestaltet sind. Als Administrator kann man in den meisten Fällen sämtliche Daten kopieren und versenden/hochladen. Kein Problem. Die größte Hürde sind dann physische Kontrollen, wo man mobile Platten finden könnte.

Davon abgesehen - das ist Geheimdienstler-scheisz. Also bleib skeptisch - auch bei Snowden.
 
Zurück
Oben