Es ist zwar offtopic, aber egal: Das Argument, dass wir unsere Moral aus der Religion beziehen kann so nicht richtig sein("Mord nicht anstößig.."): Neben den 10 Geboten stehen eine ganze Reihe anderer Dinge in der Bibel, die kein normal denkender Mensch als moralische Grundlage verwenden wollte: Z.B. Hosea 14,1:
Samaria wird wüst werden; denn es ist seinem Gott ungehorsam. Sie sollen durchs Schwert fallen und ihre kleinen Kinder zerschmettert und aihre Schwangeren aufgeschlitzt werden.
(5. Mose 21,18-21):
Todesstrafe für widerspenstige und ungehorsame Söhne!
Wenn jemand einen widerspenstigen und ungehorsamen Sohn hat, der der Stimme seines Vaters und seiner Mutter nicht gehorcht und auch, wenn sie ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will, so sollen ihn Vater und Mutter ergreifen und zu den Ältesten der Stadt führen und zu dem Tor des Ortes und zu den Ältesten der Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist widerspenstig und ungehorsam und gehorcht unserer Stimme nicht und ist ein Prasser und Trunkenbold. So sollen ihn steinigen alle Leute seiner Stadt, dass er sterbe,
(Zwar würden die meisten Theologen nun solche Stellen entweder ignorieren oder völlig weginterpretieren, aber ich kann nicht sehen, was z.B. die übertragene Bedeutung des Genozids eines Volkes, das einen anderen Gott verehrt, sein soll. Vielleicht etwa, das Mord übertrieben, Intoleranz aber toll ist? )
Ich könnte mit solchen Zitaten noch lange fortfahren, aber der Punkt wird deutlich: Es gibt Bibelstellen, die wir offenbar als unmoralisch sehen und welche, die wir als moralisch vertretbar ansehen. Doch schon allein, dass wir zu dieser Unterscheidung fähig sind, zeigt, dass wir moralische Kriterien besitzen, die nicht aus heiligen Schriften stammen können. Das moralische Verhalten der meisten Menschen hat meiner Meinung nach andere Gründe als die Religion. Zum Teil könnten gewisse moralische Verhaltensweisen noch aus der Vorzeit stammen, in der sich ein Stamm, dessen Mitglieder sich nicht untereinander getötet haben oder allgemein sich altruistisch verhalten haben, besser gegen einen Stamm bestehen, der diese Werte nicht hatte. Moral ist ohne weiteres ohne Gott möglich, z.B. wird jeder denkende Mensch einsehen, dass eine Gesellschaft, in der Mord nicht bestraft wird, nicht gut funktionieren kann. All dies sind Gründe dafür, dass heute Moral ohne Religion ohne weiteres möglich ist. Für alle sinnvollen moralischen Verhaltensweisen gibt es auch gute nicht-religiöse Gründe. Hier noch ein Artikel zu dem Thema:
http://ibka.org/artikel/miz98/werte.html
Auch wenn manche positiven Dinge nicht ohne Religion hätten enstehen können(wenn dem wirklich so sein sollte), können sie durchaus ohne Religion weiter existieren. Außerdem hat die Religion(bzw. die Christliche, mit anderen Religionen und ihren historischen Einflüssen kenne ich mich so gut wie gar nicht aus) sehr oft dem Fortschritt entgegen gewirkt und tut dies weiterhin, wenn man sich das Gerede einiger kirchlicher Würdenträger mal ansieht. Solches Geschwätz ist keine Ausnahme:
http://www.erzbistum-koeln.de/expor..._a/subcategory_1/jcm_pr_070111-soldatengd.pdf
Natürlich ist meine Vorstellung von einer Kultur in der Religion ausschließlich Privatsache ist, sehr idealistisch, aber dennoch sollten wir versuchen diesem meines Erachtens sehr erstrebenswerten Ziel wenigstens ein bisschen näher zu kommen und religiöse Scheinargumente aus allen wichtigen Fragen herauszuhalten. Beispielsweise dürfte es möglich sein, über längere Zeit die zahlreichen illegitimen Kirchenprivilegien abzuschaffen, da man dafür einfach nur die Verfassung beachten müsste. Es muss etwas gegen den zunehmenden politischen Einfluss der Religionen getan werden(Ok, in Deutschland ist dies noch nicht der Fall, aber man muss sich z.B. nur mal das Erstarken des Kreationismus und dessen Lobby in den USA ansehen. Wenn dieser oder Intelligent Design als gleichberechtigte "Erklärung" zur Evolutionstheorie unterrichtet wird, ist das ein Schlag ins Gesicht für die gesamte Wissenschaft.)
> Hab ich irgendwo behauptet, daß man Politik und Religion nicht trennen sollte?
Das sollte auch nicht so direkt auf Dich bezogen sein, sondern allgemein auf den vermeintlichen Anspruch auf politische Sonderbehandlung der christlichen Religion, weil sie "Teil unserer Kultur" ist.