Empfehlenswerte Philosophie/ Lektüre

Hallo,

vielleicht finden sich unter euch auch Philosophie Begeisterte und Leseratten.

Ich bin auf der Suche nach ganz bestimmter philosophischer Lektüre, welche sich nicht und unter gar keinen Umständen Vergewaltigung, Misshandlung und Missbrauch thematisiert.

Leider findet man in den Schriften von Goethe, Max Frisch, Kleist, Jean Racine etc. immer wieder solche Vorfälle oder Anspielungen darauf.

Ich würde gerne mit jüngeren das Thema Philosophie besprechen, aber sie nicht mit solchen Fakten belasten.

Habt ihr Vorschläge und empfehlenswerte Literatur?

Grüße,
systemx
 
Ich studiere praktische Philosophie (Schwerpunkt: angewandte Ethik) von daher kann ich dir sicherlich weiterhelfen

Was mich aber erstaunt ist warum du eine Auseinandersetzung mit diesen Themengebieten so stark scheust?

Praktische Philosophie läuft zu einem großen Teil über Gedankenexperimente, welche dann logisch formalisiert werden und dann durch Anwendung verschiedener Moralsysteme analysiert werden (oftmals um Inkonsistenzen oder Inplausibilitäten im Moralsystem aufzuweisen)

Dabei sind besonders moralische Extreme oder "grauzonen" interessant und Dinge wie Missbrauch sind, je nach zu grunde gelegtem Moralsystem, nicht zwangsläufig moralisch verwerflich, sondern bei entsprechenden Umständen sogar moralisch geboten. (siehe Utilitarismus bzw. gesamter Konsequenzialismus)

Gerade solche Fälle sind (neben zahlreichen anderen) halt spannend.

Die von dir genannten Autoren würde ich nicht in die Reihe ernsthafter Philosophen einordnen - das sind allesamt eher Erzähler oder Lyriker. Sowas gehört zur Literaturwissenschaft.

Du solltest dir erstmal Wissen um die verschiedenen Moralsystemtypen aneignen - sonst kommst du nicht wirklich weit in der Ethik.

Natürlich könnte ich dir jetzt eine Liste von ein bis zwei dutzend büchern aufzählen die du lesen müsstest um die notwendigen grundlagen abzudecken - das ist aber zum einen ineffizient und zum anderen mehrere hunderte euro teuer. von daher solltest du dir erstmal auf (dem englsichen) wikipedia die seiten zu ethics (sowie direkt verwante seiten) durchlesen und alle aufkommenden begriffe auf plato.stanford.edu recherchieren

wenn du irgendwelche bestimmten fragen hast, schieß los :)
 
Welche Richtung interessiert dich?
Ich bin zum Beispiel ein großer Fan von Erkenntnistheorie, also die Frage "Was können wir wissen?".
Besonders interessant in diesem Bereich waren für mich die Philosophen Descartes, Hume, Kant und Popper.
 
Die Themen halte ich für sehr abscheulich und einfach nur gewalttätig. Niemand darf zu etwas gezwungen/ ausgenutzt werden. Das unendliche Leid was man einem Menschen damit antut wird das ganze Leben lang erhalten bleiben.
Das hat aber auch leider private Gründe.

Ich weiß leider nicht genau, welche Richtung für mich die richtige ist. Ich war auch sehr angetan von Sören Kierkegaard (Die Krankheit zum Tode).

Mich interessieren gerade Themen in Richtung "Was ist reine Wahrheit", "Wie wirklich ist die Wirklichkeit?", "Was ist der Mensch?". Also eher theoretische Philosophie.

Viele Autoren behandeln leider dieses, meiner Meinung nach abscheuliches, Thema. Doch welche Autoren haben fernab davon geschrieben? Kant hat leider, so glaube ich, auch darüber gedacht/ geschrieben.
 
Die Themen halte ich für sehr abscheulich und einfach nur gewalttätig. Niemand darf zu etwas gezwungen/ ausgenutzt werden. Das unendliche Leid was man einem Menschen damit antut wird das ganze Leben lang erhalten bleiben.

Stop.
Warum?

Teil der Philosophie ist es eben auch oftmals augenscheinlich offensichtliche Dinge zu hinterfragen.

Ich würde niemals so weit gehen und irgendeine Handlung kategorisch verbieten, da ich konsequentialistische konzepte weitaus plausibler finde.

Lass uns doch mal ein Gedankenexperiment basteln:

Was ist denn mit unterlassener Hilfeleistung?

Angenommen eine Menge von x Personen wären bei einem Schiffsunglück über Board geraten. Es ist lediglich ein anderes Schiff in nächster Nähe. Der Captain dieses Schiffes hat aber (genuin, also ehrlich) kein Interesse daran die Personen zu retten - beispielsweise weil er seine schöne Jacht nicht dadurch in mitleidenschaft ziehen will und sowieso gerade seinen Urlaub genießt.
Wäre es nun moralisch legitim ihn dazu zu zwingen die Personen zu retten?
Es lässt sich nicht bestreiten dass dabei gegen seine echten Interessen verstoßen werden würde.

Du formulierst: "Niemand darf zu etwas gezwungen/ ausgenutzt werden."
Danach wäre die Lage eindeutig klar - dennoch für die meisten von uns sicherlich gegen unsere moralischen intuitionen verstoßend.

Jetzt könnte man natürlich einwerfen, nein, quatsch, ich meine "echten" missbrauch - aber dann ist man auch ein kriterium schuldig an welchem man "echten" missbrauch erkennen könnte - und das ist alles andere als einfach, wenn nicht sogar unmöglich. ich bin mir sicher dass du auch selbst entsprechende gedankenbeispiele konstruieren könntest die jeden kriterium-entwurf over- oder underinclusive erscheinen lassen.

Das geht soweit dass ich (sowie zahlreiche klassische philosophen) der meinung sind dass überhaupt gar keine kategorischen gebote/verbote/erlaubnisse aussprechbar sind und sich der moralische wert einer handlung an ihren konsequenzen - und nicht ihrer handlungsweise selbst - ableiten lässt

natürlich gibt es auch genau die gegenteilige (sowie zahlreiche andere) positionen - siehe deontologie (nach der position klingst du stark)
aber gerade über die selbst nicht vertretenen moralischen positionen sollte man sich umso mehr informieren
 
Ja, ich sehe mich in der Deontologische Ethik. Aber so etwas sprengt den Rahmen dieses Threads.

Ich suche Literatur zu Themen in Richtung "Was ist reine Wahrheit", "Wie wirklich ist die Wirklichkeit?", "Was ist der Mensch?". Theoretische Philosophie.
 
Ich persönlich finde Mark Aurel mit "Selbstbetrachtung" sehr faszinierend. Ein Muss für jeden Liebhaber guter Lektüre!
 
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