Wie SpiegelOnline berichtet haben Kryptografie-Experten gerade einen Geheimtext aus dem 18. Jahrhundert entschlüsselt, der dechiffrierte Code entpuppte sich als deutscher Text und beschreibt offenbar das Aufnahme-Ritual einer Geheimgesellschaft:
Quelle: Mysteriöse Bruderschaft: Forscher knacken jahrhundertealten Geheimcode - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - WissenschaftAußenseiter sollten diesen Text nicht lesen können, das wird schon beim ersten Blick offensichtlich: Lateinische und griechische Lettern, mal mit Akzenten versehen, mal ohne, dazwischen verschiedene Phantasiesymbole. Keine Leerzeichen, die verraten, wo ein Wort endet und ein neues beginnt. Ganz klar: Den in prächtiges gold-grünes Brokatpapier gebundenen "Codex Copiale" sollten nur Eingeweihte verstehen.
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Einem internationalen Forscherteam ist es jetzt mit einigem Aufwand gelungen, das 75.000 Zeichen umfassende Dokument zu entschlüsseln. Dabei machten Kevin Knight von der USC Viterbi School of Engineering in Kalifornien und seine schwedischen Kolleginnen Beáta Megyesi und Christiane Schäfer von der Universität Uppsala eine erstaunliche Entdeckung: Es handelt sich um einen deutschen Text. Darin wird das Aufnahmeritual in eine Geheimgesellschaft beschrieben, die Art der Zeremonie zeigt eine Verbindung zur Augenheilkunde.
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Um das Rätsel des Textes zu lösen, mussten die Forscher ihn erst einmal in eine Form transkribieren, mit der ein Computer etwas anfangen konnte. Dafür ersetzten sie die im Manuskript genutzten Symbole durch zwei oder drei Buchstaben lange Folgen. Anschließend analysierten sie unter anderem, welche Lettern häufiger auftraten oder oft nebeneinander standen.
Für die Kryptografie-Experten stellte sich bei der Decodierung ein besonderes Problem: Sie wussten nicht, in welcher Sprache der Text verfasst ist. Zwar nahmen sie an, es könnte sich um Deutsch handeln - sicher waren sie sich aber nicht.
"Wenn du einen neuen Code vor dir hast, sind die Möglichkeiten fast unbegrenzt", sagt Knight. Sobald man eine Hypothese habe, die meist auch auf menschlicher Intuition beruhe, könne man einen großen Teil der Routinearbeit auf den Computer übertragen.