How To: Dell Inspiron Mini 9 + Linux (hier: Ubuntu 8.04.1)

Da ich aufgrund von Lieferschwierigkeiten wohl einer der wenigen bin, die in Deutschland überhaupt ein solches Gerät erhalten haben und hier auch noch keine Geräte mit vorinstalliertem Ubuntu erhältlich sind, kann ich mich wohl als Linux-Pionier auf diesem Gebiet bezeichnen. Wenn es auch keine besonders große Leistung war, Ubuntu auf dem Netbook zu installieren. Da es dabei jedoch einige kleinere Schwierigkeiten gab, dachte ich, dass ich vielleicht meine Erfahrungen und Lösungswege der Welt mitteilen sollte.

Vorbereitung
Zuerst einmal braucht man natürlich den Dell Inspiron Mini 9. Mein Modell hat einen Intel Atom N270 (1,6 GHz), 1 GB RAM, Intel GMA 950, 16 GB SSD, Webcam und Bluetooth. Benötigt wird verständlicherweise auch ein externes CD-Laufwerk, ich habe hier das LG Slim Portable benutzt. Dann benötigt man noch eine Ubuntu-CD (oder eine andere beliebige Linux-Distribution).
Bevor man von CD booten kann, muss man im Bios erst einmal die Boot-Reihenfolge ändern. Dazu drückt man während des Boots beim Laden des Bios die Taste "2" und stellt dann im Bios im Karteireiter "Boot" die Reihenfolge um. Wie gewohnt beim Phoenix-Bios auswählen der Einträge mit den Pfeiltasten und verschieben mit F5 und F6. Dazu muss man beim Dell die Tasten-Kombination "Fn" + "G" bzw. "H" bemühen. Dann verlässt man das Bios, natürlich nach dem Speichern der Änderungen.

Installation
Danach bootet man von der Ubuntu-CD, wählt die bevorzugte Sprache und hat dann die Wahl zwischen grafischem Installer, dem Live-System etc. Ich habe den grafischen Installer benutzt [1]. Wie man es von Ubuntu gewohnt ist gibt man alle relevanten Daten ein, schreibt die Partitionstabelle [2] und startet die Installation.

Erster Start
Nach der Installation, die trotz der recht lahmen SSD noch ziemlich schnell verläuft, macht man einen Reboot, nimmt die CD raus und startet Ubuntu. Das System startet schneller als das vorinstallierte Windows XP Home SP3 - und sieht meiner Meinung nach wesentlich besser aus. Mal ganz abgesehen von der Stabilität und Sicherheit...

Sound
Was einem möglicherweise als erstes auffällt, ist die Tatsache, dass nach der Anmeldung der Ubuntu-Start-Sound nicht ertönt. Das liegt daran, dass der Realtek ACL268 Sound-Chip (Intel HDA) nicht automatisch erkannt wird. Ein dmesg | grep hda liefert genau das als Meldung. Um die Soundkarte unkompliziert zu aktivieren (in manchen Foren spricht man von ALSA-Neukompilierung usw. *kopfschüttel*), trägt man in die /etc/modprobe.d/alsa-base bei den options (etwas weiter unten) folgende Zeile ein:
Code:
options snd-hda-intel model=dell
Nach einem Reboot funktioniert der Sound. [3]

WLAN
Was mich nicht besonders wunderte: Das WLAN funktioniert nicht einfach so. Die Lösung ist aber eher einfach. Man aktualisiert alle Pakete und dabei installiert Ubuntu automatisch den WLAN-Treiber (Paketname vergessen -.-). Hier mal meine /etc/apt/sources.list. Ich habe sie etwas kompakter gemacht, die Hardy-Backports und das Medibuntu-Archiv eingetragen - in letzterem liegen unter anderem der Acrobat-Reader und Google Earth.
Code:
deb http://de.archive.ubuntu.com/ubuntu/ hardy main universe multiverse restricted
deb http://de.archive.ubuntu.com/ubuntu/ hardy-updates main universe multiverse restricted
deb http://de.archive.ubuntu.com/ubuntu/ hardy-backports main restricted universe multiverse
deb http://archive.canonical.com/ubuntu hardy partner
deb http://security.ubuntu.com/ubuntu hardy-security main universe multiverse restricted
deb http://packages.medibuntu.org/ hardy free non-free
Die Backports und Canonical-Quellen werden nicht benötigt, um das WLAN zum Laufen zu bringen. Es ist jedoch auf jeden Fall sinnvoll zumindest erstgenannte einzutragen, da diese aktuellere Pakete enthalten als die normalen Quellen. Nach einem
Code:
sudo apt-get dist-upgrade
funktioniert das WLAN-Modul jedenfalls.

Intel GMA 950 (aufgebohrter GMA 945)
3D-Effekte werden automatisch aktiviert. Wenn man etwas mehr (oder sogar weniger) will, kann man das unter System -> Einstellungen -> Erscheinungsbild -> Visuelle Effekte einstellen. Wer wirklich viel mit Compiz rumspielen will, installiert sich eben (simple-)ccsm.
Des weiteren hatte ich kleine Probleme mit der Auflösung. Mit dem internen Bildschirm klappt alles perfekt, jedoch wurde mein 20" Belinea 10 20 35 W als 20"-Monitor mit maximal 1024x768px erkannt. Das Problem umgeht man folgendermaßen: Man schreibt die Xorg.conf folgendermaßen um. Man fügt eine SubSection "Display" in die Section "Screen" ein:
Code:
Section "Screen"
Identifier  "Default Screen"
Monitor  "Configured Monitor"
Device  "Configured Video Device"

# Und jetzt folgt unsere Subsection
SubSection "Display"
Virtual 1680 1050
# Die Auflösung sollte man optimalerweise so wählen, dass sie zum Bildschirm passt.
EndSubSection

EndSection
Dann muss man xrandr zu dieser Auflösung überreden:
Code:
xrandr --addmode VGA 1680x1050
Ich als fauler Mensch habe dann noch zwei einfache Scripts geschrieben. Das eine zum Wechseln zum externen Monitor:
Code:
#! /bin/bash
xrandr --output VGA --mode 1680x1050 --output LVDS --off
und das andere zum Wechseln zum internen Monitor:
Code:
#! /bin/bash
xrandr --output LVDS --mode 1024x600 --output VGA --off

Eingabe
Das Touchpad funktioniert (inklusive Scrolling-Funktionen), eine angeschlossene USB-Maus ebenso. Die Tastatur funktioniert natürlich auch.
Es gibt einige spezielle Tastenkombinationen auf dem Dell Inspiron Mini 9. Zuerst einmal natürlich die F-Tasten. Andererseits aber auch Tasten zur Display-Helligkeits- und Lautstärke-Regelung, eine Battery-Taste, eine Sleep-Taste usw. Die genannten funktionieren einwandfrei.
Die Taste für das WLAN-Modul hat keinen Effekt. Die Monitor-Taste hat (bei angeschlossenem 20"-Monitor) den Effekt, dass anstatt einer optimalen Auflösung von 1400x1050 nur 1024x768 eingestellt werden. Höher geht es nicht. Das Gnome-Tool zur Bildschirmauflösung erkennt das Display auch als "Maxdata", obwohl es ein Belinea ist *kopfschüttel*
EDIT: Seit meiner xorg.conf-Modifikation funktioniert auch diese Taste richtig: Monitor anschließen, drücken, externer Monitor wird richtig betrieben (Der interne bleibt zwar an, aber mit der falschen Auflösung.) Monitor abstecken, nochmal drücken und der interne ist wieder mit der richtigen Auflösung in Betrieb. Meine Skripte finde ich jedoch (sofern man nur diese eine Auflösung benutzt) eleganter.

ACPI
Nach dem dist-upgrade funktioniert die Energie-Anzeige. Derzeit wird mir angezeigt: "4 Stunden und 25 Minuten verbleibend (88%)"
Suspend-to-RAM funktioniert. Aber man sollte nicht Supsend-to-RAM machen, anschalten und sofort nach dem Entsperren der Sitzung wieder auf die Suspend-Taste hauen. Führt zu Kernel Panic. Konnte da noch keine besondere Regelmäßigkeit feststellen.
Supend-to-Disk: Funktioniert nicht. Entweder wird von der Energie-Verwaltung angezeigt: "Ungültige Operation", oder die Sitzung friert komplett ein oder es gibt wieder Kernel Panic -.-

Fazit
Alles für mich Wichtige funktioniert, ich bin zufrieden. Mein nächstes Projekt ist dann der Vodafone MC950D. Den Treiber habe ich schon installiert. Was mir fehlt, ist der Empfang von GPRS/UMTS hier in dem Kaff -.- Das wars dann von mir. Wer weitere Erfahrungen mit Linux auf dem Dell Inspiron Mini 9 macht oder Verbesserungsvorschläge hat, kann diese ja hier posten.



[1] Obwohl das eigentlich egal ist. Der ist nämlich auch nur ein normales Live-System. Das merkt man, wenn man während der Installation gewaltsam den X-Server neustartet.

[2] Datenpartitionen formatiert am besten in ext2. Soweit ich gelesen habe, soll das ext3-Journaling-System die SSD stark belasten und somit die Lebensdauer verringern. Genauso verhält es sich mit dem Swap-Speicher. Wer seine SSD schonen will, sollte lieber keinen anlegen.
EDIT: Rückruf: Ich hatte mit ext2 jetzt Probleme. Seit ich mit ext3 neu aufgesetzt habe nicht mehr.

[3] Meine Empfehlung für den Mixer: PCM 50%, Mic Boost 40 %, Speaker 100%, Headphones 100%. Dann kann man die allgemeine Lautstärke (Master) mit den Multimedia-Tasten ("Fn" + "4", "5", "6") regeln - die übrigens "aus-der-Kiste-raus" funktionieren.


Dieses Tutorial gibt es auch hier.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dell Inspiron Mini 9

Hallo,

ich habe die Installationsanleitung für meinen DELL mini angewendet. Funktioniert einwandfrei.

Um das WLAN zum Laufen zu bringen, genügt ein "dist upgrade", ohne die Paketquellen anzupassen. Dann wird der WLAN treiber nachgeladen und installiert.

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Gruß

/\/\ichi
 
danke für den Hinweis, ich ergänze es sofort.

Aber im Allgemeinen ist eine Anpassung der Paketquellen sinnvoll, um neuere Paketversionen zu bekommen, wie z.B. die neueste Version von Pidgin, die für eine einwandfreie Nutzung von ICQ nötig ist.
 
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