Israel bombardiert Syrien

Heute hat die israelische Regierung bestätigt Ziele in Syrien bombardiert zu haben. Offenbar handelte es sich dabei um eine, für libanesische Hisbollamitglieder bestimmte, Waffenlieferung. Die Raketen wurde dabei von dem libanesischen Luftraum aus abgefeuert und sollte verhindern, dass die Hisbola mit C-Waffen aus Syrien versorgt wird.

AlJazeera
Tagesschau


Erstaunlicherweise hat Syrien wohl bisher nicht auf diese erneute Aggression reagiert. Dennoch empfinde ich die Situation als höchst beunruhigend. Israel sitzt neben einem Pulverfass und spielt mit Streichhölzern.
 
Israel sitzt neben einem Pulverfass und spielt mit Streichhölzern.

Das schlimme ist doch eher, dass wir uns inzwischen fast daran gewöhnt haben, dass das kleine Kind Israel sich aufführt wie King Louie und macht was es will und sobald dann mal jemand kommen sollte um es zu erziehen (die verzogene Göre) wird nach dem großen Bruder/Pappi gerufen (USA).

Außerdem werden wir leider kaum Feedback in den Medien finden was dies als Akt des Krieges seitens Israel wertet und verurteilt.

Ich persönlich gehe auch zudem nicht davon aus, dass in den nächsten Jahren in der Region irgend eine Art von Ruhe einkehren wird sondern das gegenseitige Köpfe einschlagen munter fortgesetzt wird.
 
Traurig, aber wohl leider wahr.

Viele Experten sehen in Syrien den wichtigsten Stabilitätsfaktor in der Region. Schon allein aus der Warte heraus, wird sich wohl eher nichts zum Positiven wenden.

Allerdings kann ich bei dieser Aktion Israel irgendwie ziemlich gut verstehen. Nicht nur, dass man als Staat von allen Nachbarn gehasst wird, nein, man hat auch noch mit nichtregulären, teils terroristischen Anschlägen der Palästinenser und Libanesen zu kämpfen (mal ganz lösgelöst davon, was Israel alles in der Region treibt). Dazu hat die Hisbola der syrischen Regierung Hilfe gegen die Rebellen angeboten - es kann nicht im Interesse Israels sein, dass irgendwelche Gegenleistungen in den Libanon gelangen.

Schier unglaublich erscheint mir die Ruhe, mit der Syrien das erträgt. Da hat man Rebellen im Land, ein Nachbar bombardiert einen und dann kommen sogar noch die Amis und erwägen Waffenlieferungen an die Rebellen. Man möchte fast meinen, dass irgendwer es darauf anlegt Syrien bis zur Weißglut zu reizen und in einen Krieg zu verstricken.
 
Israel sitzt neben einem Pulverfass und spielt mit Streichhölzern.

Ich sehe es eher so, dass Israel neben ein paar Pulverfässern sitzt und mit solchen Aktionen die Streichhölzer zerstört bevor sie die Pulverfässer entzünden können.

Auch wenn die EU die Hisbollah noch nicht als Terrororganisation führt ändert das nichts daran, dass es eben eine solche ist und ich möchte nicht, dass konventionelle oder später vielleicht sogar C-Waffen an eine solche Gruppe geliefert werden.

Israel hat bei sowas doch kaum eine Wahl. Im Süden sitzen die Palästinenser, die in letzter Zeit wieder Raketen auf Israel schießen, Syrien könnte mit C-Waffen angreifen und direkt daneben sitzt die Hisbollah, die das als Startsignal sehen könnte um mitzumachen.

Da kann Israel nur versuchen soviele Waffenlieferungen an die Hisbollah zu unterbinden wie möglich und nebenbei den Syrern zeigen, dass die israelische Luftwaffe so einfach in ihren Luftraum eindringen und Ziele attackieren kann (sofern sie nicht aus dem Libanon geschossen haben).
Vor garnicht mal so langer Zeit sind israelische Kampfjets doch sogar bis nach Damaskus geflogen ohne, dass was passiert ist.

Syrien hat mit seinem Bürgerkrieg zurzeit sowieso alle Hände voll zutun und was sollen sie machen? Sie haben Israel schon gedroht. Sollen sie Israel jetzt den Krieg erklären? Den hätten sie doch beim derzeitigen Chaos schnell verloren. Da ist es für sie klüger sich auf den Bürgerkrieg zu konzentrieren.

Das schlimme ist doch eher, [...] dass das kleine Kind Israel sich aufführt wie King Louie und macht was es will...

Obama hat gesagt, dass Syrien keine C-Waffen einsetzen soll, sonst würden die USA sich einmischen. Nun wurden mit großer Wahrscheinlichkeit C-Waffen eingesetzt und was ist passiert? Nichts.
Da haben wir uns ein paar Tage lang die Zahlen anhören müssen wieviele schon in diesem Bürgerkrieg gestorben sind und nun ist es das erste Mal, dass ich in den Zeitungen wieder von Syrien lese. Und upps, dass da immernoch täglich viele Menschen leiden und sterben haben die Medien wohl vergessen zu erwähnen oder nur teilweise in Nebensätzen angedeutet.

Auf wen schauen jetzt aber wieder alle? Israel. Warum? Na, weil die einfach sich erlaubt haben eine Waffenlieferung an Terroristen zu beschießen.
Jetzt frage ich mich was eher unsere Aufmerksamkeit erfordert.
Auch frage ich mich, was ich besser finden soll: ein Ultimatum zu setzen und es dann zu ignorieren, oder den eigenen Worten treu zu bleiben und solche Waffenlieferungen zu stoppen.

Außerdem werden wir leider kaum Feedback in den Medien finden was dies als Akt des Krieges seitens Israel wertet und verurteilt.

Was hätten wir auch von so einem Urteil? Wen und was haben die Medien schon alles verurteilt? Interessiert meistens niemanden. Immerhin wurde Assad auch von den Medien, sowie mehreren Staaten verurteilt und was hat es gebracht?

Mein Fazit:
Bei einem Land wie Israel, welches seit seiner Gründung ständig im Krieg lebt, finde ich, dass es uns nicht so leicht fallen sollte über diese Handlungen zu urteilen.
Wir müssen uns nicht sorgen, dass vielleicht diese Nacht die Sirenen losheulen und wir in einen Bunker rennen müssen.
 
bluez hat gesagt.:
Erstaunlicherweise hat Syrien wohl bisher nicht auf diese erneute Aggression reagiert.
Tja, was sollen sie denn auch tun? Israel den Krieg erklären? Das Land wird seit Monaten (genaugenommen seit März 2011, wenn man die ersten Proteste und ihre Niederschlagung durch Polizei und Armee schon mitzählen will) durch einen Bürgerkrieg erschüttert. Laut Berichten der UNO starben bis Februar 2013 mindestens 70.000 Menschen in den blutigen Kämpfen. Die syrische Armee ist zersplittert - ein nicht unbeträchtlicher Teil ist zu den "Rebellen", also zur "Freien Syrischen Armee" übergelaufen, andere sind ganz desertiert und haben sich ins Ausland abgesetzt (wie z. B. die Piloten, die sich mit ihren Jägern nach Jordanien, bzw. in die Türkei geflüchtet haben). Politisch ist Syrien weitgehend isoliert und nicht nur die üblichen Verdächtigen wie die USA, die EU und der UN-Sicherheitsrat, auch die Arabische Liga haben seit dem harten Vorgehen des Assad Regimes gegen Demonstranten (zu Beginn des Konflikts) immer wieder die Gewalt gegen Zivilisten verurteilt und letztendlich Sanktionen gegen Syrien verhängt. Selbst Verbündete wie die Türkei haben sich nicht nur abgewandt, sondern bei der NATO Hilfe angefordert um sich vor "Raketenangriffen" aus Syrien zu schützen...
Vor diesem Hintergrund: Was sollte Syrien also Deiner Meinung nach tun?

bluez hat gesagt.:
Israel sitzt neben einem Pulverfass und spielt mit Streichhölzern.
Das scheint mir in der Region allerdings eine Art Volkssport zu sein, dem neben den Israelis auch Kurden, Araber und Perser mit großer Begeisterung frönen...:rolleyes:

Sven hat gesagt.:
Das schlimme ist doch eher, dass wir uns inzwischen fast daran gewöhnt haben, dass das kleine Kind Israel sich aufführt wie King Louie und macht was es will und sobald dann mal jemand kommen sollte um es zu erziehen (die verzogene Göre) wird nach dem großen Bruder/Pappi gerufen (USA).
Für die Israelis ist es in den letzten Jahren aber auch nicht gut gelaufen - mal abgesehen davon, dass sie von Nachbarn umgeben sind, die fast alle mal geschworen haben sie "ins Meer zurückzutreiben" und bei denen wüste Drohungen gegen Israel immer wieder zum guten Ton gehören (daran haben sich die Israelis fast gewöhnt), haben sie mit Mubarak und Ägypten ihren wichtigsten (um nicht zu sagen einzigen) strategischen Partner in der Region verloren. Ersetzt wurde das Mubarak Regime ausgerechnet durch eine politische Partei der Muslimbruderschaft - was für die Israelis so ziemlich das Worst-Case-Szenario gewesen sein dürfte. Auch andere Staaten der Region wie der Irak oder Libyen, die bislang vielleicht nicht befreundet, aber immerhin doch stabil und somit berechenbar waren, haben sich destabilisiert und in potentielle Brutstätten für Extremisten jeder Couleur verwandelt. Für Israel ist die Entwicklung in der Region fatal: Hussein, Ben Ali, Mubarak und Gaddafi mögen allesamt üble Diktatoren gewesen sein, aber sie hatten auch die religiösen Extremisten in ihren Ländern im Griff (wenn auch meist in einem blutigen Würgegriff). Ein erstarken islamistischer Gruppierungen in Ägypten, dem Irak, Tunesien und Libyen bereitet vermutlich nicht nur israelischen rechts-außen Politikern, Militärs & Geheimdienstlern schlaflose Nächte - zu groß ist die Gefahr das all diese Gruppierungen sich den Dschihad gegen die verhassten "Zionisten" auf die Fahne schreiben. Wie nützlich ein gemeinsamer äußerer Feind sein kann, um innere Streitigkeiten zu überdecken oder beizulegen, ist aus der Geschichte hinlänglich bekannt. Von daher darf man sich eigentlich nicht wundern wenn Israel handelt, während alle anderen entweder nur debattieren und von roten Linien reden oder die Lage in Syrien mit Waffenlieferungen an die eine oder andere Seite weiter verschärfen...:rolleyes:

Sven hat gesagt.:
Ich persönlich gehe auch zudem nicht davon aus, dass in den nächsten Jahren in der Region irgend eine Art von Ruhe einkehren wird sondern das gegenseitige Köpfe einschlagen munter fortgesetzt wird.
Tja, damit dürftest Du leider richtig liegen. In dieser Region treffen einfach zuviele Interessen aufeinander. Neben Staaten und Volksgruppen, die häufig schon eine historisch gewachsene Feindschaft verbindet, kommt die Religion als besonders brisante Komponente hinzu: Sunniten, Schiiten, Ismaeliten, Alewiten, Juden und Christen gönnen sich gegenseitig nicht die Butter auf dem Brot. Und gerade jetzt erleben wir eine zunehmende Verschärfung des religiösen Konfliktpotentials, so sollen syrische "Rebellen" ein Heiligtum geschändet haben - jetzt fliehen tausende Sunniten aus Furcht vor Vergeltungen aus der Region. Und der schiitische Iran droht den syrischen "Militanten" mit "Konsequenzen". Die syrischen Staatsmedien machen "Terroristen" und "Elemente des israelischen Regimes" für die Schändung verantwortlich...:rolleyes:

bluez hat gesagt.:
Schier unglaublich erscheint mir die Ruhe, mit der Syrien das erträgt. Da hat man Rebellen im Land, ein Nachbar bombardiert einen und dann kommen sogar noch die Amis und erwägen Waffenlieferungen an die Rebellen. Man möchte fast meinen, dass irgendwer es darauf anlegt Syrien bis zur Weißglut zu reizen und in einen Krieg zu verstricken.
Also die Rebellen hat das Assad Regime ja selbst erschaffen, als es anfing mit Soldaten, Panzern & Bombern gegen die Opposition und Demonstranten vorzugehen - man sollte nicht vergessen das sogar die arabische Liga diese Brutalität verurteilt hat und selbst Sanktionen gefordert hat.
Und in einen Krieg, nämlich einem blutigen Bürgerkrieg, ist Syrien schon seit Monaten verstrickt. Dieser Krieg ist imho auch längst zu einer Art Stellvertreter-Krieg geworden, denn ohne Geld- & Waffenlieferungen (und Munition) von Dritten, wären beide Seiten vermutlich längst am Ende. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere daran, wie schnell die Franzosen & Engländer in Libyen ans Ende ihrer militärischen Ressourcen kamen, nachdem sie sich zu einem Eingreifen zugunsten der Opposition entschieden hatten - dabei dauerten diese Luftschläge nur Wochen, während in Syrien seit Monaten gekämpft wird. Ich zweifle daher nicht daran, dass die "Rebellen" vom Westen unterstützt werden, während Assad vom Iran und vermutlich auch von Russland & China unterstützt wird...;)

Quellen:
Luftschläge gegen Gaddafi: Libyen-Krieg entblößt Schwächen der Nato - SPIEGEL ONLINE
Proteste in Syrien - Mit Panzern gegen Demonstranten - Politik - Süddeutsche.de
Grabschändung in Syrien: Iran droht syrischen Rebellen - Politik - Süddeutsche.de
 
Zuletzt bearbeitet:
Es geht mir nicht darum über irgendwen zu urteilen. Ich will nur diskutieren.

Mag sein, dass es nach irgendwelchen seltsamen Nebenklauseln internationalen Rechts nicht so ist, aber ich würde diese Aktion als eine Kriegsaktion gegen Syrien werten.

Natürlich hat Syrien jetzt nicht gerade die Fülle an Möglichkeiten zur Verfügung. Zumindest hätten sie das propagandistisch vor ihrer eigenen Bevölkerung und vor der Internationalen Gemeinschaft ausnutzen können.

Genauso wie die anderen Diktatoren in der Region es früher getan haben, so sorgt auch Assad in seinem Land noch dafür, dass Minderheiten halbwegs unbehelligt leben können. Dort leben sogar noch Juden und Christen ohne von verrückten Radikalen massakriert zu werden. An der Stelle könnte man sich die Frage stellen, ob nicht Israel was tun könnte. Es liegt in ihrem Interesse, dass Assad an der Macht bleibt. Geht er, kommen radikale Israelhasser an die Macht. Da aber Israel nichts zur Entschärfung der Situation beiträgt greift Assad eben nach dem letzten Strohhalm, den ihm die Hisbola bietet.

Tatsächlich wäre ein Krieg gegen Syrien für jede Seite höchst unvorteilhaft. Assad verfügt über eine doch recht modern ausgerüstete und zahlenmäßig sehr starke Armee. Jeder Krieg auf Syrischem Boden wäre mit enormen eigenen Verlusten verbunden. Das ist auch der Grund, warum die Amis mittlerweile in fast jedem Land der Welt sind und ständig irgendwo "intervenieren", aber eben nicht in Syrien. Die Schwächen, die sich in Lybien offenbart haben, sind nicht auf mangelnde Schlagkräftigkeit, sondern auf miserable Planung und Reservehaltung zurückzuführen. Man hat den kleinen Diktator unterschätzt. Wenn aber schon Gaddaffi so stark war, ohne dass man es erwartet hätte, dann wird es gegen Assad, der schon ganz offiziel um ein vielfaches stärker ist, noch viel schwieriger werden.

Ich weiß nicht, ob ich mit meinen Beiträgen als Antiisraelisch wirke oder ob es so aussieht, als hätte ich Assad-Poster in meiner Wohnung hängen. Aber auf mich wirken manche Beiträge als arg zu israelfreundlich. Israel hat es zweifellos schwer in der Region, aber die Probleme sind zum guten Teil hausgemacht. Der Staat wurde einfach so aus weißer Willkür heraus in ein Gebiet gepflanzt, in dem schon jahrhundertelang andere Völker gesiedelt haben. Alle betroffenen Völker haben jeden der vorgeschlagenen Teilungspläne als Provokation empfunden. Da ist man endlich die britische Besatzungsmacht los und kriegt gleich einen neuen Staat eines fremden Volkes aufs eigene Gebiet gesetzt. Das ist doch das Kernproblem, das bis heute die ganze Region erschüttert. Natürlich bin ich mir bewusst, dass auch die anderen Staaten in der Region nicht gerade Unschuldslämmer sind und alle mindestens einmal Israel den Krieg erklärt haben. Ich will aber eben auch herausheben, dass sich Israel nicht so benimmt, wie ein Staat der Frieden will. Ständig wird auf Palästinensergebiet gesiedelt und das Gebiet dann bis aufs Blut verteidigt. Die Flächenverhältnisse zwischen Israel und Palästina haben sich seit der Grüdung fast umgedreht.

Und auch wie auf Assad eingehackt wird, kann ich in der Form nicht nachvollziehen. Natürlich ist er ein schrecklicher Diktator. Aber immerhin können in seinem Land noch Minderheiten leben, die sonst aus der ganzen Region vertrieben würden. Und auch die Rebellen sind keine weißen Ritter in strahlenden Rüstungen, die für alles Gute in der Welt kämpfen. Das sind genausolche Schweine, wie Assad auch. Sie foltern und veranstalten Standgerichte, verhängen "Todesurteile". Zudem errichten sie ihre Quartiere in Schulen und Krankenhäuser, damit Assad diese bombardiert und vor der Welt noch schlechter aussieht. Sobald Assad weg ist, versinkt das Land in blutigen "Reinigungsaktionen" und noch mehr Chaos und Terror als jetzt schon. Es ist naiv zu glauben, dass die Rebellen eine Demokratie errichten und sich ans Menschenrecht halten werden.

Es gibt in der Region eben keinen "Guten" und letztlich auch keinen absolut "Bösen". Jedes Land und jede militante Organision in der Gegend war und/oder ist in schmutzige Kriege, Terroraktionen und Menschenrechtsverletzungen verwickelt und hat eine Teilschuld an der aktuellen Situation.
 
Ich befürworte nicht, was Assad tut. Ganz im Gegenteil. Aber es ist nicht so als wären die Rebellen allesamt lupenreine Demokraten, die nur das Beste für das Volk wollen. Die Rebellen, die in Wirklichkeit längst keine homogene Gruppe mehr sind, sondern aus verschiedenen Strömungen bestehen, wollen größtenteils ihre eigenen totalitären Systeme aufbauen. Hierzulande werden sie leider allzuoft als philanthropische Wohltäter dargestellt, aber das sind sie nicht. Hier findet kein Kampf Demokratie gegen Diktatur statt, sondern ein Kampf um die totalitäre Macht.
Dir erscheint es nicht sinnvoll Assads Diktatur zu tolerieren. Aber mir erscheint es noch viel sinnloser seiner Diktatur, die doch immerhin ein gewisses Maß an Toleranz aufweist, solange man nicht allzu politisch wird, gegen eine Diktatur auszutauschen, die vorraussichtlich auf einem radikalen "Gottes"staat beruhen und alle Toleranz in den Wind schlagen wird, auszutauschen.
Ich spreche mich hier nicht für Assad aus, sondern gegen die, oft sehr einseitige, Berichterstattung, die nur zu gerne die politische Identität und die Grausamkeit der Rebellen ausblendet.
 
Mag sein, dass es nach irgendwelchen seltsamen Nebenklauseln internationalen Rechts nicht so ist, aber ich würde diese Aktion als eine Kriegsaktion gegen Syrien werten.

Da gebe ich Dir natürlich Recht. Es ist eine Kriegsaktion, aber meiner Meinung nach eine gerechtfertigte.

Natürlich hat Syrien jetzt nicht gerade die Fülle an Möglichkeiten zur Verfügung. Zumindest hätten sie das propagandistisch vor ihrer eigenen Bevölkerung und vor der Internationalen Gemeinschaft ausnutzen können.

Aber was sollte das bringen?
Die eigene Bevölkerung ist gespalten. Die Rebellen freuen sich vermutlich darüber und die Regierungstreuen ärgern sich, aber einen wirklichen Nutzen erkenne ich nicht.
Die internationale Gemeinschaft kann auch gerne ein paar böse Worte fallen lassen, aber ich glaube kaum, dass Israel das juckt.

Es liegt in ihrem Interesse, dass Assad an der Macht bleibt. Geht er, kommen radikale Israelhasser an die Macht.

Naja, Assad ist jetzt nicht gerade ein Freund Israels.
Sicher möchte Israel nicht, dass radikalere Kräfte an die Macht kommen, aber auch Assad ist israelfeindlich, daher beschränkt sich der israelische Einsatz bisher auf derartige Waffenlieferungen.

Tatsächlich wäre ein Krieg gegen Syrien für jede Seite höchst unvorteilhaft. Assad verfügt über eine doch recht modern ausgerüstete und zahlenmäßig sehr starke Armee. Jeder Krieg auf Syrischem Boden wäre mit enormen eigenen Verlusten verbunden. Das ist auch der Grund, warum die Amis mittlerweile in fast jedem Land der Welt sind und ständig irgendwo "intervenieren", aber eben nicht in Syrien.

Ja, die syrische Armee ist schon nicht schlecht.
Die USA halten sich aber aus zwei Gründen zurück. Zum einen wollen sie einen Guerilla-Krieg wie in Afghanistan vermeiden und sie wollen nicht aktiv einen Verbündeten Russlands angreifen.
Letztes Jahr stand eine US-Flotte noch vor Syrien, aber nachdem mehrere russische Kriegsschiffe hinzugekommen sind hat Obama den Rückzug befohlen.
Auch wenn ich dieses - Ultimatum stellen und dann ignorieren - von Obama schwach finde, so bin ich mir fast sicher, dass dadurch ein größerer Konflikt zwischen Russland und den USA verhindert wurde.

Aber auf mich wirken manche Beiträge als arg zu israelfreundlich. Israel hat es zweifellos schwer in der Region, aber die Probleme sind zum guten Teil hausgemacht. Der Staat wurde einfach so aus weißer Willkür heraus in ein Gebiet gepflanzt, in dem schon jahrhundertelang andere Völker gesiedelt haben.

Bin ich israelfreundlich? Ja.
Ich finde die Berichterstattung im Bezug auf Israel oft sehr einseitig hier in Deutschland.
Nun kurz zur Gründung Israels. In diesem Teil der Welt leben die Juden schon seit über 3000 Jahren. Mal in der Mehrheit und Mal in der Minderheit. Die Römer haben sie damals zu großen Teilen vertrieben, aber es lebten weiterhin Juden in diesem Landstrich.
Als man nun einen Ort für einen Judenstaat suchte lebten schon Juden in diesem Gebiet und zwar neben den Arabern.
Nach dem zweiten Weltkrieg sind natürlich sehr, sehr viele Juden in dieses Land gekommen. Dadurch kam es auch zu Konflikten und sowohl auf Seiten der Juden, als auch der Araber, als auch der Briten und der internationalen Gemeinschaft wurden Fehler gemacht.
Das Land wurde geteilt und Jerusalem sollte neutral bleiben.
Als das britische Mandat endete und die Juden den Staat Israel gründeten haben aber mehrere arabische Staaten dem neuen Staat den Krieg erklärt.

Dieser hat mit der Hilfe der USA überlebt und im Laufe weiterer Konflikte hat sich das Land vergrößert.
Es gibt immernoch Araber, die in Israel leben und dort keine Probleme haben. Einige sind sogar israelkritisch in der Politik aktiv ohne dadurch weitere Probleme zu bekommen.
Die Gruppe, die die meisten Menschen als Palästinenser kennen, besteht aber weniger aus Menschen, die durch Israel vertrieben wurden, als aus Menschen aus den umliegenden arabischen Staaten, die keiner dieser arabischen Staaten aufnehmen wollte. Stattdessen haben die arabischen Staaten diese Gruppe aus Flüchtlingen und Nomaden instrumentalisiert um gegen Israel vorzugehen.

Ich will aber eben auch herausheben, dass sich Israel nicht so benimmt, wie ein Staat der Frieden will. Ständig wird auf Palästinensergebiet gesiedelt und das Gebiet dann bis aufs Blut verteidigt. Die Flächenverhältnisse zwischen Israel und Palästina haben sich seit der Grüdung fast umgedreht.

Nun Israel hat zum Beispiel den Gaza-Streifen aufgegeben.
Dieses Gebiet gehört nichtmehr zu Israel, sondern alleine den Palästinensern.
Da wurden israelische Bürger oft zwangsweise umgesiedelt und die fanden und finden das immernoch nicht lustig. Viele haben dabei ihre Heimat und ihren Job verloren und sind seitdem arbeitslos.
Was war aber die Konsequenz aus dieser Aktion, die doch ein Entgegenkommen zeigt.
Die Antwort lautet Terroranschläge in Israel.
Daher wurde der Zaun gebaut, der nicht da ist um die Palästinenser gefangen zu halten, sondern um zu verhindern, dass die Palästinenser rüberkommen und sich in die Luft jagen.
Und weiterhin schaffen es ab und zu Terroristen über den Zaun und attackieren Israelis.
Und weiterhin liegen oft Sprengfallen am Zaun, die die Grenzpatrouillen verletzen oder töten.
Zusätzlich werden Raketen aus dem Gaza-Streifen auf israelische Wohngebiete geschossen.
Daher die Seeblockade um Waffenlieferungen zu unterbinden. Natürlich ist das nicht schön.

Was die israelischen Siedlungen angeht muss man auch sehr vorsichtig sein. Zum Beispiel nachdem die UNO Palästina anerkannt hat, hat die israelische Regierung ein Gebiet zur Besiedlung freigegeben.
Ein riesiger Aufschrei, wie man sowas denn machen könnte.
Ich hatte zu dem Zeitpunkt seit über einem Monat jeden Tag unzählige Meldungen über Raketenangriffe auf Israel gelesen, war froh, dass es die Waffenruhe gab und ich fragte mich ernsthaft wo diese Schreihälse waren, als die Raketen auf Israel flogen.
Davon aber abgesehen ist das Gebiet, welches nun besiedelt werden darf israelisches Staatsgebiet gewesen.
Das einzige was die Regierung also gemacht hat ist auf ihrem Land Siedlungen zu erlauben.
Das dieser Landstrich das Palästinensergebiet weiter teilt ist natürlich eine Provokation, aber genauso war die Anerkennung Palästinas eine Provokation für Israel wo wenige Tage zuvor noch die Raketen flogen.

Und auch die Rebellen sind keine weißen Ritter in strahlenden Rüstungen, die für alles Gute in der Welt kämpfen.

Da gebe ich Dir wieder Recht. Mir geht es auch mehr um die Zivilisten, welche unter diesem Konflikt zwischen Regierung und Rebellen leiden und darum, dass die Welt das ignoriert bis es wieder mal eine Nachrichtenknappheit gibt und die Medien es wieder aufgreifen.

Es gibt in der Region eben keinen "Guten" und letztlich auch keinen absolut "Bösen". Jedes Land und jede militante Organision in der Gegend war und/oder ist in schmutzige Kriege, Terroraktionen und Menschenrechtsverletzungen verwickelt und hat eine Teilschuld an der aktuellen Situation.

"Gut" und "Böse" sind sowieso sehr subjektive Begriffe.
Ich sage auch nicht, dass Israel völlig unschuldig ist. Ich finde aber, dass es keinesfalls so einfach ist wie: "die wurden dahingesetzt und daher ist es doch klar, dass ihre Nachbarn sie nicht mögen" oder "die bauen Siedlungen, deshalb sind sie mindestens genauso schlimm wie die, die Raketen auf Zivilisten schießen".

Diese Konflikte sind ziemlich komplex und dauern nun über Jahre an.
Fehler wurden gemacht, das kann man nicht abstreiten.
 
bluez hat gesagt.:
An der Stelle könnte man sich die Frage stellen, ob nicht Israel was tun könnte. Es liegt in ihrem Interesse, dass Assad an der Macht bleibt.
Israel zeigt doch bereits was es tun kann: Es kann und wird jederzeit militärisch zuschlagen, wenn es seine Sicherheitsinteressen bedroht sieht. Ob es wirklich im Interesse Israels liegt, dass Assad im Amt bleibt - der Mann hat Israel seit seinem Amtsantritt vor 13 Jahren immerhin wiederholt als "Feind, mit dem es niemals Frieden geben würde" bezeichnet - weiß ich nicht. Die Sichweise das Assads Regime für Stabilität sorgt und somit Israel ein vitales Interesse an dessen Macherhalt hat, damit keine radikalen Islamisten in Syrien an die Macht komment, ist auch zu simpel - denn unter Assad hat Syrien die schiitische Hisbollah, eine radikale islamistische Miliz stets unterstützt. Und die Hisbollah ist nun einmal so etwas wie Israels Erzfeind und steckt hinter den meisten Raketenangriffen auf Israel. Die Lage ist für Israel also recht kompliziert, einerseits hast Du natürlich recht, dass es nicht im Interesse Israels liegen kann, wenn in Syrien ein schiitischer Gottesstaat nach iranischen Vorbild installiert wird - andererseits ist Syrien ein bekannter Unterstützer der Hisbollah, die Israel wiederholt angegriffen hat. Durch den syrischen Bürgerkrieg ist der, neben dem Iran, bedeutendste Unterstützer der Hisbollah weitgehend neutralisiert - weil Assad derzeit große Probleme im eigenen Land hat. Das dürfte dann auch der Grund sein warum Hisbollah-Kämpfer in Syrien auf Seiten Assads gegen die "Rebellen" kämpfen - die Hisbollah braucht Assad als Unterstützer. Und ihre Bezahlung scheint in Naturalien zu erfolgen, denn angeblich galten die israelischen Luftschläge einem Konvoi und einer Lagerhalle mit Fateh-110-Raketen, die für die Hisbollah bestimmt waren. Laut SpiegelOnline haben diese Raketen eine Reichweite von 300 Kilometern und würden der Hisbollah ganz neue Angriffziele ermöglichen - sogar israelische Atomreaktoren sollen in Reichweite dieser Raketen liegen.
Sollte das alles so stimmen, dann hat Israel ein vitales Interesse daran die Hisbollah daran zu hindern, sich diese Raketen zu beschaffen und in den Libanon zu bringen...;)

bluez hat gesagt.:
Aber es ist nicht so als wären die Rebellen allesamt lupenreine Demokraten, die nur das Beste für das Volk wollen. Die Rebellen, die in Wirklichkeit längst keine homogene Gruppe mehr sind, sondern aus verschiedenen Strömungen bestehen, wollen größtenteils ihre eigenen totalitären Systeme aufbauen.
Natürlich sind die Rebellen keine "lupenreinen Demokraten" und sie waren zu keinem Zeitpunkt eine homogene Gruppe - aber ihr Ursprung liegt eben in der friedlichen Protestbewegung, die einfach für mehr Rechte und Freiheiten demonstriert haben und auf die Assad mit Panzern geantwortet hat. Und mit jeder blutigen Niederschlagung bekamen die "Rebellen" mehr Zulauf, auch von Soldaten & Offizieren der regulären Armee, die keine Lust mehr hatten auf ihre Landsleute zu schießen - hier hat Assad selbst dazu beigetragen eine Art Gründungsmythos für die "Rebellen" zu schaffen.
Allerdings wurden die "Rebellen" auch mit wachsendem Zulauf zunehmend interessanter für Extremisten jeder Couleur. Mittlerweile haben vermutlich selbst die Syrer den Überblick verloren, welche Gruppierungen mitmischen und wer für was steht...:rolleyes:

bluez hat gesagt.:
Hierzulande werden sie leider allzuoft als philanthropische Wohltäter dargestellt, aber das sind sie nicht.
Tatsächlich? Wo denn? Ich finde die Berichterstattung bemüht sich um ein überraschendes Maß an Objektivität - zumindest in den Zeitungen, die ich lese (z. B. SZ, Zeit & FAZ) und den TV Sendungen zu dem Thema, die ich gesehen habe (z. B. bei heute & Weltspiegel), wurde stets darauf hingewiesen das beide Seiten Menschrechtsverletzungen begehen und das bei vielen Massakern nicht festzustellen ist, welche Seite letztendlich verantwortlich ist. Auch das die Opposition oder die "Rebellen" hoffnungslos zerstritten & zerplittert ist, wird immer wieder thematisiert. Eine Darstellung als "lupenreine Demokraten" oder "philantropische Wohltäter" ist mir eigentlich noch nicht begegnet - vermutlich haben die Medien seit der ersten Euphorie über den "arabischen Frühling" und den Ergebnissen in Ägypten, Libyen & Tunesien schlichtweg dazu gelernt.

Edit:
Übrigens zeigt Syrien gerade wie es reagieren kann: Mit Drohungen. Laut Syriens Vize-Außenminister wird Syrien "zu gegebener Zeit Vergeltung üben". Allerdings verurteilt auch Ägypten die israelische Aggression und die Arabische Liga fordert die UN zum Handeln auf - die Lage wird also zunehmend angespannter.
Quelle: Raketen aus Israel: Syrien wertet Luftangriffe als Kriegsklärung - SPIEGEL ONLINE

Edit 2:
Fefe verlinkt heute auf einen interessanten Bericht der UN, der besagt das nicht die regulären Truppen, sondern vermutlich die "Rebellen" Chemiewaffen eingesetzt haben: U.N. has testimony that Syrian rebels used sarin gas: investigator | Reuters
 
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