Wer jetzt denkt, dass die Nato nur zum Kaffeeklatsch ihre Truppen Richtung Russland zieht, der kann beide Augen zu machen, aber nur so lange, bis die erste (eigentlich wäre es die dritte) Atombombe hoch geht.
Fassen wir zusammen: Du unterstellst der NATO also die Planung eines Angriffskriegs, möglicherweise sogar mit Einsatz von Atomwaffen, unter Führung von Clinton (mit o, nicht mit e). Das passe auch in die "Strategie", wie z.B. die Zusammenziehung von Soldaten aus NATO-
MitgliedsVasallenstaaten, die NATO-Ost Erweiterung, die gescheiterte Libyen-Intervention der USA, die Wahlkampffinanzierung der USA, die geheime Kriegsführung im Kalten Krieg unter Reagan, innenpolitische Probleme Schwedens sowie die Aufrechterhaltung des Terrorismusgedankens in den USA zur Stützung militärischer Vorhaben zeigen würden. Gründe, warum die USA dies mache, hast du bislang leider nur ansatzweise genannt, wie z.B. die fallende Bedeutung der NATO in der heutigen Sicherheitspolitik. Die Medien würden diesen Kurs unterstützen, in dem sie dem Volk ausschliesslich (NATO-)Propaganda vorsetzen.
Hui, das ist harter Tobak, der viele unterschiedliche Themen miteinander vermischt. Gehen wir die Themen mal Schritt für Schritt durch:
1. Angriffskrieg: Die NATO stationiert derzeit rund 4000 Soldaten im Baltikum an der Grenze zu Russland. Warum? In der Hauptsache erstmal aus dem Grund, weil die Länder des Baltikums im Angesicht des Ukrainekonflikts und ihrer innenpolitischen und gesellschaftlichen Situation darum
gebeten haben. Hinzu kommt eine verteidigungspolitische Komponente: Die baltischen Länder sind von einem Schutz durch die NATO abhängig. So arbeitet die NATO (das Bündnis, nicht die USA) schon seit dem Beitritt 2004 aktiv mit lettischen, litauischen und estischen Militärs zusammen, z.B. im Rahmen der Luftraumüberwachung und der Ausbildung von Offizieren. Warum macht man das? Das hat üblicherweise zwei Gründe: Notfälle ziviler Maschinen (z.B. Flugzeugentführungen) und militärische Verletzungen des Luftraums, die selbst in Mitteleuropa häufiger vorkommen, als öffentlich bekannt ist.
Auf der anderen Seite der Landesgrenze stehen den NATO Soldaten ein vielfaches ihrer russischen Kollegen gegenüber. Genaue Zahlen habe ich nicht gefunden, aber es soll sich um 15'000 bis 30'000 Soldatinnen und Soldaten handeln. Das wäre das 3 bis 8-fache des NATO Kontingents. Ein konventioneller Angriffskrieg seitens der NATO wäre schneller vorbei, als Russland den Schalter für eine Atombombe drücken könnte. Wobei letzteres schon sehr, sehr unwahrscheinlich ist, denn es existiert sowohl ein Gesprächskanal zw. beiden Seiten ("heisser Draht", NATO Russland Rat, uva.), als auch das Wissen, dass beide Seiten sich leicht selbst zerstören könnten. Die Atombombe ist heute maßgeblich eine Absicherung, dass die jeweils andere Seite ihre nicht einsetzen wird. Wenn es um Atombomben geht, dann sollte man sich eher Nordkorea, Pakistan oder Indien anschauen. Dort ist die Gefahr deutlich größer, als zwischen den USA und Russland.
Wo übrigens in Bezug auf die Fragestellung der Unterschied zwischen einer Bündnisgrenze und einer Landesgrenze liegt, das musst du mir nochmal erklären.
2. NATO Osterweiterung: Die Erweiterung der NATO im Osten Europas ist kein Anzeichen für einen Angriffskrieg, sondern eine Folge aus dem Fall der Mauer und den juristischen Verpflichtungen, die sich z.B. aus dem Washington Treaty (Nordatlantikvertrag) von 1949 (d.h. 40 Jahre VOR dem Fall der Mauer...) sowie der langfristig ausgelegten "Open door policy" ergeben. Im Nordatlantikvertrag steht in Artikel 5, dass die Mitgliedschaft in der NATO jedem europäischen Land offen steht,
vorausgesetzt, es erfüllt die Anforderungen, die an es im Zuge der Aufnahmeprozedur gestellt werden.
Hinsichtlich der Ukraine und Georgian ist die Angst Russlands vor einer starken NATO verständlich. Aus diesem Grund haben sich auch Staaten wie Deutschland sich mehrfach gegen eine Aufnahme ausgesprochen (Vasallen, he?). Und das hat auch bislang Wirkung gezeigt: Die Ukraine besitzt seit 1997 (also seit 20 Jahren) ausschliesslich Partnerstatus. Zu Mitgliedschaftsverhandlungen ist es bislang nicht gekommen. Allgemein ist deren Erfolg mehr als fraglich, wenn man die o.g. Anforderungen betrachtet.
Fernab der Kritik an der Osterweiterung, die nicht nur unsere besorgten Bürger inzwischen erkannt haben, sondern die seit den 90er Jahren öffentlich diskutiert wird, muss man auch eine Friedenskomponente der NATO zusprechen. Das NATO Bündnis hat durch eine gemeinsame Verteidigungspolitik die Verteidigungsetats der einzelnen Ländern gesenkt und ihnen untereinander Gespräche und Frieden ermöglicht. Die NATO als ausschliesslichen Kriegstreiber zu bezeichnen wird ihr aus gesamtheitlicher Sicht nicht gerecht. Am Ende bleibt sie aber ein militärisches Verteidigungsbündnis, kein blümchen-pflanzender Friedensverein. Das muss man auch Russland immer wieder klar machen, das schon rein kulturell eine ganz andere Haltung zu seinem Militär aufweist, als verschiedene europäische Länder.
3. Libyen: Libyen ist vielmehr ein Beispiel für die starken politischen Kräfte innerhalb des NATO Bündnisses. Während Frankreich, die USA und GB in Libyen intervenierten - was zu deutlicher Kritik geführt hat, aber nichts mit der NATO zu hat - haben sich Deutschland und die Türkie immer gegen eine NATO Intervention ohne UN Mandat gestellt. Daher übernahm die NATO lediglich die Lufraumüberwachung (inkl. UN Mandat) in den Nachzügen der Intervention sowie später die Umsetzung von UN-Resolution 1973. Die Umsetzung geschah jedoch maßgeblich auf freiwilliger Basis, was zu diversen diplomatischen Problemen geführt hat, insbesondere deswegen, weil Deutschland nicht der Rolle nachgekommen ist, die von Deutschland erwartet wurde.
Der Einsatz der USA geht heirbei wohl klar auf die Kappe von Aussenministerin Clinton und war, im Nachhinein, ein Fehler. Dies wird auch von Obama so unterstützt, der ursprünglich gegen einen Einsatz in Libyen war. Die NATO spielt hierbei jedoch keine Rolle, da sie immer unter UN Mandat unterwegs war.
4. Die letzten drei Punkte (Wahlkampffinanzierungen, Auswirkungen der Reagan Doktrin, schwedische U-Boote und Steuerung der Bevölkerung) haben nichts direkt mit der NATO zu tun. Sie bezeugen vielmehr die bewusste und direkte Einflussnahme der öffentlichen Meinung einem Land durch andere Länder. Neu ist das nicht.
Propaganda war schon immer ein nützliches Mittel zur Beeinflussung von Menschen und Meinungen.
Heute ist es sogar noch einfacher, denn man muss heute nicht direkt Gruppen im Land unterhalten, die auffliegen könnten, sondern kann Informationen auch gezielt über das Internet "von zuhause" aus streuen. Dementsprechend fallen heute viel mehr Menschen einer (fremd oder eigens) gesteuerten Propaganda zum Opfer, denn einerseits ist die Informationsflut größer, andererseits ist die Entscheidung, ob es sich um Manipulation, Propaganda oder die Wahrheit handelt,
ohne ausreichende Bildung oder Hintergrundwissen nur sehr, sehr schwer bis garnicht zu treffen. Bildung und Hintergrundwissen setzt jedoch wiederum eine vorurteilsfreie und umfassende Auseinandersetzung mit Themen und Grundlagen voraus; ergo, ohne die historischen, politischen und gesellschaftlichen Grundlagen ist eine schlüssige Beweisführung einer aufgestellten These nicht möglicht. Es bleibt eine unreflektierte Meinung, selbst, wenn sie von web.de, SpiegelOnline, CNN/BBC oder RT gestützt wird.
Daher erlaube mir zwei abschliessende Fragen: Kennst du die diplomatischen, aussenpolitischen und zwischenstaatlichen Grundlagen (Geschichte, Soziologie, Politikwissenschaft, ...), um die aktuelle Lage angemessen beurteilen zu können? Oder berufst du dich einfach nur auf eine lose Sammlung von beliebig gearteten Informationen aus unterschiedlichen Quellen?