Politik: EC will ICANN reformieren

Chromatin

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Im Zuge des neuen gTLD Programms der ICANN, hat sich die EC dazu "entschlossen" ICANN zu reformieren.

Angeführt wird diese Truppe ignoranter Bürokraten von unserer hochgeschätzten Neelie Kroes (Vice-President of the European Commission responsible for the Digital Agenda).
Frau Kroes ist in ihrer Sache (Digital Agenda) sehr umtriebig und versucht mehr Einfluss aus der Politik in die Internetverwaltung zu bringen.

Da ICANN nach dem sog. multi-stakeholder und einem Bottom-Up Prinzip arbeitet, kann sich JEDER entsprechend an Policyarbeit beteiligen.

Wer mit ICANN nicht vertraut ist: Die IETF arbeitet nach einem solchen Prinzip: Jeder kann teilnehmen und jedem wird zugehört. Die einzige Qualifikation, die dort jemanden interessiert, ist was jemand KANN.

Ein kurzer Plott: ICANN hat in etwa 2006 die Einführung neuer TLDs beschlossen und bis zum 20.6.2011 Die vorlaeufige Endfassung eines Applicant Guidebooks veroeffentlicht, worin das Verfahren für Bewerber beschrieben ist.

Mit der kommenden Öffnung des Namensraumes wird sich einiges in der Domainlandschaft ändern. Politiker - ganz wie man es von ihnen erwartet - sind mal wieder zu spaet aufgewacht und haben gemerkt, das die Internetgemeinde bisher ganz gut ausgekommen ist - ohne politische Intervenierungen.

Für alle - und das ist sehr wichtig -, die sich nicht so gut mit der Geschichte des Netzes auskennen: Die verschiedenen Gruppierungen, ISOC, ICANN, IETF, IGF etc. pp. arbeiten KONSENSBASIERT.
Dh man arbeitet und diskutiert so lange, bis es einen "rough consensous", einen ausreichenden Konsens in einer Sache gibt. Nach diesem Verfahren werden u.a. auch die bekannten RFCs verabschiedet.

Dieses Muster funktioniert, wie alles im Internet, "gut genug" um Bestand zu haben.

Frau Kroes ist (und andere) der Meinung, das es nicht sein koenne, das sich die Internetgemeinde selbst verwaltet. Laut Frau Kroes muss ICANN der Politik mehr Einflussmöglichkeiten zugestehen.


Anhaltspunkt dieses Threads sollte sein (zumindest wuenschenswert): Wie kann man die Beduerfnisse der Community, also uns, ICANN und politischen Stroemungen, die (manchmal leider) nicht wegzudenken sind, unter einen Hut bringen. Wie kann man Politiker zu der Einsicht bringen, das Konsens besser ist als irgendwas einfach zu "bestimmen"?



Hier ein bischen Stoff zum reinschaffen:


Neelie Kroes - European Commission - EUROPA

EU-Vertreter sieht "strukturelles Problem" bei der ICANN | heise Netze

EUROPA - Press Releases - Neelie Kroes Vice-President of the European Commission responsible for the Digital Agenda ICANN's 38th International Meeting Brussels, 21st June 2010

http://www.kuhlen.name/MATERIALIEN/Publikationen2004/optionen_wsis.pdf

Internet Governance
 
Dass Politiker echte Demokratie noch nicht verstanden haben, ist ja nun nichts neues. Und genauso wenig dürfte es etwas neues sein, dass sie von Globalisierung keine Ahnung haben. Wie sollte man also erwarten, dass sie ihre Kleingeistigkeit nicht auf das einzige echte globale Medium, das Internet, anwenden? Es war doch zu erwarten, dass sie ihr Demokratieverständnis, das in erster Linie aus Kontrolle der Massen besteht, versuchen werden auf das Internet anzuwenden, wo echte Demokratie schon seit Jahrzehnten gelebt wird und die Kontrolle somit durch den Konsens bzw. die "Net People" automatisch entsteht. Und es war auch zu erwarten, dass sie globales Agieren nicht beherrschen werden, wenn sie erstmals mit einem Medium in Kontakt kommen, bei dem selbiges unabwendbar ist. Wenn es nach Politikern ginge, würden sie lokale Gesetzgebungen gern auf die ganze Welt übertragen und genau das versuchen sie nun mit dem Internet, weil es nunmal global existiert. Wenn sie es schon beim Urheberrecht und beim Strafrecht nicht schaffen, wollen sie wenigstens im Internet Gesetze vorschreiben können. Man kann also nur hoffen, dass der Schuss nach hinten losgeht und sie von den "Net People" endlich mal ordentlich ein paar auf die Finger bekommen.
 
Meiner Meinung nach ist ein sehr großes Problem in diesem Bereich, dass viele der Politiker einfach relativ alt sind. In der EU ist es noch wesentlich krasser, da viele Nationalpolitiker zur EU auf's "Altenbett" geschickt werden, wenn sie in ihrem Land nicht mehr gewünscht sind.
Daraus resultiert schonmal eine sehr ablehnende Haltung gegenüber dem Internet, da sie dieses Medium und die vorherrschenden Prinzipien einfach nicht verstehen. Das versuchen sie durch mehr Kontrolle wettzumachen. Zudem kommt noch, dass die meisten Politiker der Meinung sind, dass nur sie die Zusammenhänge verstehen können und deshalb auch nur sie sagen sollten, was Sache ist.

Bis jetzt haben sie sich zum Glück beim Internet die Zähne ausgebissen.
 
Ich denke das Markenrecht wird hier von der EC lediglich vorgeschoben, denn
hier ist das amerikanische Markenrecht um Längen besser geeignet, gerade in Bezug auf
die Namensvergabe im Internet. Hier würde ich mir sogar eine Erweiterung auf die
Second Level Domains wünschen. In Wirklichkeit dürfte es um eine Gleichstellung mit den
USA gehen, die in Bezug auf ICANN-Entscheidungen ein Vetorecht besitzt, auch wenn sie
es bis jetzt vernünftigerweise nicht eingesetzt hat.
Allerdings sollte man eher darauf hinarbeiten, dass die USA dieses Recht verliert,
als das man Zustände wie in der UN zulässt, wo im Prinzip höchstens Absichtserklärungen
durchsetzbar sind. Hier wäre wohl der richtige Weg den anfragenden Politikern nahezulegen sich
national darum zu kümmern, dass die Gesetzgebung internationalen und technischen Erfordernissen
angepasst wird. Hier könnten sie beweisen wie kompetent sie sind, um in einem
grenzenlosen Medium tragfähige Entscheidungen zu treffen. Vielleicht werden wir dann
von Entscheidungen wie bei Apple vs Samsung in Düsseldorf verschont.

Kurzfristig sehe ich hier allerdings wenig Chancen, dass diese Kompetenz sich in den
nationalen Parlamenten manifestiert, weshalb mir die rasante Kommerzialisierung des Internets
echte Sorgen bereitet. Vielleicht sollte man darüber nachdenken, ob es nicht technische
Möglichkeiten gibt kommerzielles, informelles und privates zu trennen, um den Anforderungen
des Mediums in den unterschiedlichen Bereichen gerecht zu werden. Dann wäre es
unter Umständen leichter auch urheberrechtlich geschützte Inhalte unter entsprechenden
Einschränkungen privat zu nutzen, ohne gleich Gefahr zu laufen die totale Überwachung
des Netzes zu begünstigen oder sich finanziell zu ruinieren. Auch könnte man im Bereich
informelles entsprechende Regeln festlegen, wie der Urheber entlohnt wird
und im Bereich kommerzielles könnte man beiderseitige Verifikation fordern, womit
auch jedem DAU klar wäre, hier ist es nicht mehr kostenlos.
Durch eine solche Trennung wäre es eventuell möglich auch Zuständigkeiten
entsprechend den Erfordernissen zu gewichten, den Urhebern wäre es möglich
ihre Werke in gekürzter oder qualtitativ geringerer Form auch nicht komerzieller
Nutzung zur Verfügung zu stellen und für den User wäre leichter erkennbar welchen
Regeln er momentan Folge zu leisten hat.

Gruss
 
Vielleicht sollte man darüber nachdenken, ob es nicht technische
Möglichkeiten gibt kommerzielles, informelles und privates zu trennen, um den Anforderungen
des Mediums in den unterschiedlichen Bereichen gerecht zu werden.
Gruss

Die Idee ist nicht neu, die Top-Level-Domains waren ursprünglich dafür gedacht.
Doch mit der zunahme der "NetPeople" wurde das mit der Zeit immer stärker vernachlässigt, zugunsten der Netzgemeinde.

Das man ein wenig mehr Ordnung ins Netz aller Netze bringen möchte bemerkt man z.B. an der TLD .xxx, sie soll quasi für den Erotikbereich des Netzes stehen - so zumindest die Idee dahinter.
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja, ich dachte da schon an ein bisschen mehr, protokolltechnisch mindestens,
wenn nicht sogar hardwarebasiert.

Gruss
 
Dass Politiker echte Demokratie noch nicht verstanden haben, ist ja nun nichts neues. Und genauso wenig dürfte es etwas neues sein, dass sie von Globalisierung keine Ahnung haben. Wie sollte man also erwarten, dass sie ihre Kleingeistigkeit nicht auf das einzige echte globale Medium, das Internet, anwenden? Es war doch zu erwarten, dass sie ihr Demokratieverständnis, das in erster Linie aus Kontrolle der Massen besteht, versuchen werden auf das Internet anzuwenden, wo echte Demokratie schon seit Jahrzehnten gelebt wird und die Kontrolle somit durch den Konsens bzw. die "Net People" automatisch entsteht. Und es war auch zu erwarten, dass sie globales Agieren nicht beherrschen werden, wenn sie erstmals mit einem Medium in Kontakt kommen, bei dem selbiges unabwendbar ist. Wenn es nach Politikern ginge, würden sie lokale Gesetzgebungen gern auf die ganze Welt übertragen und genau das versuchen sie nun mit dem Internet, weil es nunmal global existiert. Wenn sie es schon beim Urheberrecht und beim Strafrecht nicht schaffen, wollen sie wenigstens im Internet Gesetze vorschreiben können. Man kann also nur hoffen, dass der Schuss nach hinten losgeht und sie von den "Net People" endlich mal ordentlich ein paar auf die Finger bekommen.

Das ist ein interessantes, aber wenig konstruktieves Statement. Wie bei "realer" Politik ist es auch bei IG (Internet Governance): Alle haben die Wahl, aber keiner geht hin. Nur gibt es bei IG keine reellen Wahlen, sondern verschiedenste Interessengruppen - Stakeholder - die sich für ihre Belange, egal welcher Natur, innerhalb von IG engangieren.

Es ist einfach, auf die "Net People" zu vertrauen und zu denken das es schon irgend jemand regeln wird.

Es gibt bei IG durchaus die Möglichkeit, sich persönlich zu engagieren und auch an etwas mitzuwirken.

Eins wohl der besten und deutlichsten Manifeste ist die Unabhängigkeitserklärung des Internets, 1996 von John Perry Barlow verfasst. Daneben gibts noch die abgespeckteren Statuten zB der IETF.

Wir haben einige "Principles", nach denen die Netzgemeinde bisher gut leben konnte. Mittlerweile hat aber der Markt das Internet entdeckt und dort erheblichen Einfluss, nicht zuletzt auf Regierungen. Diese versuchen nun das Kind zu schaukeln.

Im Grossen und Ganzen gibt es 2 Lager: Die einen sagen das die bisherigen "offline" Gesetze ausreichen und sie lediglich geringe anpassungen bedürfen. Das sich aber das Netz bekanntlich nicht um Staatsgrenzen kümmert, ist nach Meinung der anderen eine komplett neue Denk- und Handlugsweise nötig um Regularien zu erstellen.

Diese Regularien sind nicht notwendigerweise Einschränkungen, sondern ledlichlich eine Übereinkunft darüber WIE wir im Netz miteinander umgehen und Probleme behandeln.

Fakt ist: Regierungen aller Welt bemühen sich vermehrt massiv darum staatliche Kontrolle auszuüben. Die Chance einer Beteiligung am "policy building" sollten wir uns nicht entgehen lassen.

Als kleiner Nachbrenner noch dieses Pamphlet:
http://www.culturalivre.org.br/artigos/IBSA_recommendations_Internet_Governance.pdf
 
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