Original von LX
Und du beschwerst dich, wenn jemand anders das Mittelalter mit dem heutigen "Informationszeitalter" vergleichen will? *g
Jain, dass jemand die Verteilung von Wissen heutzutage mit dem Mittelalter vergleicht, erscheint mir einfach unpassend. Heutzutage ist neues Wissen binnen kurzer Zeit auf der ganzen Welt verteilt. Der Ursprung des Wissens wird damit für die meisten kaum noch wahrnehmbar. Diesen Ursprung zu kennen ist heutzutage auch nicht mehr annähernd so relevant wie es im Mittelalter der Fall war. Man spricht nicht vom deutschen MP3-Codec, es ist einfach nur ein MP3-Codec, weil sein Ursprung nicht direkt wahrnehmbar ist, während man damals von arabischen Zahlen sprach, weil sie jemand von dort "mitgebracht" hat.
Original von LX
So wie ich dich verstehe, betrachtest du den Menschen und seine Ansichten im geschichtlichen Kontext als starr und ewig. Nur weil es früher so war, wird's auch immer so sein.
Wenn man aus den Fehlern von damals lernen würde, hättest du sicherlich recht, wenn du davon ausgehst, dass dem nicht so ist. Dies tut die Menschheit meiner Ansicht nach aber nicht. Sie versucht alte Konzepte neu aufzuwärmen, die in ihrer Grundlage schon schwächen bewiesen haben, die nicht ausgeräumt werden.
Original von LX
Warum haben wir keine Todesstrafe mehr, wo sie in anderen Ländern doch noch praktiziert wird? Sollte man nicht lieber nach dem besseren streben als den Maßstab an dem anzulegen, was man selbst verachtet?
Was "besser" ist, ist eine sehr subjektive Sache. Die Todesstrafe haben wir nicht mehr, weil unsere Gesellschaft sich überwiegend dagegen ausgesprochen hat. Ob dies nun besser ist oder nicht und warum es besser oder schlechter ist, hängt aber wiederum von der Sichtweise des Individuums ab. Ich lege den Maßstab aber zuerstmal an dem an, was möglich erscheint und nicht daran, was ich verachte oder als besser empfinde.
Original von LX
Der Aufbau einer Kultur bedingt nicht die Zerstörung der anderen, es sei denn du hängst dem Klischeebild an, dass in Moscheen nur Hasspredigten auf "den Westen" abgehalten werden
Schon der Versuch der Dominanz innerhalb einer fremden Kultur und die Missachtung derselbigen ist in meinen Augen eine Arroganz, die sich niemand leisten sollte, der innerhalb einer fremden Kultur leben will. Dies zeigt dann sehr deutlich, dass eine Zerstörung der gastgebenden Kultur zumindest angedacht ist, egal ob dies nun bewusst oder unbewusst geschieht. Wer krampfhaft seine eigene Kultur in einem fremden Kulturkreis durchsetzen will, ist offensichtlich nicht bereit diese Kultur zu akzeptieren geschweige denn anzunehmen. Ich sehe momentan keinen Willen zur Integration in meinem Umfeld, sondern eher einen ausgeprägten Willen zur Abschottung von unserer Kultur.
Original von LX
Das Christentum gehört deiner Ansicht ja offenbar weniger zu den erhaltenswürdigen Facetten, und die Sprache allein ist auch keine Kultur ...
Das würde eine ziemlich lange Ausführung werden. Nur soviel... es ist mir durchaus bewusst, dass eine Kultur nicht auf einer Sprache aufbaut, sondern diese nur ein Teil von ihr ist. Weitere wichtige Teile wie Moralvorstellungen usw. gehören da auch dazu.
@Cubla_Cangh: In deiner Statistik wird die Anzahl der Leute im studierfähigen Alter nicht einbezogen, sondern nur die Bevölkerungsanteile als ganzes gesehen. Insofern sagt diese Statistik erstmal garnichts aus. Aussagekräftig wäre die Statistik dann, wenn sie sich nur auf die Leute im studierfähigen Alter beziehen würde. Woher die allerdings diese Zahlen haben, ist mir unklar. meine letzte Info vom Februar sind 2,7 Millionen türkischstämmige Menschen in Deutschland. Siehe z.B.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,534052,00.html
Spiegel Online
Der Regierungschef bot zudem an, türkische Lehrer und Pädagogen an deutsche Schulen zu entsenden. Die Bundesregierung bat er, alles ihr Mögliche für die hier lebenden 2,7 Millionen Türkischstämmigen zu unternehmen. ...
Cubla_Cangh
Das ist ja auch nicht der Widerspruch, den ich meine. Ich meine: Mal redest du davon, dass es eine Vermischung der Kulturen gibt und mal streitest du das ab. Du musst dich schon für eine Seite entscheiden...
Ich sage, dass es eine Vermischung der Kulturen geben kann, dass es diese auch sicherlich in Gebieten gibt, wo keine Konzentration von Einwanderern existiert. (Beispiel Potsdam) Gleichzeitig sehe ich aber auch, dass in Ballungszentren diese Vermischung nicht stattfindet und stattdessen eine Nicht-Integration auch noch forciert wird. (Beispiel Berlin) Ich muss mich da also garnicht entscheiden sondern beides sehen.
Cubla_Cangh
Hast du dafür einen Link? Die Forderung höre ich zum ersten Mal. Und warum sollte es keine türkischsprachigen Schulen geben? Es gibt ja auch französischsprachige Schulen in D, oder bilingualen Unterricht auf Deutsch und Englisch, und eine türkische Freundin war auf der Deutschen Schule Istanbul...
Die Debatte schon vergessen, die Erdogan damals angestossen hat?
http://www.focus.de/politik/deutschland/integration_aid_237058.html Da konnte man gerade aus der Linken Ecke im TV auch einiges an Zustimmung hören. Ich befürworte übrigens auch sonstige fremdsprachige Schulen im Ausland nicht, sofern diese nicht darauf abzielen den einheimischen diese Fremdsprache als Fachwissen zu vermitteln. Ein allgemeines Schulsystem sollte in einem Land aber immer in der Landessprache sein, egal ob das in Deutschland, in Österreich oder in der Türkei ist und da sollte es keine Ausnahmen geben. Wenn jemand private Schulen in einer spezifischen Sprache eröffnet, dann ist das sein Ding, aber das sollte nicht durch den Staat dann auch noch gefördert werden.
Cubla_Cangh
1. Warum soll das lächerlich sein?
Siehe meine Antwort für LX. Ein Vergleich zur Geschichte ist allgemein nicht schlecht um aus dieser zu lernen, allerdings sollte man sich dann die Gesellschaftsformen als Ganzes betrachten. Wissen wurde schon immer "geklaut", wenn man daraus einen Vorteil ziehen konnte. Kulturelle Dinge wie Bräuche, Sprachen, Moralvorstellungen, Mentalitäten, Religionen usw. wurden schon immer nur über sehr lange Zeiträume hinweg integriert oder mit Gewalt durchgesetzt.
Cubla_Cangh
Mir stellt sich (als Agnostiker) gerade die Frage, was einen Gott von Satan unterscheiden sollte, also rein in der Frage der Existenz. Aber gut, ich finde, über Religion streitet man nicht. Ich respektiere deinen Glauben.
Dann gehörst du offenbar zu den Menschen, die nicht wissen, was Satanismus ist. Der sogenannte "moderne Satanismus" hat rein garnichts mit einem Glauben an einen imaginären Gott zu tun. Details dazu kannst du unter
http://www.templvm-carnis.net/ nachlesen, da es hier nicht hergehört.
Cubla_Cangh
Gut - was also schlägst du vor, dass getan werden sollte? Eine Vermischung durch räumliche Umstrukturierung?
Es erscheint mir die einzig logische Lösung. Treten Probleme nicht mehr so konzentriert auf, werden sie von der Bevölkerung auch nicht so konzentriert wahrgenommen. Die Bildung einer zweiten Gesellschaft innerhalb unserer Gesellschaft, wie man sie momentan erlebt, wird damit auch unterbunden. Innerhalb von 1-2 Generationen könnte man damit tatsächlich ein friedliches Miteinander erreichen, das ich momentan sehr gefährdet sehe, wenn die Abgrenzung der Kulturen voneinander so fortschreitet, wie es bisher der Fall ist.
Um es nochmal klarzustellen und zusammenzufassen. Ich habe rein garnichts gegen eine Vermischung von Kulturen, da diese schon immer stattgefunden hat und ohne diese eine Gesellschaft in seiner kulturellen Entwicklung zum Stillstand kommen würde. Ich sehe nur momentan diverse Probleme, die ein friedliches Miteinander unterbinden und ein Nebeneinander oder gar ein von gegenseitigem Misstrauen beherrschtes Nebeneinander, wie es derzeit der Fall ist, fördern. Wenn es politisch so weitergeht wie bisher sehe ich extreme Konflikte auf uns zukommen, wie sie in Frankreich ja schon in Ansätzen zu spüren waren bei den Unruhen dort. Im kleinen gibt es diese Konflikte schon heute, wie man an der zunehmenden Fremdenfeindlichkeit in ganz Europa sehen kann. Fremdenfeindlichkeit kommt nicht aus dem Nichts, sondern hat auch ihre Ursachen, die man rational betrachten sollte ohne sie gleich als Nazi-Propaganda o.ä. zu verurteilen. Damit erreicht man nämlich garnichts, sondern verschliesst nur die Augen vor etwas, was Teilen (und offenbar in Österreich sogar sehr grossen Teilen) der Bevölkerung nicht in den Kram passt. Entsprechend muss ein Umdenken stattfinden und das nicht nur bei den Gastgeber-Ländern, sondern auf beiden Seiten. Leider sehe ich aber dieses Umdenken nicht, weil es nun schonmal mit der Toleranz der anderen Kultur beginnt. Ausserdem halte ich eine zwanghafte Forcierung einer Integration für unnötig und kontraproduktiv. Sie würde ganz von allein stattfinden, wenn man dafür sorgen würde, dass eine gleichmässige Durchmischung der Bevölkerungsanteile erzielt wird. Weiterhin muss ein Integrationswille vorhanden sein. Man kann nicht einerseits Integration fordern ohne diese zu fördern, was in Europa meiner Meinung nach auch nicht getan wird, und man kann eben auch nicht ohne die Bereitschaft zur Integration in einem fremden Kulturkreis eindringen um dort zu leben. Da nehme ich aber nunmal wahr, dass dies ganz offensichtlich geschieht und gerade bei muslimischen Mitmenschen gehäuft auftritt. Ich sehe daher mehrere grundlegende Probleme im Umgang mit Einwanderern und das nicht nur in Deutschland:
- Konzentration von Ausländern auf bestimmte Bereiche innerhalb unserer Gesellschaft, wodurch sie verstärkt als fremd wahrgenommen werden und wodurch eine Integration für sie unnötig wird
- falsche Integrationspolitik
- Kriminalisierung und Ablehnung kritischer Betrachtung gegenüber fremden Kulturen und Einwanderern seitens der Linken
- pauschalisierte Einordnung von Einwanderern und Überdramatisierung seitens der Rechten
- fehlender Integrationswille seitens vieler Einwanderer
Jeder dieser Punkte ist ansich schon Zündstoff in einer Gesellschaft und diese alle zusammen helfen sicherlich nicht die nunmal existierenden Probleme zu lösen. Die Augen vor den Problem zu verschliessen wird jedenfalls nicht helfen, genauso wenig wie die Überdramatisierung.