Ja, das stimmt. Der Blog hatte ursprünglich als Untertitel "Tagebuch eines Nachtwandlers". Erst als er bereits einige Tage online war und ich ein wenig mit den Google Webmaster-Tools herumspielte, fiel mir auf, dass das Wort "Nachtwandler" eine Wortschöpfung aus unserer Spielgruppe war, die vermutlich sonst kaum jemand kennen dürfte. Daher habe ich den Untertitel dann nochmal geändert. Ich denke, dass es ein gutes Beispiel dafür ist, wie solche Projekte immer mal wieder kleinere oder auch größere Wandlungen durchmachen, manchmal sogar direkt nach dem Launch. Da ich ja auch als Admin häufig für Startups arbeite, erlebe ich es dort auch immer wieder, dass man Projekte vollständig umbenennt um ihnen einen zum Ziel passenderen Namen zu geben. Auch bei den Bildern habe ich einen Weg eingeschlagen, der so vorher nicht geplant war. Mittlerweile kaufe ich die meisten Header-Bilder, damit ich die Nutzungsrechte ganz legal daran habe. Und wenn ich Bilder mal nicht kaufe, dann sind sie Ausschnitte aus Bildern von Wikipedia oder anderen Quellen, wo sie unter einer freien Lizenz stehen. Selbst bei einem so einfachen Blog muss man ja auch auf Dinge wie Copyrights achten.
Allerdings sind diese "*Wandler" ein wichtiger Teil der Geschichte. Neben den Nachtwandlern, den Vampiren, habe ich ja mittlerweile auch die Schattenwandler, die mit Dschinns des Orients vergleichbar sind, bereits eingebracht. Daher verwende ich diesen Begriff natürlich in der Geschichte auch immer weiter und Bertrand - der Vampir, der die Geschichte erzählt - verwendet zumeist für sich den Begriff Nachtwandler oder auch Kainskind. Letzteres dürfte zumindest Vampire-RPG-Spielern eher ein Begriff sein, da ja der Legende nach die Vampire Nachfahren des biblischen Kain, also des Brudermörders, sind. Natürlich werden auch noch andere Wandler-Typen in's Spiel kommen. Neben bereits genannten werden logischerweise auch die Lichtwandler irgendwann auftreten, die die Engel verkörpern, die Sumpfwandler, die Cthulhu-Fans sicherlich an die ein oder andere Gestalt von H.P. Lovecraft erinnern werden und auch für die Nebelwandler habe ich bereits einen Auftritt geplant, wobei sie vermutlich als Nebelinge auftreten werden, die Lesern der Mistborn-Serie sicherlich bekannt vorkommen werden.
Ich klaue also was das Zeug hält.

Aber irgendwie geht es mir ja auch darum. Ich will eine Brücke zwischen den ganzen Fantasie-Welten schlagen und sie dabei mit unserer realen Welt verknüpfen. So will ich aufzeigen, dass es rein theoretisch möglich wäre, dass all diese Fantasie-Welten parallel zu unserer Realität existieren könnten, ohne dass wir von ihnen Notiz nehmen. Bei den Vampiren dadurch, dass sie sich selbst gewisse Regeln auferlegt haben um ihr wahres Wesen zu verbergen. Bei anderen Wesenheiten will ich aber auch den Versuch wagen zu zeigen, wie sehr wir Menschen unsere Augen vor Dingen verschliessen, die wir einfach nicht wahr haben wollen. Zum Teil wird das sicherlich nicht leicht. Ich habe einfach wenige Maßstäbe, genauer gesagt nur meinen Freundeskreis und mich, um darzustellen, was wir wahrnehmen und was nicht.
Für mich ist dabei aber vor allem spannend, wie einfach es auch teilweise sein kann. So werden zum Beispiel einige der Teile im Irak spielen (die Anspielung auf Babylon floss ja bereits ein), wo wir in Deutschland schlicht kaum Einblick haben. So ist es für uns Deutsche eine relativ fremde Welt, in der man so ziemlich alles ansiedeln kann, was die Fantasie her gibt. Anderseits habe ich aber auch Kontakt mit Leuten, die dort gearbeitet haben. Die erzählen mir natürlich auch, wie dort der Alltag aussieht, so dass dadurch gewisse Grenzen gesetzt werden. Diese Grenzen will ich auch irgendwie in die Geschichte einbringen, so dass auch klar wird, dass Vampir sein gar nicht so einfach ist, wie es in vielen modernen Vampirgeschichten immer wieder dargestellt wird. Wesen, die vom Blut der Menschen leben, werden logischerweise verfolgt. In einer Welt, in der religiöser Fanatismus noch immer präsent ist, wäre es unlogisch, wenn diese Fanatiker nicht auch Jagd auf "die Brut des Bösen" machen würde.
Somit gibt es auch für mich immer wieder Wendungen, die ich einfache einbauen muss und wodurch die Charaktere sich in Richtungen entwickeln, die ich zum Teil nicht so vorhergesehen habe. Genau solche Aspekte machen Projekte dieser Art so spannend. Man kann sie schlicht nicht von vorn bis hinten durchplanen. Da unterscheiden sich Geschichten meiner Erfahrung nach auch wenig von Startups oder einfach auch nur neuen Wegen, die wir in unserem Leben gehen. Dass ich Nadine so schnell in die Familie Tyssaud integrieren müsse, war mir zum Beispiel am Anfang nicht so klar. Geplant war sie als kleine Archäologie-Studentin. Doch je mehr ich sie in die Geschichte einbrachte, umso mehr wurde mir bewusst, dass sie ziemlich bald sterben würde, wenn sie nicht entsprechenden Schutz erhält. Und diesen Schutz kann sie nur bekommen, wenn sie weiss, mit welchen übernatürlichen Kräften die Familie von Bertrand sie schützen kann. Das aber war nur möglich, indem sie selbst zum Vampir wurde.
Alles in allem wird für mich dadurch die Weiterarbeit an der Geschichte nochmal interessanter. Denn ich lerne einige Charaktere, die ich eigentlich nur als Statisten geplant hatte, dadurch wesentlich mehr kennen und darf mich tiefer in ihre Gedankenwelt begeben, als ich es mal vorgesehen hatte. Gerade bei Nadine macht mir das unheimlich Spass. Sie steht in einem völligen Kontrast zu Bertrand, der ja bereits Jahrhunderte als Vampir gelebt hat. Sie hingegen lernt diese Welt gerade erst ganz neu kennen und muss sich in Strukturen einfinden, die für Bertrand völlig selbstverständlich sind. Die Konflikte dabei sind natürlich vorprogrammiert.
Eigentlich wäre ihre Story es schon fast wert eine weiteres Tagebuch zu machen, in der die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird. Mir fehlt dazu leider die Zeit. Vielleicht finde ich ja irgendwann eine Co-Autorin, die das übernehmen möchte. Bis dahin kann ich ihre Entwicklung nur aus Bertrands Sicht einbringen. Womit wir allerdings bei einem der häufigsten Probleme solcher komplexen Projekte sind. Man muss Leute finden, die zum einen bereit sind da wirklich Arbeit zu investieren und die dann auch über längere Zeit am Ball bleiben, ohne dass es dafür irgendwelches Geld oder Prestige gibt. Der Spass an der Arbeit ist der einzige Lohn. Wir haben ja damals beim Habo-Linux gesehen, dass das alles andere als einfach ist. Noch heute würde ich das Projekt gern fortsetzen, sehe aber wenig Möglichkeiten dazu, da ich ausser Koordination und Bereitstellung der Infrastruktur zeitlich nicht mehr so viel beitragen kann. Hab ja schliesslich auch noch andere Projekte sowie eine Familie, die auch Zeit beansprucht. Und irgendwie habe ich auch ein wenig die Hoffnung aufgegeben hier im Habo Leute zu finden, die da mit Herzblut dabei wären.
Wenn ich mir die Geschichte des Blutsuchers in meinen kühnsten Träumen ausmalen würde, so würde daraus ein ganzes Blog-Netzwerk entstehen, in dem verschiedene Charaktere der Familie Tyssaud ihre Sichtweise auf diese Welt erzählen. Auf diese Weise könnte man eine ganze Parallelwelt erschaffen, die durch die verschiedenen Blickwinkel wesentlich lebendiger werden könnte als durch ein einzelnes Tagebuch. Da sich die Familienmitglieder immer wieder begegnen werden, könnten dadurch auch interessante Kontraste entstehen. Eine Lydia könnte Bertrand als reines Lustobjekt betrachten, während er für sie wesentlich mehr empfindet. Kilian könnte ihn als kleines Küken betrachten, wo er sich mit ihm auf Augenhöhe sieht etc. Wer also Lust hat mitzumachen und tatsächlich mehr oder weniger regelmässig was zu schreiben, kann sich ja gern bei mir melden. Wir könnten damit die Welt der Vampire in der Blogosphäre richtig lebendig werden lassen und die Blogs untereinander mittels Blogroll vernetzen.

Natürlich muss dann auch eine gewisse Koordination stattfinden, so dass die Schnittpunkte der Story klar werden. Da könnte man sich eventuell einiges von den redaktionellen Vorgängen bei Romanserien abschauen, die von mehreren Autoren geschrieben werden. Ich denke da an Serien wie Perry Rhodan, an denen knapp ein Dutzend Autoren beteiligt sind.
So... ich hoffe, dass auch für ghost die ein oder andere Information dabei ist, die er sich erhofft hat. Ansonsten, ghost, gib mir einfach Beschied, wenn wir das Thema besser woanders hin auslagern sollen. Ich denke aber, dass dieser Blog ein gutes Beispiel dafür sein kann, wie sich Projekte im Laufe der Zeit entwickeln können und welche Hürden man manchmal zu überwinden hat, wo man Abstriche machen muss, wo man sich manchmal einfach mehr fokussieren muss und was für ungeahnte Wendungen auftreten können. Ich persönlich finde es jedenfalls aktuell ziemlich spannend zu sehen wie sich meine Charaktere teilweise auf ungeahnte Weise entwickeln.