[TdW 140] Reparationsforderungen von GR - Berechtigt oder Ablenkung?

Kurz vor Ende der Woche blickt das TdW jetzt noch einmal nach Griechenland und nach Berlin. Die Schuldenkrise und die neue Regierung Griechenlands beschäftigt die europäische Presse ja bereits seit Wochen. In den letzten Tagen ist der Ton vor allem zwischen Berlin (als treibenden Motor der Austeritätspolitik) und der Tsipras-Regierung (die diese Politik zu beenden versprochen hat) immer schriller geworden.
Allerdings tauchte auch eine griechische Forderung immer wieder auf: Die Forderung nach Reparationszahlungen für erlittenes Leid im Zweiten Weltkrieg. Nun ist der Krieg seit 70 Jahren vorbei und man könnte meinen die Griechen hätten lange genug Zeit gehabt solche Forderungen vorzubringen - aber haben sie das nicht auch immer wieder versucht? Erst vor wenigen Tagen erinnerte der Spiegel daran wie Alt-Kanzler Kohl trickste um griechische Forderungen zu vermeiden:
Die Bundesregierung hielt 1990 bei den Verhandlungen über die deutsche Einheit Länder wie Griechenland fern, denn dort sollte auch über Reparationsansprüche gesprochen werden. Auf diese Weise trickste Kanzler Helmut Kohl, um Zahlungen an Griechenland und andere Staaten zu vermeiden. Das zeigen Unterlagen aus dem Revolutionsjahr 1989/90, die der SPIEGEL ausgewertet hat. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)
Kohls Unterhändler sorgten demnach zudem dafür, dass der Begriff "Friedensvertrag" nicht verwendet wurde, der vermutlich zu griechischen Forderungen geführt hätte. An einem "Friedensvertrag" könne man "aus finanziellen Erwägungen kein Interesse haben", erklärte Staatssekretär Friedrich Voss.
Quelle: Griechenland: Kohl trickste bei Reparationsforderungen - SPIEGEL ONLINE

Das Griechenland extrem unter der deutschen Besatzung leiden musste, ist ein unbestreibares Faktum - man spricht in diesem Kontext gerne von der "mörderischen Besatzungszeit". Sinnbildlich für dieses Leid sind die berüchtigten "Sühnemaßnahmen", also Massenmorde an Zivilisten als Vergeltung für Sabotagemaßnahmen der Partisanen - ganze Dörfer wurden so vernichtet und hunderte von Zivilisten ermordet. Dazu kommen dann noch die Opfer der indirekten Folgen der Besazung: Tausende Zivilisten sind durch Hungersnöte und Epidemien gestorben.
Und dann wurde das besetzte Land natürlich noch ausgeplündert, z. B. über sogenannte "Zwangskredite". Hier hat der deutsche Historiker Hagen Fleischer in einem ARD Interview interessantes zu vermelden:
Ich habe als erster im Bundesarchiv eine Denkschrift gefunden, in der Experten des NS-Regimes Anfang 1945 "für künftigen Gebrauch" ausrechneten, wie hoch die "Restschuld des Reichs gegenüber Griechenland" sei. Das Ergebnis: 476 Millionen Reichsmark. Damals entsprachen zwei Reichsmark einem US-Dollar. Das Interessante ist, dass Vertreter des NS-Regimes diese Summe errechneten - für den internen Gebrauch. Im Archiv der griechischen Nationalbank fand ich zwei weitere Kalkulationen, ebenfalls aus dem Jahr 1945. Die detailliertere berechnet den Besatzungskredit auf 228 Millionen Dollar. Das entspricht den deutschen Berechnungen. Gläubiger und Schuldner kamen fast auf die gleiche Summe - zum gleichen Zeitpunkt.
Quelle: Griechische Forderungen: "Deutschland schmettert Ansprüche ab" | tagesschau.de

Ganz unbegründet sind die griechischen Foderungen also scheinbar nicht. Trotzdem hat die Bundesregierung zunächst abgeblockt und die Forderung in eine Reihe mit den eher schrilleren Drohungen (wie der Ankündigung Flüchtlingen Visas auszustellen und sie nach Deutschland zu schicken) gestellt.
Allerdings mehren sich die Stimmen das man hier nicht einfach pauschal abblocken darf. Eine der ersten die sich so äußerte was die ehemalige Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten Gesine Schwan:
"Wir sollten auf die Opfer und deren Angehörige finanziell zugehen." Deutschland müsse vor der eigenen Tür kehren, sagte Schwan. "Es geht darum anzuerkennen, dass wir in Griechenland schlimmes Unrecht begangen haben."
Quelle: Reparationszahlungen: Schwan fordert Entschädigung für Griechenland | ZEIT ONLINE

Die Regierung sieht das bislang anders, so klingt das z.B. CDU-Fraktionschef Volker Kauder:
"Das ist ausgestanden. Es gibt keinen Anspruch. Die Griechen sollen sich mal mit ihren Hausaufgabe beschäftigen und nicht immer woanders Schuldige suchen."
Und für Außenminister Steinmeier (SPD) ist das ganze eine Ablenkungsdiskussion zur Unzeit:
"Ich halte es für politisch gefährlich, das Thema gerade jetzt hochzuziehen", sagt Steinmeier in einem Interview mit dem "Stern".
Quelle: Reparationen an Griechenland: Steinmeier nennt Debatte gefährlich - SPIEGEL ONLINE

Vor diesem Hintergrund stellt das TdW die Frage: Sind die Reparationsforderungen aus Griechenland berechtigt, eine Ablenkung oder nur der Versuch die eigene Verhandlungsposition zu stärken?

Quellen & mehr zum Thema:
Griechenland: Kohl trickste bei Reparationsforderungen - SPIEGEL ONLINE
https://de.wikipedia.org/wiki/Verbrechen_der_Wehrmacht#Kreta
https://de.wikipedia.org/wiki/Verbrechen_der_Wehrmacht#Peloponnes_und_Nordwestgriechenland
Griechische Forderungen: "Deutschland schmettert Ansprüche ab" | tagesschau.de
Berlins Reparationen an Griechenland: Schuld ohne Sühne - Politik - Süddeutsche.de
Reparationen an Griechenland: Steinmeier nennt Debatte gefährlich - SPIEGEL ONLINE
 
Zuletzt bearbeitet:
Reperationsforderunegen

. Hallo

Laut vielen Meinungen von Völkerechtlern sind die Reperationsforderungen an Griechenland abgegolten. Das einzig strittige unter Völkerrechtlern ist das "Darlehn - Zwangsdarlehn", einige sehen es als Darlehn, was zurückzuzahlen wäre, andere als Zwangsdarlehn, was vom Charakter kein Darlehn ist und deshalb zu den abgegoltetenen Reperationszahlungen zu zählen ist.

Das Ganze ist m.M nur der Aufbau einer neuen Front im Streit zwischen Griechenland - EU - Troika um Deutschland milder zu stimmen, wenn man auf die Reperationszhlungen verzichtet, das dieses Manöver aber nach hinten losgehen kann und wird, ist der gr. Regierung anscheinend immer noch nicht klar.

Athen wird demnächst mei beiden leeren Händen dastehen, kein Geld von der Troika ud kein Geld aus Berlin., dann kann Athen schon mal anfangen die Akropolis, die ägäischen Inseln an Milliardäre, etc. zu verkaufen, denn wie mal ein Wirtschaftsboss gesagt hat, außer Sonne und Tsaziki gibt es da nichts und Touristen werden auch keine mehr kjommen, noch dem Auftritt dieser Regierung, in den letzten Wochen.

mfg
schwedenmann
 
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