Kurz vor Ende der Woche blickt das TdW jetzt noch einmal nach Griechenland und nach Berlin. Die Schuldenkrise und die neue Regierung Griechenlands beschäftigt die europäische Presse ja bereits seit Wochen. In den letzten Tagen ist der Ton vor allem zwischen Berlin (als treibenden Motor der Austeritätspolitik) und der Tsipras-Regierung (die diese Politik zu beenden versprochen hat) immer schriller geworden.
Allerdings tauchte auch eine griechische Forderung immer wieder auf: Die Forderung nach Reparationszahlungen für erlittenes Leid im Zweiten Weltkrieg. Nun ist der Krieg seit 70 Jahren vorbei und man könnte meinen die Griechen hätten lange genug Zeit gehabt solche Forderungen vorzubringen - aber haben sie das nicht auch immer wieder versucht? Erst vor wenigen Tagen erinnerte der Spiegel daran wie Alt-Kanzler Kohl trickste um griechische Forderungen zu vermeiden:
Das Griechenland extrem unter der deutschen Besatzung leiden musste, ist ein unbestreibares Faktum - man spricht in diesem Kontext gerne von der "mörderischen Besatzungszeit". Sinnbildlich für dieses Leid sind die berüchtigten "Sühnemaßnahmen", also Massenmorde an Zivilisten als Vergeltung für Sabotagemaßnahmen der Partisanen - ganze Dörfer wurden so vernichtet und hunderte von Zivilisten ermordet. Dazu kommen dann noch die Opfer der indirekten Folgen der Besazung: Tausende Zivilisten sind durch Hungersnöte und Epidemien gestorben.
Und dann wurde das besetzte Land natürlich noch ausgeplündert, z. B. über sogenannte "Zwangskredite". Hier hat der deutsche Historiker Hagen Fleischer in einem ARD Interview interessantes zu vermelden:
Ganz unbegründet sind die griechischen Foderungen also scheinbar nicht. Trotzdem hat die Bundesregierung zunächst abgeblockt und die Forderung in eine Reihe mit den eher schrilleren Drohungen (wie der Ankündigung Flüchtlingen Visas auszustellen und sie nach Deutschland zu schicken) gestellt.
Allerdings mehren sich die Stimmen das man hier nicht einfach pauschal abblocken darf. Eine der ersten die sich so äußerte was die ehemalige Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten Gesine Schwan:
Die Regierung sieht das bislang anders, so klingt das z.B. CDU-Fraktionschef Volker Kauder:
Vor diesem Hintergrund stellt das TdW die Frage: Sind die Reparationsforderungen aus Griechenland berechtigt, eine Ablenkung oder nur der Versuch die eigene Verhandlungsposition zu stärken?
Quellen & mehr zum Thema:
Griechenland: Kohl trickste bei Reparationsforderungen - SPIEGEL ONLINE
https://de.wikipedia.org/wiki/Verbrechen_der_Wehrmacht#Kreta
https://de.wikipedia.org/wiki/Verbrechen_der_Wehrmacht#Peloponnes_und_Nordwestgriechenland
Griechische Forderungen: "Deutschland schmettert Ansprüche ab" | tagesschau.de
Berlins Reparationen an Griechenland: Schuld ohne Sühne - Politik - Süddeutsche.de
Reparationen an Griechenland: Steinmeier nennt Debatte gefährlich - SPIEGEL ONLINE
Allerdings tauchte auch eine griechische Forderung immer wieder auf: Die Forderung nach Reparationszahlungen für erlittenes Leid im Zweiten Weltkrieg. Nun ist der Krieg seit 70 Jahren vorbei und man könnte meinen die Griechen hätten lange genug Zeit gehabt solche Forderungen vorzubringen - aber haben sie das nicht auch immer wieder versucht? Erst vor wenigen Tagen erinnerte der Spiegel daran wie Alt-Kanzler Kohl trickste um griechische Forderungen zu vermeiden:
Quelle: Griechenland: Kohl trickste bei Reparationsforderungen - SPIEGEL ONLINEDie Bundesregierung hielt 1990 bei den Verhandlungen über die deutsche Einheit Länder wie Griechenland fern, denn dort sollte auch über Reparationsansprüche gesprochen werden. Auf diese Weise trickste Kanzler Helmut Kohl, um Zahlungen an Griechenland und andere Staaten zu vermeiden. Das zeigen Unterlagen aus dem Revolutionsjahr 1989/90, die der SPIEGEL ausgewertet hat. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)
Kohls Unterhändler sorgten demnach zudem dafür, dass der Begriff "Friedensvertrag" nicht verwendet wurde, der vermutlich zu griechischen Forderungen geführt hätte. An einem "Friedensvertrag" könne man "aus finanziellen Erwägungen kein Interesse haben", erklärte Staatssekretär Friedrich Voss.
Das Griechenland extrem unter der deutschen Besatzung leiden musste, ist ein unbestreibares Faktum - man spricht in diesem Kontext gerne von der "mörderischen Besatzungszeit". Sinnbildlich für dieses Leid sind die berüchtigten "Sühnemaßnahmen", also Massenmorde an Zivilisten als Vergeltung für Sabotagemaßnahmen der Partisanen - ganze Dörfer wurden so vernichtet und hunderte von Zivilisten ermordet. Dazu kommen dann noch die Opfer der indirekten Folgen der Besazung: Tausende Zivilisten sind durch Hungersnöte und Epidemien gestorben.
Und dann wurde das besetzte Land natürlich noch ausgeplündert, z. B. über sogenannte "Zwangskredite". Hier hat der deutsche Historiker Hagen Fleischer in einem ARD Interview interessantes zu vermelden:
Quelle: Griechische Forderungen: "Deutschland schmettert Ansprüche ab" | tagesschau.deIch habe als erster im Bundesarchiv eine Denkschrift gefunden, in der Experten des NS-Regimes Anfang 1945 "für künftigen Gebrauch" ausrechneten, wie hoch die "Restschuld des Reichs gegenüber Griechenland" sei. Das Ergebnis: 476 Millionen Reichsmark. Damals entsprachen zwei Reichsmark einem US-Dollar. Das Interessante ist, dass Vertreter des NS-Regimes diese Summe errechneten - für den internen Gebrauch. Im Archiv der griechischen Nationalbank fand ich zwei weitere Kalkulationen, ebenfalls aus dem Jahr 1945. Die detailliertere berechnet den Besatzungskredit auf 228 Millionen Dollar. Das entspricht den deutschen Berechnungen. Gläubiger und Schuldner kamen fast auf die gleiche Summe - zum gleichen Zeitpunkt.
Ganz unbegründet sind die griechischen Foderungen also scheinbar nicht. Trotzdem hat die Bundesregierung zunächst abgeblockt und die Forderung in eine Reihe mit den eher schrilleren Drohungen (wie der Ankündigung Flüchtlingen Visas auszustellen und sie nach Deutschland zu schicken) gestellt.
Allerdings mehren sich die Stimmen das man hier nicht einfach pauschal abblocken darf. Eine der ersten die sich so äußerte was die ehemalige Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten Gesine Schwan:
Quelle: Reparationszahlungen: Schwan fordert Entschädigung für Griechenland | ZEIT ONLINE"Wir sollten auf die Opfer und deren Angehörige finanziell zugehen." Deutschland müsse vor der eigenen Tür kehren, sagte Schwan. "Es geht darum anzuerkennen, dass wir in Griechenland schlimmes Unrecht begangen haben."
Die Regierung sieht das bislang anders, so klingt das z.B. CDU-Fraktionschef Volker Kauder:
Und für Außenminister Steinmeier (SPD) ist das ganze eine Ablenkungsdiskussion zur Unzeit:"Das ist ausgestanden. Es gibt keinen Anspruch. Die Griechen sollen sich mal mit ihren Hausaufgabe beschäftigen und nicht immer woanders Schuldige suchen."
Quelle: Reparationen an Griechenland: Steinmeier nennt Debatte gefährlich - SPIEGEL ONLINE"Ich halte es für politisch gefährlich, das Thema gerade jetzt hochzuziehen", sagt Steinmeier in einem Interview mit dem "Stern".
Vor diesem Hintergrund stellt das TdW die Frage: Sind die Reparationsforderungen aus Griechenland berechtigt, eine Ablenkung oder nur der Versuch die eigene Verhandlungsposition zu stärken?
Quellen & mehr zum Thema:
Griechenland: Kohl trickste bei Reparationsforderungen - SPIEGEL ONLINE
https://de.wikipedia.org/wiki/Verbrechen_der_Wehrmacht#Kreta
https://de.wikipedia.org/wiki/Verbrechen_der_Wehrmacht#Peloponnes_und_Nordwestgriechenland
Griechische Forderungen: "Deutschland schmettert Ansprüche ab" | tagesschau.de
Berlins Reparationen an Griechenland: Schuld ohne Sühne - Politik - Süddeutsche.de
Reparationen an Griechenland: Steinmeier nennt Debatte gefährlich - SPIEGEL ONLINE
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