Urheberrecht - eine Lösung?

Ich kann nur für mich sprechen, aber ich hab kein Problem mit Rundfunkgebühren, sondern nur mit der GEZ als privater Eintreiber. Aber ich halte auch das, was in den Öffentlich-Rechtlichen läuft, noch für das einzige, was man sich im TV anschauen kann.

Wenn die jetzt noch ihrem Aufklärungs- und Bildungsanspruch gerecht werden würden, wäre eine Steuer (statt privatisiertem Eintreiben) locker gerechtfertigt. Das ist nur ein weiterer Posten im Kulturhaushalt.
 
Hm, wäre es jetzt Diebstahl, wenn ich mir einen iPhone nachbaue? Immerhin entsteht Apple ein Schaden, da im iPhonpreis außer den Produktionskosten noch Entwicklungskosten enthalten sein sollten.

@Schlechte Filme/Musik: Das hängt vom Geschmack ab. Wenn wirklich kein Bedarf wäre, würden solche Dinge wie Justin Biber und Lady Gaga oder Filme, die meist mit großen roten Buchstaben beworben werden, garnicht erst entstehen.
Wenn sich Software kaum verkauft, sind zweifelsohne auch nur die bösen Downloader schuld, nicht etwa die Preisgestaltung/Qualität/bessere Konkurrenzprodukte.

Der einzige prinzipielle Unterschied zwischen Software und Musik/Filmen ist Konkurrenz. Wärend man bei Software davon ausgeht, dass die Leute bei überzogenen Preisen/schlechter Qualität andere Produkte wählen werden, geht man in der Unterhaltungsbranche komischerweise davon aus, dass ALLES auch schön fleißig konsumiert werden wird - nur weil die Marketingfuzziesorakel es vorhergesagt haben. Werden die Gewinnsummen nicht erreicht, waren ganz klar die Urheberrechsverletzer am Werk :rolleyes:

Allgemein ist die Schadenskalkulation sehr fraglich. Ebenso die "Bündelung" der Datenträger und des Inhalts - besitzt man z.B einen Film auf VHS(DVD), bekommt man die DVD(BD) keineswegs günstiger.
Wird der Datenträger nun beschädigt, bekommt man einen Ersatz nur bei Software (und zudem meist deutlich überteuert).
Pauschalabgaben auf Datenträger tuen ihr übriges - einerseits darf man für jeden Datenträger eine Abgabe zahlen, andererseits ist das Kopieren eigentlich nicht erlaubt?

Wie schaut es denn mit Diebstahl&Co bei "realen" Gütern (oder besser gesagt: in der "analogen" Welt) aus?
Abgesehen von konkreten Diebstahlsicherungen und entpsrechenden Gesetzen dürfte auch die allgemeine Ansicht "man stiehlt nicht, weil es unrecht ist" eine große Rolle spielen.
Zumindest wenn man die Hemmschwellen/"Akzeptanz" für Diebstahl betrachtet, dürfte das Bestehlen von konkreten Personen als geächtet/Unrecht gelten.
Je abstrakter das "Opfer" ist und je ungerechter der "Dieb" sich von diesem behandelt fühlt, desto niedrieger die Hemmschwelle/Ächtung.
Sei es der Arbeitgeber, der verschiedene Tricks zum Sparen anwendet (Dumpinglöhne, Überstundenverrechnungstricks) und deren Arbeitnehmer im Gegenzug "umsonst" tanken oder der Staat, bei dem dann mit den Steuern "getrickst" wird (Steuerhinterziehung ist auch Betrug/Diebstahl, wird aber oft mehr oder weniger als Kavalierdelikt abgetan).

Wie kann man also langfristig Urheberrechtsverletzungen vermeiden? Ich würde behaupten, in dem man das Unrechtsbewusstsein dafür schafft. Dafür wären nicht nur entsprechende Kampagnen notwendig sondern auch Änderungen in bisherigen Konzepten der "Trägerbündelung/Pauschalabgaben/Preise", so dass der einzelne Konsument sich möglichst wenig "veräppelt" vorkommt.
Je weniger Ausreden für "illegales" Downloaden/Kopieren geben kann, desto geächteter dürfte es werden (natürlich nicht sofort - der richtige Zeitpunkt wurde zu Gunsten der möglichst hohen Gewinne verpasst :rolleyes: ).

Den totalen Erfolg wird man, genau wie bei "realen" Gütern, eher nicht erreichen. Die Verhälnissmäßigkeit sollte daher auch bei der Gesetzgebung berücksichtigt werden - im Supermarkt dürfen die Kunden schließlich auch nicht auf Verdacht von Mitarbeitern durchsucht werden, ebeso wie es keine Pauschalabgaben auf Taschen in der Kleidung gibt :rolleyes:
 
Schließlich wird hier Menschen, die normal keine Chance hätten TV-Inhalte zu produzieren, eben diese Chance gegeben.

Eine ABM-Maßnahme mehr oder weniger finanzieren macht den Kohl nun wirklich nicht fett. ;)

Im übrigen hätte ich auch nichts gegen eine "Kultur-Flatrate", wenn diese auch für Sozialleistungsempfänger bezahlt würde. Kultur in jeglicher Form (Filme, Musik, Museen, Galerien etc.) kommt in unserer Gesellschaft mittlerweile eh viel zu kurz.
 
Hm, wäre es jetzt Diebstahl, wenn ich mir einen iPhone nachbaue?
Vermutlich verstößt du gegen ein Dutzend Patente, aber nein, "Diebstahl" ist es nicht. Die Textilbranche kennt übrigens auch kein Copyright, da darfst du nach Belieben abkupfern und klonen - das einzige was dort existiert, ist Trademark, du musst also die Finger von Logo und Schriftzug lassen.
 
Als Einleitung nehme ich mal dieses Zitat von t3rr0r.bYt3:
Das versteht ja auch fast keiner. Bisher war Musik immer an ein Trägermedium gebunden (MC, CD), und es gab ein Distributionsproblem: Die gepressten CDs liegen erstmal in Presswerken rum, wo der Kunde nicht rankommt. Die Musikindustrie hat jahrelang dieses Distributionsproblem gelöst, indem sie die Medien in alle Welt gekarrt hat, bis hin zum Laden um die Ecke, in dem man dann seine CDs gekauft hat. Entsprechend waren auch alle Einnahmen der Musikindustrie (die den Künstler, die komplette Produktion, Marketing usw finanzieren) allein an die Lösung dieses Distributionsproblems geknüpft.

Das einzige, was das Internet jetzt getan hat, ist, die Information (sprich, die Musik) vom Medium zu befreien und so das Distributionsproblem zu lösen - und zwar wesentlich bequemer für den Kunden, der jetzt noch nichtmal das Haus verlassen muss.

Ich stelle mal ein paar Thesen auf, die es ggf. auf inhaltlicher Ebene zu diskutieren gilt:

  1. Niemand kann gezwungen werden, für Gemeingut zu bezahlen.
  2. Alles, was sich frei verfügbar im Internet befindet, ist dadurch Gemeingut.
  3. Alle Digitale Güter lassen sich heutzutage ohne großen Aufwand ins Internet stellen.
  4. Kunst, Musik, Filme und Software sind entweder bereits digitale Güter oder lassen sich ohne großen Aufwand digitalisieren.
Daraus folgt, dass unter Aufbringung eines geringen Aufwandes, den mit großer Wahrscheinlichkeit irgendjemand aufbringt, niemand gezwungen werden kann, für ein bestimmtes Stück Kunst, Musik, Film oder Software (im weiteren KMFS) zu bezahlen.
Daher behaupte ich, dass das bisherige, marktwirtschaftliche Modell der Verwertung von KMFS, nämlich den Konsumenten vor dem Konsum eines bereits existierenden Gutes zu dessen Bezahlung zu zwingen, nicht durchsetzbar ist.
Das Copyright und das Urheberrecht stammen, wie Richard Stallman schon zutreffend beschreibt, aus einer Zeit, da das Kopieren und Vervielfältigen des betroffenen Gutes einen erheblichen Aufwand bedeutete und nur im großen Maßstab durchführbar war. Niemand darf ein fremdes Buch in großer Stückzahl neu drucken lassen und es dann selber verkaufen, und evtl. dabei den eigentlichen Urheber mit seiner Originalauflage vom Markt verdrängen. Hier muss der Urheber geschützt werden, hier ist das Copyright sinnvoll.
Aber die Situation hat sich verändert. Kopieren ist kein erheblicher Aufwand mehr. Dadurch, dass potenziell eine unendliche Stückzahl von KMFS verfügbar ist (Gemeingut!), wird durch eine Erhöhung der realen Stückzahl niemand verdrängt und niemandem wird geschadet. Wie bitmuncher bereits richtig anmerkte:
Es geht dabei aber nicht um den Schutz von Eigentum, sondern um die Vermehrung von Geld. Die Film-Firmen verlieren ja ihre Filme nicht, sondern machen lediglich weniger Profit.

Dennoch wollen wir alle natürlich gute KMFS zur Verfügung haben, was bedeutet, dass die Produzenten bezahlt werden müssen (es sei denn, wir verlassen das kapitalistische System, aber das ginge jetzt wohl zu weit...). Ich sehe da drei Möglichkeiten:

  • Bezahlung auf freiwilliger Basis. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer angemessenen Bezahlung müsste gestärkt werden.
  • Bezahlung auf Dienstleistungsbasis. Der Produzent bekommt sein Geld nicht nachdem, sondern bevor (oder während) er KMFS produziert. Denkbar wäre ein Spendenzähler mit der Zielgrenze, ab der der Produzent eine angemessene Entlohnung erreicht sieht. Wer viel gute Musik von seinem Lieblingskünstler haben will, der muss ihn unterstützen oder er/sie kann ewig darauf warten.
  • Steuersystem auf Basis einer allgemeinen Medienpauschale. Haufenweise Verteilungs- und Gerechtigkeitskonflikte.
Ich halte die mittlere Möglichkeit für die Erfolgsversprechendste.
Klar ist, dass sich das ganze auf Dauer zu einem System der freien Verfügbarkeit von KMFS verschieben wird. Dabei sehe ich jedoch drei Tendenzen:

  • Die Verwertungsgesellschaften (und andere die davon Profit machen?) versuchen mit aller Macht zu verhindern, dass die KMFS als digitale Güter ins Internet gelangen. Wie bei allen anderen digitalen Gütern auch geht dies nur mithilfe massiver Zensur.
  • die selben Leute versuchen zu verhindern, dass alles, was sich im Internet befindet, Gemeingut ist. Auch das bedeutet, in meinen Augen, massive Zensur und jede Menge Vergehen gegen die Netzneutralität.
  • Hacker, Piraten und ähnlich gesinnte :wink: versuchen, als Gegenbewegung den Prozess der Verteilung zu beschleunigen, indem Projekte wie z.B. GNUnet, Jamendo oder Flattr aktiv vorangebracht und deren Ideen weiterentwickelt werden.
Ich sehe mich hier auf jeden Fall als Teil der "ähnlich gesinnten" und damit als Teil der dritten "Tendenz". Wo würdet ihr euch einordnen? :P


MfG Blackbird++
 
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