(ACHTUNG: absoulut unrealistisches, nicht lesenswertes Zukunftsszenario)
Wir schreiben das Jahr 2009.
Ich lehne mich zurück, betrachte halbwegs entspannt meinen Papierkorb, in den ich nun schon vor über 2 Jahren meinen Esel entsorgt habe, und fühle mich sicher, weil mich eigentlich niemand belangen kann, da ich keine illegalen Medien mehr downloade.
Denn die [*(c)-Industrie] kann inzwischen dank dem fünften Korb der Urheberrrechtsreform anhand meiner IP in nur wenigen Sekunden Adresse, Alter, Essgewohnheiten, Musikgeschmack, Haarfarbe, Intelligenzquotient, Zeugnisnoten sämtlicher Semester sowie Bonität von mir ausgegeben bekommen.
Eines Tages erhalte ich eine eMail von einem Bekannten aus einem Security-Board mit einem angehängten Programm, von dem er sagt, dass es den PC um 110% sicherer gegen die [*(c)-Industrie] machen würde.
Ich äußere bedenken, dass [Softwareriese] wegen möglicher Softwarepatent-Verletzungen gerichtlich gegen das Programm und die Benutzer selbigens vorgehen wird, wohingegen er mir versichert, dass ein Bekannter von ihm es hundertprozentig ohne fremden Code und unter Beachtung aller Patente programmiert habe.
Nach seiner Versicherung springe ich auch darauf an, denn dieses kleine Wunderprogramm muss ich haben; ich installiere das Programm und freue mich, dass die [*(c)-Industrie] nun wirklich keinerlei Chance mehr haben würde, mich oder meine Familie dem Gedankenklau (tm) zu bezichtigen.
Seit 2008 ist Gedankenklau (tm) nämlich ein schweres Vergehen und wird mit 5 bis 20 Jahren Freiheitsentzug bestraft. Wer zudem die so illegal besorgten Medien weitergibt, macht sich des sogenannten "Schweren räuberischen Gedankenklaus (tm?)" schuldig und sollte besser mit 3-fach lebenslänglicher Freiheitsstrafe rechnen.
Nachdem ich das Programm mit dem wohlklingenden Namen sGIO ("secure Guardian from all Intruding Organisations") installiert und konfiguriert habe, sehe ich unten rechts in der Taskleiste direkt neben dem "DRM-Manager-2009-Private-Edition"-Logo ein Icon, was mir mit in 30-Sekunden-Abständen blinkendem kleinen "OK"-Fenster verkündet, dass mein PC gegen jedwege Art der Computerspionage von Seiten der [*(c)-Industrie] abgesichert ist.
Nach drei Stunden wirklich entspannten Surfens durch das WWW verspüre ich den unbändigen Drang, eins meiner Lieblings-Onlinegames zu spielen. Ich logge mich ein, wähle diesmal meinen Level 90 Char aus und joine einem Server.
Als ich so durch die riesige und sehr realistisch gestaltete Welt laufe, fällt mir auf, dass meine 20-MBit-Verbindung heute irgendwie sehr langsam zu sein scheint.
Also beende ich das Game - so ist es nicht spielbar - und wechsel zurück zum Betriebssystem.
Dort in der Taskleiste signalisieren mit alle meine Security-Programme Status grün, bis auf das neue sGIO-Programm. sGIO blinkt rot, und als ich es Doppelklicke (tm), öffnet sich ein kleines Fenster mit dem Inhalt "Reingefallen!", welches sich nach 5 Sekunden automatisch schliesst und anschließend das gesamte Schein-Security-Programm restlos deinstalliert.
Jetzt fällt mir ein, dass mein Bekannter aus dem Security-Forum ab und zu mal Posts verfasst, aus denen man einen Hauch Affinität zu der [*(c)-Industrie] herauslesen kann. Auch dass das Programm, welches er mir empfohlen hat, bei der Installation keine EULA, GNU/GPL oder ähnliches zum Akzeptieren angezeigt hat, fällt mir nun im Nachhinein auf.
Aber es ist zu spät. Es klingelt an der Tür und meine Mutter macht auf.
Sie kommen zu mir ins Zimmer gestürzt und legen mir erstmal Handschellen zwecks der Verhinderung der Zerstörung von Beweismitteln an.
"Herr ******, Sie sind hiermit festgenommen. Es wird Ihnen zur Last gelegt, das neue "Zoe Spearz"-Album, sowie die neuen zwei Kinofilme "Die Easy: Now The Filesharers" und "Tat0rt: Raubmordkopierer" heruntergeladen zu haben.
Sie erwartet entweder eine Geldstrafe zwischen 50.000 und 100.000 ? oder eine Freiheitsstrafe von 5 bis 20 Jahren"
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Schöne neue Welt...
PS: Der in dem Text beschriebene Trojaner mit der absolut abwegigen Vorgehensweise, die sicherlich nie von der MI/FI angewandt werden wird, hat natürlich nichts mit der Musikindustrie, Microsoft, geschweige denn mit der Filmindustrie, der GVU oder sonstigen gutmütigen Institutionen, die nur ihre Rechte (tm) schützen wollen, zu tun.
cYa