Vermutlich hat jeder schon einmal den Begriff Informationszeitalter gehört, immerhin leben wir angeblich in diesem ominösen Zeitalter. Einige von uns sind noch im guten alten Industriezeitalter geboren und aufgewachsen und dieser Begriff erschliesst sich einem irgendwie leichter: Im Industriezeitalter basierte der Wohlstand einer Gesellschaft vor allem auf der Produktion von Waren. Mit der Verwandlung der hochentwickelten Industriestaaten zu High-Tech Staaten und der wachsenden Bedeutung von elektronischer Datenverarbeitung und Kommunikationsnetzwerken, wurde aus dem Industriezeitalter das Informationszeitalter. Doch dieser Begriff ist weniger eingängig: Was bedeutet das eigentlich? Wenn man den Begriff ähnlich interpretiert wie das bereits erwähnte Industriezeitalter, dann basiert im Informationszeitalter der Wohlstand einer Gesellschaft vor allem auf der Informationsgewinnung & Verarbeitung - weniger auf realen Werten und Warenproduktion. Doch ist das so?
Tatsächlich scheint die Entwicklung in diese Richtung zu gehen - man denke nur an die globalisierten Finanzmärkte, die längst von der Realwirtschaft abgekoppelt wurden. Ein gutes Beispiel ist auch der Hochfrequenzhandel, bei dem die Reaktionszeit auf Informationen im Nanosekundenbereich den Unterschied zwischen Gewinn und Verlust bedeuten. Natürlich scheiden Menschen hier als Akteure aus (wenn man davon absieht das die Algorithmen die im Nanosekundentakt Milliardenwerte verschieben von Menschen programmiert wurden) - der Hochfrequenzhandel ist vollautomatisiert und findet nur durch den Datenaustausch zwischen Computern statt. Laut Wikipedia hat der Hochfrequenzhandel bereits 2010 über 50% des Umsatzvolumens des US-amerikanischen Aktiengeschäfts erwirtschaftet. Selbst unsere Währung ist längst von realen Werten entkoppelt, denn der Goldstandard ist schon lange Geschichte und seit den 70ern wird der Wert einer Währung nicht durch Goldreserven oder andere reale Rohstoffe gesichert, sondern durch Vertrauen in den Staat, der für dieses Fiat Money bürgt.
Mit Vertrauen in Staaten ist es aber so eine Sache, Ratingagenturen können es mit ihrer Einschätzung über die Kreditwürdigkeit eines Staates z. B. erschüttern. Auch Informationen über Skandale, Fehlentwicklungen oder Versäumnisse einer Regierung können das Vertrauen in den Staat erschüttern. Das ganze geht auch eine Nummer kleiner: So ist es noch gar nicht so lange her, da wurde z. B. der Plan der Schufa bekannt, Informationen über Menschen in sozialen Netzwerken wie Facebook zu sammeln, auszuwerten und in den Score der Kreditwürdigkeit dieser Personen einfliessen zu lassen. So gesehen scheinen Informationen und deren Auswertung heutzutage schon enorme Bedeutung und auch spürbare Auswirkungen auf unseren Alltag zu haben. Daraus folgt auch, dass es ein vitales Interesse daran gibt den Informationsfluss zu kontrollieren und zu beeinflussen.
Die meisten Menschen beziehen z. B. ihre Informationen über das Weltgeschehen aus der Presse oder über die neuen Medien. Wer also seine Version eines Ereignisses in den Medien lancieren kann, der kann auch beeinflussen wie dieses Ereignis in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
Ein aktuelles Beispiel ist der Ukraine Konflikt im allgemeinen und das Drama um Flug MH17 im speziellen: Sowohl die Regierung, als auch die Separatisten weisen sich nicht nur in den Medien gegenseitig die Schuld zu, sie versuchen auch ihre Version in der Wikipedia zu verankern. Ähnliche Phänomene konnte man auch schon in diversen Wahlkämpfen beobachten, wenn die Wikipedia Einträge von Kandidaten wieder und wieder editiert wurden, um sie abwechselnd überhöht darzustellen oder zu verdammen. Die Wikipedia ist ein gutes Beispiel, denn sie hat in der Internetgemeinde sozusagen das Informationsmonopol. Es ist leicht ein Thema schnell in der Wikipedia nachzuschlagen und sich zu informieren - ich selbst habe vermutlich in fast jedem TdW mindestens einen Wikipedia-Artikel verlinkt. Aber genauso leicht ist es auch einen Wikipedia-Artikel zu verändern oder einen Artikel zu verfassen, von dessen Inhalt man im Grunde keine Ahnung hat. Das ist das Dilemma mit digitalen Informationen: Sie sind leicht zugänglich, aber auch leicht zu manipulieren und ofmals schwer zu verifizieren. Passend dazu wurde erst kürzlich durch Edward Snowden enthüllt das z. B. der britische Geheimdienst GCHQ über ausgereifte technische Mittel verfügt um Daten im Internet zu manipulieren und z. B. Online-Umfragen zu verändern, die Besucherzahl von Webseiten zu verändern, unliebsame Beiträge von Webseiten zu entfernen, E-Mail Accounts zu kapern und gefälschte Nachrichten zu verschicken und vieles, vieles mehr um gezielte Desinformationskampagnen zu führen und die öffentliche Wahrnehmung zu beeinflussen.
Eine große Überraschung war das indes nicht, schon vor Jahren wurde im Zuge des HBGary Hacks bekannt, das HBGary an technischen Möglichkeiten arbeitete im Internet Meinungsmehrheiten zu simulieren, die öffentliche Wahrnehmung zu beeinflussen und Kritiker mundtot zu machen. Interessenten waren neben Geheimdiensten auch Banken und Konzerne...
Vor diesem Hintergrund stellt das TdW heute die Frage: Leben wir im Informationszeitalter oder im Zeitalter der Desinformation? Welche Risiken birgt die zunehmende Bedeutung von Informationen und Daten und deren Manipulation für unsere Gesellschaft?
Mehr zum Thema:
https://de.wikipedia.org/wiki/Informationszeitalter
https://de.wikipedia.org/wiki/Hochfrequenzhandel
https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Edit-War
Weitere Snowden-Enthüllungen: Britischer Geheimdienst kann Internet manipulieren - Politik - FAZ
HBGary-Hack schlägt weitere Wellen | heise Security
Tatsächlich scheint die Entwicklung in diese Richtung zu gehen - man denke nur an die globalisierten Finanzmärkte, die längst von der Realwirtschaft abgekoppelt wurden. Ein gutes Beispiel ist auch der Hochfrequenzhandel, bei dem die Reaktionszeit auf Informationen im Nanosekundenbereich den Unterschied zwischen Gewinn und Verlust bedeuten. Natürlich scheiden Menschen hier als Akteure aus (wenn man davon absieht das die Algorithmen die im Nanosekundentakt Milliardenwerte verschieben von Menschen programmiert wurden) - der Hochfrequenzhandel ist vollautomatisiert und findet nur durch den Datenaustausch zwischen Computern statt. Laut Wikipedia hat der Hochfrequenzhandel bereits 2010 über 50% des Umsatzvolumens des US-amerikanischen Aktiengeschäfts erwirtschaftet. Selbst unsere Währung ist längst von realen Werten entkoppelt, denn der Goldstandard ist schon lange Geschichte und seit den 70ern wird der Wert einer Währung nicht durch Goldreserven oder andere reale Rohstoffe gesichert, sondern durch Vertrauen in den Staat, der für dieses Fiat Money bürgt.
Mit Vertrauen in Staaten ist es aber so eine Sache, Ratingagenturen können es mit ihrer Einschätzung über die Kreditwürdigkeit eines Staates z. B. erschüttern. Auch Informationen über Skandale, Fehlentwicklungen oder Versäumnisse einer Regierung können das Vertrauen in den Staat erschüttern. Das ganze geht auch eine Nummer kleiner: So ist es noch gar nicht so lange her, da wurde z. B. der Plan der Schufa bekannt, Informationen über Menschen in sozialen Netzwerken wie Facebook zu sammeln, auszuwerten und in den Score der Kreditwürdigkeit dieser Personen einfliessen zu lassen. So gesehen scheinen Informationen und deren Auswertung heutzutage schon enorme Bedeutung und auch spürbare Auswirkungen auf unseren Alltag zu haben. Daraus folgt auch, dass es ein vitales Interesse daran gibt den Informationsfluss zu kontrollieren und zu beeinflussen.
Die meisten Menschen beziehen z. B. ihre Informationen über das Weltgeschehen aus der Presse oder über die neuen Medien. Wer also seine Version eines Ereignisses in den Medien lancieren kann, der kann auch beeinflussen wie dieses Ereignis in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
Ein aktuelles Beispiel ist der Ukraine Konflikt im allgemeinen und das Drama um Flug MH17 im speziellen: Sowohl die Regierung, als auch die Separatisten weisen sich nicht nur in den Medien gegenseitig die Schuld zu, sie versuchen auch ihre Version in der Wikipedia zu verankern. Ähnliche Phänomene konnte man auch schon in diversen Wahlkämpfen beobachten, wenn die Wikipedia Einträge von Kandidaten wieder und wieder editiert wurden, um sie abwechselnd überhöht darzustellen oder zu verdammen. Die Wikipedia ist ein gutes Beispiel, denn sie hat in der Internetgemeinde sozusagen das Informationsmonopol. Es ist leicht ein Thema schnell in der Wikipedia nachzuschlagen und sich zu informieren - ich selbst habe vermutlich in fast jedem TdW mindestens einen Wikipedia-Artikel verlinkt. Aber genauso leicht ist es auch einen Wikipedia-Artikel zu verändern oder einen Artikel zu verfassen, von dessen Inhalt man im Grunde keine Ahnung hat. Das ist das Dilemma mit digitalen Informationen: Sie sind leicht zugänglich, aber auch leicht zu manipulieren und ofmals schwer zu verifizieren. Passend dazu wurde erst kürzlich durch Edward Snowden enthüllt das z. B. der britische Geheimdienst GCHQ über ausgereifte technische Mittel verfügt um Daten im Internet zu manipulieren und z. B. Online-Umfragen zu verändern, die Besucherzahl von Webseiten zu verändern, unliebsame Beiträge von Webseiten zu entfernen, E-Mail Accounts zu kapern und gefälschte Nachrichten zu verschicken und vieles, vieles mehr um gezielte Desinformationskampagnen zu führen und die öffentliche Wahrnehmung zu beeinflussen.
Eine große Überraschung war das indes nicht, schon vor Jahren wurde im Zuge des HBGary Hacks bekannt, das HBGary an technischen Möglichkeiten arbeitete im Internet Meinungsmehrheiten zu simulieren, die öffentliche Wahrnehmung zu beeinflussen und Kritiker mundtot zu machen. Interessenten waren neben Geheimdiensten auch Banken und Konzerne...
Vor diesem Hintergrund stellt das TdW heute die Frage: Leben wir im Informationszeitalter oder im Zeitalter der Desinformation? Welche Risiken birgt die zunehmende Bedeutung von Informationen und Daten und deren Manipulation für unsere Gesellschaft?
https://de.wikipedia.org/wiki/Informationszeitalter
https://de.wikipedia.org/wiki/Hochfrequenzhandel
https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Edit-War
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