Die Mittelschicht betrügt sich selbst

Ich habe heute einen interessanten Beitrag im Spiegel gelesen, den ich hier mal zur Diskussion stellen will: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,687760,00.html

Der Artikel ist nicht groß, enthält aber erstaunlich viele Fakten die erklären wie es Schwarz/Gelb so weit bei uns bringen konnten. Anscheinend überschätzen sich viele Mittelschichtler gnadenlos, zur Freude der Oberschicht....
 
Im Kampf um die eigene Karriere entgeht der Mittelschicht, wie unerreichbar die Eliten sind, die ihren Status nicht etwa durch Leistung erwerben, sondern von Generation zu Generation vererben:
Da behaupte ich mal, dass man nicht so sehr pauschalisieren darf. Ich kenne einen Industriellen der wirklich sehr begütert ist, aber auch ein self-made-man. Geerbt hat der nichts und ich kann mit vorstellen, dass es auch genug andere aufgestiegene Oberschichtler gibt. Ich würde mal raten(!!!) dass es 10-20% sind.
 
@bad_alloc:
Es mag durchaus sein das einige Mitglieder der Mittelschicht, finanziell betrachtet, in die Oberschicht aufsteigen, doch in dem von Dir angeführten Zitat heisst es ja auch das die Eliten unerreichbar sind - und es gehört mehr als núr Geld dazu ein Teil der Elite eines Landes zu werden. Die wahre Elite erkennt man ganz gut daran das sie tatsächlich seit Generationen Ämter und Titel weitervererben - ganz wie der gute alte Adel und tatsächlich ist ein nicht unbeträchtlicher dieser Elite alter Adel. Familien die wirklich zur (deutschen) Elite gehören stellen schon seit dem Kaiserreich immer wieder Diplomaten, Generäle und hohe Regierungsbeamte... Ein gutes Beispiel sind die von Weizsäckers: Der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker, dessen Bruder ein bedeutenter Philosoph & Physiker ist, ist der Sohn von Ernst von Weizsäcker, der schon in der Weimarer Republik Karriere im Auswärtigen Amt machte und unter Hitler deutscher Botschafter im Vatikan war - zum damaligen Papst hatte er übrigens angeblich ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Der Großvater von Richard von Weizsäcker war Karl von Weizsäcker, der es schon im Kaiserreich erst zum Staatssekretär und dann zum würtembergischen Ministerpräsidenten brachte... DAS sind Eliten, Familien die seit mehr als hundert Jahren in der deutschen & internationalen Politik mitmischen - da kommst Du nicht rein, nur weil Du ein dickes Einkommen und vielleicht eine eigene Firma hast...
 
Mit einer Firma, die gewisse Umsatzmarken erreicht, kommt man sehr wohl recht einfach in die Kreise der Elite rein, denn dann stehen die Politiker Schlange um mit diesem Kontakt zu werben. Hinzu kommen dann Dinge wie Parteispenden etc. mit denen man sich weiter in die Politik einkaufen kann. Und bevor man sich versieht, bewegt man sich im Kreis der politischen Elite.

Und da ist der erste Punkt, den ich an diesem Artikel bemängeln würde. Es wird nur allgemein von einer Elite gesprochen. In der Realität stellt sich diese aber nicht als eine Gruppierung dar, sondern unterteilt sich in politische Elite, finanzielle Elite und gesellschaftliche Elite. Die politische Elite wird dabei durch Wirtschaftsbosse, Politiker, Wirtschaftsberater u.ä. gebildet. Die finanzielle Elite findet man im Bankensektor, die zum Teil auch Einfluss auf die politische Elite hat, aber sonst von dieser mehr oder weniger unabhängig agiert. Die gesellschaftliche Elite sind jene Leute, die im TV angehimmelt werden, also Musiker, Entertainer, Moderatoren etc., kurz... die sogenannten Promis. Diese gesellschaftliche Elite hat kaum Einfluss auf das gesellschaftliche Leben, ausser dass sie relativ große Teile der Finanzmasse bindet.

Fakt ist aber auch, dass man sich in jeden dieser elitären Kreise mit ausreichend Geld einkaufen kann. Will man in die politische Elite, kann man mit großzügigen Parteispenden, gesellschaftlichen Auftritten mit Politiker u.ä. eine Menge erreichen. Ein gut laufendes Unternehmen mit vielen Arbeitnehmern ist dabei besonders hilfreich, da sich Politiker gern im Glanz solcher Unternehmer sonnen. Will man in die finanzielle Elite, sollte man sein Geld eher bei Börsen, Versicherungen und Banken investieren und so zu einem festen Bestandteil des Finanzkreislaufs werden. Will man hingegen in die gesellschaftliche Elite, muss man nur ein paar teure Parties schmeissen und ein paar B-Promis dazu einladen, die sich wiederum problemlos mit teuren Geschenken ködern lassen. Engagement in der Mode-oder Schmuck-Branche u.ä. Luxus-Bereichen, kann diesen Weg vereinfachen.

Kurzum... mit ausreichend Geld erreicht man jeden elitären Kreis. Die "Alteingesessenen" findet man immer seltener in diesen Kreisen. Die von Weizäckers gehören mittlerweile zu einem aussterbenden Stamm. Siehe z.B. unsere Bundeskanzlerin, Kind einer Lehrerin und eines Pfaffen. Westerwelle, Kind von Anwälten. Brüderle, Kind eines Textilunternehmers. usw. usf. Der Großteil der heutigen politischen Elite entstammt der Mittelschicht.

Allerdings muss man sagen, dass es heute wesentlich schwieriger ist von der Mittelschicht in die Oberschicht aufzusteigen. Das liegt zum einen am veränderten Bildungssystem und an den geänderten wirtschaftlichen Verhältnissen in Deutschland, aber auch an den bürokratischen Hürden beim Aufbau großer Unternehmen. Das sind Punkte, die von der Mittelschicht gern mal übersehen werden. Wer heutzutage mit einem Unternehmen von der Mittel- in die Oberschicht aufsteigen will, der muss schon neue Innovationen hervorbringen, die er weltweit vermarktet. Der Markt der klassischen Exportgüter wurde schon in den 50er Jahren unter den damaligen Großindustriellen aufgeteilt. Da kann man heutzutage nicht mehr aufsteigen. Also bleibt nur der Weg über neue Ideen, die weltweit gebraucht werden. Solche Ideen fallen aber nunmal nicht wie Regentropfen vom Himmel und so ist es nur einem sehr kleinen Teil der Mittelschicht vorbehalten in die Oberschicht aufzusteigen.

Während vor 60 Jahren ein erfolgreiches Studium in Volkswirtschaft noch ein Garant für hohe Einkommen war, ist der Markt heutzutage mit Jungmanagern übersättigt. Auch das wird gern mal von der Mittelschicht übersehen. Man hält an alten Gesellschaftsvorstellungen fest, die schon lange nicht mehr der Realität entsprechen.

Ich vermute daher mal, dass durch diese theoretische Chance des Aufstiegs immernoch bei vielen "Mittelschichtlern" die Hoffnung genährt wird, doch irgendwann mal oben mitspielen zu können, obwohl jede Wahrscheinlichkeitsrechnung diesbezüglich sie eines besseren belehren könnte. Das ist wie mit den Lotto-Spielern, die Woche für Woche auf den Jackpot hoffen. ;)
 
bitmuncher:
Hinzu kommen dann Dinge wie Parteispenden etc. mit denen man sich weiter in die Politik einkaufen kann. Und bevor man sich versieht, bewegt man sich im Kreis der politischen Elite.
Man kann Geld vielleicht als Eintrittskarte zu diesen Kreisen benutzen, aber eine Eintrittskarte ist noch lange kein Backstage-Pass. Ich gebe zu das man als erfolgreicher Unternehmer über Parteispenden leicht in Kontakt mit der politischen Elite kommen kann und sich vielleicht sogar bei einigen Entscheidungen den gewünschten Spin erkaufen kann - aber wirklich Teil dieser Elite ist man, meiner Meinung nach, damit noch lange nicht. Erst wenn man solche Entscheidungen aktiv mitgestalten und das ohne dafür zu blechen gehört man dazu...

bitmuncher:
Und da ist der erste Punkt, den ich an diesem Artikel bemängeln würde. Es wird nur allgemein von einer Elite gesprochen. In der Realität stellt sich diese aber nicht als eine Gruppierung dar, sondern unterteilt sich in politische Elite, finanzielle Elite und gesellschaftliche Elite.
Dem stimme ich vollkommen zu.

bitmuncher:
Die gesellschaftliche Elite sind jene Leute, die im TV angehimmelt werden, also Musiker, Entertainer, Moderatoren etc., kurz... die sogenannten Promis. Diese gesellschaftliche Elite hat kaum Einfluss auf das gesellschaftliche Leben [...]
Deinen Definitionen der politischen & wirtschaftlichen Eliten kann ich ebenfalls vollkommen zustimmen, bei den gesellschaftlichen muss ich allerdings energisch widersprechen. Die TV-Promis sind ganz sicher nicht die gesellschaftliche Elite - auch wenn sie sich vermutlich selbst gerne so sehen. Du hast bereits festgestellt das die politische Elite die Politik massgeblich kontrolliert, die wirtschaftliche Elite die Finanzwelt kontrolliert - aber die gesellschaftliche Elite soll keinen Einfluss auf das gesellschaftliche Leben haben? Das wäre ein Widerspuch in sich. Ich würde die gesellschaftliche Elite als die großen Meinungsmacher definieren also: Schriftsteller, Publizisten, Journalisten, Verleger und auch manche Künstler & Wissenschaftler... Nicht umsonst wird z. B. die Presse (womit ich auch die neuen Medien und nicht nur die Printmedien meine) gerne als die 4. Gewalt (nach Exekutive, Legislative & Jurisdiktion) bezeichnet. Der Herausgeber der Bild, der für dieses Blatt (ich weigere mich die Bild als Zeitung zu bezeichnen) Leitlinien und Marschrichtungen
festlegen kann, hat zum Beispiel erschreckend viel Einfluß auf die öffentliche Meinung der breiten Masse und damit auf die Gesellschaft. Für Menschen mit mehr Bildung oder einfach nur einem besseren Geschmack gibt es dann die SZ oder FAZ, aber auch die machen Meinungen... DAS ist die gesellschaftliche Elite.

bitmuncher:
Siehe z.B. unsere Bundeskanzlerin, Kind einer Lehrerin und eines Pfaffen. Westerwelle, Kind von Anwälten.
Leher, Theologen und Anwälte - das sind doch alles Akademiker und stellen ebenfalls schon seit dem Kaiserreich die klassischen geistigen Eliten des Bildungsbügertums.

Fazit: Vielleicht definiere ich den Begriff Elite einfach nur etwas enger als Du, für mich gehört ein Unternehmer der durch Geld ein bisschen Einfluss auf die Politik nehmen kann, noch lange nicht zur Elite - Strohfeuer brennen hell, aber auch kurz. Für mich haben die Angehörigen der Eliten eine lange Familien-Tradition darin Politik/ Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten und zu manipulieren. Daher ist es für mich auch ein unabdingbares Zeichen einer elitären Familie wenn diese durch Familienangehörige zu allen drei von Dir genannten Eliten gehört.

bitmuncher:
Ich vermute daher mal, dass durch diese theoretische Chance des Aufstiegs immernoch bei vielen "Mittelschichtlern" die Hoffnung genährt wird, doch irgendwann mal oben mitspielen zu können, obwohl jede Wahrscheinlichkeitsrechnung diesbezüglich sie eines besseren belehren könnte.
Es gibt noch einen (für die Eliten) viel wichtigeren Aspekt dieser Ausftiegs-Illusion: Solange sich ein Großteil der Mittelschicht eher mit der Oberschicht & sogar mit den Eliten (die selbst nur ein kleinen Teil der Oberschicht ausmachen) verbunden fühlt, kommen sie nicht auf die Idee sich mit der Unterschicht zu solidarisieren... Und solange es den Eliten gelingt einen Keil zwischen Mittelschicht und Unterschicht, ja sogar zwischen Schichten der Unterschicht selbst (Beschäftigte vs. Arbeitslose) zu treiben, ist die Herrschaft der Eliten unangefochten...
 
Ist denen denn der Wunsch des Aufstieges in die Oberschicht zu verübeln?
Ich finde die Netto-Gehaltsgrenzen welche in dem Artikel gegeben werden höchst unrealistisch, meine Eltern (bzw. mein Vater, dipl. kfm. und leitende Position in einem Einzelhandelskonzern) verdienen deutlich mehr als 4600€ netto, von Oberschicht und überschwänglichem Reichtum kann aber keine Rede sein.
Nur auf diesen selbst gesteckten Gehaltsgrenzen basiert dann die Behauptung, dass das Wählen der FDP nur die Oberschicht stärkt - natürlich, wenn man als Oberschicht schon jeden bezeichnet der halbwegs Gut verdient ist die Behauptung natürlich wahr.
 
Man kann Geld vielleicht als Eintrittskarte zu diesen Kreisen benutzen, aber eine Eintrittskarte ist noch lange kein Backstage-Pass. Ich gebe zu das man als erfolgreicher Unternehmer über Parteispenden leicht in Kontakt mit der politischen Elite kommen kann und sich vielleicht sogar bei einigen Entscheidungen den gewünschten Spin erkaufen kann - aber wirklich Teil dieser Elite ist man, meiner Meinung nach, damit noch lange nicht. Erst wenn man solche Entscheidungen aktiv mitgestalten und das ohne dafür zu blechen gehört man dazu...
Dieser Ansicht nach gibt es dann keine politische Elite. Da gibt es niemanden, der nicht blecht, wenn er Politiker zu einer bestimmten Entscheidung bewegen will. Und auch ein Herr von Weizäcker hätte niemals den politischen Einfluss gewonnen, wenn er nicht ausreichend finanzielle Mittel und damit Einfluss in der Wirtschaft hätte. Schonmal gefragt wie unserer Verteidigungsminister quasi über Nacht plötzlich im politischen Geschehen auftauchte? Sicherlich nicht wegen seinem 'von' im Namen. Das würde ihm rein garnichts bringen, wenn sein Einfluss in der Wirtschaft nicht so groß wäre. Ich kenne 3 "Vons" persönlich und alle 3 kann man ganz und garnicht zur Elite zählen, was recht gut zeigt, dass Adelstitel und Abstammung nichts mehr Wert sind.

Deinen Definitionen der politischen & wirtschaftlichen Eliten kann ich ebenfalls vollkommen zustimmen, bei den gesellschaftlichen muss ich allerdings energisch widersprechen. Die TV-Promis sind ganz sicher nicht die gesellschaftliche Elite - auch wenn sie sich vermutlich selbst gerne so sehen. Du hast bereits festgestellt das die politische Elite die Politik massgeblich kontrolliert, die wirtschaftliche Elite die Finanzwelt kontrolliert - aber die gesellschaftliche Elite soll keinen Einfluss auf das gesellschaftliche Leben haben? Das wäre ein Widerspuch in sich. Ich würde die gesellschaftliche Elite als die großen Meinungsmacher definieren also: Schriftsteller, Publizisten, Journalisten, Verleger und auch manche Künstler & Wissenschaftler... Nicht umsonst wird z. B. die Presse (womit ich auch die neuen Medien und nicht nur die Printmedien meine) gerne als die 4. Gewalt (nach Exekutive, Legislative & Jurisdiktion) bezeichnet. Der Herausgeber der Bild, der für dieses Blatt (ich weigere mich die Bild als Zeitung zu bezeichnen) Leitlinien und Marschrichtungen
festlegen kann, hat zum Beispiel erschreckend viel Einfluß auf die öffentliche Meinung der breiten Masse und damit auf die Gesellschaft. Für Menschen mit mehr Bildung oder einfach nur einem besseren Geschmack gibt es dann die SZ oder FAZ, aber auch die machen Meinungen... DAS ist die gesellschaftliche Elite.
Trotzdem sind die von dir genannten Gruppen finanziell gesehen keine Eliten. Die wenigsten Zeitungsverleger u.ä. haben ausreichend Geld oder sind in der Gesellschaft besonders bekannt, als dass man sie zur Elite zählen könnte. Im Kontext des Spiegel-Artikels, in dem es ja um die Finanzeliten geht, haben sie nicht wirklich viel zu melden, auch wenn sie sicherlich Einfluss auf die Gesellschaft haben. Im Endeffekt werden sie aber auch nur durch die politische Elite gesteuert, sind also lediglich ein Werkzeug für die Eliten. Man muss sich doch nur mal die heutige Presse (egal ob nun gedruckt oder digital verbreitet) anschauen. Da kommt nicht mehr viel zustande, was nicht durch Reden von Politikern oder durch Propaganda politischer Organisationen beeinflusst ist. Die Pressebeiträge, bei denen man merkt, dass sie aufgrund eigener Meinungen des Autors entstanden sind, verschwinden oft in der Versenkung der Verlage (Sowas kann man doch nicht schreiben) oder werden sonstwie diffamiert. Bei digitalen Medien geht es dann sogar bis zum Verbot von Artikeln. Kurzum... die Medien sind auf das angewiesen, was die Eliten ihnen liefern. Und wenn einer Firma eine Darstellung in der Presse nicht passt, dann wird diese mal kurzerhand per Gericht verboten. Wie kann man jemanden als elitär bezeichnen, der so sehr von anderen abhängig ist? Kein Zeitungsverlag oder sonstiges könnte überleben, wenn plötzlich die Eliten beschliessen würden, diesen nicht mehr mit Informationen zu versorgen und ihn in der Öffentlichkeit zu diffamieren. Das ist ganz und garnicht elitär. Die Elite zeichnet sich durch einen festen Platz in der Gesellschaft aus und nicht durch eine wacklige Position, die jederzeit umstürzen kann. Diese "gesellschaftliche Festigung" schafft man aber nur durch viel Geld und dem daraus resultierenden Einfluss auf die Oberschicht und nicht durch Einfluss auf Mittel- oder Unterschicht.

Leher, Theologen und Anwälte - das sind doch alles Akademiker und stellen ebenfalls schon seit dem Kaiserreich die klassischen geistigen Eliten des Bildungsbügertums.
Wir leben nicht mehr im 19. Jahrhundert. Lehrer, Theologen und Anwälte haben in unserer Gesellschaft nichts mehr zu melden. Sie haben bestenfalls noch den Status eines Facharbeiters. Daher spricht man vom Bildungsbürgertum und nicht von der Bildungselite.

Fazit: Vielleicht definiere ich den Begriff Elite einfach nur etwas enger als Du, für mich gehört ein Unternehmer der durch Geld ein bisschen Einfluss auf die Politik nehmen kann, noch lange nicht zur Elite - Strohfeuer brennen hell, aber auch kurz. Für mich haben die Angehörigen der Eliten eine lange Familien-Tradition darin Politik/ Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten und zu manipulieren. Daher ist es für mich auch ein unabdingbares Zeichen einer elitären Familie wenn diese durch Familienangehörige zu allen drei von Dir genannten Eliten gehört.
Ich richte mich bei der Definition nach dem Rahmen, den der Spiegel-Artikel vorgibt, in dem es eindeutig um die Eliten geht, die den Großteil der Finanzmittel in der Gesellschaft binden und/oder diese steuern.
 
bitmuncher:
Dieser Ansicht nach gibt es dann keine politische Elite. Da gibt es niemanden, der nicht blecht, wenn er Politiker zu einer bestimmten Entscheidung bewegen will.
Oh, es gibt noch bessere Methoden Politik zu beeinflussen als Parteispenden - Politik machen. Wenn Du einer elitären Familie entstammst verfügst Du über ein weitverzweigtes Netzwerk von Kontakten & Verbindungen. Vielleicht hast Du mit einem entsprechenden Staatssekretär zusammen studiert & sogar zur gleichen Burschenschaft gehört, oder Du unterhälst verwandschaftliche Beziehungen zu Politikern - da genügt dann oft ein Anruf und schon kannst Du Einfluss auf die Politik nehmen, später wird es sicher eine Gelegenheit für Dich geben Dich bei dem Betreffenden zu revanchieren...

bitmuncher:
Trotzdem sind die von dir genannten Gruppen finanziell gesehen keine Eliten. Die wenigsten Zeitungsverleger u.ä. haben ausreichend Geld oder sind in der Gesellschaft besonders bekannt, als dass man sie zur Elite zählen könnte.
Vertue Dich da mal nicht - die Besitzer der großen Verlage sind sehr wohl reich & zweifellos Teil der finanziellen Elite. Man denke z. B. an die Axel Springer AG die bis heute von der Springer-Familie kontrolliert wird, da sie 51% der Aktien besitzen. Der Wikipedia-Eintrag über Axel Springer beginnt treffenderweise übrigens so:
Wikipedia:
2. Mai 1912 in Altona, Hamburg; † 22. September 1985 in Berlin) war ein Zeitungsverleger sowie Gründer und Inhaber der heutigen Axel Springer AG. Wegen der Machtfülle des Konzerns sowie der Art und Weise, wie Springer diese gebrauchte, gehört er zu den umstrittensten Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Ein anderes Beispiel für elitäre Verleger ist die Familie Mohn, die schon seit 1887 (also schon wieder seit dem Kaiserreich) die Geschicke des Bertelsmann Verlages bestimmt und bis heute den gewaltigen, internationalen Medienkonzern kontrolliert. Die Mohns unterhalten mit der Bertelsmann Stiftung übrigens eine eigene Organisation deren einziger Zweck die Beeinflussung von politischen & gesellschaftlichen Entwicklungen ist...

Wenn das keine Eliten sind.

bitmuncher:
Wir leben nicht mehr im 19. Jahrhundert. Lehrer, Theologen und Anwälte haben in unserer Gesellschaft nichts mehr zu melden.
Rechtsanwälte, bzw. Rechtsgelehrte stellen die mit Abstand größte Gruppe im Bundestag und auf Platz zwei folgen, meines Wissens nach, nach wie vor Hochschuldozenten & Lehrer...

bitmuncher:
Ich richte mich bei der Definition nach dem Rahmen, den der Spiegel-Artikel vorgibt, in dem es eindeutig um die Eliten geht, die den Großteil der Finanzmittel in der Gesellschaft binden und/oder diese steuern.
Für mich ist Geld wie gesagt nur ein Merkmal der Eliten. Man muss, meiner Meinung nach, auch klar zwischen Oberklasse und Eliten unterscheiden, die Oberklasse wird tatsächlich nur durch Geld definiert, aber nur ein geringer Prozentsatz der Oberklasse gehört auch zur wahren Elite. Einen guten Überblick über die deutschen Eliten bietet übrigens die Atlantik-Brücke e. V., deren Mitgliederliste sich wie ein who is who der deutschen Wirtschaft, Politik & Medien Landschaft(und nicht irgendwelche TV-Promis, sondern die Vertreter der dicken Verlagshäuser deren Produkte die Meinung von Millionen Deutschen beeinflusst) liest.
 
Oh, es gibt noch bessere Methoden Politik zu beeinflussen als Parteispenden - Politik machen. Wenn Du einer elitären Familie entstammst verfügst Du über ein weitverzweigtes Netzwerk von Kontakten & Verbindungen. Vielleicht hast Du mit einem entsprechenden Staatssekretär zusammen studiert & sogar zur gleichen Burschenschaft gehört, oder Du unterhälst verwandschaftliche Beziehungen zu Politikern - da genügt dann oft ein Anruf und schon kannst Du Einfluss auf die Politik nehmen, später wird es sicher eine Gelegenheit für Dich geben Dich bei dem Betreffenden zu revanchieren...
Ich denke eben, dass dies heutzutage nicht mehr so ist. Ein einzelner Politiker hat heute kaum noch die Macht wie noch vor 40-50 Jahren, als es tatsächlich noch so funktioniert. In einigen Bundesländern funktioniert das auch noch auf Landesebene (z.B. in Bayern), da dort Klüngelwirtschaft noch eher üblich ist als z.B. in Brandenburg oder Sachsen. Auf Bundesebene reichen Kontakte jedenfalls nicht mehr aus, da dort zuviele Leute ein Wörtchen mitzureden haben. In Brandenburg wird dir z.B. eine Verwandschaft oder Freundschaft mit einem hochrangigen Politiker nichts einbringen, da dieser selbst zu wenig Einfluss ohne die Zustimmung seiner Partei hat und die Verbandelung mit der Wirtschaft nicht so tiefgreifend ist wie in anderen Bundesländern oder wie auf Bundesebene üblich.

Vertue Dich da mal nicht - die Besitzer der großen Verlage sind sehr wohl reich & zweifellos Teil der finanziellen Elite. Man denke z. B. an die Axel Springer AG die bis heute von der Springer-Familie kontrolliert wird, da sie 51% der Aktien besitzen. Der Wikipedia-Eintrag über Axel Springer beginnt treffenderweise übrigens so:
Ein anderes Beispiel für elitäre Verleger ist die Familie Mohn, die schon seit 1887 (also schon wieder seit dem Kaiserreich) die Geschicke des Bertelsmann Verlages bestimmt und bis heute den gewaltigen, internationalen Medienkonzern kontrolliert. Die Mohns unterhalten mit der Bertelsmann Stiftung übrigens eine eigene Organisation deren einziger Zweck die Beeinflussung von politischen & gesellschaftlichen Entwicklungen ist...
Auf die gesamte Volkswirtschaft gesehen sind die Gelder, die bei den großen Verlagen gebunden sind, nur Peanuts. Jede noch so kleine Bank verfügt über ein Vielfaches dieser Summen. Jeder große Verlag kann problemlos durch Diffamierung vom Markt geputzt werden. Da helfen die Verbindungen zur Politik nur bedingt, denn dort finden sich für die Verlage auch nur Fürsprecher, wenn da ausreichend Gegenleistungen abzusehen sind. Die Volkswirtschaft würde es jedenfalls nicht beeinflussen, wenn ein Springer-Verlag plötzlich durch einen anderen ersetzt würde oder wenn er einfach vom Markt verschwindet. Entsprechend klein ist sein Einfluss auf die Politik. Sie ist auf ihn nur zu Werbezwecken angewiesen und dies können auch andere Verlage übernehmen. Deswegen spricht man heutzutage ja von der Systempresse, da sie nur noch durch das Staatssystem existieren kann und durch dieses entsprechend gesteuert wird. Das Internet hat zusätzich dafür gesorgt, dass sich die Leute immer weniger auf Informationen dieser Systempresse verlassen, so dass ihr Einfluss auf die Bevölkerung immer mehr schrumpft. Selbst wenn solche Stiftungen existieren, sind sie maximal noch als Relikte vergangener Zeiten anzusehen. Es ist jedenfalls schon jetzt absehbar, dass die etaiblierte Presse bald kaum noch Einfluss auf die Gesellschaft haben wird. Diese Rolle wird das Internet und die multimedialen Medien wie TV übernehmen.

Rechtsanwälte, bzw. Rechtsgelehrte stellen die mit Abstand größte Gruppe im Bundestag und auf Platz zwei folgen, meines Wissens nach, nach wie vor Hochschuldozenten & Lehrer...
Klar, weil sie mal studiert haben und in Parteien engagiert waren. Aber die bekommen es schon partei-intern nicht auf die Reihe sich zu einigen und eine einzelne Stimme eines Bundestagsabgeordneten bedeutet heutzutage nicht mehr viel, wenn er nicht parteiübergreifende Zustimmung findet. Diese zu bekommen ist aber (wie wir durch die Koalitionen wunderbar erleben dürfen) garnicht so einfach, eben weil Klüngelwirtschaft nicht mehr so üblich ist wie zu Zeiten des Wirtschaftswachstums. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass die Schwächen der heutigen Wirtschaft u.a. am Wegfallen dieser Klüngelwirtschaft hängen, die bis vor wenigen Jahren über Jahrtausende Hinweg Teil sämtlicher Wirtschaftssysteme waren. Das stärkt zwar die Rolle der Wirtschaft in der Politik, da Politiker bei den großen Konzernen eher als Fürbitter als als Gleichgestellte auftreten können, schwächt aber allgemein das Wirtschaftssystem. Das im Detail zu zerlegen würde hier aber zu weit gehen. Vielleicht schreib ich mal ein Buch drüber. ;)

Für mich ist Geld wie gesagt nur ein Merkmal der Eliten. Man muss, meiner Meinung nach, auch klar zwischen Oberklasse und Eliten unterscheiden, die Oberklasse wird tatsächlich nur durch Geld definiert, aber nur ein geringer Prozentsatz der Oberklasse gehört auch zur wahren Elite. Einen guten Überblick über die deutschen Eliten bietet übrigens die Atlantik-Brücke e. V., deren Mitgliederliste sich wie ein who is who der deutschen Wirtschaft, Politik & Medien Landschaft(und nicht irgendwelche TV-Promis, sondern die Vertreter der dicken Verlagshäuser deren Produkte die Meinung von Millionen Deutschen beeinflusst) liest.

Der größte Unterschied zwischen Oberklasse und Elite ist imo der Einfluss, den die Gruppe auf Wirtschaft, Politik und Gesellschaft nehmen kann. Wie weit die finanzielle und politische Elite Einfluss hat, konnte man gerade in der Bankenkrise und den Diskussionen um Auslandseinsätze der Bundeswehr gut beobachten. Wie weit die gesellschaftliche Elite Einfluss auf die Bürger nimmt sieht man am Zuspruch von Casting-Shows u.ä. sowie dem Eifern der heutigen Jugend dieser "Elite" anzugehören. Berühmt sein zählt mittlerweile genauso viel wie Geld, denn dann braucht man nicht mehr sonderlich viel davon und bekommt automatisch Einnahmequellen über Werbung, Moderation von TV-Shows usw. Ohne entsprechenden medialen Ruf erreicht man die Bevölkerung in Deutschland kaum noch, da kann man noch so viel Geld haben.

Jedenfalls haben gerade das Aufkommen des Internets und die Verbreitung von Fernsehen sowie die zunehmende Globalisierung dafür gesorgt, dass die Systeme, in denen sich die Eliten bewegen, sich drastisch geändert haben. Die Zeiten als Zugehörigkeiten zu bestimmten Familien und Bekanntenkreisen noch eine Rolle spielten, neigen sich gerade dem Ende. In kleinen Kreisen funktioniert das auch noch, aber sobald das auf Bundesebene geht, die eng an der globalen Ebene hängt, sind diese alten Systeme nicht mehr gültig. Zu Oberschicht wird man heutzutage schon gerechnet, wenn man ein paar Millionen im Jahr verdient. Zur Elite wird man aber erst, wenn man diese Gelder nutzt um medialen, wirtschaftlichen und politischen Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen. Dies geht ausschliesslich über finanzielle Mittel und daher wird die Elite durchaus auch durch den finanziellen Rahmen definiert. Der Unterschied ist also lediglich, wie weit man sich in bestimmte Strukturen einkauft, in denen man Einfluss auf die Gesellschaft erlangen kann.
 
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