Echt nett die Ausländer

Original von Lesco
Und was meinst du überhaupt mit Wahrheiten? Ich würde Wahrheit als Theorie definieren, die sich in vielen Fällen in der Realität bewährt hat. Man kann zwar nie beweisen, dass z.B. ein Stein den ich in der Hand über den Boden halte hinunterfällt, sollte ich ihn loslassen, doch da es hier auf der Erde bis jetzt jedes Mal der Fall war, ist es sehr vernünftig anzunehmen, dass er es auch dieses Mal tun wird.
Meiner Definition nach, muss ein Satz, der die Wahrheit für sich beansprucht, auch irgendwie veri- oder falsifizierbar sein, da man sonst definitionsgemäß nichts darüber aussagen kann, ob er denn nun wahr oder falsch ist.
Das ist dein Fehler in der Betrachtung von Religionen. Die Bibel, auf die du dich anfangs bezogen hast, und auch andere religiöse Schriften, sind keine Sachbücher.
Die Bibel ist kein chronlogischer Tatsachenbericht. Es geht um die Lehren und Weisheiten, die heute genauso wichtig sind, wie früher. Problematisch ist, dass die Schriften fast 2000 Jahre alt sind und es in der Bibel viele Gleichnisse und Anspielungen gibt, die sich auf die damalige Zeit bezogen. Mit nicht ausreichendem Wissen über die damalige Zeit erscheinen manche dieser Gleichnisse geradezu grotesk. Wer sich also richtig mit der Bibel befassen will und die wahren Aussagen und Lehren erkennen will, muss den Gesamtkontext der damaligen Zeit betrachten. Und wer tut dies heute noch?
Ich glaube, na gut, ich sage lieber "ich denke", dass Religion wieder mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit dringen sollte. Und zwar nicht als "Böser Islam! - Diese Terroristen-Religion!" sondern als ernsthafte Befassung mit den Lehren. Durch Fehlinterpretationen der heiligen Schriften (Gott=übernatürlicher Stasi-Beamter!) entsteht der Irrtum, dass Religion nicht mehr von Belang oder gar schädlich wäre.


Der Mensch müsste nach all diesen Jahrhunderten und Kriegen diese grundlegenden Dinge doch auch ohne übernatürlichen Aufpasser akzeptieren können.
Es wäre schön, wenn es so wäre, aber schau dir nur mal die in diesem Thread schon angesprochenen Missstände der heutigen Zeit an.
 
Der Glaube, dass Gott alle unsere Gedanken und Motivationen kennt, da er ja definitionsgemäß allwissend ist, wird von keinem noch so liberalen Christen, den ich kenne bestritten, dass manche Verhaltensweisen oder sogar Gedanken gottgefällig sind und manche nicht und dass man für manche Verhaltensweisen von Gott bestraft wird, kommt meiner Meinung auch sehr deutlich durch(wie genau diese Bestrafung nun aussieht ist erstmal egal). Daher ist meine, zugegeben ziemlich polemisch-provokative Umschreibung nicht gänzlich falsch.
Mein Kommentar über Wahrheiten war auf Gullivers Behauptung mit den "gefühlsmäßig erkennbaren Dingen" bezogen.
Das die Bibel einen historischen Wahrheitsgehalt, der sehr gering ist, hat, habe ich nicht bestritten. Aber eben, weil dort so derartig andere Verhältnisse geherrscht haben, halte ich viele Gleichnisse für untauglich in unserer Gesellschaft und bei manchen Teilen kann ich mir auch nicht vorstellen, wie man auch bei noch so freier Interpretation und Betrachten im historischen Kontext(Bsp. die Teile, die zur Intoleranz auffordern, ob dies nun durch Mord oder sonstwas geschieht), diesen noch etwas positives abgewinnen kann. Manche Teile _darf_ man einfach nicht als moralischen Leitfaden verwenden und da man dies unterscheiden kann, verfügt man also schon über moralische Kriterien um das zu beurteilen. Wozu also die Bibel, wenn man zu den moralischen Werte auch durch rationale Überlegungen gelangen kann, sobald man einige Axiome anerkennt, wie etwa, dass die Verminderung von Leid und eine funktionierende Gesellschaft als positiv einzustufen sind.
Gerade weil religiöse Texte sehr starker Interpretation bedürfen, um überhaupt als moralisches Leitwerk dienen zu können halte ich sie für ungeeignet, denn es ist mindestens schwierig zu entscheiden, ob man nun Interpretation $A $B vorziehen sollte und diese Texte bieten daher, wie Du auch selbst einräumst, großen Spielraum zur Fehlinterpretation.

Außerdem halte ich jede Form "blinden Glaubens" für falsch, auch wenn das Geglaubte richtig ist(Denn wenn man dies einigermaßen objektiv(zumindest annähernd) bestimmen kann, benötigt man keinen Glauben mehr). Der einzige Weg, um zu gesicherten Erkenntnissen zu gelangen ist das Hinterfragen, bezweifeln und verbessern des Satzes. (Ich räume ein, dass man keine moralischen Sätze begründen kann, wenn man Dinge wie "Leid ist negativ" nicht anerkennt, aber bei den religiösen "Glaubenswahrheiten" handelt es sich fast nie um solche Trivialitäten)
Beispielsweise ist der Satz "du sollst nicht töten" in 99% der Fälle richtig, aber ich denke, dass z.B. die Ermordung eines Tyrannen wie Hitler, Stalin, o.ä durchaus ethisch legitim sein kann.

Es wäre schön, wenn es so wäre, aber schau dir nur mal die in diesem Thread schon angesprochenen Missstände der heutigen Zeit an.

Mal bezogen auf die Aggressivität vieler Jugendlicher: Ich glaube, dass dies noch einige andere Gründe hat(Perspektivlosigkeit, etc.), als allein den fehlenden Glauben an einen Gott. Ich kenne viele Menschen, die Atheisten sind und trotzdem weder aggressiver als andere noch unmoralisch-bösartige Bestien sind.
Ich bleibe bei meiner Einstellung, dass zu dieser Bekämpfung, irrationaler Glaube nicht notwendig ist. Außerdem: "Als alle Menschen sehr fromm und gläubig waren", sah es keineswegs besser aus als heute, sondern eher schlechter. Religionen sind auch immer missbraucht und "falsch"(nach heutiger Ansicht) ausgelegt worden und es ist nicht minder idealistisch anzunehmen, dass dies in Zukunft nicht mehr passieren würde.
Eine Umfrage in den weitaus christlicheren USA hat ergeben, dass rund 50% der Bevölkerung einen politischen Kandidaten nicht wählen würde, wenn er Atheist sei, obwohl er sonst ausreichend qualifiziert wäre. Wenn das die Auswirkungen zunehmender Religiösität sind, dann verzichte ich doch lieber. Und hierbei kann man keineswegs sagen, "das sind doch nur ein paar Fundamentalisten", sondern es ist ein großer Teil der Bevölkerung. Auch Leute wie Ted Haggard, werden von der Bevölkerung nicht unbedingt als Fundamentalisten wahrgenommen und entsprechend behandelt, obwohl sie genau das sind.
Wir können sehr froh darüber sein, dass in Deutschland eine derartige Entwicklung (noch) nicht stattgefunden hat. (Ok was die katholische Kirche so alles postuliert ruft bei mir auch einen starken Brechreiz hervor(siehe Link zu Meisners Hetz-Rede^WPredigt zum Weltsoldatengottesdienst weiter oben) und hier rennen auch schon ein paar evangelikale Fundis rum, aber sie sind doch noch sehr in der Minderheit)

Hier sind nichtsdestotrotz ein paar Dinge wie unsere Amtskirchen so über Leute denken, die ihren Glauben nicht teilen:
http://www.ekd.de/ezw/42787_40602.php
Nicht nur in Grenzsituationen, sondern auch als Basis einer Wertbestimmung und Lebensorientierung erscheinen sie wenig tragfähig.

Wenn dieser Artikel keine ungerechtfertigte Pauschalisierung und Diskriminierung ist, weiß ich auch nicht mehr:
http://www.kath.net/detail.php?id=15229
Gottlosigkeit ist die größte Gefahr für Europa

(Ich weiß, dass man, auch hier, nicht von den Kirchen auf ihre Gläubigen schließen kann, doch man kann schon eine gewisse Intoleranz gegenüber Andersgläubigen bei vielen Kirchenfunktionären(keine durchgedrehten Fanatiker) erkennen, was zeigt, dass auch heute die Schriften keineswegs immer schön freiheitlich-demokratisch ausgelegt werden(falls eine solche Auslegung möglich ist, ohne dabei sich komplett vom Inhalt der Texte zu entfernen. Meisners Predigt, die ich schon erwähnte ist dabei der Gipfel.)
 
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