Job nach der Ausbildung

Mir scheint, dass jede Situation für dich "ätzend" ist, was auch am mangelnden Selbstbewusstsein ("fürchte ich mich ein bisschen") zu liegen scheint. Auch deine zukünftige Tätigkeit, die du maßgeblich in der operativen, ausführenden Arbeit siehst, deutet darauf hin, dass du nicht sehr an dich glaubst.

Dabei ist deine Situation eigentlich sehr gut:

1. Mit einem FiSi und einem Bachelor der FOM in Winf stehen dir die Türen in viele Richtungen offen, z.B. In die wirtschaftliche, strategische Arbeit (Management Consulting, CTO, IT-Leitung, ..) oder in die technische, operative/taktische Arbeit (Technisches Consulting, Architekt, Technische Projektleitung, ..). Andere Wege wie die Gründung eines eigenen Unternehmens, ins Business Development sind ebenso möglich. Dagegen solltest du die ausführende Arbeit - jemand sagt dir, was du zu machen hast - vergessen, denn hierfür hast du zu viel Zeit in deine Ausbildung investiert. Welchen Weg du wählst wird sich frühestens in 3-7 Jahren entscheiden, in vielen Fällen auch rein automatisch ohne dein Zutuhen, gerade wenn man gute Vorgesetzte hat, die das Potential im jeweiligen Bereich erkennen. Hierzu bedarf es in der IT an stetiger Weiterentwicklung. Auch hier hast du eine sehr gute Ausgangslage: Wenn du heute schon weisst, was du in 10 Jahre+ machen willst, dann kannst du über ein geeignete Maßnahme (MBA vs. Informatik-Master vs. Trainee-Positionen) heute schon selbst den ersten Stein setzen. Wenn nicht, kein Problem. Arbeite weiter und nimm mit, was du kriegen kannst. Achte nur darauf, dass es dich weiter bringt, dass es dich wertvoller (d.h. es bringt dem Unternehmen einen Vorteil) macht - und dass es dir Spaß macht. Letzteres ist der wichtigste Punkt, denn nur wenn es dir Spaß macht wirst du Erfolg haben.

2. Deine Arbeitgeberin hat Bedarf an guten Leuten, die weiter denken als die bisherige Infrastruktur und ihr durch das Vorantreiben neuer Technologien im Unternehmen einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen. Du dagegen hast das Wissen und das Interesse an neuem, das deine Arbeitgeberin sucht, wie z.B. Puppet, Docker, ... Das Ziel besteht für dich nun darin, dem Unternehmen genau das anzubieten, z.B. durch einen anfänglichen Workshop, durch kleinere Studien und Whitepaper, in denen du dem Management oder deinen Vorgesetzten deine Ideen und die damit verbundenen Vorteile aufzählst oder durch Anregungen in Meetings. Das Ganze lässt sich strategisch ausschmücken: Continuous Delivery, Nightly Builds, Automatisches Testen, usw.. In Managementworten: Senkung des Time to Market, Steigerung der Softwarequalität, Agile Reaktion auf sich schnell ändernde Kundenanforderungen - also genau das, was man für eine gute Cloud-Strategie braucht. Du zeigst damit auch, dass du dein Studium in der Praxis anwenden kannst. Wichtig ist: Bring es ein, lass dein Talent, dein Wissen und deine Ideen nicht brach liegen, sondern diskutiere sie. Lerne, *dich* zu verkaufen (Du hast dein Studium nicht abgebrochen, du hast den Studiengang gewechselt, weil dir auch die Business-Sicht wichtig war.) Stelle Fragen, wenn du etwas nicht verstehst, sei interessiert an den Problemen anderer, versuche Lösungen zu finden, wenn sie erwünscht sind. Ergreife die Chance, falls in einem Meeting Aufgaben im Raum stehen, die du gerne machen möchtest - am Anfang auch, wenn du eigentlich keine Zeit dafür hast. Der Vorteil liegt darin, dass du später genau diese Aufgaben automatisch zugewiesen bekommst und sich damit dein Aufwand ganz von alleine wieder senkt.

Als ITler bist du am Markt heutzutage sehr gefragt. Als jemand, der zwischen IT und dem Business kommunizieren kann, sowieso. Eine Kündigung ist daher eher unwahrscheinlich. Das kannst du strategisch nutzen: Drei Monate vor Ablauf deines Vertrags fragst du nach einem Zwischenzeugnis. Damit setzt du beim Unternehmen des Bewusstsein in Gang, dass sie dich verlieren könnten und du dich auch anderweitig interessierst.
Dazu hast du den Vorteil, dass du dich ungekündigt bewerben und "früh" abchecken kannst, ob du übernommen wirst. Ein eher schlechtes Arbeitszeugnis ("Im Rahmen seiner Fähigkeiten", ..) deutet hier eher darauf hin, dass du nicht übernommen wirst. Ein euforisches dagegen eher auf die Übernahme. Beides kannst du im Bewerbungsgespräch bei anderen unternehmen nutzen.

Die Grundlage für alles ist: Bleib Interessiert an Neuem. Hier sehe ich aber kein Problem bei dir, ganz im Gegensatz zum Selbstvertrauen. Das kommt aber üblicherweise mit den ersten persönlichen Erfolgen ;)
 
Danke dir SchwarzeBeere :) !
Ich habe meinen Post oben mal rausgenommen da ich deinen Beitrag sehr einleuchtend finde und nun weiß woran ich noch an mir arbeiten muss. Vielen Dank das du dir soviel Zeit genommen hast.
 
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