Ein Argument zum freien Willen würde ich noch gern anbringen, das ich woanders schon mal (von anderem Ausgangspunkt) ausformuliert hatte.
Ich kopiere mal eben:
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Ich muß zugeben, daß sich meine Philosophie zu diesem Punkt im Laufe meines Lebens fortlaufend verändert - mit neuen Einsichten und Ansichten und deren Begründungen.
FAKT ist, daß wir bislang ZWAR wissen, daß sich alle Vorgänge in unserer Welt über die Wechselwirkungen von "Teilchen" ergeben.
Dann allerdings kommt ein klaffender Abgrund von (durchaus mehr oder weniger sinnvollen, aber nichtsdestotrotz nicht mehr als) Hypothesen, und dahinter kommen die rein privat-persönlichen Ansichten eines jeden, soweit er geneigt ist, der einen oder anderen Hypothese zu folgen.
Und natürlich kommt dahinter das, was wir uns im Leben auf Basis dessen, daß die eine oder andere Hypothese sinnvoll ist und uns gestattet, mit ihrer Hilfe Zusammenhänge in unserer Umwelt zu erklären und zu berechnen, an Technik und sonstigem aufbauen.
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Die Hypothesen fangen bei den Teilchen selbst an: Allein der Umstand, DASS sie als Teilchen aufgefaßt werden, resultiert allein aus der Tatsache, daß wir nichts anderes als WECHSELWIRKUNGEN dieser mit anderen - genau ebensolchen - Teilchen BEOBACHTEN und INTERPRETIEREN. Die Größe eines Elektrons oder Protons hat nie irgendjemand "zu Gesicht" bekommen. Sie wurde AUSSCHLIESSLICH auf Basis statistischer Prozesse in Versuchen berechnet, die selbst AUCH wieder NUR auf Basis einer Vorab-Hypothese erstellt wurden.
NICHTS hindert einen Menschen, diese Hypothesen jederzeit in Frage zu stellen und mit anderen Modellen die bisher von der Menschheit durchgeführten Versuche GANZ anders zu interpretieren.
Etwas anderes ist der Umstand, daß die bisher verwendeten Modelle in einem ganzen Bereich recht sinnvoll sind, weil sie eine EINFACHST MÖGLICHE Beschreibung gestatten.
Und die NATUR ist (aller Wahrscheinlichkeit nach) KEIN Computer, sondern ein auf Ebene dieser betrachteten Teilchen unbelebtes, vollkommen stupide vor sich hin funktionierendes Etwas. Wenn es ZWEI Möglichkeiten gibt, etwas davon zu erklären, und EINE davon besonders EINFACH ist, wird die Natur mit höchster Wahrscheinlichkeit nach der einfacheren funtkionieren.
DASS das heutige Weltall-, Elementarteilchen- und allgemeines Physik-Modell in zunehmender Menge Widersprüche in sich aufweist, was einen Mathematiker mit zwingender Logik zum Schluß führt, daß die angenommenen Voraussetzungen falsch sein müssen und damit die ganze Konstruktion zwingend falsch sein muß, führt nicht dazu, daß überhaupt diese Idee öffentlich erwähnenswert ist.
Und zwar nur, weil keine bessere in greifbarer Nähe ist.
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Um mal wieder auf die Kategorie Schicksal zurückzukommen:
Worauf ich hinauswill, läßt sich vielleicht heutzutage bereits mit einem sehr einfachen Beispiel aus einer mittlerweile vertrauten Umwelt erklären:
Was man auf einem Computerbildschirm bei einem Computerspiel sieht, ergibt sich ganz elementar einsichtig zwingend aus Basis der Funktion der Abermillionen winzig kleinen Transistoren - oder, wenn man so will, der Aberbilliarden noch viel winziger kleinen Elektronen, die da in Festkörperschichten hin und her hüpfen.
Auch wenn diese Erkenntnis noch so beruhigend sein mag: NICHTS, was auch nur im entferntesten mit den Gesetzmäßigkeiten eines dieser beteiligten Elektronen oder Festkörper zu tun hat, bewirkt, daß ein Springer von A1 nach B3 geht, wenn zwei Schachcomputer gegeneinander eine Partie spielen (so daß wir mal den Menschen als noch vollkommen offenes Buch aus unseren Überlegungen heraus lassen können).
DASS jener Springer jenen Zug macht, IST unbetreitbar einer Gesetzäßigkeit geschuldet. ALLERDINGS einer, die sich auf einem vollkommen von den Elektronen getrennten Ebene abspielt:
In erster Linie ergibt er sich aus den Gesetzmäßigkeiten des Spieles.
In zweiter Linie aus der Funktion des Programms.
In dritter Linie aus der verfügbaren Rechenleistung.
Es ist egal, ob das konkrete Schachprogramm "Hinz" oder "Kunz" heißt und von "Hans" oder "Kalle" geschrieben wurde, solange es nur dieselbe Philosophie von Zugberechnungen (zum Beispiel in Form von Stellungsbewertungen und Variantenauswahl) verfolgt. Wir sind hier noch Welten von Elektronen entfernt.
Es ist egal, für welche Rechnerarchitektur das Programm geschrieben ist - solange nur dieselben Typen und Qualitäten von Rechenoperationen zur Verfügung stehen.
Es ist egal, unter welchem Betriebssystem das Programm läuft.
Es ist egal, welcher Mensch das Programm auf die aktuelle Aufgabe ansetzt.
Es ist egal, welche Hardware in dem Rechner steckt, die dafür verantwortlich ist, daß die vom Progeamm vorausgesetzten Befehle der Rechnerarchitektur umgesetzt werden (also namentlich, welche CPU-Version da benutzt wird).
Es ist egal, wie das Programm eventuell zur Laufzeit auf verschiedene Komponenten eines Rechners oder eines ganzen Rechnernetzes aufgeteilt wird.
Es ist egal, welche Hardware-Komponenten da drin stecken.
Es ist egal, auf welchem technischen Niveau sich diese Hardwarekomponenten befinden.
Es ist egal, ob als Festkörper-Basis Germanium, Silizium, Galliumarsenid, noch was anderes oder Kombinationen davon verwendet werden.
Es ist egal, mit welchem Zeugs die Funktionseinheiten untereinander verbunden werden.
Es wäre sogar egal, ob diese Rechentechnik auf Basis von jenen Festkörpern oder auf Basis von auf Drähten aufgefädelten Murmeln funktioniert. Obwohl letzteres mit Sicherheit nur philosophische Bedeutung hat.
Ich denke, JETZT kann ich guten Gewissens erklären, worauf ich hinauswill:
Alles in unserer Welt funktioniert sicherlich unbestreitbar auf Basis von irgendwelchen Elementarteilchen. Aber so gut wie nichts davon (mathematisch exakt: unendlich wenig) läßt sich mit Hilfe der Gesetzmäßigkeiten jener Elementarteilchen erklären.
Unendlich viel baut sich auf HÖHEREN ORGANISATIONSSCHICHTEN nach Gesetzmäßigkeiten auf, die VOLLKOMMEN FREI sind von jenen der darunterliegenden Materie.
Die darunterliegende Materie kann unter Umständen komplett ausgetauscht werden, ohne daß sich in den höheren Ebenen IRGENDETWAS ändern müßte. Der Umkehrschluß ist alltäglich, fällt aber niemanden ernsthaft auf: Unendlich vielfältige Sachen können sich auf höheren Organisationsschichten NEU BILDEN, die so niemals im Bauplan der niederen Schichten enthalten wären.
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Obwohl die Organisationsebenen weitgehend unabhängig voneinander sind, haben sie eine gwewisse Wechselwirkung: OHNE daß sich die Elementarteilchen, aus denen ein Computer nun mal aufgebaut wird, bereitfinden würden, die Signale im Computer zu leiten und zu verknüpfen, würde der Computer nicht existieren. Namentlich stürzt er unweigerlich ab, wenn irgendwas auf der Ebene der Signalleitung fehlfunktioniert.
Andersrum wirkt das Ergebnis der Signalverarbeitung im Computer auf die Elementarteilchen und vieles andere in der Umwelt zurück: Der andere Computer fängt an, zu berechnen, was er als Antwort geben möchte. Ganze Heerschaaren von Menschen sitzen an ihren PC's und grübeln, was sich das Schachprogramm oder sein Erzeuger dabei nur gedacht haben mag.
Nicht zuletzt wird eine mindestens virtuelle Schachfigur gesetzt - aber jede Wette: In so einem Fall wandern tausende Schachfiguren rund um die Welt auf ganz realen Schachbrettern mit, wo sich die Heerscharen der Begeisterten Anhänger ihren Kopf über diese Sachen zerbrechen.
NICHTS davon ist mit IRGENDEINER berechenbaren Wirkung von Elementarteilchen oder größeren Einheiten der unbelebten Natur zu erklären: Daß die Springer auf den Spielfeldern der menschlichen Zuschauer, die sie mitwandern lassen, eine solide Sache bilden, fällt noch eben in die Kategorie der Naturgesetze. Daß sie auf einem soliden Schachbrett stehen, durch daß sie nicht hindurchfallen und von dem sie nicht abheben, auch noch. Daß aber wegen dem Handshake von ein paar Billiarden Elektronen in ein paar Kubikmilimetern Silizium in einem Kuhdorf z.B. in Mecklenburg auf einmal tausende Schachfiguren auf der ganzen Welt wandern und tausende Menschen aufstöhnen und ins Grübeln und Streiten verfallen, ist mitnichten durch die Wechselwirkung von jenen Elektronen erzwungen.
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Und es ist nach meiner momentanen Ansicht nicht nur so, daß es wegen einer praktisch unendlichen Komplexität nicht mit Elementarteilchenmodellen erklärt werden kann...
Die philosophische Ansicht für Determiniertheit unserer Welt beruht im wesentlichen auf dem Ansatz, daß, wenn ein System in seine Elementarteilchen zerlegt wird, wobei deren sämtliche Parameter gemessen werden, und dieses System später genau in diesem Zustand wiederhergestellt wird, wobei sämtliche Parameter der Teilchen im Augenblick des Funktionsstarts exakt wie vorher eingestellt werden, dieses System eine identische Kopie des ersteren Sein müßte und sich deshalb identisch verhalten müßte. Das übersieht allerdings die Kleinigkeit, daß ein vollkommen in sich abgeschlossenes System - WENN wir denn geneigt sein wollen, der Abstraktion und Idealisierung zu folgen - eben vollkommen in sich abgeschlossen sein muß und dementsprechend zwingend keinerlei Wechselwirkung mit seiner UMWELT eingehen darf. Was praktisch und faktisch heißt: Es EXISTIERT NICHT in seiner Umwelt! NUR DANN ist diese Determinismus-Argumentation philosophisch dicht - ungeachtet dessen, daß sie dann immer noch nicht praktisch innerhalb unseres Universums machbar wäre.
SOBALD das betrachtete Versuchssystem dagegen eine Wechselwirkung mit seiner Umwelt eingehen können soll, müßte NEBEN dem betrachteten System AUCH seine GESAMTE Umwelt, die im entferntesten mit ihm in Wechselwirkung gestanden haben könnte (denken wir zurück an das Schachspiel), IDENTISCH eingefroren und wiederhergestellt werden, um zu bewirken, daß man tatsächlich einen funktionell exakten KLON vor sich hat.
Ein Mathematiker erkennt sofort, worauf das hinausläuft: Es kommt zu einer unendlichen Rekursion: Das betrachtete System muß unendlich weiter ausgedehnt werden, um das philosophisch angesteuerte Ziel erreichen zu können. Wobei die philosophische Basis der Betrachtung - daß man eben ein Stück aus der Welt herausschneiden können müßte - selbstredend abhanden kommt.
Womit die Anwendbarkeit DIESES Argumentationsansatzes mathematisch widerlegt wäre.
Das Universum im Ganzen einzufrieren und weiterlaufen lassen zu wollen, stellt nichts weiter da, als die Zeit kurz mal anhalten zu wollen. Es bedeutet mitnichten eine Berechenbarkeit oder auch nur Wiederholbarkeit.
(Nicht, daß mich da jemand falsch versteht: In begrenzten Wirkungsbereichen ist in Bezug auf unsere menschlichen Wünsche vieles berechenbar und vorhersehbar oder nachvollziehbar. In Bezug auf das Universum im Ganzen oder auch nur auf die Vielfalt des uns unmittelbar umgebenden Lebens dagegen unendlich wenig...)
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Und JETZT meine finale Aussage zum Thema:
Das Denken von Lebewesen (darunter des Menschen) ist DERMASSEN weit von Elementarteilchen abgehoben, daß es bis auf den Umstand, daß die Signalleitung und -verarbeitung irgendwie von letzteren bereitgestellt wird, NICHTS mit jenen zu tun hat.
Ich vertrete deshalb IM MOMENT (was sich mit weiteren Erkenntnissen oder Diskussionen ändern kann) die Meinung, daß Prozesse auf höheren Ebenen NICHT per Usache-Wirkungs-Beziehung aus Zusammenhängen der niederen Ebenen berechnet werden können.
Und damit: Das Denken dürfte daher NICHT vorbestimmt sein.
Wir KÖNNEN die Zukunft durch unser Denken aktiv verändern.