Das stimmt nicht: Das WÜRDE nur dann stimmen, wenn das Programm mitsamt seinem Input und Output und dessen Rückkopplung über die Umwelt ein abgeschlossenes System darstellen würde. Was es schon in relativ einfachen Anwendungsfällen unmöglich sein kann.
Sobald die auf einer beliebigen Ebene der Systemorganisation auftretenden Rahmenbedingungen eines für sich betrachtet deterministischen Systems nicht mehr deterministisch sind, ist das Gesamtverhalten des Systems in seiner Umwelt zwingend ebenfalls nicht mehr deterministisch.
Damit kommen wir auf eine Grundbedingung für nichtdeterministische datenverarbeitende Systeme zu sprechen: Es muß den Systemen unmöglich sein, die Rahmenbedingungen der Umwelt in einem solchen Maße zu erfassen, daß ihre Vorausberechnung möglich wird.
Dies ist nun wieder von den natürlichen Gegebenheiten her trivial einsehbar: Ein beliebig aufgebautes datenverarbeitendes System muß immer aus einer physikalischen GRUNDLAGE bestehen, die im Detail um mindestens eine logische Größenordnung komplexer sein muß als das, was das System abzubilden in der Lage ist (sprich: ein einzelnes Bit reicht niemals aus, um die Komplexität der Speicherzelle abzubilden, mit der dieses Bit abgebildet wird).
Wir können aber auch erkennen: in gewissen Abstraktionsrahmen ist es durchaus möglich, deterministische Systeme zu erzeugen. Gerade mit der digitalen Technik ist es wegen der Stabilität der Schaltzustände überhaupt erstmals möglich, nahezu beliebig komplexe Systeme zu erzeugen, die innerhalb eines (im Vergleich zur Komplexität der Natur zwar unendlich hoch einige Potenzen kleinen, aber im Vergleich zur Komplexität des bewußten menschlichen Denkens doch recht ansehnlich umfangreichen) gewissen Rahmens als deterministisch angesehen werden können.
Worauf ich hinaus will: Eure Sorge um die Vorherrschaft des totalen Determinismus kann ich EBEN GERADE NICHT nachvollziehen. Sondern nur das genaue Gegenteil feststellen - wohin ich auch immer gucke. Bis auf doch ziemlich abgeschlossene Systeme, die aus abgeschlossenen virtuellen Welten INNERHALB von digital arbeitenden Computern bestehen. Aber auch dort nur, solange die nicht in Wechselwirkung mit einer realen Umwelt gebracht werden.
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Ach ja: Und Begriffe wie "groß" und "klein" sind halt immer sehr relativ zu beurteilen - wie ich aus dem Nachlesen meiner eigenen Sätze recht deutlich erkennen muß...
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Sorry, im Nachhinein gewinne ich dieser Diskussion eher immer mehr interessante Seiten ab... Ich will nochmal ein Argument von Lesco weiter vorn aufgreifen:
http://www.hackerboard.de/thread.php?threadid=36526#post267562
aber dennoch kann z.B. der Springerzug durch seine Vorgänge nicht den Energieerhaltungssatz o.ä. verletzen
Da haben wir einen ganz entscheidenden Knackpunkt: Er KANN!
Er ist ein "virtueller" alias "modellierter" alias "vorgestellter" Springer in einer virtuellen Welt. Er kann in dieser Welt faktisch alles. Und die modellierte Welt kann jede x-beliebige Funktion annehmen.
Wobei das aber noch nichts besagt über den Weg zur künstlichen Intelligenz oder die Art, als Computer Fehler zu machen. Oder?
Sobald der Computer die Aufgabe HÄTTE, etwas aus der realen Welt zum Zwecke der Optimierung seines Verhaltens abzubilden, und dabei Fehler machen würde, weil seine deterministisch funktionierenden Algorithmen schlicht mit gewissen Erscheinungsformen von Eindrücken überfordert sind (mir fallen da aus dem Stehgreif geradezu unendlich viel anmutende Beispiele sowohl für Computer als auch für menschliche Signalverarbeitung ein), wäre das ja wohl als identisch zueinander (Mensch versus Computer) anzusehen, oder? Selbe Art von Ursache (nicht vorgesehene Signalspiele), selbe Art von Wirkung (falsches Umweltmodell)...
Insofern bin ich SCHON geneigt, den soweit schon entwickelten Roboter-Maschinen eine Art eigene Intelligenz und eigenes Fehlverhalten zuzusprechen. Egal, wie niedrig deren Niveau auch im Vergleich zu selbst primitiven Lebewesen sein mag und wie schwer es dadurch unserem Vorstellungsvermögen fallen mag, sowas als Schritt in Richtung von künstlichem Denken zu verstehen...