Kommt die nächste Finanzkrise?

Ja, die nächste Finanzkrise kommt. Warum? Weil Aktienkurse in Zyklen verlaufen. Schön sieht man das derzeit am 20 Jahres Chart des DAX. Versucht man eine Schätzung rein mit der Chartanalyse, könnte man zum Ergebnis kommen, dass ein Absturz in den nächsten Wochen zu erwarten ist...

Woran liegts? Je nach Expertin oder Experten, Politikerin oder Politiker, Verschwörungstheoretikerin oder Verschwörungstheoretiker, Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler, ... findet man unterschiedliche Gründe:
- Die Deutsche Bank braucht Geld
- Der IS erobert die Welt
- Die Russen kommen
- Die NATO kommt
- Die Flüchtlinge kommen
- Die Energiekrise
- Die Klimakrise
- Die Demokratiekrise
- Der Grexit
- Der Brexit
- ...

Am besten wettet man auf den Absturz aller Kurse - und kauft sich dieses Jahr einfach mal kein Auto. Mit dem gewonnenen Geld wiederholt man dieses Spiel. Völlig absurd, aber so ist sie nunmal, die Börse ;)
 
War auch mein Gedanke ... dann frag ich mal am besten ein paar VWL'er aus dem Bekanntenkreis in was ich so investieren sollte :rolleyes:
 
Natürlich kommt die nächste Finanzkrise. In einem Finanzsystem, in dem sich die Zinsen nach dem erwarteten Wirtschaftswachstum richten und nicht nach dem tatsächlichen, ist das auch kaum anders zu erwarten. Denn das erwartete Wachstum hat sich in der Vergangenheit immer als höher herausgestellt als das tatsächliche. Hinzu kommt aktuell die Geldschwemme, die im Zuge der letzten Bankenkrise ausgelöst wurde um die Banken zu retten. Dieses Geld wurde trotz Niedrigzins noch immer nicht wieder dem Markt entzogen und wirkt nun negativ auf diesen. Dass sowieso jedes Geld, das im Umlauf ist, von Vornherein mit einer Schuld belastet ist, weil bereits darauf Zinsen anfallen, macht die Lage auch nicht besser. Jeder Euro und jeder Dollar, der im Umlauf ist, ist bereits mit Zinsen belastet. Und diese Zinsen können wiederum nur mit Geld bezahlt werden, das auch wieder mit Zinsen belastet ist. Dieser Kreislauf führt ganz automatisch dazu, dass irgendwann eine Entwertung des Geldes stattfinden muss. Auch gibt es kaum noch Länder auf dieser Welt, die nicht bereits so grosse Schulden haben, dass sie diese kaum noch abzahlen können. Ganz weit vorn ist dabei die USA, auf deren Währung der internationale Handel grossteils aufbaut. Wie soll man mit einer so stark mit Schulden belasteten Währung noch anständig Handel treiben? Es sind also viele Faktoren, die den nächsten Finanzcrash unausweichlich machen. Die Frage ist daher nicht, ob die nächste Finanzkrise kommt, sondern wann sie kommt. Schau dir einfach mal ein paar Videos von Dirk Müller aka. Mr. Dax zum Thema Finanzsystem an.

Dass der Grexit so gefürchtet wird, hat aber eher politische Gründe. Alle EU-Länder haben in den letzten Jahren Milliarden in die Banken gesteckt um die Staatspleite Griechenlands rauszuzögern. Da das Geld zu grossen Teilen nie in Griechenland ankam, sondern primär bei nicht-griechischen Gläubigern landete, war eigentlich jedem Ökonomen von vornherein klar, dass die Staatspleite damit nicht verhindert wird. Dennoch verkaufte die Politik uns diese "Rettungspakete" so, als würden wir Steuerzahler dadurch ja gar nicht belastet. Es seien ja nur Bürgschaften, die man übernehmen würde, und ähnliche Argumente wurden genutzt um uns weiszumachen, dass das mit unseren Steuergeldern ja gar nichts zu tun hätte. Tatsache ist aber: Kann die Staatspleite von Griechenland nicht verhindert werden, und mit den aktuellen Maßnahmen ist dies einfach nicht möglich, kommt der Schuldenschnitt. Und dann sind es eben doch unsere Steuergelder, die dabei draufgehen. Und da Deutschland den Grossteil der Rettungsgelder stellte, werden es unsere Steuergelder sein, die dabei vor die Hunde gehen. Merkel wird dann endgültig als Lügnerin dastehen und muss selbst bei eingefleischten CDU-Wählern dann um ihre Wiederwahl fürchten.

Wenn du dir Gedanken darüber machst, worin man noch investieren könnte, schliesse ich mich aber durchaus den Bankern (nicht den Spekulanten!) an. Sachgüter wie Waldgrundstücke und Forst-Aktien sind langfristig eine sichere Anlage. Vor allem Forst-Aktien gelten noch immer als massiv unterbewertet, was sich in Zukunft ziemlich sicher ändern wird. Auch andere Rohstoffe, ausser Erdöl, Erdgas, seltene Erden und Edelmetalle, können eine Investition Wert sein. Und auch in die grossen Unternehmen, die bereits seit Jahrzehnten existieren, zu investieren zahlt sich bei sehr langfristigen Anlagen (>20-30 Jahre Laufzeit) durchaus noch aus. Diese Unternehmen haben bisher jede Finanzkrise überstanden und sind danach wieder relativ schnell aufgestiegen.
Kurzfristige Anlagen bringen in der aktuellen Situation gar nichts. Die Preise von Edelmetallen sind aktuell auch viel zu hoch, als dass man dort noch einen brauchbaren Gewinn erwarten könnte. Eher werden sie nach einem Finanzcrash wieder für sehr lange Zeit fallen. Leider gibt es keine Finanzprodukte für den sozialen Bereich ausser Staatsanleihen. Sonst könnte sich eine Investition da durchaus lohnen. Die Staaten sind aber viel zu sehr verschuldet, als dass Staatsanleihen noch Sinn machen würden. Die sind wiederum mittlerweile nur noch für Spekulanten interessant. Ein Blick in die BRICS-Staaten könnte aber durchaus eine Überlegung Wert sein. Denn entgegen aller Unkenrufe wächst die Wirtschaft dort stetig, wenn auch langsam. Russland hat z.B. eine enorm niedrige Staatsverschuldung und enorm grosse Rohstoffvorkommen, die das Land in Zukunft ziemlich sicher über Wasser halten werden. Allerdings gilt dort vor allem, dass nur langfristige Anlagen in Staatskonzerne sich lohnen werden. Privatunternehmen im Rohstoff-Bereich werden dort massiv unter Druck gesetzt und haben daher vermutlich langfristig keine Aussicht auf ein Bestehen.

Natürlich kann dir hier niemand eine Finanzberatung geben. Und bei der Auswahl deines Beraters solltest du sehr sorgfältig vorgehen. Banken sind z.B. ziemlich sicher schlechte Berater, da sie an ihren eigenen Profit denken müssen. Ich lasse mich mittlerweile von einem Aussteiger aus der Finanzbranche beraten. Von solchen Leuten erhält man am ehesten gute Ratschläge. Die arbeiten nicht mehr mit Interessenverbänden zusammen, sind finanziell bereits abgesichert und daher nicht auf Provisionen angewiesen und sie kennen die Märkte sehr gut.
 
Schuld als Sünde und wirtschaftliches Hemmnis anzusehen war schon immer einer der Fehler, den man aus der Mikro- in die Makroökonomie übernommen hat, der aber dort aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge nur begrenzte Auswirkungen besitzt. Man kann dies leicht sehen, wenn man sich die Schuldner und die Währung der Schulden anschaut. So sind 100€ Schulden in Europa etwas völlig anderes, als 100$ Schulden bei anderen Ländern. Damit lässt sich auch erklären, warum die USA und der IWF ein viel größeres Interesse an einer Beibehaltung der Schuld haben, als die EU, die mit einem Schuldenschnitt aufgrund der gleichen Währung deutlich einfacher umgehen könnte, als immer gesagt wird.

Zu meinen eigentlichen Punkten:
Es gibt sehr wohl gute Investitionsmöglichkeiten im sozialen Bereich. Sowohl die GLS, als auch die Ethikbank können hier für Unternehmen und Privatpersonen interessante Anlagemöglichkeiten anbieten. Sicher, der Ertragt steht hier nicht im Vordergrund, dafür aber das Soziale, das gerade diejenigen Anlegerinnen und Anleger wichtiger sein sollte, die die Deutsche Bank für ihre Art des Handelns kritisieren. Taucht man tiefer in den Markt ein, dann findet man auch den ein oder anderen Fond mit dem Fokus auf soziale Projekte oder Unternehmensanleihen ökologisch agierender Unternehmen.
Wie baut man nun Wissen auf, um seine Finanzen auch ohne Hilfe einer Bank managen zu können (unabhängig von der eigenen Einstellung)? Neben Büchern zum Thema Chart- oder Fundamentalanalyse, Börsengeschehen, Börsenpsychologie und allgemeiner Wirtschaft hat sich inzwischen eine recht große Bloggerszene aufgetan, wie z.B. im Blog des Finanzwesirs deutlich wird. Auch der Begriff "Social Trading" gewinnt immer mehr an Fahrt und Anbieter wie wikifolio oder ayondo drängen auf den Markt in direkter Konkurrenz zu den Banken, die immer weniger das Vertrauen der Anlegerinnen und Anleger geniessen. Hierbei geht es darum, die unterschiedlichen Strategien offen zu diskutieren und deren Performance zu vergleichen - oder zu übernehmen, wenn man keine Zeit für Recherche und Analyse investieren möchte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich würde von Plattformen wie Ayondo eher die Finger lassen. Zum einen, weil es sich um eine Limited handelt, zum anderen weil die Geldgeber dieses Unternehmens recht intransparent sind und nicht zuletzt auch, weil sie mit den grossen Banken zusammenarbeiten. Insgesamt wird Social Trading imo viel zu sehr gehyped. Und kaum jemand ist sich der Gefahren bewusst: https://www.stockstreet.de/de/stock...ial-Trading-eine-kleine-aber-wichtige-Warnung Wie man aus diesem Artikel recht gut sehen kann, ist Social Trading eher was für Leute, die sich ständig um ihre Anlagen kümmern können und zumindest täglich einen Blick drauf werfen. Schon ein Urlaub ohne Internet-Zugang kann da massive Verluste bedeuten. Und wie auch in dem Artikel erwähnt, sollte man immer vorsichtig werden, wenn auf dem Finanzmarkt irgendwelche Produkte oder Plattformen einen Hype auslösen. Recherchen und eigene Analysen erspart Social Trading jedenfalls nicht.

Die Ethikbank ist als "Girokonto-Bank" ganz sicher einen Blick wert, da sie sich aus dem Spekulationsmarkt fern hält und ihr Geld primär in soziale und nachhaltige Projekte investiert. So wie einige andere Genossenschaftsbanken auch. Bei manchen Produkten wie BonusPlus, RentePlus u.ä. scheinen mir die Versprechen aber auch etwas zu hoch, vor allem da fast ausschliesslich im Mittelstand investiert wird, der bekanntermaßen derzeit in ganz Europa immer mehr weg bricht.
 
Wie man aus diesem Artikel recht gut sehen kann, ist Social Trading eher was für Leute, die sich ständig um ihre Anlagen kümmern können und zumindest täglich einen Blick drauf werfen.
Die 1:1 Abbildung des Portfolios eines unbekannten Benutzers ist immer risikoreich, egal, was in der Beschreibung des Portfolios steht. Das gilt aber ebenso für (Hochrisiko-)Fonds, die im o.g. Artikel leider viel zu kurz kommen bzw. aufgrund ihrer "Kontrollinstanzen" als weniger risikoreich bewertet werden, was schlichtweg falsch ist, wenn man sich anschaut, dass viele Fonds eben nicht deutschen Gesetzen unterliegen und sie dann auch nicht vor deutschen Gerichten für fehlende oder falsche Angaben im Prospekt verantwortlich gemacht werden können.

Allgemein bin ich der Meinung, dass man als Kleinanlegerin oder Kleinanleger der Automatisierung im Finanzbereich eher kritisch gegenüber stehen sollte. Daher würde ich auch nie ein Portfolio 1:1 abbilden oder meine Trades automatisch den Trades einer oder eines anderen anpassen. Allerdings kann Social Trading eine große Hilfe sein, wenn man sich nicht mit Bewertung beliebiger Aktien, Fonds, ETFs und Co. auseinandersetzen möchte und kann, denn sie liefern wertvolle Tipps, zeigen Strategien direkt an Beispielen auf und ermöglichen die Simulation die Performance, wenn man an der eigenen Strategie etwas ändert. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit sich von anderen Tipps zu holen, indem man das eigene Portfolio von anderen Benutzerinnen und Benutzern bewerten lässt.

Wichtig ist und bleibt aber die Grundregel jeglichen Handelns: Immer objektiv bleiben, Informationen prüfen und verstehen und niemals handeln, wenn man unter Drogen steht, ein Erfolgserlebnis oder einen persönlichen Verlust zu beklagen hat oder sonst irgendwie geistig und psychisch nicht Dame oder Herr der Lage ist. Wer sein Risiko nicht selbst einschätzen und auf Basis dieser Einschätzung handeln kann, für den sind weder Aktien, noch Fonds, noch ETFs, noch Social Trading etwas, sondern nur eine geeignete Bankberaterin oder ein Bankberater aus der Bank oder Sparkasse des Vertrauens.

Edit:
Und klar, wer unabhängig vom Risiko Day-Trading Portfolios folgt, der muss auch die Zeit für Day Trading aufbringen können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben