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Just passend zum Feste hab ich beim Platte aufräumen ne Geschichte von mir gefunden - geschrieben voriges Jahr um die Zeit:
Ostern steht wie kaum ein anderes Fest in Verbindung mit einer Tätigkeit, die vor allem im Sorbischen Kulturgebiet ad absurdum geführt wurde, dem Eierbemalen.
Das Fest der Wiederauferstehung muss somit nicht nur als arbeitgeberfeindlicher Wirtschaftskiller herhalten, sondern lässt ganze Menschenmengen zum lustigen Bekritzeln des Dotterbehälters zusammenkommen, um dem Deponieprodukt des christlichen Fastens wenigstens einen Sinn zu geben.
Grundlage ist natürlich das Ei, meist eines der Art Gallus gallus, ganz speziell ihrer Unterart domesticus. Dabei ist es gleich, ob diese Eier völlig glücklich aus dem Eileiter der gemeinen Henne purzelten oder erstmals beim unbedachten Einräumen ins Auto des endgültigen Käufers mit dem Tageslicht in Kontakt traten. Da der moderne Mensch dafür bekannt geworden ist, einfach alles mit Werkzeugen zu beackern, wird auch das Ei nicht davor verschont. Leider ist die Entwicklung besonders in althergebrachten Vorgängen nicht deren Aushängeschild und so wundert es nicht, dass beim ersten Blick auf das Utensilien-Besteck des Künstlers am uralten Schöpfungs- und Fruchtbarkeitssymbols Unsicherheit aufkommen kann, ob man sich nun im 14. Oder 21. Jahrhundert befindet. Nicht nur dass sie zur Durchführung ihrer Tätigkeit Babyraub am sorglosen Huhn betreiben, nein – auch zum Bearbeiten bedienen sie sich der Ergebnisse der Diebeskunst. Ganz genau gesehen müsste dazu sogar besonders schwerer Raub in Tateinheit mit vorsätzlichem Totschlag zu Protokoll gegeben werden, denn das Werkzeug selbst ist eine Feder mit dickem Kiel, die davor dem leblosen Großfedervieh entrissen wird. Freilich wird diese grausige Tat nicht ständig neu verübt, denn sonst bräuchten wir uns keine Gedanken über die Vogelgrippe machen und Gänse würden eher zu Ostern als zu Weihnachten für belustigende Streitereien während des Zerlegevorganges am Mittagstisch sorgen.
Diese Kiele dienen wie bereits erwähnt also der eigentlichen Malerei-Verrichtung. Kunstvoll sind diese in diverse, filigrane Formen geschnitzt, was selbst manch einen Uhrmacher ins Staunen geraten ließe.
Insgesamt ist der Weg des Eiermalers mit Leichen gepflastert. Denn zu allem Überfluss benötigt er auch noch ein weiteres Hilfsmittel. Damit die in minuziöser Kleinarbeit aufgebrachten Muster später auch sichtbar werden, müssen sie mit einem Mittel aufgetragen werden, dass resistent gegen erweiternde Fremdeinflüsse macht. Und da das mit Alkohol ausnahmsweise nicht funktioniert, schmeißt man die Biene aus dem Eigenheim und klaut der fleißigen Imme sämtlichen Beton. Was mit der Kotze – ähm, Verzeihung, dem Gemisch aus Nektar und Bienenkörperflüssigkeiten – geschieht, will ich jetzt nicht hinterfragen. Das Wachs wird erhitzt und mit Hilfe des bearbeiteten Vogelfellteils auf das Ei gebracht. Hierbei ist der Fantasie oder Vernunft keine Grenze gesetzt. Ob griechische Tempelornamente, Szenen aus dem Tal der Könige, eine rückwärtsgelesene Abschrift der Bibel oder einfach nur ein „Ficken!“ – schön ist was gefällt und scheitert letztendlich lediglich am Geschick des Künstlers. Das Erhitzen des Wachses sollte von-der-Leyen-hafte Jugendschützer jedoch stutzig machen. In einem gebogenen Löffel wird der vormals weiche Ausgangsstoff mittels einer untergestellten Kerze erhitzt und vergrößert fließend Volumen wie auch mechanische Festigkeit. Der Schritt vom Wachs zum Heroin ist da so nah wie der Wechsel zwischen fiktivem und realem Schießeisen! Außerdem sorgt ein umgefallener Wachsträger auch in den besten Familien für zumindest kurzweilige Hektik seitens der Mutter, die entnervt versucht, Belag oder zumindest Tisch vor dem Imprägniermedium der Natur zu retten und dabei zu manch verbalem Kraftausdruck angeregt wird.
Zum Schluss können die verzierten Drehellipsoide in Töpfe mit verschiedensten Farben geschupst werden. Früher benutzte man dazu alles, was dem Wasser Couleur gibt, Zwiebeln, Holunder, Wurzeln – die Hartgesottenen konnten ihr Glück ganz gewiss auch in der Fäkalienanlage probieren. Heutzutage steht dem Ei-Designer selbstverständlich die ganze Welt der Chemie offen. Bayer und BASF bieten Farben an, für die noch nicht einmal Frauen Namen haben. Rot, blau und gelb sind alte Hüte und eröffnen eher den Verdacht, dass der stolze Besitzer sein Osternest mit Mitteln der Konsumgüterindustrie füllt. Heute glänzen die Farben heller als dazumal Zeus seiner Semele. Na ein paar Minuten ists dann vorbei mit dem Bad. Herausgefischt und abgetrocknet wird zur Beseitigung der Hilfsmittel ein weiteres Mal das Wachs erhitzt, dann jedoch direkt auf dem Ei. Wieder flüssig wird es abgewischt und verschwindet auf nimmer Wiedersehen, entweder im dafür vorgesehenen Tuch oder im Ärmel von Klein-Ilse.
Fertig ist das selbst gestaltete Oster-Ei, dass jedoch erst nach ein paar Jahren seine volle Schlagfertigkeit ausspielen und sich somit wenigstens ein bisschen, stellvertretend für alle Beteiligten, rächen kann – wenn es nämlich mit einem leichten „Knacks“ kaputt geht und eine Wolke hinterlässt, die die morgendlichen Nachwirkungen von Papas letzten Kneipenabend vergessen machen.
Abschließend ist eins zu sagen:
Da Ostern gerade bei Kindern beliebt ist, muss also genauer hingeschaut werden. Denn wer sich mit der Beschaffung, Durchführung und Auslebung des Eiertanzes beschäftigt, dem wird klar, dass dies – nicht nur auf der Basis als Fest zur Huldigung eines Zombies – eine Verklärung von kriminellem Handwerk zur Auslebung von Tradition bedeutet. Die Verschleierungsgefahr ist ungemein hoch, sodass gerade hier ein beherztes Einschreiten seitens der volksbestimmten Minderheitsvertreter gefordert werden muss! Ansonsten brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn irgendwann einmal Jugendliche mit Kreativität und der Fähigkeit, mehr als zwei Daumen koordiniert zu steuern, erkennen, dass die Muster des eigenen Welt-Eies mehr und mehr veröden und die daran beteiligten Künstler letztendlich vom Hof prügeln.
Ostern steht wie kaum ein anderes Fest in Verbindung mit einer Tätigkeit, die vor allem im Sorbischen Kulturgebiet ad absurdum geführt wurde, dem Eierbemalen.
Das Fest der Wiederauferstehung muss somit nicht nur als arbeitgeberfeindlicher Wirtschaftskiller herhalten, sondern lässt ganze Menschenmengen zum lustigen Bekritzeln des Dotterbehälters zusammenkommen, um dem Deponieprodukt des christlichen Fastens wenigstens einen Sinn zu geben.
Grundlage ist natürlich das Ei, meist eines der Art Gallus gallus, ganz speziell ihrer Unterart domesticus. Dabei ist es gleich, ob diese Eier völlig glücklich aus dem Eileiter der gemeinen Henne purzelten oder erstmals beim unbedachten Einräumen ins Auto des endgültigen Käufers mit dem Tageslicht in Kontakt traten. Da der moderne Mensch dafür bekannt geworden ist, einfach alles mit Werkzeugen zu beackern, wird auch das Ei nicht davor verschont. Leider ist die Entwicklung besonders in althergebrachten Vorgängen nicht deren Aushängeschild und so wundert es nicht, dass beim ersten Blick auf das Utensilien-Besteck des Künstlers am uralten Schöpfungs- und Fruchtbarkeitssymbols Unsicherheit aufkommen kann, ob man sich nun im 14. Oder 21. Jahrhundert befindet. Nicht nur dass sie zur Durchführung ihrer Tätigkeit Babyraub am sorglosen Huhn betreiben, nein – auch zum Bearbeiten bedienen sie sich der Ergebnisse der Diebeskunst. Ganz genau gesehen müsste dazu sogar besonders schwerer Raub in Tateinheit mit vorsätzlichem Totschlag zu Protokoll gegeben werden, denn das Werkzeug selbst ist eine Feder mit dickem Kiel, die davor dem leblosen Großfedervieh entrissen wird. Freilich wird diese grausige Tat nicht ständig neu verübt, denn sonst bräuchten wir uns keine Gedanken über die Vogelgrippe machen und Gänse würden eher zu Ostern als zu Weihnachten für belustigende Streitereien während des Zerlegevorganges am Mittagstisch sorgen.
Diese Kiele dienen wie bereits erwähnt also der eigentlichen Malerei-Verrichtung. Kunstvoll sind diese in diverse, filigrane Formen geschnitzt, was selbst manch einen Uhrmacher ins Staunen geraten ließe.
Insgesamt ist der Weg des Eiermalers mit Leichen gepflastert. Denn zu allem Überfluss benötigt er auch noch ein weiteres Hilfsmittel. Damit die in minuziöser Kleinarbeit aufgebrachten Muster später auch sichtbar werden, müssen sie mit einem Mittel aufgetragen werden, dass resistent gegen erweiternde Fremdeinflüsse macht. Und da das mit Alkohol ausnahmsweise nicht funktioniert, schmeißt man die Biene aus dem Eigenheim und klaut der fleißigen Imme sämtlichen Beton. Was mit der Kotze – ähm, Verzeihung, dem Gemisch aus Nektar und Bienenkörperflüssigkeiten – geschieht, will ich jetzt nicht hinterfragen. Das Wachs wird erhitzt und mit Hilfe des bearbeiteten Vogelfellteils auf das Ei gebracht. Hierbei ist der Fantasie oder Vernunft keine Grenze gesetzt. Ob griechische Tempelornamente, Szenen aus dem Tal der Könige, eine rückwärtsgelesene Abschrift der Bibel oder einfach nur ein „Ficken!“ – schön ist was gefällt und scheitert letztendlich lediglich am Geschick des Künstlers. Das Erhitzen des Wachses sollte von-der-Leyen-hafte Jugendschützer jedoch stutzig machen. In einem gebogenen Löffel wird der vormals weiche Ausgangsstoff mittels einer untergestellten Kerze erhitzt und vergrößert fließend Volumen wie auch mechanische Festigkeit. Der Schritt vom Wachs zum Heroin ist da so nah wie der Wechsel zwischen fiktivem und realem Schießeisen! Außerdem sorgt ein umgefallener Wachsträger auch in den besten Familien für zumindest kurzweilige Hektik seitens der Mutter, die entnervt versucht, Belag oder zumindest Tisch vor dem Imprägniermedium der Natur zu retten und dabei zu manch verbalem Kraftausdruck angeregt wird.
Zum Schluss können die verzierten Drehellipsoide in Töpfe mit verschiedensten Farben geschupst werden. Früher benutzte man dazu alles, was dem Wasser Couleur gibt, Zwiebeln, Holunder, Wurzeln – die Hartgesottenen konnten ihr Glück ganz gewiss auch in der Fäkalienanlage probieren. Heutzutage steht dem Ei-Designer selbstverständlich die ganze Welt der Chemie offen. Bayer und BASF bieten Farben an, für die noch nicht einmal Frauen Namen haben. Rot, blau und gelb sind alte Hüte und eröffnen eher den Verdacht, dass der stolze Besitzer sein Osternest mit Mitteln der Konsumgüterindustrie füllt. Heute glänzen die Farben heller als dazumal Zeus seiner Semele. Na ein paar Minuten ists dann vorbei mit dem Bad. Herausgefischt und abgetrocknet wird zur Beseitigung der Hilfsmittel ein weiteres Mal das Wachs erhitzt, dann jedoch direkt auf dem Ei. Wieder flüssig wird es abgewischt und verschwindet auf nimmer Wiedersehen, entweder im dafür vorgesehenen Tuch oder im Ärmel von Klein-Ilse.
Fertig ist das selbst gestaltete Oster-Ei, dass jedoch erst nach ein paar Jahren seine volle Schlagfertigkeit ausspielen und sich somit wenigstens ein bisschen, stellvertretend für alle Beteiligten, rächen kann – wenn es nämlich mit einem leichten „Knacks“ kaputt geht und eine Wolke hinterlässt, die die morgendlichen Nachwirkungen von Papas letzten Kneipenabend vergessen machen.
Abschließend ist eins zu sagen:
Da Ostern gerade bei Kindern beliebt ist, muss also genauer hingeschaut werden. Denn wer sich mit der Beschaffung, Durchführung und Auslebung des Eiertanzes beschäftigt, dem wird klar, dass dies – nicht nur auf der Basis als Fest zur Huldigung eines Zombies – eine Verklärung von kriminellem Handwerk zur Auslebung von Tradition bedeutet. Die Verschleierungsgefahr ist ungemein hoch, sodass gerade hier ein beherztes Einschreiten seitens der volksbestimmten Minderheitsvertreter gefordert werden muss! Ansonsten brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn irgendwann einmal Jugendliche mit Kreativität und der Fähigkeit, mehr als zwei Daumen koordiniert zu steuern, erkennen, dass die Muster des eigenen Welt-Eies mehr und mehr veröden und die daran beteiligten Künstler letztendlich vom Hof prügeln.