Hinter den Kulissen des Bundestages ist eine Lobbyschlacht zwischen den vom Informationstechnologie-Riesen IBM gestützten Verfechtern freier Software und dem Marktführer Microsoft ausgebrochen.
Es geht um die zukünftige Ausrüstung der PC der Bundestagsabgeordneten, der Fraktionsmitglieder und der Bundestagsverwaltung. Bislang laufen die rund 5000 Rechner mit dem fünf Jahre alten Windows NT 4, welches von Microsoft allmählich aus dem Programm genommen wird.
Eine elfköpfige Abgeordneten-Kommission sucht nach einem neuen Betriebssystem für den Bundestag. Die Entscheidung wird zwischen Linux und Windows 2000 fallen.
In 3 bis 4 Monaten will die Kommission des Ältestenrates für den Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechniken und -medien ihre Erkenntnisse in schriftlicher Form dem Ältestenrat vorlegen, der dann seine Entscheidung trifft. Bis dahin müssen Zuverlässigkeit, Ergonomie sowie die Kosten beider Alternativen gegeneinander abgewogen werden.
Vor zwei Monaten hatten Vertreter von Microsoft und SuSE auf Einladung der Kommission die künftigen Entwicklungen in der Windows- und Linux-Welt vorgestellt. Dies sollte einem ersten groben Vergleich dienen.
Um weitere Informationen zu sammeln, fuhren sechs Kommissionsmitglieder in der vergangenen Woche nach Amerika. Dort führten sie Gespräche mit Firmenvertretern von Microsoft, Red Hat, Caldera und Oracle.
Desweiteren werden derzeit unter den Fraktionsmitgliedern Freiwillige gesucht, die innerhalb der bestehenden IT-Infrastruktur des Bundestages den Einsatz von Linux und Windows 2000 auf ihre jeweiligen Vor- und Nachteile erproben.
Politische Gründe, warum Linux im Bundestag eingeführt werden sollte:
Die demokratischen Institutionen der BRD sollten darauf achten, demokratische Spielregeln möglichst auch bei der IT-Nutzung zu berücksichtigen. Dies ist Ausdruck eines modernen Demokratieverständnisses, das die wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen mit einbezieht und lässt sich nicht auf Datenschutz und Datensicherheit reduzieren. Der uneingeschränkte Zugang aller Bürgerinnen und Bürger zu öffentlichem Wissen und zum öffentlichen Sektor kann rational und kostengünstig nur mit Freier Software realisiert werden. Freie Software ermöglicht durch den offen zugänglichen Quellcode eine gesellschaftliche Überprüfung und Verbesserung von Programmen.
Volkswirtschaftliche Gründe für Linux in der Bundesverwaltung:
Die Einführung eines freien Betriebssystems in der Bundesverwaltung wäre aus markt- und wettbewerbspolitischen Gründen ein entscheidendes Signal für Deutschland und Europa. Auch vielen Unternehmen würde hierdurch ein Zeichen gesetzt werden, welches sie ermutigt, ihren Betrieb ebenfalls auf ein freies Betriebssystem umzustellen.
Wettbewerbsvorteile durch freie Software:
Fast in jedem Land der Erde spielt die Nutzung von Freier Software im öffentlichen Sektor eine immer größere Rolle. In Grossbritannien soll Freie Software im öffentlichen Sektor sogar vorgeschrieben werden. Korea orderte 120.000 Open Source Office Lösungen und will damit 80% der bisherigen Kosten einsparen.
Deutschland darf bei dieser Entwicklung nicht den Anschluss verpassen. Die Betriebssystementwicklung im Open Source Bereich spielt eine wichtige Rolle in Deutschland. Es ist deshalb auch für den Standort Bundesrepublik Deutschland besonders attraktiv, in den Bereich der Freien Software zu investieren.
Betriebswirtschaftliche Gründe für Linux in der Bundesverwaltung:
Kosten:
Zwar fallen hohe Anfangsinvestitionen im Millionen-Bereich an, die sich jedoch durch ein immenses Einsparungspotenzial bei Infrastruktur und Betriebskosten relativieren.
Verschiedenen Untersuchungen zufolge soll der Einsatz von Linux bis zu 35 % Kostenersparnis erbringen.
Leistungen:
In mehr als zehn Jahren hat Linux mehr erreicht, als eine ganze Reihe anderer Produkte oder Firmen: Es hat einen Level an Leistungsfähigkeit und Funktionalität erreicht, der Endbenutzer und Unternehmen gleichermaßen überzeugt. Auch auf der Anwendungsebene ergaben sich bei den Tests deutliche Leistungsvorteile für Linux. Wie ein Benchmark-Test auf dem 2-CPU-Mainframe sowie einem Pentium-4-Server unter Windows 2000 erkennen liess, erbrachte Linux in etwa die doppelte Performence.
Flexibilität:
Rund um Linux hat sich inzwischen eine Firmenkundschaft entwickelt, die eine Vielzahl von Diensten und Programmen für das freie Betriebssystem anbietet.
Aktuelle Linux-Distributionen bieten dabei einen hohen Komfort bei Installation und Betrieb.
Sicherheit:
Die Meinung "Linux ist sicher, weil Linux Linux ist" ist weit verbreitet. Aber: Kein System oder Netzwerk ist absolut sicher. Ein absolut sicheres System befindet sich in einem verschlossenen Raum und hätte keinen Zutgang zum Internet.
Linux hat bislang seinen Platz primär im Serverbereich erobert. Die Chance, großen Schaden auf einem Windows-System anzurichten, das auf 90 % aller Arbeitsplatzstationen läuft, ist wesentlich größer als bei Linux, das gerade mal 4 % Marktanteil im Desktop-Bereich hat. Unter Windows kann schon fast jeder einen Virus zusammenklicken. Unter Linux ist das schon etwas anderes. Mit Hardware-Firewalls lassen sich aber auch Linux-Netzwerke absichern, sie nützen allerdings nichts bei Angriffen aus den eigenen Reihen, erst recht nicht, wenn diese Person weit reichende Rechte hat.
Gerät Microsoft ins Abseits?:
Mit der Schlagzeile "Grundlage für vertrauensvolle Zusammenarbeit" hat Microsoft sein Angebot versehen, dem deutschen Bundestag den Zugriff auf den Windows-Quellcode zu gewähren.
Microsoft betont, dass die Herausgabe der Quelltexte kein Einzelfall sei, sondern schon seit Jahren praktiziert werde. Man habe die Quelltexte an große Unternehmen und akademische Einrichtungen -- darunter auch deutsche Universitäten -- ausgeliefert. Die Lizenzierung der Quelltexte bedeute nicht nur den Zugriff darauf, sondern umfasse darüber hinaus auch Werkzeuge, mit dem sich systeminterne Abläufe verfolgen lassen
Den eigentlichen Unterschied zwischen einer Lizenzierung der Quelltexte und der offenen Einsehbarkeit für Jedermann, wie sie bei Open-Source-Software gegeben ist, thematisiert Microsoft in seiner Pressemitteilung übrigens nicht.
Noch ist keine Vorentscheidung gefallen. Sicher ist jedoch, dass es in dieser Sache eine eindeutige Empfehlung geben wird.
Quellen: FH-Bund, Financial Times, Chip-Online, Linux-Community, Heise-Online, tecChannel
Es geht um die zukünftige Ausrüstung der PC der Bundestagsabgeordneten, der Fraktionsmitglieder und der Bundestagsverwaltung. Bislang laufen die rund 5000 Rechner mit dem fünf Jahre alten Windows NT 4, welches von Microsoft allmählich aus dem Programm genommen wird.
Eine elfköpfige Abgeordneten-Kommission sucht nach einem neuen Betriebssystem für den Bundestag. Die Entscheidung wird zwischen Linux und Windows 2000 fallen.
In 3 bis 4 Monaten will die Kommission des Ältestenrates für den Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechniken und -medien ihre Erkenntnisse in schriftlicher Form dem Ältestenrat vorlegen, der dann seine Entscheidung trifft. Bis dahin müssen Zuverlässigkeit, Ergonomie sowie die Kosten beider Alternativen gegeneinander abgewogen werden.
Vor zwei Monaten hatten Vertreter von Microsoft und SuSE auf Einladung der Kommission die künftigen Entwicklungen in der Windows- und Linux-Welt vorgestellt. Dies sollte einem ersten groben Vergleich dienen.
Um weitere Informationen zu sammeln, fuhren sechs Kommissionsmitglieder in der vergangenen Woche nach Amerika. Dort führten sie Gespräche mit Firmenvertretern von Microsoft, Red Hat, Caldera und Oracle.
Desweiteren werden derzeit unter den Fraktionsmitgliedern Freiwillige gesucht, die innerhalb der bestehenden IT-Infrastruktur des Bundestages den Einsatz von Linux und Windows 2000 auf ihre jeweiligen Vor- und Nachteile erproben.
Politische Gründe, warum Linux im Bundestag eingeführt werden sollte:
Die demokratischen Institutionen der BRD sollten darauf achten, demokratische Spielregeln möglichst auch bei der IT-Nutzung zu berücksichtigen. Dies ist Ausdruck eines modernen Demokratieverständnisses, das die wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen mit einbezieht und lässt sich nicht auf Datenschutz und Datensicherheit reduzieren. Der uneingeschränkte Zugang aller Bürgerinnen und Bürger zu öffentlichem Wissen und zum öffentlichen Sektor kann rational und kostengünstig nur mit Freier Software realisiert werden. Freie Software ermöglicht durch den offen zugänglichen Quellcode eine gesellschaftliche Überprüfung und Verbesserung von Programmen.
Volkswirtschaftliche Gründe für Linux in der Bundesverwaltung:
Die Einführung eines freien Betriebssystems in der Bundesverwaltung wäre aus markt- und wettbewerbspolitischen Gründen ein entscheidendes Signal für Deutschland und Europa. Auch vielen Unternehmen würde hierdurch ein Zeichen gesetzt werden, welches sie ermutigt, ihren Betrieb ebenfalls auf ein freies Betriebssystem umzustellen.
Wettbewerbsvorteile durch freie Software:
Fast in jedem Land der Erde spielt die Nutzung von Freier Software im öffentlichen Sektor eine immer größere Rolle. In Grossbritannien soll Freie Software im öffentlichen Sektor sogar vorgeschrieben werden. Korea orderte 120.000 Open Source Office Lösungen und will damit 80% der bisherigen Kosten einsparen.
Deutschland darf bei dieser Entwicklung nicht den Anschluss verpassen. Die Betriebssystementwicklung im Open Source Bereich spielt eine wichtige Rolle in Deutschland. Es ist deshalb auch für den Standort Bundesrepublik Deutschland besonders attraktiv, in den Bereich der Freien Software zu investieren.
Betriebswirtschaftliche Gründe für Linux in der Bundesverwaltung:
Kosten:
Zwar fallen hohe Anfangsinvestitionen im Millionen-Bereich an, die sich jedoch durch ein immenses Einsparungspotenzial bei Infrastruktur und Betriebskosten relativieren.
Verschiedenen Untersuchungen zufolge soll der Einsatz von Linux bis zu 35 % Kostenersparnis erbringen.
Leistungen:
In mehr als zehn Jahren hat Linux mehr erreicht, als eine ganze Reihe anderer Produkte oder Firmen: Es hat einen Level an Leistungsfähigkeit und Funktionalität erreicht, der Endbenutzer und Unternehmen gleichermaßen überzeugt. Auch auf der Anwendungsebene ergaben sich bei den Tests deutliche Leistungsvorteile für Linux. Wie ein Benchmark-Test auf dem 2-CPU-Mainframe sowie einem Pentium-4-Server unter Windows 2000 erkennen liess, erbrachte Linux in etwa die doppelte Performence.
Flexibilität:
Rund um Linux hat sich inzwischen eine Firmenkundschaft entwickelt, die eine Vielzahl von Diensten und Programmen für das freie Betriebssystem anbietet.
Aktuelle Linux-Distributionen bieten dabei einen hohen Komfort bei Installation und Betrieb.
Sicherheit:
Die Meinung "Linux ist sicher, weil Linux Linux ist" ist weit verbreitet. Aber: Kein System oder Netzwerk ist absolut sicher. Ein absolut sicheres System befindet sich in einem verschlossenen Raum und hätte keinen Zutgang zum Internet.
Linux hat bislang seinen Platz primär im Serverbereich erobert. Die Chance, großen Schaden auf einem Windows-System anzurichten, das auf 90 % aller Arbeitsplatzstationen läuft, ist wesentlich größer als bei Linux, das gerade mal 4 % Marktanteil im Desktop-Bereich hat. Unter Windows kann schon fast jeder einen Virus zusammenklicken. Unter Linux ist das schon etwas anderes. Mit Hardware-Firewalls lassen sich aber auch Linux-Netzwerke absichern, sie nützen allerdings nichts bei Angriffen aus den eigenen Reihen, erst recht nicht, wenn diese Person weit reichende Rechte hat.
Gerät Microsoft ins Abseits?:
Mit der Schlagzeile "Grundlage für vertrauensvolle Zusammenarbeit" hat Microsoft sein Angebot versehen, dem deutschen Bundestag den Zugriff auf den Windows-Quellcode zu gewähren.
Microsoft betont, dass die Herausgabe der Quelltexte kein Einzelfall sei, sondern schon seit Jahren praktiziert werde. Man habe die Quelltexte an große Unternehmen und akademische Einrichtungen -- darunter auch deutsche Universitäten -- ausgeliefert. Die Lizenzierung der Quelltexte bedeute nicht nur den Zugriff darauf, sondern umfasse darüber hinaus auch Werkzeuge, mit dem sich systeminterne Abläufe verfolgen lassen
Den eigentlichen Unterschied zwischen einer Lizenzierung der Quelltexte und der offenen Einsehbarkeit für Jedermann, wie sie bei Open-Source-Software gegeben ist, thematisiert Microsoft in seiner Pressemitteilung übrigens nicht.
Noch ist keine Vorentscheidung gefallen. Sicher ist jedoch, dass es in dieser Sache eine eindeutige Empfehlung geben wird.
Quellen: FH-Bund, Financial Times, Chip-Online, Linux-Community, Heise-Online, tecChannel