Erstens einmal, warum sollte Kapitalismus keine Religion sein? Die Definition aus dem Duden lautet:
Weltweit verbreitete Verhaltensweise von Menschen angesichts des für den einzelnen und die Gesellschaft Heiligen. ...
Wobei der Kapitalismus jetzt nicht unbedingt monotheistisch ist, wobei ich auch das Christentum nicht als Monotheismus anerkenne. Es gibt zwar nur einen Gott, aber auch noch den heiligen Geist, es wird die Mutter Maria angebetet und was weiß der Teufel noch so für Heilige (hups, das böse T-Wort

).
Und zum zweiten bringt es wirklich nichts Institutionen von den jeweiligen Menschen zu trennen. Oder habt ihr schon mal eine Institution gesehen, die ohne Menschen ausgekommen ist? Menschen machen Gesetze, Menschen erschaffen Ideologien, Menschen verbreiten diese. Zwar ihm Rahmen einer Institution, aber diese ist eben ein Gebilde aus Menschen. Wenn ich somit sage "Das Christentum ist nicht frauenverachtend, es ist die Kirche" dann impliziert das einen Vorwurf gegenüber den Menschen, die die Kirche darstellen. Und da darf sich dann jeder an die Nase fassen, der bei dem Verein dabei ist. Ja, Kirchen sind Vereine, ich sehe da keinen Unterschied.
Und darin liegt auch der Grund, dass Religionen intolerant sind: Menschen sind intolerant. Ich nehme mich da (als bekennden Agnostiker) nicht aus, ich denke mir auch manchmal, wenn ich einen Afrikaner in der U-Bahn sehe, was der wohl im Schilde führt. Und als nächstes sehe ich, wie er der alten Dame die Treppe hinauf hilft. Das sind die Momente, in denen ich mich für mich selber schäme, und ich vermute, das geht jedem so. Wichtig dabei ist nur, dass man sich eben auch schämt und eingesteht, dass man etwas gegen seine Intoleranz tun sollte. In Religionen geht man das Problem häufig anders an, man interpretiert einfach die bestehenden Schriften so, dass sie die intolerante Meinung des einzelnen fördern. Häufig muss gar nicht etwas interpretieren, oft steht es bereits genauso intolerant in den Schriften da, wie man es braucht. Das passende Beispiel hat Tarantoga weiter oben bereits genannt.
Es stellt sich nur die Frage, warum sind diese Schriften intolerant? Ganz einfach, sie wurden von intoleranten Menschen (wobei intolerant jetzt keine Einschränkung darstellt) geschrieben. Am Beispiel Bibel sieht man das sehr gut, da wurden sogar diejenigen Evangelien ausgewählt, die eben praktisch waren. Also darf es einen nicht verwundern, wenn eben genau die Schriften der jeweiligen Ideologie den Nährboden geben.
Was könnte man dann aber besser machen, wenn sowieso alle intolerant sind? Man kann es nicht perfekt machen, die Angst vor dem Fremden ist ein ureigener Instinkt. Aber man kann zumindest versuchen es besser zu machen, und das muss jeder einzelne für sich machen. Es können aber auch die jeweiligen
Institutionen ihre Gläubigen dabei unterstützen, indem man zum Beispiel solch kritische Stellen aus den Glaubensbüchern entfernt oder entschärft. Nur dass mir jetzt keiner damit kommt, dass man heilige Schriften nicht ändern darf. Das hat man nur zu oft gemacht, und wenn der Papst sagt, dass man das so und so ändern muss, dann muss es ja richtig sein. Schließlich ist der liebe Benedikt unfehlbar?
mfg benediktibk
PS: Beim Korrekturlesen ist mir aufgefallen, dass mein Post absolut intolerant gegenüber Religionen ist. Ich lasse das aber jetzt absichtlich genauso stehen, so als Beweis für sich selber.