Studie: Reichtum fördert Unmoral

Zunächst in meiner Tageszeitung und dann auch noch bei Spiegel Online, bin ich auf diese interessante Studie von US-Sozialwissenschaftlern gestoßen:
Reiche lügen und betrügen häufiger als Menschen mit niedrigerem sozialem Rang. Außerdem nehmen sie anderen im Straßenverkehr öfter die Vorfahrt - das ist das Ergebnis von sieben Experimenten, die US-amerikanische Forscher im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" vorstellen.
[...]
Auch in anderen, in der Studie gezielt herbeigeführten Situationen verhielten sich diejenigen weniger anständig, die nach eigener Einschätzung einer höheren sozialen Schicht angehörten. Nach Angaben von Paul Piff von der University of California in Berkeley und seinen Kollegen betrogen diese Probanden bei einem Spiel häufiger, bei dem sie Geld gewinnen konnten. Sie gaben bei Befragungen auch an, einen Bewerber bei einem Vorstellungsgespräch eher anzulügen, wenn dieser sich erkundigte, wie sicher die Stelle sei.
Ihren eigenen Angaben nach würden sozial Höhergestellte in einer hypothetischen Situation eher Kopierpapier aus dem Büro mitnehmen, illegal Software kopieren oder ein Konkurrenzunternehmen ausspionieren. Sie tendierten auch dazu, Wechselgeld, das sie zu viel erhalten haben, zu behalten. Wenn die Forscher den Probanden Bonbons anboten, die ausdrücklich für Kinder im Nachbarlabor bestimmt waren, griffen die Reichen zudem häufiger zu als Probanden der unteren Klassen.
Auch einen Grund für die messbaren Unterschiede haben die Forscher schon ausgemacht:
Auf den ersten Blick möge das verwundern, schreiben die Forscher, da untere Schichten es eigentlich nötiger hätten, zu schummeln und sich einen Vorteil zu verschaffen. Aber nicht der höhere soziale Rang per se sei verantwortlich für das weniger moralische Verhalten, sondern die Einstellung der Probanden zur Gier: Angehörige höherer Schichten sahen diese Charaktereigenschaft als weniger negativ an. "Wirtschaftliche Ausbildung mit seinem Fokus auf die Maximierung von Selbstinteressen mag Menschen dazu bringen, Gier als positiv und förderlich zu sehen", spekulieren die Wissenschaftler. Möglicherweise fördern also diese Charaktereigenschaften die Chancen auf Reichtum.
Na ja, ist jetzt eigentlich nicht so verwunderlich - immerhin haben sich gierige, auf Profitmaximierung ausgelegte, Unternehmer sogar das Konzept von der Unsichtbaren Hand ausgedacht, um ihr latentes schlechte Gewissen zu beruhigen...:D (Vereinfacht gesagt behauptet dieses Konzept, dass jeder Marktteilnehmer egoistisch und gierig handeln kann, insgesamt jedoch das beste für die Gesellschaft dabei heraus kommt)

Interessanter ist da schon dieser Punkt:
Aber auch sozial Schlechtergestellte ließen sich zu unmoralischem Handeln verführen: In einem Experiment forderten die Forscher die Probanden dazu auf, zunächst drei Vorteile von Gier aufzulisten. Damit sollte die ursprüngliche Einstellung der Teilnehmer zu diesem Wesenszug manipuliert und ins Positive verschoben werden. Tatsächlich verhielten sich die Probanden anschließend deutlich unfairer und eigennütziger als in den vorhergehenden Durchgängen. "Das lässt vermuten, dass Individuen höherer und niedrigerer Schichten sich nicht unbedingt in ihrer Fähigkeit unterscheiden, sich unethisch zu benehmen, sondern vielmehr in ihrer Tendenz, dies auch zu tun", heißt es in der Studie.
Quelle: Sozialwissenschaft: Reichtum fördert Unmoral - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wissenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
Wen wunderts? Da man, wenn man versucht erfolgreich zu sein, auf ebensolche "unmoralische Reiche" stößt muss man ebenso handeln um sie zu übervorteilen. Ansonsten bleibt der Erfolg aus. Was mich an den Studien stört, ist dass gewinnmaximierendes Verhalten automatisch als unmoralisch bezeichnet wird. Was ist daran falsch, sich mehr zu nehmen als der andere, wenn der andere das unterlässt?
 
bad_alloc hat gesagt.:
Was mich an den Studien stört, ist dass gewinnmaximierendes Verhalten automatisch als unmoralisch bezeichnet wird.
Na ja, eigentlich sagen sie ja nur das Menschen, deren Fokus auf Gewinnmaximierung liegt, eher zu unmoralischen Verhalten neigen als andere und nicht das solches Verhalten automatisch unmoralisch ist...;)
 
Wartet, hier die große Überraschungserkenntnis des Abends: Armut fördert Kriminalität. Konsequenz könnte sein: arme Menschen unter Generalverdacht stellen... Ach ja die Ammis waren NIE auf dem Mond.
 
Hi,

leider brauche ich dafür keine Studie. Denn jeder, der mal Angestellter in einem größeren Unternehmen war kennt dieses Verhalten. Meiner Erfahrung scheint das assoziale Verhalten mit dem Alter zuzunehmen.

An dem Beispiel der Spühlmaschine kann man sehr gut erkennen, wer sich für etwas besseres hält. All jene, die trotz einer leeren Spühlmaschine die Kaffeetasse auf statt in die Spühlmaschine stellen. Interessant ist auch zu beobachten, dass jüngere Hochqualifizierte eher dazu neigen die Tasse hinein zu stellen als alte Hasen. Und dennoch entgeht mir nicht, dass ältere Geringerqualifizierte (was für ein blödes Wort) die Tasse ausschließlich hineinstellen. Vielleicht kann man aus dem Verhalten an der Spühlmaschine ja auf das Verhalten im Straßenverkehr schließen? In beiden Fällen handelt es sich ja um Sozialverhalten im Rudel :-)

Hoffentlich macht das jetzt nicht den Eindruck, dass ich die ganze Zeit an der Spühlmaschine stehe :-)

Grüße,
Kuttengeier
 
Zurück
Oben