[TdW 114] Eritrea - eine vergessene Diktatur?

Auf Vorschlag von benediktibk blickt das TdW auch in dieser Woche nach Afrika, genauer gesagt nach Eritrea - das gelegentlich auch als Nordkorea Afrikas bezeichnet wird. Warum Nordkorea? Wie Nordkorea ist Eritrea nicht nur eine Diktatur, sondern vom Rest der Welt auch fast völlig isoliert.
Das Land wird von Isayas Afewerki mit eiserner Hand regiert und Meinung- oder Pressefreiheit gibt es nicht. Nach wiederholten Berichten über schwerste Menschenrechtsverletzungen in dem Land, hat die UNO jetzt eine eigene Untersuchungskommission eingerichtet. Zu den Vorwürfen gegen das Regime in Eritrea gehört auch, dass sie sowohl die islamistischen Al-Schabab-Milizen, als auch die Piraten im Roten Meer unterstützen. Trotzdem scheint sich der Westen im allgemeinen und Europa im besonderen kaum für diese Diktatur zu interessieren - obwohl laut UNO mittlerweile die meisten Flüchtlinge, die ihr Heil in einer lebensgefährlichen Flucht über das Mittelmeer suchen, aus Eritrea stammen. Jedenfalls hört man in unseren Medien nur selten etwas über die Zustände in dem Land und es wäre mir nicht bekannt, dass es Pläne gibt dem Land Freiheit & Demokratie zu bringen. Die Frage die sich da natürlich stellt ist: Warum? Hat das Land zu wenig Ressourcen? Warum hören wir ständig etwas von Nordkorea, aber so gut wie nie von Eritrea? Warum gilt es als eine Art humanitäre Pflicht den einen Diktator zu stürzen, während andere einfach ignoriert werden? Interessiert uns Afrika einfach zu wenig?
Das TdW stellt heute zumindest die Frage: Eritrea, eine vergessene Diktatur?

Mehr zum Thema:
https://de.wikipedia.org/wiki/Eritrea
Das Land, in dem Gaddafi noch lebt - news.ORF.at
 
Jedenfalls hört man in unseren Medien nur selten etwas über die Zustände in dem Land und es wäre mir nicht bekannt, dass es Pläne gibt dem Land Freiheit & Demokratie zu bringen. Die Frage die sich da natürlich stellt ist: Warum?
Weil Demokratie ein Mindestmaß an Bildung bedingt, welche in diesem Land nicht gegeben ist. Demokratie funktioniert ausserdem (erfahrungsgemäß) nicht in Gesellschaften, die vor allem durch Stammeskulturen geprägt sind, so wie es in Afrika nunmal der Fall ist. Daher scheiterten die meisten Demokratien dort und konnten sich bisher nur in Ländern durchsetzen, die einen starken Tourismus und dadurch starke "westliche Einflüsse" aufweisen.

Hat das Land zu wenig Ressourcen?
Wohl kaum. Allerdings werden die vorhandenen Ressourcen bereits in Zusammenarbeit mit der westlichen Welt (z.B. Kanada) abgebaut und verwertet. Man muss sich daher keinen Zugriff auf diese Ressourcen verschaffen. Er ist bereits vorhanden.

Warum hören wir ständig etwas von Nordkorea, aber so gut wie nie von Eritrea?
Weil ihr die falschen Informationsquellen nutzt? Wer sich sein Weltbild anhand von Medien formt, wird immer ein stückhaftes Weltbild haben und irgendwann plötzlich feststellen "Ups, da ist ja ein Land, von dem man nie was hört." Tatsache ist aber, dass diverse Menschenrechtsorganisationen, Vereine wie "Kirche in Not" usw. immer wieder auf die Situation in Eritrea aufmerksam machen. Wer seine Informationen daher aus Quellen bezieht, die weltweit helfend aktiv sind, wird häufiger mal was von Eritrea hören/lesen/sehen. Will man was über die Gesundheitszustände auf der Welt erfahren, schaut man ja auch nicht in die Zeitung sondern z.B. bei der WHO oder bei Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen. Und wenn man was über die politischen Zustände der Welt erfahren möchte, sollte man nunmal als Informationsquelle Vereine/Gruppierungen nutzen, die sich weltweit engagieren. Und das sind nunmal nicht die Zeitungen oder Fernsehsender. Die sind nur vor Ort, wenn es "Sensationsmeldungen" gibt.

Warum gilt es als eine Art humanitäre Pflicht den einen Diktator zu stürzen, während andere einfach ignoriert werden? Interessiert uns Afrika einfach zu wenig?
Ja! Warum hört man nichts über Menschenrechtsverletzungen in Angola oder Simbabwe in unseren Medien? Eritrea ist ja nicht das einzige Land auf dem schwarzen Kontintent, in dem Menschen aufgrund ihrer sexuellen Ausrichtung, ihrer politischen Gesinnung, ihrer Religion oder ihrer Lebensweise verschleppt, gefoltert und getötet werden. Allerdings können wir auch nicht die Wohltäter für die ganze Welt sein. Es ist an den Menschen dort, dass sie sich international Gehör verschaffen. Von Korea hören wir unter anderem mehr, weil es dort Menschen gibt, die "uns" immer wieder berichten, was dort abgeht. Flüchtlinge aus anderen afrikanischen Ländern demonstrieren bei uns und verschaffen sich somit Öffentlichkeit. Flüchtlinge aus Eritrea tun dies eher nicht. Warum? Vermutlich weil es einfach nicht ihrer Kultur entspricht. Hinzu kommt, dass Eritrea kein "Tourismus-Land" ist, wodurch es noch weniger Aufmerksamkeit von "uns" bekommt. Europäer reisen nunmal nicht nach Eritrea und berichten dann über die Zustände dort.

Das TdW stellt heute zumindest die Frage: Eritrea, eine vergessene Diktatur?
Von unseren Medien vergessen, vielleicht. Eine vergessene Diktatur? Nein. Es gibt viele hier in der westlichen Welt, die sich um die Menschen dort sorgen. Ich sehe die Ursache für die fehlende Öffentlichkeit vor allem darin, dass es zumeist religiös ausgerichtete Organisationen sind, die dort vor Ort Hilfe leisten oder sich im Menschen kümmern, die von dort fliehen. Und es passt nicht in das Weltbild unserer westlichen Welt, dass Religion sich bemüht etwas anderes als Machtgewinn zu erreichen. Wo kämen wir denn hin, wenn religiöse Gruppen plötzlich positiv dargestellt würden? Das würde doch nicht zur Forderung nach einer säkularisierten Welt passen.

Eritrean Bishops issue pastoral letter decrying emigration
Reaching out to Eritrea: Italy Seeks to Encourage End to Isolation
AFRICA/ETHIOPIA - Eritrean refugees protest against the regime in Asmara
Länderbericht Eritrea | KIRCHE IN NOT – Deutschland
Eritrea: Kirche blutet durch Militärdienst und Auswanderung personell aus
Zeugnis über Eritrea von KIRCHE IN NOT - C.-J. Schmid
Appellieren für drei inhaftierte orthodoxe Leiter in Eritrea | Religionsfreiheit weltweit

Ihr hört nichts von Eritrea? Na dann einfach mal die Informationskanäle wechseln, würde ich empfehlen.
 
Zurück
Oben