bitmuncher hat gesagt.:
Ja, das tun sie wohl. Was aber dem aufmerksamen Zuschauer auffallen dürfte sind auch Sätze wie "Darf ich das überhaupt so sagen?", die eigentlich sehr deutlich zeigen, wie sehr die Menschen sich in ein gedankliches Korsett gequetscht fühlen.
Ich weiß nicht, bei der jungen Frau die diese Frage gestellt hat, hatte ich eher das Gefühl sie war erschrocken wie fremdenfeindlich ihre Gedanken klingen, wenn sie erst einmal laut ausgesprochen werden. Sie hatte ja direkt vorher gesagt das alle Ausländer (außer politischen Flüchtlingen) das Land gefälligst verlassen sollen.
Die meisten Menschen mit fremdenfeindlichen Ansichten, reden sich ja vermutlich ein, dass sie nicht einfach fremdenfeindlich sind, sondern das es gute Gründe für ihre Überzeugungen gibt. Ist ja auch klar, wer gesteht sich schon gern ein, dass die eigene Überzegung von Vorurteilen, unreflektierten Ressentiments und einem von der Boulevardpresse gezeichneten Weltbild geprägt wird?
In Deutschland kann man seine Meinung öffentlich äußern, auch die PEGIDA Anhänger können das und auch die Demonstrationen, bzw. "Spaziergänge", sind ein Teil der Meinungsäußerung. Wenn man seine Meinung öffentlich äußert, gehört es auch dazu das andere diese Meinung kommentieren, kritisieren und mit anderen Meinungen vergleichen - das nennt man Diskussion. Im Falle von PEGIDA ist das aber schwierig, denn zum einen beteiligen sich die Organisatoren nicht an der öffentlichen Diskussion, zum anderen wird jede Äußerung von PEGIDA-Anhängern immer direkt als Einzelmeinung und nicht repräsentativ gewertet. Wenn ich hier darauf hinweise das es z. B. Äußerungen von PEGIDA-Anhängern gibt die sagen
die (womit natürlich Ausländer gemeint sind) würden Bakterien einschleppen oder viele von
denen würden klauen oder hier "Urlaub" auf Kosten der Sozialkassen machen, dann heißt es sofort man dürfe nicht verallgemeinern und müsste die Demonstranten differenziert betrachten. Ich finde das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, denn gerade die PEGIDA Demonstranten scheinen nicht in der Lage zu sein zu differenzieren und eine eher simple Sicht auf die Welt zu haben.
bitmuncher hat gesagt.:
Allerdings fällt natürlich auch auf, dass immer wieder angesprochen wird, dass sich die Bevölkerung von der Politik übergangen fühlt. Dies wiederum zeigt recht deutlich wie sehr mittlerweile am Volk vorbei regiert wird bzw. wie wenig die Politik ihr Handeln erklärt.
Dem stimme ich allerdings zu. Und es ist das Wesen des Populismus, sich bestehende Missstände und Ängste zunutze zu machen und diese für eigene Zwecke zu instrumentalisieren.
Für mich sind die Organisatoren jedenfalls genau das: Rechtspopulisten, die ängstliche, enttäuschte und verunsicherte Menschen hinter sich versammeln, denen die Gelegenheit gegeben wird hinter dem Feigenblatt "Islamisierung" ihre fremdenfeindlichen Ansichten auszuleben und sich gleichzeitig einzureden man wäre gar nicht fremdenfeindlich, sondern hätte wohlbegründete Sorgen die "man ja wohl noch äußern darf"...
Sascha Lobo hat für diesen Bürgertypus den, wie ich finde, tollen Begriff Latenznazi erfunden:
Vielmehr kommt mit Pegida ein neuer politischer Bürgertypus auf die Bühne - der unbewusst Rechtsextreme oder Latenznazi. Also Leute, die rechtsextreme Positionen vertreten, ohne zu wissen oder wissen zu wollen, dass sie rechtsextrem sind. Und deren Vorahnung, ihre Haltung könnte problematisch sein, eben nicht dazu führt, die Haltung zu überdenken, sondern sich vorauseilend durch bloße Behauptung zu distanzieren. Ohne aus den eigenen Worten auch nur die geringsten Konsequenzen zu ziehen. Man erklärt, für das Asylrecht zu sein, aber verdammt zugleich "Asylanten". Genau diese Realitätsverdrängung ist ein Grund zu größter Besorgnis, dahinter steht ein Problem bestürzenden Ausmaßes.
Quelle:
Sascha Lobo über Pegida: Der Latenznazi - SPIEGEL ONLINE
Chakky hat gesagt.:
Nicht nur FeFe zitiert mittlerweile die "Falschaussage" eines Reporters von RTL
Ja, das ist mittlerweile bestätigt (es war der Typ mit Wollmütze, der über die vielen Ausländer im Straßenbild redet) und RTL hat auch bereits reagiert:
Falscher Pegida-Demonstrant: RTL wirft Reporter raus - Medien - FAZ
Unabhängig davon nehme ich mir weiterhin, zumindest solange die PEGIDA-Bewegung ihre Standpunkte nicht konkretisiert, dass Recht heraus die Organisatoren als Rechtspopulisten und die Teilnehmer als fremdenfeindlich zu betrachten. Mathias Schweighöfer formulierte das gerade noch etwas überspitzter:
Schweighöfer äußert sich auf Facebook zu Pegida - SPIEGEL ONLINE