Ich sehe das recht ähnlich, wobei ich noch Lindner hinzufügen würde: Der kann im Grunde nur gewinnen. Niemand erwartet ernsthaft das die FDP (in Umfragen in NRW bei etwa 2%) es in den Landtag schafft. Wenn Linder ein gutes Ergebnis einfährt (wobei gut alles über 2% ist), kann er sich als Kämpfer geben, einer der auch auf verlorenem Posten nicht aufgibt und immerhin Achtungserfolge erzielt. Wenn die FDP aber doch die 5% Hürde packen sollte (in der Politik ist alles möglich), wird er der neue Erlöser der Liberalen sein... Rösler dürfte damit ein Parteichef auf Abruf sein: Wird die Wahl ein Debakel für FDP wird man seinen Kopf fordern, wird die Wahl ein Überraschungserfolg wird Lindners Ruhm ihn überstrahlen.
Für Röttgen ist die Sache schon riskanter - er hat in der Union nicht nur Freunde. Viele der eher konservativen Unionspolitiker betrachten Röttgen, der sich gerne einen grünen Anstrich gibt und ganz offen mit schwarz-grün kokettiert, eher skeptisch. Und vermutlich würden sie ihm keine Träne nachweinen, wenn er Berlin gegen Düsseldorf eintauscht - egal ob als MP oder Oppositionsführer.
Spannend dürften auch die Aussagen der Perteien zu Koalitionen werden, denn um die FDP herum wird es plötzlich sehr einsam. Der Union ist klar das mit einer Festlegung auf die Liberalen als Partner kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist. In Frage kommt also praktisch nur eine große Koalition oder schwarz-grün. Das der "grüne" Röttgen den Kandidaten gibt, ist nicht nur eine logische Wahl, sondern zeigt auch die Präferenz der Union überdeutlich an. Doch wenn Röttgen damit scheitert einen Keil zwischen rot-grün zu treiben und er als grüner Koalitionspartner verbrannt ist, könnte das tatsächlich Signalwirkung für den Bund haben.