ByteSurfer hat gesagt.:
Eine Hoffnung auf Tranparenz gibt es nicht, da aus meiner Sicht das Urheberrecht nicht so umzusetzen ist, was auch einzelne Piraten auf Landesebene bereits zugestanden haben.
Die Haltung zum Urheberrecht hat ja eigentlich gar nichts mit Transparenz zu tun - Transparenz schaffen die Piraten durch Dinge wie öffentliche Vorstandssitzungen, deren Protokolle ins Netz gestellt werden oder die gleich live gestreamt werden. Auf diese Art, in dem sie die Prozesse der Entscheidungsfindung möglichst umfassend dokumentieren, sorgen die Piraten für innerparteiliche Transparenz, sie fordern Transparenz aber auch ganz allgemein für die Politik. Und mehr Transparenz könnte der Politik nun wirklich nicht schaden! In einer Demokratie ist das Volk der Souverän und der Souverän kann sich nur sicher sein, dass seine Interessen angemessen vertreten werden, wenn er nicht nur eine fertige Entscheidung vorgesetzt bekommt, sondern wenn er auch genau einsehen kann welche Alternativen es gab und warum und wer sich schließlich auf eine bestimmte Lösung geeinigt hat. Durch solche Transparenz wird gewährleistet, dass die Entscheidungsfindung nicht durch Aktenkoffer voll Bargeld beeinflusst wird oder das die Mehrheit durch Leute gebildet wird, die auf die eine oder andere Art persönliche Vorteile durch diese Entscheidung erlangen. Beispiele was bei der anderen Art von Politik, die hinter verschlossenen Türen und mittels Geheimabsprachen stattfindet, herauskommt gibt es zuhauf: Angefangen bei dem System Kohl, wo sich die CDU/CSU 16 Jahre lang die Taschen (bzw. die Schwarzgeldkonten) mit
illegalen "Spenden" füllte, über Röslers
Gesundheitsreform die in weiten Strecken von der Pharma-Lobby
diktiert wurde oder die Laufzeitverlängerung bei der die schwarz-gelbe Regierungskoalition der Atom-Lobby in Geheimabsprachen und geheimen Zusatzprotokollen sogar noch
Schutzklauseln für einen plötzlichen Regierungswechsel zugestanden hat...

Ganz aktuell ist einer der Hauptkritikpunkte an ACTA, neben der bewusst schwammigen und somit unterschiedlich interpretierbaren Formulierungen, dass es hinter verschlossenen Türen von Politikern und Lobbyisten ausgehandelt wurde, mit dem Ergebnis das die EU nicht einmal ein juristisches Gutachten über ACTA
offenlegen wollte um die Ratifizierung nicht zu "beeinträchtigen".
So gesehen denke ich schon das ein bisschen mehr Transparenz unserer Politik nicht schaden könnte und bei den Piraten gehört Transparenz nun einmal zu den zentralen Forderungen - der gewaltige Zuspruch den die Piraten derzeit erfahren, zwingt also im Grunde auch die "etablierten" Parteien über mehr Transparenz in der Politik nachzudenken...

Eine weitere zentrale Forderung der Piraten ist mehr Mitbestimmung, auch hier versuchen sie mit gutem Beispiel voranzugehen, z. B. mit dem Konzept der
Liquid Demoracy. Und auch hier müssen die anderen Parteien reagieren und im Grunde tun sie es auch schon, so gibt es z. B. plötzlich Pläne bei der SPD den Kanzlerkandidaten über eine Ur-Abstimmung zu ermitteln - ein Vorschlag den Kurt Beck vor vier Jahren noch kategorisch abgelehnt hat.
Durch ihre bloße Existenz und die extrem hohe Welle der Popularität auf der die Piraten derzeit schwimmen, verändern die Piraten nicht nur die politische Landschaft, sondern auch die politische Kultur des Landes und weichen die seit langem verkusteten Strukturen des politischen System nachhaltig auf. Ich finde wirklich die Piraten sind ein spannendes Experiment und ich kann mich nicht daran erinnern wann Politik in DE zuletzt so spannend war wie heute.
Jetzt muss sich nur noch, wie Chromatin auch bereits sagte, zeigen ob die Piraten es verstehen auf der Welle der eigenen Popularität zu reiten und zu wachsen oder ob sie hilflos mitgerissen und absaufen werden...8)