[TdW 22] Die Piraten - Hype, Hoffnung oder Strohfeuer?

Diesmal beschäftigt sich das Thema der Woche mit den Piraten - die ja neuerdings nicht nur die Gewässer, sondern vor allem auch die Medien beherrschen. Über keine Partei ist in den letzten Wochen soviel geredet worden wie über die Piraten und noch nie zuvor ist in Deutschland eine Partei so schnell in der Wählergunst (zumindest laut Umfragen) aufgestiegen wie die Piraten. Anlass genug sich zu fragen: Wer sind die Piraten überhaupt? Sind die Piraten ein urheberrechtverletzender, raubkopierender Hype aus dem Internet? Eine Hoffnung für eine neue Ära der Transparenz und Mitbestimmung in der Politik? Oder nur ein, der Politikverdrossenheit entsprungenes, Strohfeuer?
 
ich finde viele leute vergessen, dass die piraten kein deutsches phänomen sind sondern mittlerweile in dutzenden Ländern vertreten sind - dieser TED talk ist durchaus empfehlenswert wenn man einen kurzen Eindruck über die Gründungsgeschichte haben möchte: Rick Falkvinge: I am a pirate | Video on TED.com
 
Gerade gestern habe ich einen Bericht gesehen und konnte wieder mal feststellen das die Piraten prinzipiell nicht Ihre Ziele wissen, oder gar das ganze als Spass verstehen, oder sogar nicht wissen was Sie erzählen!

So am Rande:
Was bitte schön soll denn eine "free Hugh Station" wo jeder eine kostenlose Umarmung bekommt.
Absoluter Schwachsinn!!

Die Piraten fangen jetzt an sich zu organisieren und Ihre Visionen, Ziele (politisch) neu zu sortieren.
Als Strohfeuer kann man Sie nicht mehr bezeichnen was die Umfragen und Ergebnisse ja auch belegen.

Eine Hoffnung auf Tranparenz gibt es nicht, da aus meiner Sicht das Urheberrecht nicht so umzusetzen ist, was auch einzelne Piraten auf Landesebene bereits zugestanden haben.

Fazit:
"Die Piraten sollten nicht belächelt werden, denn die Unzufriedenheit auf die Stammparteien" ist groß. Und der Wunsch denen mal einen Denkzettel zu verpassen auch.
Bloss sind Sie nach jetzigem Stand noch nicht zu 100% als politischer Gegner zu betrachten"
 
Piraten sind bei uns ein Hype - vorerst. Sie haben jetzt die Möglichkeit sich zu bewähren und ob sie die Chance nutzen ist derzeit imo noch nicht abzusehen.

In jedem Fall wären sie eine Nischenpartei mit einem beschränkten Betätigungsfeld. Ich denke wenn sie es schaffen dabei zu bleiben, koennten sie ein wichtiger Faktor im Gefüge sein. Für die echte Politik hingegen, sollten sie sich etwas zeit lassen.

Allerdings sehe ich tatsächlich die Gefahr, dass eine Menge Leute einfältig genug sind und die Piraten als "richtige" Partei wahrnehmen - und auch richtige Politik.

Ich hoffe jedenfalls sie schaffen es durch die Pubertät und besinnen sich auf ihre Kernfragen. Und ich hoffe uns bleiben in Zukunft öffentliche Auftritte erspart, wo über die legalisierung von Heroin und über den aktuellen Stand des Feminismus debattiert wird.
 
ByteSurfer hat gesagt.:
Eine Hoffnung auf Tranparenz gibt es nicht, da aus meiner Sicht das Urheberrecht nicht so umzusetzen ist, was auch einzelne Piraten auf Landesebene bereits zugestanden haben.
Die Haltung zum Urheberrecht hat ja eigentlich gar nichts mit Transparenz zu tun - Transparenz schaffen die Piraten durch Dinge wie öffentliche Vorstandssitzungen, deren Protokolle ins Netz gestellt werden oder die gleich live gestreamt werden. Auf diese Art, in dem sie die Prozesse der Entscheidungsfindung möglichst umfassend dokumentieren, sorgen die Piraten für innerparteiliche Transparenz, sie fordern Transparenz aber auch ganz allgemein für die Politik. Und mehr Transparenz könnte der Politik nun wirklich nicht schaden! In einer Demokratie ist das Volk der Souverän und der Souverän kann sich nur sicher sein, dass seine Interessen angemessen vertreten werden, wenn er nicht nur eine fertige Entscheidung vorgesetzt bekommt, sondern wenn er auch genau einsehen kann welche Alternativen es gab und warum und wer sich schließlich auf eine bestimmte Lösung geeinigt hat. Durch solche Transparenz wird gewährleistet, dass die Entscheidungsfindung nicht durch Aktenkoffer voll Bargeld beeinflusst wird oder das die Mehrheit durch Leute gebildet wird, die auf die eine oder andere Art persönliche Vorteile durch diese Entscheidung erlangen. Beispiele was bei der anderen Art von Politik, die hinter verschlossenen Türen und mittels Geheimabsprachen stattfindet, herauskommt gibt es zuhauf: Angefangen bei dem System Kohl, wo sich die CDU/CSU 16 Jahre lang die Taschen (bzw. die Schwarzgeldkonten) mit illegalen "Spenden" füllte, über Röslers Gesundheitsreform die in weiten Strecken von der Pharma-Lobby diktiert wurde oder die Laufzeitverlängerung bei der die schwarz-gelbe Regierungskoalition der Atom-Lobby in Geheimabsprachen und geheimen Zusatzprotokollen sogar noch Schutzklauseln für einen plötzlichen Regierungswechsel zugestanden hat...:rolleyes:
Ganz aktuell ist einer der Hauptkritikpunkte an ACTA, neben der bewusst schwammigen und somit unterschiedlich interpretierbaren Formulierungen, dass es hinter verschlossenen Türen von Politikern und Lobbyisten ausgehandelt wurde, mit dem Ergebnis das die EU nicht einmal ein juristisches Gutachten über ACTA offenlegen wollte um die Ratifizierung nicht zu "beeinträchtigen".
So gesehen denke ich schon das ein bisschen mehr Transparenz unserer Politik nicht schaden könnte und bei den Piraten gehört Transparenz nun einmal zu den zentralen Forderungen - der gewaltige Zuspruch den die Piraten derzeit erfahren, zwingt also im Grunde auch die "etablierten" Parteien über mehr Transparenz in der Politik nachzudenken...;)
Eine weitere zentrale Forderung der Piraten ist mehr Mitbestimmung, auch hier versuchen sie mit gutem Beispiel voranzugehen, z. B. mit dem Konzept der Liquid Demoracy. Und auch hier müssen die anderen Parteien reagieren und im Grunde tun sie es auch schon, so gibt es z. B. plötzlich Pläne bei der SPD den Kanzlerkandidaten über eine Ur-Abstimmung zu ermitteln - ein Vorschlag den Kurt Beck vor vier Jahren noch kategorisch abgelehnt hat.
Durch ihre bloße Existenz und die extrem hohe Welle der Popularität auf der die Piraten derzeit schwimmen, verändern die Piraten nicht nur die politische Landschaft, sondern auch die politische Kultur des Landes und weichen die seit langem verkusteten Strukturen des politischen System nachhaltig auf. Ich finde wirklich die Piraten sind ein spannendes Experiment und ich kann mich nicht daran erinnern wann Politik in DE zuletzt so spannend war wie heute.
Jetzt muss sich nur noch, wie Chromatin auch bereits sagte, zeigen ob die Piraten es verstehen auf der Welle der eigenen Popularität zu reiten und zu wachsen oder ob sie hilflos mitgerissen und absaufen werden...8)
 
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Jetzt muss sich nur noch, wie Chromatin auch bereits sagte, zeigen ob die Piraten es verstehen auf der Welle der eigenen Popularität zu reiten und zu wachsen oder ob sie hilflos mitgerissen und absaufen werden...8)
Wichtig ist in diesem Bezug die Frage, ob die Piraten - bei entsprechenden Wahlergebnissen und Möglichkeiten - eine Regierungsbeteiligung anstreben sollten oder nicht. Ich persönlich fänd' es schade, wenn die Piraten ihr mMn großes Potential vertun würden, indem sie als doch noch recht unerfahrene Partei in einer Koalition von den "etablierten" Pokerspielern ggf. über den Tisch gezogen werden könnten. Da wäre es doch ratsamer, zuerst als Oppositionspartei Erfahrungen zu sammeln.
 
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