[TdW 58] Amazon & die Leiharbeiter - eine moderne Form der Sklaverei?

Auf Vorschlag von bluez beschäftigt sich das TdW diesmal mit dem Skandal um den Umgang Amazons mit seinen Leiharbeitern - der ja derzeit auch die Politik beschäftigt.
Konkret geht es darum das Amazon Arbeitslose aus dem krisengeschüttelten europäischen Ausland nach Deutschland holt, sie dann aber nicht direkt einstellt, sondern nur als Leiharbeiter über eine Zeitarbeitsfirma. Die Arbeiter werden massenhaft in, außerhalb der Saison, leerstehenden Ferienhäusern untergebracht und mit überfüllten Bussen zwischen dem Amazonlager in Bad Hersfeld und ihren bis zu 30 KM entfernten Unterkünften hin- und her gekarrt. Dabei stehen (besser gesagt standen) sie praktisch permanent unter Aufsicht von Security-Personal (mit der Amazon nach der negativen Presse bereits die Zusammenarbeit eingestellt hat), die sie (und ihre Unterkünfte!) laut Vertrag jederzeit kontrollieren durften.
Wer einen Eindruck der Arbeits- & Lebensbedingungen haben will, sollte sich einmal diesen Bericht ansehen, den bluez zusammen mit dem Thema eingreicht hat: Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon | Reportage & Dokumentation | ARD - YouTube
Das TdW stellt daher diesmal die Frage: Ist Leiharbeit ein Weg in eine moderne Form der Sklaverei?

Mehr zum Thema:
Kritik am Versandhändler: Was ist Amazon wirklich? - Unternehmen - FAZ
 
Mich persönlich haben die Berichte wirklich erschüttert und ich hab mir spontan vorgenommen fürs Erste nichts mehr bei Amazon zu kaufen.
Das ist allerdings eine sehr paradoxe Situation, weil Amazon erstmal keine direkte Schuld hat. Schließlich wurden die Arbeiter nicht über Amazon, sondern über einen Subunternehmer beschäftigt, der dann für die Missstände in Unterkunft, Verpflegung, Transport, Lohn und Privatssphäre verantwortlich gewesen ist. Amazon braucht nichtmal unbedingt zu wissen, was da los ist. Jeder von uns geht sicherlich erstmal von normalem, menschlichem Umgang mit Arbeitern aus - und das hat wohl auch Amazon gemacht. Wo wäre der Anlass zu Kontrollen gegeben worden? Dennoch richtien sich Unwillen und Kritik eher gegen Amazon, als gegen das Subunternehmen.
Viel negativer sollte man alle Unternehmen bewerten, die nicht sofort alle Verträge mit diesem Leiharbeitgeber kündigen und nie wieder mit ihm Geschäfte machen. Aber darauf wird sicherlich niemand achten und die können weitermachen, wie bisher.

Den Begriff "Sklaverei" halte ich auch in diesem Zusammenhang übertrieben. Viel eher würde der Begriff "Menschenverachtung" passen. Wer etwas über moderne Sklaverei erfahren möchte sollte sich ein wenig mit Günther Wallraff beschäftigen oder in die dritte Welt schauen.
Das Erschreckende an der Geschichte ist nicht, DASS es passiert. Mal ehrlich. Jeder von uns weiß, dass sein 10€ T-Shirt von 12-jährigen Mädchen in Bangladesh genäht wird. Jeder von uns weiß, dass die Bauern des 10€ Kaffees nicht von dem leben können, was sie bekommen. Jeder von uns kennt die Pestzidgeschichten um Chiquita und Generalfruit. Jeder weiß, dass selbst das Gerät an dem wir diese Nachrichten austauschen von den Minen über die Hütten bis hin zur Fertigung auf Ausbeutung, oft von Kindern, beruht.
Das Erschreckende ist, dass es HIER passiert. Irgendwie scheint man aus der Geschichte überhaupt nicht zu lernen. Die ganze Misere hatten wir schonmal, als Türken und Italiener ins Land geholt wurden und dann als minderwertiger Menschenabfall betrachtet wurden. Jetzt passiert genau dasselbe mit Polen und Spaniern. In diesem Zusammenhang ist auch der Witz, den die heute-Show zur "Hess-Security" gerissen hat, erwähnenswert: (sehr frei) "Man kann auf der ganzen Welt Lagerarbeiter von Nazis bewachen lassen, aber in Deutschland kommt das nicht ganz so gut".
Es wird wieder mal mit dem alten Kapitalistentrick gearbeitet: Man drangsaliert die Schwächsten die man nur irgendwie auftreiben kann. Nun wahren nichtmal die deutschen Hartz-IV-Empfänger schwach genug, jetzt karrt man sich schon Ausländer an, in der Gewissheit, dass die ja nichtmehr ohne Weiteres weg können und die sich folglich alles gefallen lassen müssen.

Leiharbeiter zB 10%-15% mehr Lohn als die Stammbelegschaft bekommen müssen
Ein uralter Vorschlag der Linken, den ich wirklich toll finde. Wirklich absolute Gerechtigkeit: Das Unternehmen profitiert (dazu die Aktionäre und die Belegschaft), die Leiharbeiter profitieren, die Leiharbeitsfirma profitiert, es findet keine Verzerrung gegenüber der Konkurrenz statt und da mehr Geld fließt, werden mehr Steuern und Sozialabgaben gezahlt. Aber der Vorschlag wird sich, dank starker Industrielobby, wohl wieder nicht durchsetzen. Wer will schon gerne auf billige, kündbare Arbeter verzichten? Stattdessen wird es ein Wahlkampfgag der CDU werden, der nach er Wahl der allgemein üblichen Politiker-Amnäsie zum Opfer fallen wird.

Übrigens stellt die FAZ heraus, dass Amazon irgendwo auch was richtig gemacht haben muss, seit der Gründung. Stimmt wohl, aber auch das Beschäftigen von billigen Arbeitskräften ist etwas sehr richtiges aus der Sicht des Kapitals. Und die ganze Affäre war in dem Sinne auch vollständig richtig: Man holt sich die billigsten verfügbaren Kräfte, spart an allen Ecken und Enden (Busse, Verpflegung, Unterkunft), bezahlt nur wirklich abgeleistete Stunden, nicht aber die Bereitschaft, drängt die Arbeitnehmer in eine Position aus der sie nicht verhandlen können... Perfekt!
Und irgendwie ist das auch der bitterste Nachgeschmack der bleibt. Das Großkapital ist zu mächtig. Konzerne, als gewaltige künstliche Gebilde (juristische Personen - was für ein grässlicher Begriff!), haben zu viel Macht und Einfluss. Egal ob Nestlé Kinder vergiftet, Chiquita Gift versprüht, das zu Missbildungen und Missgeburten führt oder Schokoladenfabrikanten von Kinderarbeit profitieren. Es gibt einen kurzen Aufschrei, das Unternehmen sitzt es aus und nach wenigen Wochen ist alles wieder gut und man kann kräftig weiterverdienen. Wie passend, dass die ganze Geschichte den Aktienkurs von Amazon überhaupt nicht beeinflusst hat. Die paar Boykotteure, das bisschen negative Presse stört die Aktionäre überhaupt nicht. Die Volatilität der Aktie war in dieser Woche sogar geringer als in dem Monat bisher und geringer als im Vormonat.
 
Schauen wir uns das ganze doch genauer an: Die Ware wird in China zu Minimalstbeträgen unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt, von miserabel bezahlten Arbeitskräften nach Deutschland gekarrt, dort von Händlern wie Amazon und deren unter Mindestlohn bezahlten Arbeitern möglichst günstig unter den Menschen verteilt und dann wiederum von miserabel bezahlten Postangestellten direkt vor die Haustür geliefert.
Wir regen uns über Amazon auf, wir regen uns über die Post auf, wir regen uns sogar über die bösen Ausbeuterstaaten auf. Aber trotzdem sind wir zu bequem in die Stadt zu gehen und die lokalen Läden zu unterstützen. Nein, wir shoppen lieber weiter fleissig, weil wir zu geizig sind, unser Geld denen zu geben, die ihre Arbeitskräfte angemessen zu entlohnen. Man könnte ja neidisch auf den Besitz eines anderen werden, den man sich leider - weil man zu doof war und nicht die günstigsten Waren gekauft hat - nicht leisten kann. Also konsumieren wir einfach weiter. Nun nicht mehr bei Amazon, sondern lieber bei Media Markt Online oder Otto. Und wir glauben doch tatsächlich, dass es dort anders läuft.
Ich bitte euch: Es ist keine moderne Sklaverei, es ist Ausbeutung. Ohne Ausbeutung der Schwächeren könnte unsere Gesellschaft so nicht funktionieren.
Eine Lösung? Zum Beispiel... Verbot oder strenge Regulierung von Zeitarbeitsfirmen. Verbot von Zusammenarbeit zwischen Arbeitsagenturen und Zeitarbeitsfirmen. Faire Gehälter und Kündigungsschutz durch Tarifverträge für jeden Mitarbeiter und nicht nur die Festangestellten. Betriebs- und Mitarbeitervertreter in jedem Unternehmen >100MA. Oder ein festes Grundeinkommen für jeden Menschen in Deutschland. Das wird es aber alles nicht geben, da wir sonst auf die unglaublich günstigen Preise verzichten müssten - es käme für die Gesellschaft letztendlich teurer, wenn es allen gut geht. Damit muss das Hauptziel eine Änderung der gesellschaftlichen Wahrnehmung und des Konsumverhaltens sein und nicht eine politische Korrektur an den Regeln des Marktes.

@bluez: Am Aktienkurs wird sich das nicht äussern. Bei Amazon hat sich letztendlich nichts geändert. Die Ankündigungen waren öffentlichkeitwirksam, mehr nicht. Den Leiharbeitern wird es nicht besser gehen, sie werden nun nur durch eine anderen Zeitarbeitsfirma geliefert. Die Sicherheitskräfte kommen nicht mehr von HESS, sondern von Securitas, die so ganz anders sind, als die von HESS *scrn*. Die Hotels und Wohnungen werden durch gleichwertige Gebäude ersetzt. Und die festangestellten Arbeiter bekommen einen Tarifvertrag - um sie musste man sich aber auch vorher nicht besonders sorgen. Es ändert sich nichts, warum sollte das Auswirkungen auf den Aktienkurs haben? Ganz davon abgesehen, dass der Aktienkurs wohl eher durch Entscheidungen im oberen Management aus den USA gelenkt wird..
 
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bluez hat gesagt.:
Mich persönlich haben die Berichte wirklich erschüttert und ich hab mir spontan vorgenommen fürs Erste nichts mehr bei Amazon zu kaufen.
dito

bluez hat gesagt.:
Das ist allerdings eine sehr paradoxe Situation, weil Amazon erstmal keine direkte Schuld hat. Schließlich wurden die Arbeiter nicht über Amazon, sondern über einen Subunternehmer beschäftigt, der dann für die Missstände in Unterkunft, Verpflegung, Transport, Lohn und Privatssphäre verantwortlich gewesen ist.
Das sehe ich allerdings anders. Natürlich wird Amazon genauso argumentieren, um sich zu verteidigen und jede Schuld weit von sich schieben. Aber ich denke schon, dass sie da aktive Beihilfe geleistet haben und diese Meinung habe ich mir nicht zuletzt auf Grundlage der von Dir verlinkten Reportage gebildet. Laut der Reportage gingen die Bewerber zunächst davon aus direkt bei Amazon angestellt zu werden, bis sie dann zwei Tage vor der Abreise (wenn also vermutlich alles längst organisiert ist), schriftlich von Amazon informiert wurden, dass sie über eine Zeitarbeitsfirma eingestellt werden, die Konditionen aber weitgehend identisch sind. Ich würde daraus ableiten, dass Amazon ihnen zuvor Konditionen genannt hat, die für diese Menschen - die sich in einer finanziellen Notlage befinden - einen Hoffnungsschimmer bedeuteten. Dann, kurz vor der Abreise, werden sie informiert das sie doch nicht bei Amazon (wie man es sie zuvor glauben ließ), sondern bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt werden - man gaukelte ihnen aber vor die Vertragskonditionen seien weitgehend identisch mit dem Ködern, den ihnen Amazon zuvor vor die Nase gehalten hat. Wieviele werden da wohl die bereits organisierte Reise abgesagt haben? In Deutschland angekommen, hat man ihnen dann die Verträge in deutscher Sprache vor die Nase gehalten (selbst Muttersprachler haben mitunter Schwierigkeiten verklausulierte Verträge zu verstehen, wie sieht das dann wohl erst in einer fremden Sprache aus?), einen Stift in die Hand gedrückt und gesagt: Unterschreiben oder nach Hause fahren. Wieviele werden sich Zeit genommen haben den Vertrag wirklich zu lesen? Wieviele waren überhaupt in der Lage den deutschen Vertrag vollständig zu lesen und zu verstehen?
Und wenn sie unterschrieben hatten, bedeutete das auf einmal bedeutend weniger Lohn als von Amazon ursprünglich angegeben. Und Einwilligung in die totale Überwachung durch eine Security Firma, die jeden Leiharbeiter und sein Gepäck jederzeit kontrollieren durften, die jederzeit die Unterkünfte betreten und kontrollieren durften (auch in Abwesenheit der Bewohner!). Wievielen wird das wohl bewusst gewesen sein?
Ich denke schon das Amazon hier ganz bewusst Beihilfe geleistet hat, zunächst hat man die Bewerber mit einem Angebot geködert und sie dann an die Zeitarbeitsfirma übergeben. Danach hat man zumindest weggesehen und sich nicht für die Lebensbedigungen der Leiharbeiter interessiert. Ich denke die Zeitarbeitsfirma wurde hier, ähnlich wie bei z. B. Hermes, ganz bewusst zwischengeschaltet und diente nicht nur dazu die Lohnkosten zu minimieren, sondern auch als Schutzwall zwischen Verstößen gegen das Arbeitsrecht und Amazon. Jetzt kann Amazon sagen: Wir wussten von nichts und die Hände in Unschuld waschen...X(

bluez hat gesagt.:
Den Begriff "Sklaverei" halte ich auch in diesem Zusammenhang übertrieben. Viel eher würde der Begriff "Menschenverachtung" passen.
Natürlich ist der Begriff bewusst pointiert, aber (erschreckenderweise) auch gar nicht so weit hergeholt - wie dieser Auszug aus dem Wikipedia-Artikel zur Sklaverei verdeutlicht:
Sklaven stammen in der Regel aus anderen Ländern, werden ihrer Ethnie und ihrer Familie entrissen und in andere ihnen völlig fremde ethnische, sprachliche und soziale Umfelder verpflanzt. Sie stehen außerhalb des Rechts, sind zur Ware verdinglicht beziehungsweise entmenschlicht und werden willkürliche Verkaufs- und Wiederverkaufsgegenstände.[7] Die Freiheitsberaubung versklavter Menschen geht also in der Regel mit physischer und/oder institutioneller Gewalt einher.
Vor diesem Hintergrund sollte man sich z. B. fragen, warum die Leute aus Spanien und Portugal geholt wurden, obwohl es auch in Deutschland mehr als genut Hartz4ler gibt? Und sind ein vertraglich festgelegter Verzicht auf Privatsphäre und die allgegenwärtige, einschüchternde Präsenz von martialisch auftretenden "Sicherheitspersonal" nicht durchaus eine Form institutioneller Gewalt?
Auch in der Geschichte haben längst nicht alle Sklaven Fesseln getragen und wurden mit Peitschenhieben angetrieben - es gab schon immer viel perfidere Methoden um Menschen zu versklaven...;)

Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sklaverei#Definitionsans.C3.A4tze
 
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@schwarze Beere: Der Aktienkurs sollte sich insofern ändern, als das ein ganzes Land schockiert ist, viele Leute ihre Accounts gelöscht und sogar manche Verlage Verträge mit Amazon gekündigt haben. Das war schon eine recht große Bewegung, aber offenbar wissen die Aktionäre ganz genau, dass Amazon das wegsteckt, wie ein Elefant einen Wespenstich. Wäre das einem kleineren Unternehmen passiert, wäre alles Vertrauen sofort futsch und der Aktienkurs im Keller.

@Tara: deshalb habe ich ja geschrieben, dass Amazon nicht direkt Schuld ist. Die Schmutzarbeit hat die Leihfirma gemacht. Und ich denke nicht, dass Amazon wirklich alles wusste, was die Leihfirma da an Undingen betrieb. Die werden sicherlich nicht stolz von ihren Neonazis und ihren Arbeitercamps berichtet haben und Amazon wird sich sicherlich kein Bein ausgerissen haben um irgendwas zu kontrollieren. Du erkundigst dich ja auch nicht ob der Klempner, den du bestellt hast, seinen Lehrling gut behandelt.
 
@schwarze Beere: Der Aktienkurs sollte sich insofern ändern, als das ein ganzes Land schockiert ist, viele Leute ihre Accounts gelöscht und sogar manche Verlage Verträge mit Amazon gekündigt haben. Das war schon eine recht große Bewegung, aber offenbar wissen die Aktionäre ganz genau, dass Amazon das wegsteckt, wie ein Elefant einen Wespenstich. Wäre das einem kleineren Unternehmen passiert, wäre alles Vertrauen sofort futsch und der Aktienkurs im Keller.

Sollte, ja. Damit kommen wir aber zum Thema Rationalität zurück und ich empfinde einen Aktienkurs heuzutage nicht (mehr) als rationale Repräsentation des Marktes bzw. eines Marktteilnehmers :wink:

Es ist interessant zu sehen, dass Attacken, die sich gegen die Kunden oder die eigenen Benutzer richten, dem Aktienkurs eines Unternehmens nur sehr selten wirklich schaden. Es ist beispielsweise inzwischen sogar bewiesen, dass der Diebstahl von Benutzerdaten (oder allg. ein Angriff auf das Unternehmen aus dem Internet heraus) sich mittelfristig nicht im Aktienkurs wiederspiegelt, selbst wenn dieser Angriff breit in den Medien diskutiert wurde.
Ich denke auch, dass Amazon letztendlich durch die wochenlange Präsenz in den Medien und die Herhaushebung der "unglaublichen Effizienz" des Unternehmens in vielen Medien deutlich mehr Kunden und Subunternehmer gewinnen konnte. Damit ist letztendlich auch - völlig unabhängig vom Aktienkurs - kein wirtschaftlicher Schaden zu erwarten. Ich bin zumindest mal gespannt auf die Quartalsergebnisse in einigen Wochen.

btw: http://www.wiwo.de/unternehmen/hand...en-lobt-amazon-fuer-aufarbeitung/7828876.html
 
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Etwas OT:

Ich möchte an dieser Stelle mal das Wort "Cyberkolonialismus" einwerfen.
Im Netz - wie im wahren Leben - ist es für manche Wirtschaftsbereiche wirklich problematisch, gegen solche Riesen anzustinken. Werbetechnisch, wie auch preislich und es vebrinden sich die Strukturen wieder einmal zu einem System, welches kaum Alternativen zulässt (man wird dann zB Reseller bei Amazon, wenn man sich die GEbühren leisten kann). In der realen Welt kann man "immerhin" irgendwo einen Laden hinsetzen und wird sichtbar. Das Konzept der Immobilitaet existiert aber im Netz nicht. In der Hinsicht bleibt ein Unternehmen wie Amazon ein "Problem", je nach sichtweise, auch wenn ihre Mitarbeiter fuerstlich entlohnt werden sollten.

Jedenfalls sehen wir die gleichen Faktoren wirken, die woanders auch gelten: Günstige Angebote und Dienstleistungen, WEIL der Unterhalt der dafür nötigen Strukturen gering gehalten wird. Am Ende ists immer irgendwo ein Gehalt, welches gedrückt wird um dem selbst aufgezwungenen Wettbewerb aushalten zu können. Irgendwo muss das 10er Pack-Tshirts fuer 15 € doch herkommen, oder hat irgendjemand ernsthaft daran gedacht, dass es in einem solchen Markt auch nur ansatzweise "fair" zugehen _kann_?


In anderem Sinne wird Cyberklonialismus auch verwendet wenns darum geht, wer wo für Internet sorgt und wieviel ein Kunde dann zahlen muss.


@Beere
Es ist beispielsweise inzwischen sogar bewiesen, dass der Diebstahl von Benutzerdaten (oder allg. ein Angriff auf das Unternehmen aus dem Internet heraus) sich mittelfristig nicht im Aktienkurs wiederspiegelt, selbst wenn dieser Angriff breit in den Medien diskutiert wurde.
Warum sollte er das auch? Cyberattacken und sowas wie gestohlene Kundendaten haben an einer langfristigen Strategie keinen Anteil. und fallen überhaupt gar nicht ins Gewicht. Ja..es gibt ein paar Gutbürger, die dann eben mal nix kaufen oder sich abmelden, aber hallo, guck dir Sony an :D Es macht langfristig nicht den geringsten Unterschied.
 
@Beere

Warum sollte er das auch? Cyberattacken und sowas wie gestohlene Kundendaten haben an einer langfristigen Strategie keinen Anteil. und fallen überhaupt gar nicht ins Gewicht. Ja..es gibt ein paar Gutbürger, die dann eben mal nix kaufen oder sich abmelden, aber hallo, guck dir Sony an :D Es macht langfristig nicht den geringsten Unterschied.

Gutbürger hin und oder her. Es ist hier meiner Meinung Aufgabe des Staates die Rechte des Einzelnen zu vertreten. Dass der Staat in dem hier diskutierten Fall bei Amazon keine rechtlichen Schritte erwogen hat ist ein Unding und zeigt nur, wie egal diese menschenunwürdige Behandlung den meisten Menschen und Politkern letztendlich ist. Die paar lausigen Androhungen einer sich nach Aufmerksamkeit sehnenden von der Laien fallen da auch nicht ins Gewicht. Ein gerichtliches Verfahren hin zu Straf- und Schadensersatzzahlungen würde am Aktienkurs von Amazon sicherlich auch nur recht gering rütteln, aber es würde für den ganzen Markt "Anreize" bieten, sich nicht so wie Amazon zu verhalten. Es ist doch naiv zu glaube, Amazon wäre hier alleine.
Ähnlich sieht es bei Cyberangriffen aus. Warum sollte denn jemand die Daten der Kunden sicher speichern? Es existieren hierfür keine wirtschaftlichen Anreize, die nötige, aber in dem Sinne dann leider teure Sicherheitstechnologien zu installieren. Deswegen würde es auch einer großen Firma nicht in den Sinn kommen, diese Daten zu schützen (siehe Sony). Würde hier ein größeres Bewusstsein (z.B. durch teure Gerichtsverfahren oder Begünstigungen, wenn man psychologisch dran gehen möchte) geschaffen werden, dann würde sich ein schlechtes Verhalten meiner Meinung auch auch stärker im Aktienkurs wiederspiegeln. Bis dahin ists aber noch ein langer Weg. Die richtige Richtung wurde zumindest schonmal damit eingeschlagen, dass Sicherheitsvorfälle gemeldet werden sollen, wenn auch nur in sehr beschränktem Rahmen.
 
Gutbürger hin und oder her. Es ist hier meiner Meinung Aufgabe des Staates die Rechte des Einzelnen zu vertreten. Dass der Staat in dem hier diskutierten Fall bei Amazon keine rechtlichen Schritte erwogen hat ist ein Unding und zeigt nur, wie egal diese menschenunwürdige Behandlung den meisten Menschen und Politkern letztendlich ist.

Wegen der so innig geliebten Marktwirtschaft ist besonders dieser Teil nicht unbedingt der "Obhut" des Staates unterworfen. Hier regelt der Staat "lediglich" den Rahmen. Deine Rechte musst du an der Stelle schon selber geltend machen.

Würde hier ein größeres Bewusstsein (z.B. durch teure Gerichtsverfahren oder Begünstigungen, wenn man psychologisch dran gehen möchte) geschaffen werden, dann würde sich ein schlechtes Verhalten meiner Meinung auch auch stärker im Aktienkurs wiederspiegeln. Bis dahin ists aber noch ein langer Weg. Die richtige Richtung wurde zumindest schonmal damit eingeschlagen, dass Sicherheitsvorfälle gemeldet werden sollen, wenn auch nur in sehr beschränktem Rahmen.

Jep. Es wäre durchaus denkbar für deutsche Unternehmen ab größe XYZ zu einer Art Zertifizierung zu "zwingen". Sollte bei einem Einbruch Fahrläsigkeit erkannt werden, sollten die Strafen dafür empfindlich hoch sein.
 
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