[TdW 91] Muss Deutschland global wirklich mehr Verantwortung übernehmen?

Seid ihr irre? :confused:
Wenn kein Konflikt herrscht, wie soll man dann günstig an Rohstoffe kommen?
Oder, Gott bewahre, soll man gar abwarten, bis diese Länder ihre Wirtschaft aufbauen,
eigene Industrie - und uns dann FERTIGE Produkte zu einem
fairen überteuerten Preis liefern? 8o

Waffenhandel? Aber aber, meine Damen und Herren.
Wie jedes Kind weiß, kann so eine popelige 7.62×39mm Patrone
samt nötiger NC-Pulver-Chemie in jeder Garage hergestellt werden kann =).
Und auch ein Panzer ist im Prinzip nur ein Bagger mit Stahlplatten.
Und Stahl kann man bekanntlich auch recht einfach aus Eisenerz auf dem Hinterhof gewinnen.
Also würde hier ein Waffenlieferungsverbot doch wirklich nichts bringen
und die Konflikte würden sich trotzdem jahrzehntelang hinziehen,
da die Beteiligten nicht früher oder später auf Pfeil&Bogen/Vorderlader
umsteigen müssten :rolleyes:

Zudem brauchen weder die Beteiligten noch ihre Familien in dieser Zeit Essen,
sauberes Trinkwasser, Transportmittel, Treibstoff, Kleidung oder Medikamente.
Bzw. es ist easy zu beschaffen in einem kriegszerrüttelten Land, in dem Deserteure,
Marodeure und einfach nur gut bewaffnete Banden
rumschwirrren - auch hier helfen wir ja gern zum Selbstkostenpreis =).

Es ist ja auch nicht so, dass die unbeteiligten Nachbarländer in irgendwelcher Art
und Weise betroffen wären - diese können ganz davon unbeinträchtigt z.B Lebensmittel
von uns einkaufen ganz umsonst bekommen, statt aus dem Nachbarland.
Da profitieren weitaus mehr Bürger davon.
Und überhaupt - die sind doch eher selber schuld - hätten z.B ihre komischen Grenzen
nicht so willkührlich ziehen sollen :rolleyes:

Außerdem kämpfen die ganz bestimmt nicht wegen Ressourcen - wer wäre denn
auch so blöd, sein Leben für Bodenschätze oder paar zusätzliche Hektar Land zu lassen?! :confused:
(ja und überhaupt, wie nennt man nochmal Menschen, die mit Waffengewalt anderen Ressourcen abnehmen?)
Für diese unmittelbaren Beteiligten gibt es ganz andere, ideologische Motivation - und die,
die (rein theoretisch, versteht sich) irgendwelche handfesten und "niederen" Interessen an dem Konflikt hätten,
kämpfen garantiert nicht selbst =) )
Es ist ja auch nicht so, dass man mit Geheimdienstoperation die "Kriegsmotivierer" ausschalten
könnte - nene, das Volk selbst will ja kämpfen, also würde es nix bringen. Und überhaupt,
mit Regimewechsel in diesen Ländern hatten USA/Europa noch nie etwas zu tun! :mad:
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SB hat gesagt.:
Wir marschieren nirgendwo ein ... unterstützen wir ... In Zentralafrika weiten wir ... wo wir uns schon seit Jahren an der Friedenssicherung beteiligen
Ach, wie schön, klangvoll und mitbestimmend doch dieses politische "Wir"/"Uns" klingt =)
Warum assoziiere ich das bloß immer mit "Wein, Wasser, Predigt" und
"WIR müssen den Gürtel enger schnallen" Reden von Politikern/Vortandsvorsitzenden :rolleyes:

Wie schön ist doch, dass dieses blöde, angeblich urdemokratische Prinzip der Rechte/Privilegien UND
Verantwortung (z.B konnte nur jemand für eine kriegerische Handlung stimmen, der sich
anschließend auch unmittelbar daran beteiligen musste) schon lange, lange abgeschafft wurde.
Damit können Wir gleichzeitig direkt/indirekt Geld an diesen Konflikten verdienen UND mit einem Bruchteil davon die
"Friedenssicherung" finanzieren =)

Wo kämen wir denn schließlich hin, wenn man/Politiker/Mitarbeiter der Rüstungsindustrie,
sich plötzlich (z.B im Rahmen eines Losverfahren), mit Splitterschutzweste, Sturmgewehr und
Helm, im kalten, grauen Beton eines Security-Checkpoint der "im Kampf gegen den Terror zu unterstützenden
Bündnispartner" wiederfinden könnte?
Ein paar Wochen nachts bei -20 im Scheinwerferlicht rumgammeln, die potentiellen
Terroristenautos rauswinken und in die Dunkelheit zurückstarren könnten ja auf kritische dumme
Gedanken bezüglich der Einsatzzustimmung, Unterstützung und der Mittelwahl bringen.
Dann bräuchte man vielleicht handfestere Argumente oder gar ein Propagandaministerium,
um solche Entscheidungen durchzusetzen - und das wollen WIR ja nicht, oder? =)
 
Und die Tatsache, dass wir helfen "könnten" ändert dabei einiges. Und wenn es so sein muss, dass deutsche Panzer dafür sorgen dass irgendwelche Familien nicht wegen ihres Glaubens oder Herkunft abgeschlachtet werden, so bin ich mir mittlerweile nicht mehr so sicher ob es dann nicht auch richtig ist.

Wenn wir die Zivilisten schützen wollten, dann brauchen wir dafür keine Soldaten im Krisenherd sondern eine koordinierte Evakuierung der Zivilpersonen aus dem Gefahrengebiet und die Aufnahme selbiger in unser Land für die Dauer des Konflikts. DAS wäre dann wirklich Hilfe für die Zivilbevölkerung. Wie diese "Hilfe" aussieht, wenn sie von Soldaten kommt, während man die Zivilisten nicht evakuiert, konnte man eindrucksvoll im Irak erleben, wo die "Helfer" zivile Luftschutzbunker bombardierten u.ä.. Und solche Beispiele finden sich bei jedem Krisenherd, in den sich westliche Länder eingemischt haben.

Nein, tut mir ja ganz herzlich Leid, aber ich kann partout nicht erkennen was unsere Soldaten in den Krisenherden der Welt zu suchen haben, zumindest nicht auf die Weise, wie sie von der NATO eingesetzt werden. Wenn sie Fluchtkorridore für Zivilisten sichern würden... ok. Wenn sie Zivilisten gezielt evakuieren würde... auch ok. Wenn sie zivile Hilfsorganisationen vor Ort schützen, dann bin ich gewiss der Allerletzte, der das ablehnen würde. Aber mit der Anmaßung, dass die sogenannten "westlichen Werte" für jeden das Richtige sind, in ein Land einzufallen und dort irgendeine Konfliktpartei zu unterstützen ist garantiert kein Weg um Hilfe zu leisten. Dieser Weg bringt zwangsläufig mehr Leid über die Zivilbevölkerung. Soviel sollten wir aus den letzten Jahrzehnten eigentlich gelernt haben. Hinzu kommt, dass dieser Weg bisher prinzipiell die Privatisierung der Ressourcen des Landes beinhaltet hat, was ganz gewiss nicht im Sinne des dort lebenden Volkes sein kann. Sowas nenne ich nicht "Hilfe leisten" sondern schlicht und einfach "Erpressung" und "Raub". Ist es legitim dies zu tun, weil "wir es können"?
 
Ich hätte nicht gedacht das dieses Thema eine solche Beachtung erfährt, aber wie sagt der Volksmund? Unverhofft kommt oft!

Nachdem ich den Thread interessiert verfolgt habe, möchte ich auch den einen oder anderen eigenen Gedanken zum Thema loswerden.

Ein wesentlicher Aspekt dieses Threads ist ja die Frage ob wir (sprich Deutschland, obwohl man das genauso gut auf den sogenannten "Westen" beziehen könnte) uns überhaupt in internationale Konflikte einmischen sollten. Die Antwort auf diese Frage ist meiner Meinung nach kompliziert - es gibt da kein einfaches Ja oder Nein.
Einerseits ist es nicht von der Hand zu weisen, dass solche Einmischungen häufig der Arroganz entspringen. Zum Beispiel der Vorstellung den Konfliktparteien moralisch oder kulturell überlegen zu sein. Diese Motivation für eine Einmischung ist meiner Meinung nach besonders bedenklich, auch wenn ausgerechnet sie leider häufig anzutreffen ist. Ein Beispiel für eine solche arrogante Einmischung ist imho der letzte Golfkrieg (also die US Invasion des Irak). Unabhängig davon ob es den USA jetzt um Öl oder um die Befreiung der Welt von Saddam Hussein ging - geführt wurde der Krieg in der festen Überzeugung man könne den Irak im Handstreich einnehmen, eine Demokratie nach westlichen Vorbild etablieren und gleichzeitig eine willfährige Regierung zu installieren, die für die wirtschaftlichen Interessen der "Befreier" überaus aufgeschlossen ist. Wie erfolgreich diese Strategie war, kann man leicht an der Zahl von Menschen ablesen, die im Irak jedes Jahr einen gewaltsamen Tod sterben. Der Diktator Hussein hatte mit eiserner (und blutiger) Faust für Ruhe in einer Region gesorgt, in der Religionen (vor allem Schiiten & Sunniten, aber auch Alewiten & Christen) aber auch Ethnien (Perser, Araber & Kurden) und Stämme seit jeher miteinander konkurrieren.
Von daher könnte man schon meinen, dass eine Einmischung in fremde Konflikte abzulehnen ist, aber Chromatin hat hier einen denkwürdigen Satz gebracht:
Chromatin hat gesagt.:
Das Recht ergibt sich erstmal aus der Umstand, dass wir helfen KÖNNEN, was schon fast in Pflicht übergeht.
Dem kann ich nur zustimmen! Wie nennt man es wenn jemand Zeuge einer körperlichen Auseinandersetzung wird, aber untätig zusieht wie einer der Kombattanten krankenhausreif geschlagen wird? Ach ja: Unterlassene Hilfeleistung!
Das sagt unser Strafgesetzbuch zu diesem Thema:
Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
In Deutschland gibt es also, unabhängig von der moralischen Pflicht, auch eine strafrechtliche Verpflichtung Menschen in Not zur Hilfe zu eilen... Warum sollte diese Pflicht nur für Bürger, aber nicht für Staaten gelten?
Von daher kann man schon argumentieren, dass rechtschaffene Staaten die Pflicht haben auch die Bürger anderer Staaten zu beschützen, wenn diese Opfer von Willkür und Gewalt werden.

Doch da es in diesem Thread primär um Deutschland geht, gibt es noch einen Aspekt der kaum angesprochen wurde (sieht man von CDWs ironischen Beitrag ab): Wenn Deutschland sich auch militärisch mehr engagieren soll, dann muss man die Bundeswehr auch besser ausrüsten!
Ich bin nicht gerade ein Militär-Experte, doch ich denke es ist kein großes Geheimnis das die Bundeswehr notorisch knapp bei Kasse ist, über oft veraltete Ausrüstung verfügt und ganz bestimmt nicht über die Ausrüstung um in extremen Gebieten wie Wüsten Krieg zu führen. Wer also deutsche Soldaten in globale Konflifkt-Herde schicken will, der soll zunächst dafür sorgen das diese Soldaten auch bestmöglich ausgebildet & ausgerüstet werden - ansonsten schickt er nur Lämmer zur Schlachtbank...X(

Als Fazit würde ich sagen das bitmuncher Recht hat: Wir dürfen uns nicht der Arroganz hingeben und glauben das wir uns überall einmischen und unser Weltbild durchsetzen dürfen.
Aber ich finde auch Chromatin hat recht: Keinesfalls dürfen wir Verbrechen und Völkermord tatenlos zusehen!
Wie auf eine Krise reagiert wird, muss wohl (um mich einer politischen Floskel zu bedienen) im Einzelfall bewertet werden. Manche Konflikte sollte man ignorieren, manche erfordern Diplomaten, manche Sanktionen und ja, manche auch Soldaten. Aber wenn man Soldaten losschickt sollte man die armen Teufel nicht mit unklaren Aufgaben und veralteter Ausrüstung ins Feuer werfen, sondern sie bestmöglich vorbereiten, ausrüsten und unterstützen...
 
Also ich sehe momentan auch keinen Sinn in der Beteiligung an Militäreinsätzen.
Deutschland sollte allerdings durchaus deutlicher seine Meinung äußern und nicht
immer sich um eine klare Position rumdrücken.
Seinen Einfluss sollte es nutzen um eine Reform der UNO zu bewegen, welche dem
jetzigen zahnlosen Tiger ein Gebiss verpasst. Dies bedeutet meiner Meinung nach
die Vetomächte zu entmachten und dem Strafgerichtshof deutlich mehr Macht
zu geben Menschenrechtsverletzungen zu verfolgen. Dies nicht nur in der Jurislative
sondern auch in der Exekutive.
Zur Durchsetzung kann man dann durchaus polizeiliche und militärische
Spezialeinheiten bereitstellen die der UNO unterstellt sind und dann auch
menschenrechtverletzende Regierungen, Terroristen, Kriegsverbrecher und nicht zuletzt
Konzerne über Landesgrenzen verfolgen dürfen und zur Verantwortung ziehen.

Aber dies ist nur eine Spinnerei, da bereits die UNO auch nur annähernd demokratisch
umzubauen zum Scheitern verurteilt ist.
Es bleibt also auch weiterhin nur die Option ein paar Beobachter zu entsenden
die eine zeitlang Leichen zählen und ab und zu ein paar Schutztruppen, welche
ein paar "Böse" abschiessen,
wenn sie nicht schnell genug im Nachbarland untertauchen.

Gruss
 
Irgendwie ist mir unklar aus welchen Grund sich Deutschland nicht aus den Krisen anderer Länder raushalten darf.

Das kann ich dir erklären,weil die Weltpolizei erstens keine lust hat die kosten alleine zu tragen,und zweitens ,weil die Weltpolizei keine lust hat alle schläfer in ihrem land erwachen zu lasen ,Deutschland ist eine wirtschaftsmacht und wenn man sich aus kriegen raushält sparrt mann kosten und weil alle "made in Germany"wollen ,heißt es für deutschland,wenn die weltpolizei alles zerstört hat...kann deutschland alles wieder aufzubauen..........das sieht der rest der welt natürlich nicht so gerne........das ist der grund.
 
Tatsächlich sieht es allerding anders aus, wenn es darum geht einen Krieg (bzw. "Rettungsmission") zu beginnen finden sich schnell ein paar, weil das ist der prestige-trächtige Teil. Das Land danach allerdings wieder aufzubauen, da halten sich die meisten dann raus.
Sowjetische Intervention in Afghanistan

mfg benediktibk
 
prestige ist nur ein wort.....wie weltmacht auch nur ein wort ist.
Das verstehe ich jetzt nicht ,überall auf der welt sind deutsche produkte nr1
und wenn deutschland dann die zerbombten länder wieder aufbaut mit strassen,schulen,krankenhäuser,wasserwerke usw.....dann ist das für deutschland bestimmt kein minusgeschäft.

Große flugzeugträger sind sehr imposant und prestigeträchtig ,aber auch teuer.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man vergleiche in Deutschland (2013):
Rüstungsausgaben: 31,4 Mrd. Euro (Verteidigungsetat)
Entwicklungshilfe: 6,5 Millionen Euro (Haushalt für 2013 - Deutschland kürzt Entwicklungshilfe - Politik - Süddeutsche.de)

Es sind 6,3 Milliarden laut BMZ - Haushalt. Das sind ca. 2% aller Ausgaben des deutschen Staates. Im Durchschnitt spendet dagegen jeder Steuerpflichtige nur zwischen 100€ und 140€ und damit ca. 0,3% des durchschnittlichen Gesamteinkommens aller Steuerpflichtigen (siehe z.B. https://www.destatis.de/DE/Publikationen/STATmagazin/FinanzenSteuern/2008_02/2008_2Spenden.html). Ergo sollte man sich vielleicht erstmal an die eigene Nase fassen ;)
 
Danke für die Korrektur, ich war selber ein wenig geschockt von den Verhältnissen. Kann man den heute nicht mal mehr einer renommierten Zeitung vertrauen? :rolleyes:

mfg benediktibk
 
Offtopic:

Kann man den heute nicht mal mehr einer renommierten Zeitung vertrauen? :rolleyes:

Die Online-"Ausgaben" aller Zeitungen unterscheiden sich inzwischen massiv in Hinblick auf die Qualität von den Print-Ausgaben. Ich habe mir in letzter Zeit aufgrund von häufigen Zugreisen öfters mal Tages- und Wochenzeitungen gekauft und der Unterschied ist wie Tag und Nacht. Eventuell wäre das Thema "Welche Nachrichtenquellen sollte man lesen" mal ein TdW wert ;)
 
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