[TdW 98] Social Media - Bereicherung oder Spielwiese für Intriganten?

Diesmal beschäftigt sich das TdW mit dem weiten Feld der Social Media, deren Nutzen und deren Missbrauchspotential. Der Nutzen von Social Media liegt ja auf der Hand: Foren, Blogs, Twitter, Soziale Netzwerke, YouTube & Co erlauben es jedermann (zumindest jedermann mit Zugang zum Internet), ein breites Publikum zu erreichen und die neusten Nachrichten oder die eigenen Ansichten zu verbreiten oder auch Erfahrungen & Fachwissen mit anderen zu teilen. Auf diese Art sind viele tolle Entwicklungen möglich geworden, wie z. B. das Habo, wo jeder Mensch (ok zumindest jeder deutschsprachige mit Internetzugang) mit technischen Problemen Hilfe finden kann. Foren bieten auch Platz für interessante und oftmals überraschend tiefschürfende Diskussionen. Eine andere, imho ganz bemerkswerte Entwicklung, ist z. B. die Wikipedia, wo Menschen aus aller Welt ihr Wissen zusammentragen und so ein gigantisches, stetig wachsendes Nachschlagewerk erschaffen haben.
Aber es gibt natürlich auch Schattenseiten, denn jedes Werkzeug kann auch missbraucht werden (ein Hammer taugt eben nicht nur zum Nägel in die Wand schlagen, sondern auch zum Köpfe einschlagen). In Foren treiben z. B. Trolle ihr Unwesen, die anderen Nutzern den letzten Nerv und Moderatoren kostbare Zeit rauben. In der Wikipedia lassen sich auch gezielt Ungenauigkeiten und Fehler platzieren und ein Medium das es mir ermöglicht meine Meinung zu verbreiten, ermöglicht es mir auch Beleidigungen und Lügen zu verbreiten.
Neben den vielen tollen Entwicklungen durch Social Media, entstanden daher auch Phänomene wie Flamewars oder Shitstorms. So schrecklich die Folgen solcher Entwicklungen im Einzelfall auch sein können, so sind es in der Regel doch spontane Phänomene, die sich aus einer bestimmten Situation heraus ergeben und nur von wenigen Beteiligten immer weiter eskaliert werden.

Es gibt aber auch professionell geführte Kampagnen mit einem klaren Ziel - z. B. der Demontage eines politischen Gegners. Schon vor Jahren konnte man z. B. aus den USA von dem Phänomen erfahren, dass während eines Wahlkampfs die Wikipedia-Artikel von Kandidaten mehrmals am Tag umgeschrieben wurden. Mal wurden zur Unterstützung überwängliche Lobeshymnen über den eigenen Kandidaten in den Artikel geschrieben, mal wurden beim Gegner wüste Anschuldigungen und haltlose Verdächtigungen platziert.
In der Türkei erleben wir gerade die nächste Stufe: Dort tauchten auf YouTube Mitschnitte von Telefongesprächen des Ministerpräsidenten Erdoğan auf (zumindest die Echtheit eines dieser Mitschnitte hat er zwischenzeitig eingeräumt), die den Ministerpräsidenten mitten im Wahlkampf ziemlich schlecht aussehen lassen. Wer aber die Möglichkeit hat Telefonate des Regierungschefs eines Staates mitzuschneiden, der ist weder ein gewöhnlicher Troll oder ein politischer Aktivist, sondern vermutlich jemand mit besten Kontakten zu Polizei und / oder Geheimdiensten. Die türkische Regierung hat auch bereits reagiert: Twitter wird seit kurzem blockiert (offiziell aufgrund von Beschwerden über Verleumdungen & Beleidigungen die via Twitter verbreitet wurden, inoffiziell dürfte auch die Rolle Twitters bei den Gezi-Protesten eine Rolle spielen). Auch YouTube rechnet mit Konsequenzen, nachdem sie gerade den Antrag der türkischen Regierung unliebsame Clips zu löschen abgelehnt haben.
Vor diesem Hintergrund stellt das TdW diesmal die Frage: Social Media - eine wertvolle Bereicherung für die Gesellschaft oder nur eine Spielwiese für Querulanten und Intriganten?

Mehr zum Thema:
https://de.wikipedia.org/wiki/Social_Media
Türkei verschärft Twitter-Blockade | heise online
YouTube stellt sich gegen türkische Behörden | heise online
"My Revolution - Video Diary from Kiev": Regisseur Lamby im Interview - SPIEGEL ONLINE
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie kann sich diese Frage überhaupt stellen?

die "nachteile" der social media sind nichts weiter als die schon immer existenten (zu einem teil negative) menschlichen neigungen. die sind mal mehr mal weniger ausgeprägt und warum menschen sich (unmoralisch) egoistisch, sadistisch oder psychopatisch verhalten steht denke ich nicht zur debatte.
social media erlaubt es allerdings oftmals diese neigungen auszuleben - sei es durch pseudonyme, andere anonymitätsverfahren oder weiteren aspekten der social media. das empfinden wir dann als "nachteil"
selbstverständlich ließe sich daher ein signifikanter teil "schlechtem" vermeiden wenn wir social media nicht hätten - z.B. online-bullying

wie immer muss man hier aber alles in relation betrachten - und die vorteile der social media sind gewaltig. das fängt bei wirtschaftlichen aspekten an, geht über kommunikationsfunktionalität bis hin zu kulturellen entwicklungen.

gerade der angesprochene arabische frühling wäre ohne social media (insbesondere twitter) wohl kaum in dieser form möglich gewesen. das internet ist aufgrund seiner inherenten dezantralisierten form weitgehend immun gegen zensur und inhaltlicher manipulation. dass die türkei versucht twitter "abzuschalten" zeigt doch nur auf wie viel macht social media besitzt und wie wenig sich dagegen ausrichten lässt.

sicher hat diese macht das potential negativ genutzt zu werden - allerdings ist dies historisch noch niemandem in wirklich signifikantem maße gelungen. zwischendurch tauchen irgendwelche gerüchte auf und leute packen ihre iphones in mikrowellen oder ähnliches. abgesehen davon sind die meisten dinge einzelschicksale - und auch wenn diese katastrophal ausfallen können (totaler rufmord, mobbing bis zum selbstmord, etc.) so darf man trotzdem nicht außer acht lassen dass dies in der regel wirklich einzelschicksale sind und meist zahlreiche andere komorbide faktoren eine signifikante rolle spielen.

die unglaubliche menge an vorteilen (die ich nun wirklich nicht aufzuzählen brauche) ist dagegen überwältigend und stellt sich auf allen(!) gesellschaftlichen ebenen dar (egal wie man diese ziehen mag)

kurzum - social media ist ein klassischer fall von einem gesellschaftlich vorteilhaften trade-off
 
Social Media ist in erster Linie eine verpasste Chance. Anstatt sie zu nutzen um Wissen, Informationen und auch subjektive Sichtweise global auszutauschen, igeln sich die Leute unter Gleichgesinnten ein und überlassen den primären Informationsfluss der Wirtschaft und der Politik. So wurde das daraus, was wir heutzutage unter „Social Media“ verstehen: Ein manipulatives Instrument der Wirtschaft und damit auch der Politik.

Dennoch glaube ich nicht, dass ein Schwarz-Weiss-Schema (Bereicherung oder Manipulation) dem gerecht wird, was wir als „Social Media“ bezeichnen. Schon IRC und BBoards wurden genutzt um Meinungen zu verbreiten oder zu manifestieren. Das liegt in der Natur der Sache, wenn sich Menschen begegnen und da spielt es keine Rolle ob dies virtuell oder in der Realität geschieht. Das Web ist ein Abbild unserer Gesellschaft und da macht Social Media keine Ausnahme. Will man Demonstrationen verhindern, muss man die Verbreitung der Informationen zu diesen Demos unterbinden. Früher hat man dazu Flyer-Druckereien mittels Polizei blockiert (Hausdurchsuchungen, Festnahmen etc.), heutzutage blockiert man halt Twitter, wo die virtuellen Flyer verbreitet werden.

Und dass Wissenssammlungen, egal von wem sie erstellt werden, immer nur eine subjektive Sichtweise des Autors darstellen können, sollte eigentlich auch jedem logisch denkenden Mensch bewusst sein. Da macht auch Wikipedia keine Ausnahme, nur dass dort mehrere Autoren miteinander diskutieren welche Sichtweise nun die richtige ist.

Wenn man also fragt „Ist Social Medie Fluch oder Segen für die Gesellschaft?“ sollte man sich auch gleich die Frage stellen: "Ist Kommunikation Fluch oder Segen für die Gesellschaft?“ Denn was anderes als Kommunikation findet in sozialen Netzwerken auch nicht statt.
 
Social Media ist in erster Linie eine verpasste Chance. Anstatt sie zu nutzen um Wissen, Informationen und auch subjektive Sichtweise global auszutauschen, igeln sich die Leute unter Gleichgesinnten ein und überlassen den primären Informationsfluss der Wirtschaft und der Politik. So wurde das daraus, was wir heutzutage unter „Social Media“ verstehen: Ein manipulatives Instrument der Wirtschaft und damit auch der Politik.

für dich ist das glas wohl immer halb leer?
meiner meinung nach hat social media genau das erfüllt was du dir doch erwünscht?

informationsfluss läuft zu einem erheblichen maße über social networks ab - kaum jemand kriegt irgendetwas zuerst(!) über klassische informationswege mit, sondern viel schneller dadurch dass irgendjemand mit dem man auf facebook befreundet ist oder dem man auf twitter folgt davon berichtet

was diskussionen und tiefgreifende berichterstattung angeht, so finde ich wird social media auch schlechter bewertet als ihr gebührt. das ist so als würde man ein zeitschriftenregal im gesamten beurteilen. niemand wird aus der bravo oder irgendwelchen klatschblättern viel nützliches über bestimmte politische oder wirtschaftliche dinge erfahren - aber dafür gibt's halt gesonderte zeitschriften oder andere journalistische medien. und ebenso verhält es sich auch in der sphäre der social media. wer suchet, der findet - denn es gibt eine gewaltige fülle an kompetenter berichterstattung durch blogger und podcaster.

anders als bei klassischen medien hat social media aber den gewaltigen vorteil interaktiv funktionieren zu können und erlaubt es jedem daran mitzuwirken.

zum thema globaler wissensaustausch:
ich weiß nicht was du dir so auf youtube anschaust, aber die menge an wissen die darüber beziehbar ist ist wohl kaum unter den teppich zu kehren. das reicht von spezifischen how-to anleitungen bis hin zu regelmäßigen podcasts über komplexe sachverhalte.

und völlig außerdem:
ich finde deine einschätzung ist viel zu voreilig - social media macht immer noch ihre baby-schritte. von einer "verpassten chance" zu reden ist wohl kaum legitim. solche gesellschaftlichen prozesse brauchen nunmal ihre zeit und ich denke zu sagen die diesbezügliche entwicklung geht alles andere als langsam voran ist nicht bestreitbar
 
Ein Glas ist immer ganz voll, sofern es sich nicht im Vakuum befindet. Physikalische Gesetze gelten leider auch für mich.

Eine verpasste Chance ist es deswegen, weil die Entwicklung in die falsche Richtung geht. Alle grossen sozialen Netzwerke werden aus kommerziellen Interessen heraus entwickelt. Es steht also nicht der Nutzen für den User im Vordergrund sondern der Nutzen für den Gewinn des Unternehmens. Ausserdem haben Unternehmen feste Standorte, deren Gesetzgebungen sie unterliegen und wovon die Politik immer zu profitieren versucht. Das wäre bei einer echten Dezentralisierung nicht so einfach möglich.

Man kann aber von einigen wenigen Howto-Autoren auch nicht auf die breite Masse der Nutzer schliessen. Der durchschnittliche User will im Web nicht informiert sondern unterhalten werden. Schaut man sich die grossen sozialen Medien an, muss man nur schauen was am meisten Geld für diese einbringt. So haben z.B. Social Media Games schon 2011 mehr als 3 Milliarden Euro allein durch den Verkauf virtueller Güter eingespielt. Welche Werbung wird am ehesten geklickt? Werbung bei der es um Konsum oder Unterhaltung geht. Welche Beiträge bekommen die meisten Likes/+1/Favs/whatever? Beiträge mit knuddligen Katzen und dummen Sprüchen.
Jene User, die die Welt informieren wollen, fallen aber allzu leicht Taktiken wie Counter Resets und Verleumdung zum Opfer. Soziale Medien sind einfach ein optimaler Angriffspunkt um grosse Massen zu manipulieren. Und dabei spielt die Politik ganz vorn mit. Oder etwa Gruppen wie die "Joint Threat Research Intelligence Group" vom GCHQ vergessen? Aber hey... sowas machen doch nicht die deutschen Behörden. Das sind doch die Briten!

Ich bestreite keineswegs den Mehrwert, den soziale Medien bieten, aber ich sehe dennoch, dass er von den meisten nicht genutzt wird und dass die Entwicklung gerade der sozialen Netzwerke eher den User zum Konsumenten degradiert anstatt ihn zum kommunizierenden Wesen zu erheben. Ausserdem sind sie anfällig für Manipulation, worin ich durchaus eine Gefahr sehe, da ich eben sehe, was Geheimdienste, also Dienste, die im Auftrag von Regierungen handeln, auf der ganzen Welt mit den Daten der sozialen Netzwerke anfangen. Und das verheisst für die Zukunft wenig gutes.
 
selbstverständlich sind wirtschaftliche interessen eine priorität. aber der jungel aus internet werbebannern und facebook spielchen ist nunmal in unserer welt notwendig um die effizienz des freien marktes ausnutzen zu können

an sich ist das doch nichts schlechtes und hebelt dein argument dass der nutzen der social media für den nutzer nur zweitrangig ist zumindest auf theoretischer ebene aus - wenn social network 1 etwas nicht kann was user wollen, dann gehen sie eben zu social network 2.
dass freie marktwirtschaft in der praxis leider nur alzu selten so funktioniert ist natürlich selbstverständlich und ein legitimer kritikpunkt - allerdings hat es wiederum auch gründe warum niemand mehr myspace nutzt und sich die werbung auf tumblr auf ein minimum beschränkt

was unterhaltung vs. erkenntnisgewinn angeht:
ich behaupt mal einfach dass dies kein problem der social media ist, sondern der gesellschaftlichen entwicklung insgesamt (sofern es überhaupt ein problem ist). dass sich die bild deutlich besser verkauft als die zeit war schon immer so und auch im fernsehen schalten deutlich mehr leute pro7 als den discovery channel ein.
nichts desto trotz, es gibt die zeit und den discovery channel halt immer noch und ich bezweifle dass inhalte dieser art aus klassischen medien jemals verschwinden werden (solange die medien vorteilbehaftet sind)

ich halte gerne dagegen, dass youtube channels es vermehrt schaffen sowohl unterhaltung als auch erkenntnisgewinn unter einen hut zu kriegen und damit großen erfolg einfahren (siehe vsauce, numberphile, crashcourse, pbs idea channel, ...)

dass lustige katzenvideos nunmal viel mehr leute anlocken als ted talks ist daher zwahr wahr, aber nicht notwendigerweise so schlecht wie du es darstellst. unterhaltung diente schon immer dem geistigen wohl als eine art gegenpol zum alltäglichen probleme jonglieren, das war damals bei den römern im kolloseum auch nicht anders. natürlich haben es die medien geschafft einen großen teil der menschen zu konsum junkies umzuwandeln, aus wirtschaftlichen interessen eben, aber hier kann man einfach die pragmatische sicht darlegen, dass medienkompetenz (also das bewusst sein dieser vorgänge und der umgang mit dem ganzen medien-zirkus) nunmal etwas ist, dass im 21ten jahrhundert für den modernen menschen dazugekommen ist. genauso wie wir unsere kinder erziehen/sozialisieren mit sozialen strukturen klarzukommen, werden diese nun auch entsprechende medienkompetenz zu erwerben haben.
natürlich ist alleine die tatsache dass dies notwendig ist ein negativer punkt - aber ich verweise abermals auf eine relative sicht im rahmen eines gesellschaftlich vorteilhaften trade-off's.
außerdem halte ich die notwendige lektion, dass man alles was man so in den (sozialen) medien liest oder hört erstmal kritisch hinterfragen sollte bevor man es glaubt, nicht umbedingt für etwas schlechtes - ebenso wie das verständniss um wirtschaftliche und psychologische motivatoren.

das social media menschenmassen manipulieren ist nun auch nichts, was es nicht vorher gegeben hat - ich wage allerdings zu behaupten dass es der politik, lobby verbänden etc. schwerer fällt social media in einem starken maße zu leiten, als klassische medien. ein paar "nebeneinkünfte" hier und da können die berichterstattung von zeitungen und fernsehen viel wirkungsvoller verändern als beispielsweise twitter (siehe türkei aktuell). natürlich gibt es gegenbeispiele und manipulative marketingstrategien über facebook oder konstruierte memes sind als neue möglichkeiten dazugekommen - aber auch das ist nichts wirklich neues, sondern altbekanntes im neuen gewand (spätestens seit malboro "lebensgefühl" über cowboy werbung zu vermarkten begann).
jetzt daherzugehen und der social media anzukreiden dass sie diese, alle medien betreffenden, probleme nicht aus der welt schafft ist schlichtweg unrealistisch
 
Eine verpasste Chance ist es deswegen, weil die Entwicklung in die falsche Richtung geht. Alle grossen sozialen Netzwerke werden aus kommerziellen Interessen heraus entwickelt. Es steht also nicht der Nutzen für den User im Vordergrund sondern der Nutzen für den Gewinn des Unternehmens. Ausserdem haben Unternehmen feste Standorte, deren Gesetzgebungen sie unterliegen und wovon die Politik immer zu profitieren versucht. Das wäre bei einer echten Dezentralisierung nicht so einfach möglich.

Ich frage mich, warum dieses "social media" (alleine das Wort ist schon zum kotzen) anderen Gesetzmäßigkeiten unterliegen soll als jedes andere reale Phänomen wo Menschen zusammenkommen und diese Zusammenkunft von irgendwem organisiert wird. Die üblichen Mainstreamer wie FB, Twitter, Google+ und was sonst noch, bedienen doch nur an dem Bedürfnis des Menschen, zu kommunizieren. In der realen Welt ist das der GRUND warum ich z.B. Singlepartys veranstalte. Da verdiene ich am Eintritt und an Getränken. Offline wird das, was ausgetauscht wird, nämlich Informationen, völlig ignoriert. Online gibt es keine Eintrittskarten und keinen Umsatz durch Verzehr von Cocktails. Aber man hat Zugriff auf die Information, die transportiert wird und das ist eben die Ware um die es sich dreht.

Ich glaube nicht an verpasste Chancen und an ein "scheitern", denn da es riesige Netzwerke gibt, die funktionieren, kann ich kein Scheitern sehen.

Dass sich durch "social media" irgendwas anderes als Absatzmärkte ändern sollte, halte ich für (gelinde gesagt) naiv. Der Mensch hat sich nicht geändert. Es hat sich höchstens sein Verhalten Partiell geändert -> siehe den Troll.

Ansponsten - same old shit. Der Idiot vor dem Fernseher ist heute der Idiot vor dem PC.
 
@Orniflyer: Ich kreide es den Social Media nicht an, ich stelle es lediglich fest. Und ich stelle fest, dass Menschen, sofern sie denn ausreichend Bildung hätten, diese Möglichkeiten wesentlich effizienter nutzen könnten.

@Chromatin: Schau dir an warum die meisten Netzwerke wie FB, G+, Twitter usw. funktionieren. Das tun sie bestimmt nicht, weil dort User miteinander kommunizieren sondern weil sie die Möglichkeit bieten so gezielt Werbung zu platzieren wie es in der Geschichte der Menschen noch nie möglich war. Nebenher bieten sie Möglichkeiten, von denen die Stasi in der DDR nur träumen konnte. Und wie nun bereits ausreichend gezeigt wurde, machen die demokratischen Regierungen der westlichen Welt davon fleissig Gebrauch. Das sind Dimensionen, die es in der Gesellschaft also bisher nie so gab.

Ihr könnt jedenfalls Social Media noch so sehr loben. Für mich bleiben sie eine verpasste Chance, und zwar im Sinne der gesellschaftlichen Entwicklung. Anstatt z.B. dem User interessante Artikel im Web vorzuschlagen, die zu seinen Interessengebieten passen, wird er immer nur Produkte präsentiert bekommen. Der User bekommt auch keine Freundesvorschläge auf Basis seiner Interessen sondern auf Basis seiner bisherigen Freunde. Eine Erweiterung des Horizonts und eine Verknüpfung von Know-How findet also nicht statt obwohl die Möglichkeit dazu bestünde. All diese Möglichkeiten werden vor allem deswegen nicht ausgeschöpft, weil sie kein Geld einbringen.

Es muss ja nicht immer alles beim Alten bleiben. Man könnte ja durchaus auch mal neue Möglichkeiten in Betracht ziehen, die dem User und ggf. sogar der Gesellschaft als Ganzes zugute kommen.

Btw: Wer sich an die Anfangszeiten des Internets mit BBS, IRC usw. erinnert und das mal mit Facebook & Co vergleicht, der wird feststellen, dass nicht wirklich viel neues hinzu gekommen ist, ausser dass zum damals bereits üblichen Spam nun auch noch Werbung, die vom Anbieter platziert wird, hinzu gekommen ist. Und man hat den Kram in ein Webinterface gegossen. Allerdings war damals die Entwicklung solcher Social Tools auf Wissens- und Erfahrungsaustausch gerichtet, während sie heutzutage auf Produktplatzierung ausgerichtet ist. Damals wurden sie halt von Unis entwickelt, heutzutage von Konzernen. Und darin sehe ich in erster Linie die verpasste Chance.
 
@Chromatin: Schau dir an warum die meisten Netzwerke wie FB, G+, Twitter usw. funktionieren. Das tun sie bestimmt nicht, weil dort User miteinander kommunizieren sondern weil sie die Möglichkeit bieten so gezielt Werbung zu platzieren wie es in der Geschichte der Menschen noch nie möglich war. Nebenher bieten sie Möglichkeiten, von denen die Stasi in der DDR nur träumen konnte. Und wie nun bereits ausreichend gezeigt wurde, machen die demokratischen Regierungen der westlichen Welt davon fleissig Gebrauch. Das sind Dimensionen, die es in der Gesellschaft also bisher nie so gab.

Das lässt sich relativ leicht widerlegen. Twitter, Facebook und youtube um mal nur die größten zu nennen, wurde eine sehr lange Zeit ohne massive Werbung betrieben. Alle Projekte wurden zuerst wie auch immer finanziert und eine Monetarisierung über Dienstleistungen/APIs erfolgte später.
Für den Zweck, den es für den Nutzer hat - funktioniert es definitiv. Er kann chatten/Posten und jede Menge spiele daddeln. Genau das will der Nutzer und genau das kriegt er.

Ihr könnt jedenfalls Social Media noch so sehr loben. Für mich bleiben sie eine verpasste Chance, und zwar im Sinne der gesellschaftlichen Entwicklung.
Ich lobe es zumindest nicht, ich beschreibe es lediglich.
Aber der zweite Satz ist interessant und ich frage mich, welche gesellschaftliche Entwicklung Du meinst?


Anstatt z.B. dem User interessante Artikel im Web vorzuschlagen, die zu seinen Interessengebieten passen, wird er immer nur Produkte präsentiert bekommen.
Ja. Es hat sich eben nichts geändert. Vorher bekam der Idiot Werbung im TV - heute bekommt er sie in seinen sozialen Netzwerken. Das MEdium ist ein anderes - der Idiot ist derselbe.
Was denkst du denn, wie viele Leute wollen denn "interessante Artikel" lesen?
Die allerwenigsten und deswegen finden sich auch in die interessanten TV Sendungen nicht auf den privaten Sendern, die sich selbst finanzieren müssen, sondern da laeuft das, was sich gut verkaufen laesst: Billig produzierter Schwachsinn - am besten im Serienformat.

Es muss ja nicht immer alles beim Alten bleiben. Man könnte ja durchaus auch mal neue Möglichkeiten in Betracht ziehen, die dem User und ggf. sogar der Gesellschaft als Ganzes zugute kommen.
Das unterschreibe ich sofort. Aber ich glaube nicht, dass das Internet hier helfen wird denn es bedient den schnellen und primitiven Impuls sehr viel besser als die vorigen halb-interaktiven Medien. Das Netz ist ein besserer Multiplikator für Schwachsinn als für Vernunft.
 
Aber ich glaube nicht, dass das Internet hier helfen wird denn es bedient den schnellen und primitiven Impuls sehr viel besser als die vorigen halb-interaktiven Medien. Das Netz ist ein besserer Multiplikator für Schwachsinn als für Vernunft.

Es ist ein "Multiplikator für Schwachsinn" weil es dazu gemacht wird. Imo müsste das aber nicht sein. Man könnte das Netz durchaus für sinnvolle Zwecke verwenden, wenn es nicht immer nur um finanziellen Profit gehen würde.
 
Es ist ein "Multiplikator für Schwachsinn" weil es dazu gemacht wird. Imo müsste das aber nicht sein. Man könnte das Netz durchaus für sinnvolle Zwecke verwenden, wenn es nicht immer nur um finanziellen Profit gehen würde.
Sehe ich auch so. Aber für diesen Optimismus lese ich womöglich zuviel ;)

Das Netz ist wie alles andere auch, was un- oder mittelbar kommerziell verwertbar ist. Es sind auch nicht DIE, die es zu irgendwas gemacht haben. Es sind immer und immer wieder WIR (mit Ausnahmen).

Das Motto gilt stets: Werdet bessere Menschen und ihr kriegt ne bessere Welt ;)
 
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